Angst vor Narkose
Viele Operationen sind mit einer Narkose verbunden. Genau das macht vielen Menschen Angst und führt dazu, dass nötige Eingriffe aufgeschoben werden. Die gesundheitlichen Folgen können gravierend sein und sogar eine Gefahr für das Leben darstellen. Wir klären daher auf, wie eine Narkose funktioniert, wann sie gefährlich sein kann und wie Sie die unbegründete Ängste vor einer Narkose überwinden können.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 7. März 2023
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Bei einer Narkose werden das Bewusstsein sowie das Schmerzempfinden eines Patienten vorübergehend ausgeschaltet. Dafür werden Schlafmittel, Schmerzmittel und teilweise auch Mittel zur Muskelentspannung verabreicht. Ziel ist es, den Patienten ruhig zu stellen, um ungestört und sicher nötige Eingriffe durchführen zu können.
Bei jeder Operation ist ein Anästhesist anwesend. Dieser Narkosearzt hat eine spezielle Ausbildung und ist dafür verantwortlich, den Patienten vor, während und nach einer Operation zu überwachen. Er behält alle lebenswichtigen Körperfunktionen im Blick und kann im Notfall sofort eingreifen.
Die Angst vor einer Narkose kann sich bei jedem Menschen anders äußern. Betroffene klagen oftmals über Unwohlsein, Panik, Herzrasen oder Nervosität. In schlimmen Fällen kann die Angst so groß sein, dass wichtige Operationen aufgeschoben oder ganz abgelehnt werden. Die Angst kann sich sowohl physisch als auch psychisch äußern und auf Dauer zu einer großen Belastung für den Betroffenen werden.
Ist Angst vor einer Narkose normal?
Die Angst vor einer Narkose ist auf der ganzen Welt verbreitet. Laut einer Studie1Fear of going under general anesthesia: A cross-sectional study | doi.org
geben über die Hälfte der Befragten an, Angst vor Komplikationen bei einer Narkose zu haben. Es ist also nicht selten, Angst vor einer Narkose zu haben. Es wird wohl kaum ein Patient völlig entspannt in den Operationssaal gehen. Es ist also völlig menschlich, angespannt zu sein.
Operationen sind für die meisten Menschen nämlich eine Ausnahmesituation, mit der wir uns nicht täglich konfrontiert sehen. Es gibt sogar Menschen, die noch nie operiert wurden und im hohen Alter zum ersten Mal einen Eingriff durchführen lassen müssen.
Für Anästhesisten und das Krankenhauspersonal ist es hingegen Alltag und sie gehen routiniert an die Operationen heran. In Deutschland ist der medizinische Standard sehr hoch, sodass es nur in selten Fällen zu Problemen während einer Narkose kommt. In Operationssälen befinden sich zahlreiche Geräte, die die Narkose und die Körperfunktionen des Patienten überwachen – es kann also schon auf die kleinsten Probleme reagiert werden.
Es gibt verschiedene Arten der Narkose. Dabei wird zwischen einer Vollnarkose und einer Regionalanästhesie unterschieden. Bei einer Regionalanästhesie gibt es verschiedene Formen.
- Periphere Regionalanästhesie
- Intravenöse Regionalanästhesie
- Rückenmarksnahe Regionalanästhesie
Dabei wird nur ein bestimmter Teil des Körpers betäubt, an dem eine Operation durchgeführt werden soll. Ob sich die Angst vor einer Narkose auf alle Arten bezieht oder nicht, unterscheidet sich von Person zu Person. Meist besteht eine allgemeine Angst vor dem Kontrollverlust.
Anzeichen der Narkoseangst
Die Angst vor einer Narkose kann sich sowohl psychisch als auch physisch äußern. Die genauen Symptome variieren bei Betroffenen. Es ist dabei zu unterscheiden, ob ein Patient einfach nur Angst und Anspannung fühlt, oder ob eine tiefergehende Angst vorliegt, die sogar bis hin zu echter Panik führen kann.
In schlimmen Fällen kann die Angst sogar auch zu Kreislaufproblemen und Ohnmacht führen.
Häufig wird das Problem besonders schlimm, wenn Betroffene seit Jahren eine Vermeidungsstrategie an den Tag legen und sogar wichtige Operationen nicht durchführen lassen. Die Angst vor der Narkose baut sich dann immer weiter auf und kann ohne Hilfe nicht mehr überwunden werden.
Auslöser für die Narkose Angst
Ängste sind oft von individuellen Gefühlen und Erfahrungen geprägt. Die verschiedensten Faktoren können der Auslöser für die Angst vor einer Narkose sein. Was alle Betroffenen vereint, sind die Angst, die Panik und die Vermeidung von Narkosen.
Angst vor Nebenwirkungen oder bleibenden Schäden
Viele Betroffene haben Angst davor, unter Nebenwirkungen durch die Narkose zu leiden. Tatsächlich beeinflusst eine Narkose das ganze Nervensystem und damit auch das Gehirn. Dieses ist besonders empfindlich, weshalb viele Menschen sich davor fürchten, es mit Narkosemittel kurzfristig auszuschalten.
Heutzutage finden Operationen immer mit einem Anästhesisten statt. Dieser ermittelt, wie das Narkosemittel dosiert werden muss und sorgt somit dafür, dass es zu keiner gefährlichen Überdosis kommt. Nach einer Operation wird das Narkosemittel im Körper abgebaut. Dabei kommt es in den allermeisten Fällen zu keinen Nebenwirkungen oder Schäden.
Übrigens führen Patienten vor jeder Operation ein ausführliches Gespräch mit einem Anästhesisten. Dabei werden mögliche Vorerkrankungen abgefragt und ihr aktueller Medikamentenplan eingesehen. Auch bisherige Erfahrungen mit Narkosen sind dabei ein Thema. Es wird also sehr gewissenhaft und sicher vorgegangen.
Angst davor, nicht wieder aufzuwachen
Für viele Menschen ist die zentrale Angst vor einer Narkose, nicht wieder aufzuwachen. Jeder Eingriff und jede Narkose sind mit einem Risiko verbunden – dieses ist heutzutage aber sehr gering. Ein Anästhesist überwacht den Patienten während des Eingriffs, es gibt hochmoderne Geräte zur Erfassung der Körperfunktionen und es gibt viel Erfahrung mit Narkosen.
Wer die Angst spürt, nicht mehr aufzuwachen, sollte dies in dem Aufklärungsgespräch vor der Operation mit dem Anästhesisten besprechen. Dieser kann die Risiken genau benennen und die Angst nehmen, indem er beispielsweise von seiner Erfahrung und seiner Qualifikation berichtet. Zudem hilft vielen Betroffenen der menschliche Kontakt, um sich sicherer zu fühlen.
Fehlendes Vertrauen in Ärzte
Betroffene berichten häufig, dass sie Angst vor einer Narkose haben, da ihnen das Vertrauen in Ärzte allgemein fehlt. Sie haben möglicherweise schlechte Erfahrungen mit Ärzten gemacht und sind skeptisch eingestellt.
Hinzu kommt die Ohnmacht: Als Patient begibt man sich in die Hände der Ärzte und muss darauf vertrauen, dass sie gewissenhaft arbeiten. Was dabei hilft, ist Kommunikation. Sprechen Sie vorab mit den Ärzten, machen Sie sich ein Bild von ihnen und ihrer Arbeit.
Persönlicher Kontakt kann helfen, das Vertrauen wiederzuerhalten und mit einem besseren Gefühl in die Operation zu gehen.
Negative Berichte aus dem Umfeld oder den Medien
Negative Erfahrungen im eigenen Umfeld oder aus den Medien führen schnell zu einer tiefgehenden Verunsicherung in Bezug auf eine Narkose. Oftmals bleiben nur die negativen und angsteinflößenden Erzählungen im Gedächtnis. Dass viele Bekannte eine Operation problemlos überstanden haben, gerät schnell in den Hintergrund.
Berichte über Patienten, die während einer Operation aufwachen oder Schmerz spüren, da das Schmerzmittel vergessen wurde, sorgen für großes mediales Aufsehen. Vergessen Sie nicht, dass es sich dabei um absolute Einzelfälle und Ausnahmen handelt.
Wie sicher ist eine Narkose heutzutage?
Bei gesunden Menschen ohne Vorerkrankung sind Komplikationen bei einer Narkose äußerst selten. Die Sterberate ist bei Patienten ohne Vorerkrankungen extrem niedrig. Risikofaktoren für eine Narkose sind beispielsweise eine Herzschwäche, ein sehr hohes Alter oder Lungenerkrankungen. Ein Facharzt klärt Sie darüber auf, wie das individuelle Risiko für Sie ist.
Folgen eines Verzichts auf eine Narkose
Wer aus Angst Narkosen konsequent vermeidet, kann dadurch auf Dauer seiner Gesundheit schaden. Manche Operationen sind notwendig und manchmal sogar lebensnotwendig. Ein entzündeter Blinddarm muss entfernt werden, ein kaputtes Knie wird Sie immer weiter quälen und verstopfte Arterien können schnell zu einem Infarkt führen.
Wer nötige Operationen ablehnt, weil die Angst vor der Narkose zu groß ist, zahlt einen hohen Preis. Die Beschwerden werden immer größer und können im schlimmsten Fall auch zum Tod führen.
Es ist also ratsam, diese Angst ernst zu nehmen und etwas dagegen zu tun. Angst vor der Narkose ist keine Seltenheit und kann gut behandelt werden.
Angst vor Narkose überwinden
In leichten Fällen gibt es einige Tipps und Tricks, mit denen Sie sich selbst helfen können. Das fängt damit an, dass Sie ein ausführliches Gespräch mit dem Anästhesisten führen sollten. Sprechen Sie Ihre Ängste offen an und lassen sich alle offenen Fragen klären.
Es kann helfen, sich während des Gesprächs Notizen zu machen und vorab schon aufzuschreiben, was Sie fragen möchten. Oftmals ist es auch möglich, eine Begleitperson mitzubringen, die weniger aufgeregt ist und Ihnen im Nachhinein Dinge sagen kann, die Sie nicht behalten haben.
Machen Sie sich ein genaues Bild des Arztes und der Klinik. Schauen Sie ruhig mehrfach vorbei und gehen Sie mehrfach durch das Gebäude. Das hilft Ihnen einzuschätzen, wie professionell und gewissenhaft hier vorgegangen wird.
Um die innere Anspannung zu mildern, können auch Meditation und Sport helfen. Sie gehen dann mental gestärkt an die Narkose heran und werden sich danach schneller erholen.
Hilfe einholen
Wenn sich die Angst vor einer Narkose seit Jahren aufgebaut hat, kann sie so groß sein, dass Betroffene sie nicht selbst überwinden können. Dann ist Hilfe von außen gefragt.
Sie können es beispielsweise mit Hypnose probieren. Diese kommt bei Angststörungen häufig zum Einsatz und kann helfen, gelassener in die Narkose zu gehen.
Alternativ dazu ist auch eine Therapie mit Psychologen zu empfehlen. In diesem Rahmen kann mit einem Therapeuten geklärt werden, wieso die Angst so groß ist und wie sie behandelt werden kann. Dadurch wird die Angst kleiner und Sie erhalten wieder die Kontrolle.
Über Google Maps lassen sich zudem geeignete Kliniken für Anästhesie in der näheren Umgebung finden. Bei einem Telefonat können Sie abwägen ob die Einrichtung für Sie geeignet ist. Weitere Tipps zur Überwindung von Ängsten erhalten Sie in unserem Selbsthilfe Ratgeber Artikel gegen die Arztphobie.
Quellen:
- Fear of going under general anesthesia: A cross-sectional study | doi.org
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier