Perfektionismus

Merkmale, Ursachen und Tipps zur Überwindung

Perfektionismus ist ein Persönlichkeitsmerkmal, welches durch extrem hohe Erwartungen an sich selbst und andere gekennzeichnet ist. Es wird zwischen adaptiven und maladaptiven Perfektionismus unterschieden. Die krankhafte Form des Perfektionismus geht oft mit psychischen Problemen wie Angst, Depression und Burn-out einher. Bei professioneller Behandlung können die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Betroffenen deutlich verbessert werden.

In diesem Artikel gehen wir auf Definitionen, Formen, Entstehung und Behandlung von Perfektionismus ein und beschreiben, wie die Angst vor Ärzten aufgrund von perfektionistischen Denkweisen überwunden werden kann. Außerdem geben wir hilfreiche Tipps wie du mit Kleinigkeiten den Perfektionismus ablegen kannst. 

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    Was ist Perfektionismus?

    Eine Definition und Erklärung des Konzepts

    Perfektionismus ist ein Persönlichkeitsmerkmal, welches sich durch das ständige Streben nach extrem hohen Standards, übermäßigen persönlichen Leistungsanforderungen und einer kritischen Selbstbewertung manifestiert.

    Menschen mit perfektionistischen Tendenzen setzen sich selbst und oft auch anderen unrealistische Ziele und Erwartungen, haben Schwierigkeiten, Fehler oder Unvollkommenheiten zu akzeptieren und machen ihren Selbstwert von ihren Leistungen abhängig.

    Einerseits kann gesunder Perfektionismus auch adaptiver Perfektionismus zu hoher Leistung, Selbstverbesserung und Erfolg beitragen. Andererseits kann krankhafter Perfektionismus auch maladaptiver Perfektionismus zu psychischen Belastungen, Prokrastination, Burn-out und negativen Auswirkungen auf soziale Beziehungen führen.

    Wie kommt es zu Perfektionismus?

    Die genauen Ursachen des Perfektionismus sind noch nicht vollständig erforscht. Sowohl genetische, soziale als auch Umweltfaktoren spielen bei der Entstehung eine Rolle. Umweltfaktoren, die zur Entwicklung des Perfektionismus beitragen, sind unter anderem elterliche Erwartungen, gesellschaftlicher Druck und individuelle Persönlichkeitsmerkmale.

    Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Perfektionismus mit einer Reihe von psychischen Erkrankungen wie Ess-, Zwangs- und Angststörungen sowie Depressionen in Verbindung gebracht werden kann. 1Perfectionism in the self and social contexts: Conceptualization, assessment, and association with psychopathology. | doi.org, 2Personal standards and evaluative concerns dimensions of „clinical“ perfectionism: a reply to Shafran et al. (2002, 2003) and Hewitt et al. (2003) | doi.org, 3Perfectionism Across Stages of Recovery from Eating Disorders | doi.org

    Perfektionismus ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das sich in hohen Ansprüchen und unrealistischen Erwartungen manifestiert. Je nach Ausprägung kann er positive oder negative Folgen für das individuelle Wohlbefinden und die sozialen Beziehungen haben.

    Klassifizierung des Perfektionismus

    Welche Formen von Perfektionismus gibt es?

    Forschungen haben gezeigt, dass Perfektionismus ein multidimensionales Persönlichkeitsmerkmal ist, das aus verschiedenen Komponenten besteht und nach verschiedenen Modellen eingeteilt werden kann.4Perfectionism in the self and social contexts: Conceptualization, assessment, and association with psychopathology. | doi.org

    Perfektionismus unterteilt sich grundsätzlich in zwei Haupttypen: den adaptiven (gesunden, normalen oder funktionalen) und maladaptiven (ungesunden, neurotischen oder dysfunktionalen) Perfektionismus. Während adaptiver Perfektionismus zu persönlichem Wachstum und Erfolg beitragen kann, kann maladaptiver Perfektionismus das Risiko für psychische Störungen erhöhen und die Lebensqualität beeinträchtigen.

    Perfektionismus zeigt sich in verschiedenen Dimensionen, einschließlich selbstorientiertem, fremdorientiertem und sozial vorgeschriebenem Perfektionismus. Die Form der Ausprägung und die damit verbundenen Erwartungen sind je nach Typ unterschiedlich und haben verschiedene Auswirkungen auf Betroffene und ihr Umfeld.
    Dimensionen des Perfektionismus im Überblick:
    Zwei-Facetten-Modell:

    • Normaler (funktionaler) Perfektionismus
    • Neurotischer (dysfunktionaler) Perfektionismus

    Drei-Facetten-Modell:

    • Selbstorientierter Perfektionismus
    • Sozial vorgeschriebener Perfektionismus
    • Fremdorientierter Perfektionismus

    Sechs-Facetten-Modell:

    • Persönliche Ansprüche
    • Organisation
    • Fehlersensibilität
    • Leistungsbezogene Zweifel
    • Elterliche Erwartung
    • Elterliche Kritik

    Sowohl das Drei- als auch das Sechs-Facette-Modell können in das zweidimensionale Modell integriert werden. Somit dienen sie nur der genaueren Unterteilung der beiden Hauptformen des Perfektionismus.

    Perfektionismus Formen im Detail:

    Adaptiver Perfektionismus, auch als normaler, gesunder oder funktionaler Perfektionismus bekannt, ist eine Form des Perfektionismus, bei der hohe persönliche Standards und Zielstrebigkeit mit Flexibilität und Selbstakzeptanz einhergehen.

    Menschen mit adaptivem Perfektionismus streben nach Exzellenz, sind aber auch in der Lage, ihre Erwartungen an sich selbst und andere anzupassen. Sie erkennen Fehler und Unvollkommenheiten als Teil des Lernprozesses und nutzen diese Erfahrungen zur persönlichen Entwicklung und Verbesserung.

    Maladaptiver Perfektionismus auch als neurotischer, krankhafter oder dysfunktionaler Perfektionismus bezeichnet, geht mit hohen persönlichen Standards, Zielstrebigkeit, übermäßiger Selbstkritik und Angst vor Versagen und Unzufriedenheit einher.

    Menschen mit krankhaftem Perfektionismus neigen dazu, sich auf Fehler und Mängel zu konzentrieren und setzen sich und anderen unrealistische Erwartungen. Sie empfinden Angst, Frustration und Scham, wenn sie diese Standards nicht erreichen, wodurch die psychische Belastung und Beeinträchtigung in verschiedenen Lebensbereichen steigt.

    Selbstorientierter Perfektionismus ist eine Persönlichkeitseigenschaft, bei der Menschen extrem hohe Erwartungen und Maßstäbe an sich selbst stellen. Sie streben nach persönlicher Perfektion und bewerten ihren Selbstwert anhand der eigenen Leistungen.
    Der sozial vorgeschriebene Perfektionismus ist bei Betroffenen durch den Glauben charakterisiert, dass andere Menschen extrem hohe Ansprüche und Forderungen an sie stellen. Sie sind überzeugt, dass ihr Selbstwert von der Zustimmung und Anerkennung anderer abhängt und streben nach Perfektion, um diesen Erwartungen gerecht zu werden.

    Fremdorientierte Perfektionisten legen die Maßstäbe für andere Menschen extrem hoch. Sie erwarten von anderen Perfektion und bewerten deren Wert anhand der erbrachten Leistungen. Dies kann zu übermäßiger Kritik, Konflikten in Beziehungen und unrealistischen Erwartungen gegenüber anderen führen.

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    Perfektionismus Ursachen

    Wie entsteht Perfektionismus?

    Die Entstehung von Perfektionismus ist nicht vollständig geklärt und wird vermutlich durch mehrere Faktoren ausgelöst. Sowohl genetische, soziale als auch Umweltkomponenten spielen in der Entwicklung eine bedeutende Rolle. Einige der Hauptursachen und Einflussfaktoren, die zur Ausprägung von Perfektionismus beitragen bzw. als solche vermutet werden, sind:

    Genetik:

    Es gibt Hinweise darauf, dass genetische Faktoren eine Rolle bei der Entstehung von Perfektionismus spielen. Studien haben gezeigt, dass Persönlichkeitsmerkmale wie Perfektionismus eine gewisse erbliche Komponente aufweisen.

