Kaufsucht
Der Begriff Kaufsucht bezieht sich auf ein extremes zwanghaftes Kaufverhalten. Vor allem in westlichen Ländern taucht dieses Phänomen recht häufig auf. Offensichtlich ist das große Produktangebot in Verbindung mit dem guten Einkommen für den übermäßigen Konsum verantwortlich.
Für viele Betroffene ist das zwanghafte kaufen neuer Konsumgüter auch einfach nur eine Freizeitbeschäftigung. Probleme, von denen in anderen Ländern nur geträumt werden kann. Wir erklären wo die Ursachen einer Kaufsucht liegen und welche Tipps gegen das Verhalten können. Falls diese Tipps nicht genügen, erklären wir auch welche profesionelle Therapiemöglichkeiten den Shopping-süchtigen zur Verfügung stehen.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 13. April 2023
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Warum wird man Kaufsüchtig?
Menschen, die eine unsichere Kindheit ohne emotionale Nähe haben, kompensieren diesen Mangel oft durch materielle Dinge. Diese können die Situation selbst jedoch nicht ändern.
So entsteht ein ungesunder, übertriebener Bezug zu materiellen Dingen. Das gilt auch für Menschen, die schon als Kind mit Konsumgütern beschenkt werden oder nur materielle Belohnungen erhalten.
Diese Faktoren können die Kaufsucht begünstigen, weil die geschenkten Waren einen übermäßig hohen Stellenwert erhalten.
Abhängig von den Erfahrungen in Kindheit und Jugend kann ein geringes Selbstbewusstsein das Problem verstärken. Um bei den Gleichaltrigen mithalten zu können, kaufen sich die schüchternen Teenager trendige Klamotten. Vielleicht verteilen sie auch großzügig ihre Einkäufe, um sich beliebt zu machen.
Wer mit seiner persönlichen Situation unzufrieden ist, für den besteht ein höheres Suchtrisiko. Glücksgefühle lassen sich scheinbar nur durch materielle Geschenke erzeugen, auch wenn sich die Betroffenen selbst mit neuen Produkten beschenken. Die Gewohnheit, sich selbst zu belohnen, verstärkt den Teufelskreis noch.
Auch die gesellschaftliche Haltung gegenüber Konsum und Luxus beeinflusst das Kaufverhalten und die unterschwelligen Süchte. Teure Uhren und schnelle Autos gelten als Prestige-Signale. Der vermeintliche Reichtum soll Sicherheit und Macht demonstrieren, denn nur gut situierte Personen mit hohem Einkommen können sich die teuren Anschaffungen leisten.
Manche Menschen genießen schon das Verkaufsgespräch, also die persönliche Beratung. Sie fühlen sich wichtig und wertvoll. Bei einsamen und depressiven Personen ist deshalb die Gefahr einer Kaufsucht besonders groß. Shoppen gehen ist für viele eine gewisse Form von Hobby geworden.
Beim Online-Shopping steht hingegen oft der Belohnungsfaktor oder der schnelle Einkauf im Vordergrund. Die Verfügbarkeit der zahlreichen Waren macht es leicht, Geld auszugeben.
Anzeichen einer Kaufsucht
Oft bleibt die Kaufsucht über längere Zeit unerkannt, denn ohne den Kauf von Lebensmittel kommt man nur schwierig aus. Auch beim Lebensmittelkauf kann sich eine Kaufsucht abzeichnen. Betroffen kaufen dann meist mehr ein, als sie benötigen.
- In ausgeprägten Fällen kommt das Problem, dass die Betroffenen ihre vielen Einkäufe verstecken. Verwandte und Freunde sollen nicht sehen, wie schlimm der Kaufzwang bereits ist.
Der Kaufrausch gilt als eine gesellschaftlich akzeptierte Freizeitbeschäftigung. Beim gemeinsamen Shopping geben Frauen und Männer gerne etwas mehr Geld aus. Und die Online-Bestellungen sind besonders bequem: Hier können die Kaufsüchtigen zu jeder Tages- und Nachtzeit einkaufen.
- Doch die Kaufsucht kann zu ernsthaften Problemen führen – oder auch ein Symptom für eine psychische Störung sein.
Auswirkungen einer Kaufsucht
- Schulden durch zu hohe Ausgaben
- Psychische Belastung und Nervosität
- Der nicht nachlassende Drang, immer mehr oder neues zu kaufen
- Vernachlässigung sozialer Kontakte die nichts mit dem Shoppen zu tun haben
- Hoher Zeitaufwand für Einkäufe
- Anhäufung von unnützen Waren
Der stark ausgeprägte Wunsch, etwas zu kaufen, lässt sich kaum noch kontrollieren. Die Zeit beim Einkaufen zieht sich in die Länge und die gekauften Artikel werden kaum genutzt. Oft geht es mehr ums Sammeln, als darum, Kleidung zu tragen oder Geräte zu verwenden. Im Nachhinein fühlt man sich oft Schuldig und bereut den Kauf. Artikel werden häufig zu günstigeren Preisen wieder auf eBay-Kleinanzeigen verkauft.
Je nach Schweregrad der Kaufsucht bleibt immer weniger Zeit für andere Interessen. Sportliche Aktivitäten und Treffen mit Freunden, bei denen nicht zum shoppen gegangen werden kann, finden kaum noch statt.
Wenn das Einkommen nicht ausreicht, um die Kosten zu decken, verschulden sich die Betroffenen womöglich. Teilweise werden sogar Kredite aufgenommen damit neue Konsumgüter gekauft werden können. Auch von mehreren Finanzierungen gleichzeitig, schreiten viele nicht zurück.
Dazu können Entzugserscheinungen auftreten, die sich in einer verstärkten Unruhe zeigen, wenn eine Einkaufsgelegenheit verpasst wird.
In starken Fällen einer Kaufsucht, bemerken Betroffene Schweißausbrüche oder ein Zittern, wenn Sie den Laden nicht mehr innerhalb der Öffnungszeiten erreichen können. Frust baut sich auf, wenn ein Einkauf fehlschlägt oder der gewünschte Artikel nicht verfügbar ist.
Kaufsucht Test: Bin ich kaufsüchtig?
Nicht alle Menschen, die gerne einkaufen, sind kaufsüchtig oder psychisch gestört. Die folgenden Fragen sollen helfen, die Trennlinie zwischen der Freude am Shopping und dem Kaufzwang zu erkennen.
- 1) Verspüre ich schlechte Laune, wenn ich nicht zum Shopping komme?
- 2) Kaufe ich öfters Dinge, welche ich gar nicht brauche?
- 3) Vernachlässige ich andere Hobbys, damit ich shoppen kann?
- 4) Finde ich ständig neue Dinge dich kaufen möchte?
- 5) Verspüre ich Aufregung beim Einkaufen?
- 6) Fühle ich mich erleichtert oder euphorisch, nach dem Einkauf?
- 7) Spüre ich nach dem Kauf Schuldgefühle oder Scham?
- 8) Habe ich Streit mit meinen Mitmenschen, aufgrund meines Kaufverhaltens?
Diese Fragen sollen helfen, das eigene Kaufverlangen einzuschätzen. Können mindestens 4 der 8 Fragen mit Ja beantwortet werden, besteht offensichtlich eine Kaufsucht.
Kompensatorisches Kaufverhalten
Zwischen Kaufsucht und kompensatorischen Käufen gibt es gewisse Unterschiede, allerdings kann der Wunsch nach Kompensation die Kaufsucht steigern.
- Gelegentliche Käufe, um sich zu belohnen oder entspannen
- Gekaufte Artikel haben einen übersteigerten symbolischen Wert
- Shopping-Touren werden zu einer Art Hobby
- Persönliche Probleme werden hinausgeschoben (Prokrastination)
- Kurzfristige Kontrollverluste beim Shopping
Tipps gegen Kaufsucht
Um eine Kaufsucht zu überwinden, können in einige Fällen bereits hilfreiche Tipps und ein Umdenken helfen. Im folgenden Listen wir die bekanntesten Tipps gegen zwanghaftes Kaufverhalten auf.
Gegen die Kaufsucht hilft zunächst ein Eingeständnis. In ruhigen Gesprächen mit der Familie und mit Freunden ist eine Bestandsaufnahme sinnvoll. Es kann hilfreich sein sich einen Überblick über die finanzielle Situation zu verschaffen und mittels Auflistung darzustellen, wie viel Geld für unnötige Einkäufe ausgegeben worden ist.
Gegen hohe Ausgaben beim Einkaufen hilft es, weniger Geld mitzunehmen und auf die EC-Karte zu verzichten. So schützen sich kaufsuchtgefährdete Personen davor, unnötig viele Waren zu kaufen. Im Alltag empfiehlt es sich, ein Haushaltsbuch zu führen, um die Ausgaben im Blick zu behalten.
Wer mit Bargeld einkauft, wird sich eher bewusst, dass die gekauften Waren einen materiellen Wert haben. Die bequeme Kartenzahlung erhöht hingegen das Risiko einer Kaufsucht. Bei Kreditkarten verschiebt sich die Abrechnung, wodurch sich das Problem noch verschlimmert.
Ein guter Tipp ist es, eine Begleitperson zur Kontrolle & Überwachung beim Einkaufen dabei zu haben. Somit darf sich vielleicht noch immer etwas „gegönnt“ werden, allerdings bleibt der Kaufrausch im Rahmen.
Neue (kostenarme) Hobbys sind dabei ebenso behilflich wie ein Umdenken, wenn es um Belohnungen für sich selbst geht. Glücksgefühle entstehen nicht durch das Anhäufen von Produkten, sondern durch eine bestimmte Verhaltensweise.
Sportliche Aktivität kann äußerst hilfreich sein. Bewegung hilft dabei, ein geringes Selbstwertgefühl und Ängste zu überwinden. So fühlen sich die Betroffenen weniger unruhig und besorgt.
Auch mithilfe von Entspannungsmethoden lassen sich die zwanghaften Gedanken vertreiben, beispielsweise mit Yoga und Meditation. Die Entspannungsübungen können im Idealfall vor dem Einkaufen gemacht werden, damit die Gedanken deutlich klarer sind.
Therapie der Kaufsucht
Wenn Tipps und die Hilfe von Freunden und Verwandten nicht ausreicht, sollte über eine professionelle Therapie nachgedacht werden. Nur wer sich helfen lässt, kann dann noch sein ungesundes Verhalten bekämpfen. Zur Auswahl stehen dabei Selbsthilfegruppen, Coachings oder auch Therapeuten.
Es bringt wenig, den Kaufsüchtigen zu raten, dass sie sich nur zusammenreißen müssen. Ebenso wie bei anderen Süchten kann eine intensive Psychotherapie nötig sein, um aus der Abwärtsspirale herauszukommen. Mit einer genauen Analyse der Ursachen und des eigenen Verhaltens beginnt der Weg aus der Kaufsucht heraus in ein selbstbestimmtes Leben ohne verwirrende Belohnungssysteme.
Im Rahmen einer therapeutischen Beratung oder bei einer Selbsthilfegruppe erkennen die Kaufsüchtigen ihr zwanghaftes Verhalten. Das ist wichtig, um gegen das ursprüngliche Problem anzugehen. In vielen Städten gibt es Beratungsstellen, die bei Suchtproblemen helfen.
Psychologische Psychotherapeuten können dabei helfen das Verhalten zu erkennen, Muster zu ändern und die Kaufsucht langfristig zu überwinden. Oft wird dabei eine Kognitive Verhaltenstherapie angewendet, damit die identischen Gefühle durch ein anderes Verhalten erzielt werden können.
Wer schnellst möglichst Hilfe benötigt, kann sich über die Arzt und Therapeuten Suche auf Google einen geeigneten Therapeuten in der Nähe suchen. Um eine Online Beratung zu starten, kann der Therapeut auch nach dieser Möglichkeit gefragt werden.
Für alle, die sich vor einer Therapiesitzung fürchten, haben wir in unserem Selbsthilfe Ratgeber Artikel nützliche Tipps zur Überwindung von Ängsten und Schamgefühlen zusammengestellt.
FAQ zur Kaufsucht
Kaufsucht, auch Oniomanie genannt, ist eine Verhaltenssucht, bei der Betroffene einen zwanghaften Drang verspüren, Dinge zu kaufen, unabhängig von deren tatsächlichem Bedarf oder finanziellen Möglichkeiten.
Zu den typischen Ursachen für Kaufsucht gehört der Wunsch, negative Gefühle zu kompensieren. Daraus kann sich eine Verhaltensgewohnheit entwickeln. Ein geringes Selbstwertgefühl sowie fehlende Impulskontrolle sind weitere mögliche Gründe. Oft hängt die Kaufsucht auch mit einer Veränderung im Belohnungszentrum des Gehirns zusammen.
Auch Faktoren wie genetische Veranlagung, psychologische Probleme, soziale und kulturelle Einflüsse können eine Rolle spielen.
Ein sogenannter Frustkauf soll helfen, die negativen Emotionen zu verdrängen. Doch aus diesem Konsumzwang kann eine Gewohnheit entstehen. Bei der Kaufsucht steigert sich die Dosis ebenso wie bei anderen Süchten. Wer den Kaufzwang nicht mehr im Griff hat, hat die Grenze vom kompensatorischen Verhalten zum Suchtverhalten überschritten.
Ein erster Trick gegen hohe Ausgaben besteht darin, nicht mit EC- oder Kreditkarte zu bezahlen, sondern mit Bargeld. Die Kartenzahlung suggeriert, dass Geld keine Rolle spielt. Für die richtige Bewältigung der Sucht braucht es etwas mehr. Zunächst gilt es, die Kaufsucht zu erkennen und die Ursachen zu erforschen. Danach beginnen die Kaufsüchtigen, ihr Verhalten und ihr Belohnungssystem zu verändern, bis sie sich von dem Kaufzwang losgemacht haben.
Ein erster Trick gegen hohe Ausgaben besteht darin, nicht mit EC- oder Kreditkarte zu bezahlen, sondern mit Bargeld. Die Kartenzahlung suggeriert, dass Geld keine Rolle spielt. Für die richtige Bewältigung der Sucht braucht es etwas mehr. Zunächst gilt es, die Kaufsucht zu erkennen und die Ursachen zu erforschen. Danach beginnen die Kaufsüchtigen, ihr Verhalten und ihr Belohnungssystem zu verändern, bis sie sich von dem Kaufzwang losgemacht haben.
Anzeichen für eine Kaufsucht können sein: wiederholtes, impulsives und unkontrolliertes Einkaufen, Schuldgefühle nach dem Kauf, Verschuldung durch Einkäufe und das Verheimlichen von Einkäufen vor Familie und Freunden.
Kaufsucht kann zu erheblichen finanziellen Problemen, Beziehungsproblemen, Arbeitsplatzverlust, Selbstwertproblemen und Isolation führen.
Betroffene können durch Selbstbeobachtung, das Führen eines Haushaltsbuches, das Setzen von Budgets und das Erlernen von Selbstkontrolle sowie Stressbewältigungstechniken gegen die Kaufsucht vorgehen.
Zeigen Sie Verständnis, unterstützen Sie die Person bei der Suche nach professioneller Hilfe und helfen Sie bei der Umsetzung von Strategien zur Kontrolle des Kaufverhaltens.
Eine vollständige Heilung ist möglich, aber der Genesungsprozess kann langwierig sein und erfordert Engagement und Unterstützung sowohl von den Betroffenen selbst als auch von Familie und Freunden.
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Quellen:
- Addicted To Shopping: 7 Signs You May Have A Problem – webmd.com
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier