Sexualität

Störungen der Sexualität (Paraphilien)

Überblick und Informationen über die bekanntesten Sexualstörungen.

Sexualstörungen-liste

Liste der Sexualstörungen

Was gibt es für Sexualstörungen?

Paraphilien umfassen das Verlangen nach ungewöhnlichen sexuellen Objekten oder das Ausüben ungewöhnlicher sexueller Handlungen.

Es wird oft zwischen Paraphilien – atypischen sexuellen Präferenzen – und paraphilen Störungen unterschieden, die Leid oder Schmerzen für Menschen oder Tiere beinhalten.

Das Ausleben einiger paraphiler Störungen kann auch rechtswidrig sein.

Liste der bekanntesten paraphilen Störungen:
Störung: Definition:
Algolagnie Empfangen und Zufügen von Schmerzen in erogenen Zonen.
Apotemnophilie Die Amputation von eigenen Gliedmaßen.
Asphyxiophilie Lust durch das Gefühl erwürgt oder erstickt zu werden (Atemkontrolle).
Autonepiophilie Verkleidung als Baby oder keines Kind mit sexuellen Fokus.
Capnolagnia Sexuelle Interesse an rauchenden Personen (Rauchfetischismus).
Chronophilie Erhöhtes unterschiedliches Alter des Sexualpartners.
Emetophilie Sexuelle Lust durch Erbrechen (Vomerophilie).
Eproktophilie Sexuelle Erregung durch Flatulenzen (Blähungen)
Exhibitionismus Unerwartetes und von anderen ungewolltes Zeigen von Genitalien.
Feeding Lustgewinn durch Füttern und Mästen des Sexualpartners.
Frotteurismus Reiben der eigenen Geschlechtsteile an fremden Personen.
Forniphilie Sexualpraktik bei welcher Menschen als lebendige Möbel benutzt werden.
Hybristophilie Sexuelle Anziehung zu schwer kriminellen (Bonnie-und-Clyde-Syndrom).
Knisophilie Erregung durch kitzeln (Tickling).
Klismaphilie Sexuelle Vorliebe für Einläufe (meist mit analer Penetration).
Koprophilie Erregung durch menschliche Fäkalien (Kot).
Masochismus Lustgewinn in dem Schmerzen oder Demütigung empfangen wird.
Menophilie Vorliebe zur Menstruation (Periodenfetisch).
Mysophilie Erregung durch Geruchsempfindung (schmutzige Dinge).
Narratophilie Obszöne Sprache, Geschichten oder Unterhaltungen (Dirty Talk).
Nekrophilie Sexuelles Interesse an Leichen.
Oculophilie Vorliebe für Augen (Augenfetisch).
Podophilie Sexuelle Vorliebe für Füße (Fußfetischismus).
Pädophilie Vorpubertäre Kinder im Fokus des sexuellen Interesses.
Retifismus Erotische Anziehung durch Schuhe (Schuhfetischismus).
Salirophilie Sexuelle Erregung durch Beschmutzen von Personen oder Objekten.
Sadismus Lustgewinn in dem anderen Schmerzen zugefügt wird.
Sitophilie Sexuelles Interesse an Lebensmitteln.
Somnophilie Sexuelles Interesse an schlafenden Personen.
Sthenolagnie Sexuelle Erregung durch Muskeln und Kraft.
Stigmatophilie Anziehung durch Piercings und Tattoos.
Thanatophilie Neigungen zum Tod und Sterben.
Transvestismus Tragen der Kleidung vom anderen Geschlecht.
Trichophilie Sexuelles Interesse an Behaarung und Haaren (Haarfetisch).
Urophilie Vorliebe für sexuelle Spiele mit Urin (Natursekt).
Vampirismus Vorliebe zu Vampiren oder Selbstbild eines Vampirs.
Vorarephilie Vorstellung gefressen zu werden.
Voyeurismus Beobachten von sexuellen Handlungen bei anderen.
Zoophilie Sexuelles Interesse an Tieren.
Zoosadismus Beobachten oder auslösen von Schmerzen an Tieren.

Schamgefühl bei Sexualstörungen

Was kannst du gegen Schamgefühle bei der Sexualität tun?

Paraphilien sind Abweichungen in den sexuellen Präferenzen, die von der Norm abweichen. Dabei sind ungewöhnliche sexuelle Handlungen oder der Fokus auf ungewöhnliche Personen oder Objekte nötig, damit du sexuelle Lust und Befriedigung empfinden kannst.

Was als normal gilt, ist stark von der Gesellschaft und dem jeweiligen Kulturkreis abhängig. Daher ist eine Sexualstörung kein Grund für Scham. Viele Menschen mit Paraphilien leiden jedoch stark unter ihren Neigungen. Deshalb bleiben viele dieser Störungen unbehandelt.

Häufig spielt auch eine Arztphobie eine Rolle. Denn die Angst, sich jemandem anzuvertrauen, ist oft ein Teil des Problems. Trotzdem empfinden es Betroffene meist als sehr erleichternd, mit jemandem über ihre Störung zu sprechen und Hilfe zu erhalten.

Wenn du an einer Störung der Sexualität leidest, brauchst du dich nicht vor gesellschaftlicher Verurteilung zu fürchten, denn der richtige Umgang mit einer Paraphilie kann mithilfe einer Therapie erlernt werden.

Doch nicht nur Paraphilien können unangenehm sein, auch Zwangsgedanken können mit Scham behaftet sein, wie zum Beispiel homosexuelle Zwangsgedanken.

Was sind Paraphilien?

Paraphilie bedeutet „neben der üblichen Liebe“ und bezeichnet Störungen der Sexualpräferenz. Sie beziehen sich auf ein unbelebtes Objekt, Demütigung und Schmerz oder Personen, die nicht zustimmen können oder nicht zustimmungsbereit sind.

Unter Paraphilien fallen Störungen der Sexualpräferenz. Sie beziehen sich auf ein unbelebtes Objekt, Demütigung und Schmerz oder nicht einwilligungsfähige oder unwillige Personen. Bei paraphilen Störungen der Sexualität werden zudem den betroffenen Personen bzw. ihren Opfern klinisch nachweisbare Leiden und Beeinträchtigungen zugefügt. Paraphilien gelten grundsätzlich seit 2013 nicht mehr als Krankheit, es sei denn, der Betroffene selbst leidet unter seinen sexuellen Präferenzen und der Gesellschaft wird dadurch geschadet.1Wikipedia – Paraphilie | de.wikipedia.org

Wichtig: Gelegentlich unübliches sexuelles Verhalten oder abweichende Fantasien sind sehr verbreitet und nicht unbedingt ein Zeichen für gestörte Sexualpräferenz, solange sie im Einverständnis unter den Sexualpartnern geschehen. Auch wer durch ein bestimmtes Objekt oder einen Gegenstand Lust verspürt, leidet deshalb nicht automatisch an einer sexuellen Störung. Eine Paraphilie liegt erst dann vor, wenn der Betroffene (fast) ausschließlich durch gewisse Objekte und ungewöhnliche Handlungen sexuell erregt werden kann und dieser Zustand mindestens sechs Monate andauert.

Ausleben der Paraphilie

Nicht alle Neigungen sind problematisch.

Manche Paraphilien, wie etwa Urophilie oder Koprophilie, bei denen sexuelle Erregung durch Urin oder Kot hervorgerufen wird, können im Einvernehmen mit dem Partner ausgelebt werden. Häufig führen Störungen der Sexualität nicht zu Übergriffigkeit.

Oft reichen Fantasien aus, um Lust zu verspüren. Bei Apotemnophilie kann der Gedanke an einen Sexualpartner mit Amputationen ausreichen, um sexuell erregt zu werden. Es muss nicht der Wunsch bestehen, jemandem tatsächlich Amputationen zuzufügen. Mit Einverständnis des Sexualpartners kann die Simulation von körperlichen Einschränkungen stattfinden.

