Essstörungen

Überwindung von Essstörungen

Die Krankheitsbilder von Essenstörungen charakterisieren sich durch einen ungesunden Umgang mit Essen und eine verzerrte Selbstwahrnehmung. Entweder wird das Essverhalten exzessiv eingeschränkt, oder Betroffenen entgleitet die Kontrolle über ihre Nahrungsaufnahme.

Besonders gefährdet sind Mädchen und junge Frauen, zu den Patienten zählen aber auch Jungen und Männer. Wir klären auf: Arten und Auslöser von Essstörungen. Auswirkungen auf das Leben und mögliche Therapiemaßnahmen. + Tipps zur Überwindung von Essstörungen.

Übersicht:
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    Häufige Fragen:

    Grundsätzlich gibt es drei Hauptarten und unzählige Mischformen von Essstörungen. Die drei Hauptvarianten sind Magersucht, Bulimie und Binge-Eating-Störung. Die treten allerdings so gut wie nie in Reinform aus, sondern weisen meist auch Symptome der anderen beiden Arten auf. 

    Essstörungen beeinflussen einerseits die körperliche Gesundheit von Betroffenen deutlich. Dabei handelt es sich entweder um Mangelerscheinungen oder Probleme aufgrund von starkem Unter-, oder Übergewicht. Dazu kommen Einschränkungen im Sozialleben (Rückzug, soziale Isolation). Gefährlich sind außerdem die psychischen Folgeerscheinungen einer Essstörung (Scham, Unsicherheit, vermindertes Selbstwertgefühl, Depressionen etc.).

    Für die Behandlung einer Essstörung ist eine Kombination aus psychotherapeutischen Maßnahmen und der Zusammenarbeit mit Ernährungstrainer am vielversprechendsten. Das Angebot ist mittlerweile ausgesprochen umfangreich, die Palette reicht von ambulanter über stationäre Therapien bis hin zu speziellen Wohnformen.

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    Bekannte Essstörungen

    Von der Wissenschaft werden heute drei Hauptgruppen von Essstörungen anerkannt:

    In symptomatischer Reinform treten diese fast nie auf, weshalb es zahlreiche weitere Mischvarianten von Essstörungen gibt. 

    Magersucht

    Von Magersucht betroffene Menschen sind stark untergewichtig. Als Richtwert gelten 15 % unter dem jeweiligen Normalgewicht. Charakteristisch ist eine gestörte Körperwahrnehmung. Egal, wie viel sie auch abnehmen, Betroffene haben immer das Gefühl, zu dick zu sein. Deshalb schränken sie die Nahrungsaufnahme extrem ein, betreiben exzessiv Sport, erbrechen gezielt und betreiben Medikamentenmissbrauch (Abführmittel, Appetitzügler etc.).

    Binge Eating

    Betroffene erleiden immer wieder Essanfälle und verlieren dabei völlig die Kontrolle. Diese Anfälle dienen als Kompensationsmechanismus für psychische Probleme und Überforderung. Da im Gegensatz zur Bulimie das Essen nicht wieder erbrochen wird, leiden Betroffene in den meisten Fällen an teilweise starker Adipositas. Zu den dadurch entstehenden körperlichen Problemen gesellen sich depressive Zustände, Scham, Selbstekel und soziale Isolation.

    Bulimie

    Für Außenstehende sind an Bulimie leidende Menschen nur schwer zu erkennen. Sie leiden nicht an Untergewicht und fallen in der Öffentlichkeit auch nicht durch ungewöhnliches Essverhalten auf. Die Essanfälle finden im Geheimen statt. Der dabei erlittene Kontrollverlust führt zu Selbstekel und Scham, das Erbrechen der soeben zu sich genommenen Nahrung bringt zumindest kurzfristig psychische Entlastung, verursacht aber körperliche Schäden und bringt den Selbsthass erst recht wieder zurück.

    Esssucht

    Menschen, die an Esssucht leiden, essen immer wieder viel zu viel. Auch dann, wenn sie eigentlich überhaupt keinen Hunger haben. Die Ursache liegt meist in einer psychischen Unausgeglichenheit, die durch das Essen kompensiert werden soll. Das Gefühl für Sättigung und Hunger ist verloren gegangen, Betroffene können zwischen diesen beiden Empfindungen nicht mehr unterscheiden.

    Orthorexia nervosa

    Auf den ersten Blick klingt es ja gut: Verzehrt werden ausschließlich gesunde Lebensmittel. Irgendwann ist aber der Punkt erreicht, an dem das Verhalten krankhaft wird. Und genau hier schlägt ein vernünftiger Ansatz ins Zwanghafte um. Die Angst, durch ungesunde Ernährung krank zu werden, übernimmt und ist einziger Antrieb der Nahrungsaufnahme. Welche Lebensmittel gesund und welche ungesund sind, definieren die Betroffenen dabei selbst. Ein offiziell anerkanntes Krankheitsbild ist die Orthorexia nervosa aktuell übrigens noch nicht.

    Pica Syndrom

    Betroffene nehmen wiederholt Dinge zu sich, die eigentlich keine Nahrungsmittel sind. Beispielsweise Textilien, Sand, Papier etc. Häufig tritt das Syndrom im Kleinkindalter auf, in manchen Fällen leider aber auch noch Erwachsene an dieser seltenen Form der Essstörung.

    Zuckersucht

    Die Frage, ob die Essstörung „Zuckersucht“ tatsächlich existiert, ist noch nicht geklärt. Allerdings reagiert unser Gehirn auf die Aufnahme von Zucker mit der Ausschüttung von Dopamin. Das Glückshormon wird auch freigesetzt, wenn wir Alkohol und andere Drogen konsumieren. Zucker kann also durchaus süchtig machen. Betroffene naschen oft meist nur noch heimlich und legen ebenso geheime Vorräte an. Sie erleiden immer wieder Essattacken, verlieren die Kontrolle über ihren Zuckerkonsum und werden danach von Schuldgefühlen und Scham geplagt. Meist geht die Zuckersucht mit Übergewicht, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen einher.

    Auslöser von Essstörungen

    Was führt zu Essstörungen?

    Die eine klare Ursache für das Entstehen von Essstörungen gibt es nicht. Es ist immer ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die einzeln gesehen möglicherweise nicht signifikant erscheinen, in Kombination aber fatale Auswirkungen haben können. 

    Ursachen können in folgenden Bereichen gefunden werden:

    Werfen wir einen näheren Blick auf die unterschiedlichen Ursachen und deren Bedeutung bei der Entstehung von Essstörungen.

    Biologie

    Wir beginnen gerade zu verstehen, wie groß die Rolle der Gene in unserer physischen und psychischen Entwicklung ist. Dass sie einen Einfluss auf die Entstehung von Essstörungen haben, liegt nahe. Sie sind dafür verantwortlich, welche Persönlichkeitsmerkmale sich entwickeln, wie gut der Hormonstoffwechsel funktioniert und wie Botenstoffe im Gehirn verarbeitet werden.

    Ein Ausbruch ist NICHT unausweichlich!

    Dass in gewissen Familien eine gewisse genetische Prädisposition für den Ausbruch von Essstörungen vorliegt, ist mittlerweile Status Quo in der wissenschaftlichen Betrachtung. Eine klare Vorhersage über den Ausbruch einer Essstörung ist damit aber noch lange nicht abgegeben. Damit es tatsächlich so weit kommt, müssen viele Faktoren zusammenspielen.

    Hormonelle Veränderungen haben ebenso großen Einfluss auf das Entstehen von Essstörungen. Die treten besonders während der Pubertät auf – womöglich eine Erklärung dafür, warum besonders junge Menschen betroffen sind. 

    Familie

    Kinder, die im familiären Umfeld ein Trauma erleiden, entwickeln eher eine Essstörung als andere Kinder. Massiver Leistungsdruck und ein rigides Regime rund um das Thema Ernährung seitens der Eltern können ebenfalls ihren Teil beitragen. Werden Kinder ständig mit Süßigkeiten belohnt, kann dies auch zu emotionalen Essen im höheren Alter führen. 

    Gesellschaft

    Besonders in der westlichen Welt werden wir tagtäglich mit Schönheitsidealen konfrontiert, die für den überwiegenden Großteil der Bevölkerung schlicht nicht zu erfüllen sind. Wer über einen gefestigten Charakter und ein gesundes Selbstbewusstsein verfügt, kommt damit zurecht. Besonders bei jungen Menschen – die in ihrer persönlichen Entwicklung noch nicht so weit sind – kann dieser soziokulturelle Druck aber den Hang zur Essstörung deutlich verstärken.

    Individuum

    Ein gewisser Hang zum Perfektionismus ist ein klarer Risikofaktor für die Herausbildung einer Essstörung. Hohe Anforderungen an sich selbst und die Angst davor, diese nicht erfüllen zu können – bzw. der Frust, wenn es dann tatsächlich nicht gelingt, können sich deutlich negativ auswirken. Findet der Betroffene keinen gesunden Weg, mit dieser Frustration umzugehen, können sich Essstörungen entwickeln.

    Auswirkungen von Essstörungen

    Wozu können Essstörungen führen?

    Essstörungen gehen immer mit einem hohen Maß an Unzufriedenheit und Scham einher, was sich bis zu Selbsthass steigern kann. Das Thema ist Betroffenen unangenehm, sie kapseln sich deshalb von ihrer Umgebung ab und ziehen sich zurück.

    Essattacken sollen nach Möglichkeit ebenso im Geheimen passieren wie das Übergeben. Je weniger die Umgebung von der Störung mitbekommt, desto besser. Oft werden Essstörungen auch von gravierenden psychischen Problemen wie etwa einer Depression begleitet.

    Die sozialen Einschnitte sind aber längst nicht die einzigen Probleme, welche sich von Essstörungen betroffene Menschen gegenübersehen. Zwar dominieren die zu Beginn, im Laufe der Zeit kommen bei den meisten Essstörungen aber immer mehr körperliche Probleme hinzu. Bleibt eine Behandlung oder ein Behandlungserfolg aus, können die Auswirkungen sogar lebensbedrohlich werden. Besonders gefährlich ist die Magersucht.

    Chronische Unterernährung lässt die Muskeln schwinden, die Knochen werden brüchig, die Haare fallen aus. Bei Frauen kann es zum Ausbleiben der Monatsblutung, bei Männern zu Potenzstörungen kommen. Durch Unterernährung fehlen dem Körper wichtige Stoffe, um sein Immunsystem am Laufen zu halten. Bei den meisten Essstörungen baut dieses merklich ab, die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten nimmt zu. Dauerhaft wiederholtes Erbrechen schädigt zudem die Zähne und die Speiseröhre.

    Dann gibt es noch das andere Extrem: Adipositas. Eine extreme Belastung für den Körper. Herz-Kreislauferkrankungen nehmen zu, die Gelenke werden über die Maße belastet. Dazu kommt ein steigendes Risiko für Diabetes.

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    Essstörungen überwinden

    Wie kann man Essstörungen behandeln?

    Eine Essstörung ist eine ernst zu nehmende Krankheit und sollte entsprechend behandelt werden. Angeboten werden hauptsächlich ambulante oder stationäre Therapien. Welche dieser beiden Arten für Sie am besten geeignet ist, legt Ihr behandelnder Arzt bzw. Therapeut nach einer eingehenden Analyse Ihrer Situation fest. 

    Zunächst ist allerdings wichtig, sich einzugestehen, dass etwas nicht stimmt. Wer das Gefühl hat, eventuell an einer Essstörung zu leiden, aus Scham aber ein persönliches Gespräch vermeiden möchte, der kann auf Angebote zur Telefon- oder Onlineberatung zurückgreifen. Zudem existieren besondere Therapieformen wie beispielsweise betreute Wohngemeinschaften. 

    Aus psychotherapeutischer Sicht bringen die kognitive Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und die therapeutische Familienintervention die größten Erfolgschancen. Ziel aller Ansätze ist es, die der Essstörung zugrunde liegenden Problematiken und identifizieren und an deren Lösung zu arbeiten.

    Ebenso wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit Ernährungsberatern, um wieder ein normales Verhältnis zum Essen aufbauen zu können und die Kontrolle über seine Ernährungsgewohnheiten zurückzubekommen.

    Mittlerweile gibt es viele Datenbanken, in denen Betroffene die für sie passende Betreuung in Ihrer Nähe finden können. Auch Google Maps kann für die Suche von Ernährungsexperten und Therapeuten genutzt werden. Bei einer allgemeinen Arztphobie können wir mit unserem Selbsthilfe Ratgeber dabei helfen, Ängste und Schamgefühle zu überwinden.

    Weitere Informationen zu Essstörungen finden Sie im DEBInet – Deutsches Ernährungsberatungs- und -informationsnetz (www.ernaehrung.de).

    Übersicht:
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      Quellen:

      1. Essstörung – Wikipedia
      2. Pediatric Feeding and Eating Disorders: Current State of Diagnosis and Treatment | doi.org

      Autoren, Überprüfung und Gestaltung:

      Autorin: Julia Dernbach

      Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann

      Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier

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