Die meisten Betroffenen leben ihre Neigungen im Verborgenen aus, ohne dass gesellschaftliche Probleme entstehen. Es gibt jedoch Personen, denen Fantasien nicht genügen, und die ihre Präferenzen durch Übergriffe auf andere ausleben. In solchen Fällen ist eine psychologische Behandlung zu empfehlen

Wie entstehen Paraphilien?

Wie entwickeln sich Sexualstörungen?

Störungen der Sexualität zeichnen sich meist schon in der Kindheit oder Jugend ab und manifestieren sich im Erwachsenenalter. Überwiegend sind Männer betroffen.

Häufig liegt nicht nur eine einzelne Paraphilie vor, sondern mehrere – dann spricht man von einer multiplen Störung der Sexualpräferenz.

Eine Persönlichkeitsstörung geht oft mit einer Störung der Sexualpräferenz einher oder erhöht das Risiko für die Entwicklung einer Paraphilie.

Konditionierungsprozesse können ebenfalls zur Entstehung von Paraphilien beitragen. Im Bereich des Fetischismus können etwa bestimmte Kleidungsstücke, die eine begehrte Person getragen hat, mit dieser Person verknüpft und später zur Erregung benötigt werden. Hat sich dieser Mechanismus einmal etabliert, kann die Entwicklung zum Fetischismus fortschreiten.

Frühe Entstehung sehr wahrscheinlich

Experten zufolge können Erfahrungen im Kindesalter, insbesondere um das achte Lebensjahr, signifikante Auswirkungen haben. Psychische und soziale Einflüsse zu dieser Zeit können die Sexualität prägen und zur Entwicklung von Störungen der Sexualpräferenz beitragen.

Selbstwahrnehmung

Die Selbstwahrnehmung ist ebenfalls entscheidend. Sieht sich eine Person als andersartig, kann dies zur Distanzierung von dem, was als normal gilt, führen. Oft meidet die betroffene Person dann normale sexuelle Begegnungen und fokussiert sich auf das, was die Auslebung der eigenen Sexualität und besonderen Vorlieben ermöglicht. Dadurch können sich Paraphilien verstärken und weiterentwickeln.

Für Betroffene keine Störung

Paraphilien sind oft ein fester Bestandteil der Persönlichkeit und werden daher von Betroffenen nicht als Krankheit wahrgenommen, sondern als Teil ihres Lebens und ihrer Identität.

Hohe Dunkelziffer

Die Schätzungen über die Verbreitung von Paraphilien sind ungenau, da viele Betroffene aus Scham keine Hilfe suchen und daher unbemerkt bleiben. Dabei ist es möglich, sich behutsam mit einem Arzt der Störung anzunähern, ohne Verurteilung fürchten zu müssen, und Wege für den Umgang damit zu erarbeiten. Die Verfügbarkeit von pornografischem Material im Internet, das diverse Paraphilien bedient, lässt vermuten, dass Paraphilien relativ weit verbreitet sind.

Behandlung von Paraphilien

Wann müssen Sexualstörungen behandelt werden?

Ob und wie Paraphilien und paraphile Störungen behandelt werden, ist bis heute umstritten.

Viele Experten vertreten die Meinung, dass derartige Präferenzen der Sexualität, die sich über Jahre herausgebildet haben, kaum zu ändern sind.

Es ist zudem nicht generell notwendig, eine Paraphilie zu behandeln. In Fällen, in denen kein Leid für den Betroffenen oder das Umfeld entsteht, keine Gesetze gebrochen werden oder die Störung sich nur auf Fantasien beschränkt, ist eine Therapie nicht zwingend erforderlich.

Hinweis:

Mit vielen paraphilen Störungen ist Leid verbunden – oft für die Lebewesen, die aus erotischem Interesse Leid erfahren. Aber auch der Betroffene selbst leidet häufig aufgrund seiner Andersartigkeit und der Unterdrückung oder Ausübung seiner Vorlieben. In solchen Fällen sollte ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden, da sich die Neigungen sonst verschlimmern könnten.

Methoden der Behandlung

Leider schämen sich viele Menschen für ihre Neigungen, da sie fürchten, gesellschaftlich verurteilt zu werden. Besonders bei sexuellen Neigungen, die eine Gefährdung für andere darstellen oder illegal sind, ist der Gang zu einem Therapeuten unbedingt ratsam.

Selbst wenn der Fokus des erotischen Interesses nicht verändert werden kann, ist es möglich, durch eine Therapie Selbstkontrolle zu lernen, um sexuelle Übergriffe zu verhindern.

Dazu werden alternative Verhaltensweisen erarbeitet, beispielsweise der Wechsel zu normaleren erotischen Fantasien. Ein genereller Aufbau von gesünderen sexuellen Verhaltensmustern ist oft Teil der Therapie.

Therapeuten helfen auch dabei, dem Patienten bewusst zu machen, dass er für sein Handeln verantwortlich ist und arbeiten daran, kognitive Verzerrungen zu korrigieren. Eine erfolgreiche Therapie schließt zudem Maßnahmen zur Rückfallprävention ein, um zu verhindern, dass Betroffene ihre Fortschritte gefährden.

Angst vor der Hilfe überwinden

Viele Menschen scheuen sich, einen Arzt aufzusuchen. Die Gründe dafür sind unterschiedlich – manche fürchten sich vor der Behandlung, andere vor der Diagnose und viele davor, sich einem Arzt anzuvertrauen. Doch oft verschlimmern sich die Probleme, wenn sie unbehandelt bleiben.

Wenn du dich vor einer Therapie fürchtest, kann es helfen, sich zu vergegenwärtigen, dass du nicht alleine mit deinen Problemen bist. Therapeuten sind in diesen Themen geschult und erfahren und werden dich für deine Neigungen nicht verurteilen.

Der Gedanke, mit einem Arzt über solche Themen zu sprechen, kann zunächst unangenehm sein, doch viele finden es erleichternd, sich jemandem anzuvertrauen und Unterstützung zu erhalten.

Falls dir der Gedanke an einen Arztbesuch schwerfällt, könnte der Besuch einer Selbsthilfegruppe helfen. Der Austausch mit Menschen, die ähnliche Probleme haben, kann die Hemmungen abbauen und die Angst vor einer Therapie mindern.

Denke auch daran, dass eine erfolgreiche Therapie Ängste und Probleme im Alltag verringern kann und so zu einer besseren Lebensqualität führt.

Wer sich für eine Behandlung entscheidet, kann oft mit einer Besserung rechnen. Der richtige Umgang mit der eigenen Sexualität lässt sich lernen, beispielsweise durch eine Verhaltenstherapie.

Hilfe auch online verfügbar

Für Menschen, die sich schämen und sich nicht trauen, einen Therapeuten aufzusuchen, gibt es Online-Angebote wie Coachings, Sexualtherapie oder telefonische Beratungen.

Es gibt auch viele Hotlines für Betroffene, an die man sich in Notfällen anonym wenden kann. Natürlich ist es ebenso möglich, sich zunächst an den eigenen Hausarzt zu wenden, der bei der Vermittlung an einen Spezialisten behilflich sein kann. Hierfür ist viel Mut erforderlich, weshalb Online-Coachings oft bevorzugt in Anspruch genommen werden.

Übersicht:
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    Quellen:

    1. Wikipedia – Paraphilie | de.wikipedia.org
    2. Sexuelle Abweichungen (Paraphilien) – sexmedpedia.com

    Autoren, Überprüfung und Gestaltung:

    Autorin: Julia Dernbach

    Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann

    Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier

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