    Erziehung:

    Erziehungspraktiken tragen dazu bei, perfektionistische Tendenzen bei Kindern zu fördern. Erziehungsberechtigte, die hohe Erwartungen an Kinder stellen, ihre Leistungen laufend bewerten und sie für Fehler kritisieren, fördern unbewusst perfektionistisches Verhalten.

    Kulturfaktoren:

    Kulturelle Faktoren, Normen und Werte können zur Entwicklung von Perfektionismus beitragen. In vielen Kulturen wird Perfektion als wünschenswert angesehen und als Zeichen von Erfolg und Leistung gewertet.

    Bildungssystem:

    Das Bildungssystem und die schulische Umgebung fördern perfektionistisches Verhalten. Leistungsdruck, Wettbewerb und die Betonung von Noten und Testergebnissen ermutigen Schüler und Eltern, unrealistisch hohe Standards für Leistungen zu setzen und zu verlangen.

    Soziale Vergleiche:

    Der Wunsch, sich mit anderen zu messen und sich in einer wettbewerbsorientierten Umgebung hervorzutun, kann zu krankhaftem Perfektionismus führen. Soziale Medien verstärken diese Tendenz weiter, indem sie den Druck erhöhen, ein perfektes Leben, Aussehen oder Image zu präsentieren.

    Persönlichkeit:

    Persönlichkeitsmerkmale wie Neurotizismus (emotionale Instabilität) oder Gewissenhaftigkeit können perfektionistische Züge fördern. Personen, die emotional instabil oder besonders gewissenhaft sind, neigen zu hohen persönlichen Standards und werden vom Drang beeinflusst, perfektionistisch zu handeln.

    Traumata:

    Traumatische Erfahrungen oder belastende Ereignisse führen in einigen Fällen zu perfektionistischem Denken, um Kontrolle und Sicherheit zurückzuerlangen. Diese Bewältigungsstrategie erleichtert den Umgang mit schwierigen Umständen oder Unsicherheiten.

    Anzeichen von Perfektionismus

    Wie erkennt man Perfektionismus?

    Potenziell negative Auswirkungen von maladaptivem Perfektionismus auf Verhalten, Leben und zwischenmenschliche Beziehungen machen eine frühzeitige Erkennung von Persönlichkeitsmerkmalen und die Entwicklung einer geeigneten Bewältigungsstrategie besonders wichtig. 

    Einige der auffälligsten Persönlichkeitsmerkmale von Perfektionisten sind:

    Perfektionisten setzen sich und anderen oft unrealistisch hohe Standards, die schwer oder unmöglich zu erreichen sind. Sie legen die Messlatte so hoch, dass es fast unmöglich ist, sie zu überspringen.

    Wenn die hohen Standards nicht erfüllt werden, tendieren Perfektionisten dazu, sich selbst übermäßig zu kritisieren und zu bestrafen. Sie sind oft ihr eigener schärfster Kritiker.

    Perfektionisten neigen dazu, Aufgaben oder Projekte aufzuschieben, aus Angst, dass sie nicht perfekt oder ausreichend sein könnten. Sie haben oft Schwierigkeiten damit, Entscheidungen zu treffen oder etwas abzuschließen.

    Obwohl Perfektionisten oft objektiv erfolgreich sind, sind sie oft nicht zufrieden mit ihren Leistungen oder denen anderer. Sie neigen dazu, die negativen Aspekte zu betonen und die positiven zu ignorieren.

    Perfektionisten haben oft Angst davor, von anderen kritisiert oder abgelehnt zu werden, wenn sie nicht perfekt sind. Sie neigen dazu, sich selbst zu isolieren und Beziehungen zu vermeiden, aus Angst, nicht akzeptiert zu werden.

    Perfektionisten sind oft fixiert auf Fehler und Unvollständigkeiten, anstatt auf ihre Stärken und Erfolge zu konzentrieren. Sie neigen dazu, sich selbst und andere zu kritisieren und negative Gedanken und Gefühle zu verstärken.

    Perfektionisten sind oft sehr detailorientiert und verlieren dabei oft das Gesamtbild aus den Augen. Sie konzentrieren sich so sehr auf die kleinen Dinge, dass sie die großen Zusammenhänge aus den Augen verlieren können.

    Perfektionisten haben oft Schwierigkeiten, Aufgaben an andere zu delegieren, aus Angst, dass diese nicht den hohen Standards entsprechen. Sie neigen dazu, alles selbst machen zu wollen, was zu Überforderung und Stress führen kann.

    Perfektionisten haben oft Schwierigkeiten, sich an Veränderungen oder unvorhergesehene Umstände anzupassen. Sie neigen dazu, an starren Regeln und Vorstellungen festzuhalten, was zu Schwierigkeiten in verschiedenen Lebensbereichen führen kann.

    Perfektionisten neigen dazu, Situationen und Leistungen stets in Extremen zu bewerten – als perfekt oder völliger Misserfolg. Sie haben oft Schwierigkeiten damit, Grautöne zu erkennen und differenzierte Sichtweisen zu entwickeln.
     

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    Perfektionismus im Alltag

    Wie beeinflusst Perfektionismus das persönliche und berufliche Leben?

    Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Form und Stärke der Ausprägung des Perfektionismus sind ausschlaggebend für den Einfluss auf das tägliche Leben.

    Das Verlangen nach Perfektion kann sich positiv als auch negativ auf das persönliche und berufliche Leben auswirken. In manchen Fällen führt die hohe Leistungsfähigkeit und Exzellenz zu Erfolg und Anerkennung.

    Die krankhafte, maladaptive oder dysfunktionale Form des Perfektionismus verursacht hingegen häufig Probleme wie Prokrastination (Aufschieben von Aufgaben), schlechtes Zeitmanagement, Entscheidungsschwierigkeiten, Burn-out (emotionale Erschöpfung) oder auch zwischenmenschliche Probleme wie Konflikte oder Überforderung.

    Diese Symptome können sich im Alltag und im Beruf negativ auswirken. Das ständige Streben nach Perfektion kann das Selbstwertgefühl nachhaltig beeinträchtigen und das Risiko für psychische Störungen erhöhen, falls diese Anforderungen nicht erreicht werden. 

    Auswirkungen auf das soziale Umfeld:

    Im sozialen Bereich können Perfektionisten hohe Erwartungen an andere haben (sozial vorgeschriebener Perfektionismus), was zur Enttäuschung und Belastung in Beziehungen führen kann. Die Angst vor Kritik und Ablehnung lässt Betroffene soziale Situationen meiden oder sich ganz zurückziehen.

    Perfektionismus erkennen und akzeptieren:

    Der Einfluss von Perfektionismus auf das persönliche und berufliche Leben sollte anerkannt und Strategien zur Bewältigung von Perfektionismus entwickelt werden, um ein ausgewogeneres und zufriedeneres Leben führen zu können.

    Um den negativen Auswirkungen von Perfektionismus entgegenzuwirken, ist es entscheidend, sich der eigenen krankhaften Tendenzen bewusst zu werden und angemessene Bewältigungsstrategien zu entwickeln, die zu einer besseren Lebensqualität und einem gesünderen Gleichgewicht im persönlichen und beruflichen Leben beitragen.

    Kinder und Perfektionismus

    5 Tipps, um das Risiko auf Perfektionismus bei Kindern zu minimieren

    Wertschätzung des Prozesses und der Anstrengung:

    Anstatt nur die Ergebnisse oder Leistungen eines Kindes zu loben, sollten Eltern den Fokus auf den Prozess, die Anstrengung und das Durchhaltevermögen legen.

    Fehler als Lernchancen betrachten:

    Kinder sollten lernen, dass Fehler natürlich sind und als Gelegenheiten zum Lernen und Wachsen dienen können. Offene Kommunikation bei Misserfolgen und Schwierigkeiten helfen, aus Fehlern zu lernen, anstatt sie zu fürchten oder sich dafür zu schämen.

    Realistische Erwartungen setzen:

    Realistische Ziele und Erwartungen, die auf die individuellen Fähigkeiten und Interessen angepasst sind, sind besonders wichtig. Übermäßiger Druck oder unerreichbare Standards sollten vermieden und stattdessen die persönliche Entwicklung und den Fortschritt des Kindes hervorgehoben werden.

    Selbstmitgefühl und Selbstakzeptanz fördern:

    Kinder sollten lernen, sich selbst und ihre Unvollkommenheiten anzunehmen. Selbstakzeptanz und Selbstliebe sind von Leistungen oder Erfolgen unabhängig.

    Gesunde Kommunikation und Unterstützung:

    Eine unterstützende und liebevolle Umgebung, in der Kinder das Gefühl haben, sich ausdrücken und Sorgen und Ängste teilen zu können, kann helfen, Zweifel abzulegen. Fehler oder Schwächen sollten nicht kritisiert und ermutigendes und konstruktives Feedback angeboten werden, um das Selbstvertrauen und die Fähigkeit, Herausforderungen zu bewältigen, zu stärken.

    Begleitstörungen von Perfektionismus

    Welche psychischen Erkrankungen treten häufig in Kombination mit Perfektionismus aus?

    Insbesondere der maladaptive Perfektionismus wurde in zahlreichen Studien als Risikofaktor für verschiedene psychische Störungen identifiziert. Es ist schwierig, den hohen Ansprüchen gerecht zu werden, die Perfektionisten an sich selbst oder ihre Umwelt stellen.

    Durch das „Versagen“ werden Unzufriedenheit, Enttäuschung sowie negative und Zwangsgedanken gefördert. In weiterer Folge können sich weitere Krankheiten manifestieren.

    Perfektionisten neigen zur ständigen Sorge, ob die Leistungen den hohen Standards entsprechen, die sie sich selbst und anderen setzen. Diese anhaltende Besorgnis kann zu psychischen Erkrankungen wie generalisierter Angststörung, Panikstörung oder sozialer Angststörung führen.

    Selbstkritik und negative Selbstwahrnehmung gehört für Perfektionisten zum Alltag. Sie denken nicht gut genug zu sein und können ihre unrealistischen Standards nicht erreichen. Diese Faktoren tragen langfristig zu depressiven Stimmungen und klinischen Depressionen bei.

    Die Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen wie Magersucht (Anorexia nervosa), Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa) oder Binge-Eating-Störung kann durch perfektionistisches Verhaltensformen verstärkt werden.

    Perfektionistisch veranlagte Menschen streben oft nach einem idealisierten Körperbild, das von unrealistischen Standards geprägt ist. Sie neigen dazu, eine sehr schlanke oder besonders muskulöse Körperfigur anzustreben und einen besonders niedrigen Körperfettanteil zu erreichen.

    Obwohl körperliche Gesundheit und Fitness wichtig sind, können Perfektionisten eine ungesunde Beziehung zum Körper entwickeln und sich unnötigem Stress aussetzen, wenn sie sich zu sehr auf ihr äußeres Erscheinungsbild konzentrieren. Extreme Diäten oder übertriebener Sport ist bei Perfektionisten mit sportlicher Veranlagung keine Seltenheit. 

    Perfektionismus kann zu zwanghaftem Verhalten führen, bei dem Betroffene versuchen, Fehler oder Unvollkommenheiten zu vermeiden, indem sie bestimmte Handlungen oder Rituale wiederholt ausführen. 

    Perfektionismus kann auch zu Putzzwang, Hygienezwang und Ordnungszwang führen, da Perfektionisten oft den Drang haben, ihre Umgebung und ihr Leben vollständig unter Kontrolle zu haben und Angst davor haben, dass Unordnung oder Keime zu Unvollständigkeit oder Unvollkommenheit führen könnten.

    Die ständige Jagd nach Perfektion und das Streben nach unrealistischen Zielen können zu chronischem Stress und emotionaler Erschöpfung führen.

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    Perfektionismus ablegen

    Was tun gegen Perfektionismus?

    Der individuelle Ausdruck und die Auswirkungen von Perfektionismus auf die psychische Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden müssen durch dessen multidimensionale Natur bei der Ausarbeitung eines Behandlungsplans immer berücksichtigt werden.

    Das wichtigste um Perfektionismus zu überwinden:

    Um Perfektionismus ablegen und überwinden zu können, sollten realistische Ziele basierend auf individuellen Fähigkeiten und Ressourcen festgelegt, Prioritäten identifiziert und sich auf wesentliche Aufgaben konzentriert werden.

    Die Akzeptanz von Unvollkommenheiten und die Betrachtung von Fehlern als Lernchancen, die Entwicklung von Flexibilität und Selbstmitgefühl sowie das Hinterfragen und Ersetzen perfektionistischer Gedanken durch realistische Denkmuster sind weitere effektive Schritte.

    Entspannungstechniken wie tiefe Atmung, Meditation oder progressive Muskelentspannung können Stress und Angstzustände reduzieren.

    Mit Plan an die Überwindung:

    Ein effektives Zeitmanagement und die Erstellung von realistischen Zeitplänen für Aufgaben können den Druck reduzieren und helfen, die Arbeitsbelastung besser zu bewältigen.

    Durch das Verständnis der eigenen, psychisch belastenden Persönlichkeitsmerkmale und die Bewältigung der hohen Ansprüche kann ein gesünderes Selbstbild aufgebaut und ein ausgeglichenes Leben erreichen werden, das Raum für persönliches Wachstum und Zufriedenheit lässt.

    Wenn die Zeitpläne realistisch gestaltet werden und genügend Pufferzeiten und Erholungsphasen vorgesehen sind, können sie helfen, die Arbeit zu organisieren und die Prioritäten zu setzen. Auch das Erreichen von Teilerfolgen und das Abhaken von erledigten Aufgaben können zu einem Gefühl der Zufriedenheit und Entspannung beitragen.

    Tipps zur Überwindung:

    Hilfreiche Tipps um den Perfektionismus Schrittweise ablegen zu können:

    Es folgen einige praktische Tipps vorstellen, die Ihnen helfen können, schrittweise den Perfektionismus abzulegen. Diese Tipps sind darauf ausgerichtet, Sie dabei zu unterstützen, realistischere Ziele zu setzen, mit Rückschlägen umzugehen und sich selbst mit mehr Mitgefühl und Akzeptanz zu begegnen.

    Selbstreflexion und Bewusstsein:

    Eine Selbstreflexion und das Schaffen von Bewusstsein für die eigenen perfektionistischen Tendenzen, sowie die Erkennung der Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und das tägliche Leben sind die ersten Schritte zur persönlichen Veränderung.

    Sich der eigenen perfektionistischen Tendenzen bewusst zu werden, erfordert jedoch oft eine ehrliche und manchmal schmerzhafte Selbstreflexion.

    Realistische Zielsetzung:

    Eine realistische Zielsetzung kann den Druck reduzieren, der mit dem Streben nach Perfektion einhergeht.

    Dies kann dazu beitragen, dass Sie sich besser auf Ihre Stärken zu konzentrieren und sich mehr auf das Hier und Jetzt konzentrieren, anstatt sich auf unerreichbare Ziele zu fixieren.

    Selbstmitgefühl und Selbstakzeptanz:

    Selbstmitgefühl und Selbstakzeptanz tragen dazu bei, Fehler als natürlichen Teil des Lebens und Lernens zu betrachten.

    Indem Sie lernen, sich selbst mit mehr Mitgefühl und Akzeptanz zu begegnen, können Sie Ihre perfektionistischen Tendenzen besser erkennen und hinterfragen, anstatt ihnen automatisch zu folgen. Dies kann dazu beitragen, dass Sie sich von unerreichbaren Zielen lösen und sich auf das Wesentliche konzentrieren, was zu einem erfüllteren und zufriedeneren Leben führen kann.

    Zeitmanagement und Priorisierung:

    Zeitmanagement und Priorisierung helfen, Stress und Frustration zu reduzieren, die durch das perfekte Erledigen zu viele Aufgaben entstehen.

    Durch das Setzen von Prioritäten und das Festlegen realistischer Ziele können Sie Ihre Arbeitsbelastung besser bewältigen und sich selbst den Raum geben, den Sie brauchen, um sich zu entspannen und aufzuladen. Dies kann dazu beitragen, dass Sie produktiver, zufriedener und weniger gestresst sind, während Sie weiterhin Ihre Ziele erreichen.

    Professionelle Hilfe:

    Professionelle Hilfe durch Psychologen oder Psychotherapeuten unterstützt die Bewältigung von Perfektionismus und seinen Auswirkungen.

    Die Unterstützung eines Psychologen oder Psychotherapeuten kann besonders hilfreich sein, wenn Sie Schwierigkeiten haben, Perfektionismus-Muster zu erkennen oder wenn Sie mit den Auswirkungen von maladaptivem Perfektionismus wie Depressionen, Angstzuständen oder zwischenmenschlichen Problemen zu kämpfen haben. Durch den Austausch mit einem professionellen Berater können Sie neue Einsichten gewinnen, Strategien zur Überwindung von Perfektionismus entwickeln und Ihre persönliche Entwicklung fördern.

    Professionelle Hilfe für Perfektionismus

    Welche Ärzte helfen bei der Überwindung von Perfektionismus?
    Um dysfunktionalen Perfektionismus überwinden zu können, bedarf es im Regelfall professioneller Hilfe. Psychologen, Psychotherapeuten und psychiatrische Fachärzte sind Experten auf diesem Gebiet und haben die Ausbildung und Erfahrung, um Betroffenen bei der Bewältigung von Perfektionismus und den damit verbundenen psychischen Problemen zu unterstützen.

    Profesionelle Methoden:

    Die Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) oder andere evidenzbasierte Therapieansätze können perfektionistische Denkmuster und Verhaltensweisen ändern. Gesprächstherapie, psychodynamische Therapie, humanistische Therapie und systemische Therapie sind wirkungsvolle Ansätze bei der Behandlung von Perfektionismus.

    Gehen andere psychische Störungen wie Depressionen, Angstzuständen oder Zwangsstörungen mit Perfektionismus einher, sollten Psychiater hinzugezogen werden, falls eine medikamentöse Behandlung nötig sein sollte.

    Schamgefühle für Perfektionismus

    Schamgefühle überwinden: Hilfe finden und annehmen

    Für die Behandlung von Perfektionismus ist es besonders wichtig, den richtigen Experten zu finden, der den individuellen Bedürfnissen und Umständen entspricht. Je nach Ausprägungsform und dem Vorhandensein von Begleitstörungen können unterschiedliche Therapieansätze angewandt werden. Eine gute erste Anlaufstelle sind auch immer die Hausärzte, da diese die Betroffenen meist schon lange kennen und eine Vertrauensbasis besteht. Sie werden bei Bedarf eine Überweisung ausstellen.

    Angst vor Ärzten überwinden:

    Einige Menschen leiden zudem unter großer Angst vor Ärzten. Dies kann in Bezug auf Perfektionismus dazu führen, dass Sie befürchten, nicht gut genug zu sein oder von Ärzten beurteilt zu werden und diese daher meiden.

    Wenn die Erkrankung eine starke Ausprägung annimmt, erschwert sie das tägliche Leben und führt zur Belastung der Betroffenen. In diesem Fall können Berater und Life- oder Mental-Coaches helfen, die Ängste vor Ärzten zu überwinden, um anschließend einen Behandlungsplan mit einem medizinischen Experten aushandeln zu können.

    Nimmt die Angst ein krankhaftes Maß an, sollten Therapeuten hinzugezogen werden. Eine offene Kommunikation, Begleitpersonen, Entspannungstechniken und realistische Erwartungen an sich selbst und andere können die Angst lindern und ein ausgeglicheneres Selbstbild erzeugen.

    FAQ über Perfektionismus

    Häufige Fragen und Antworten über Perfektionismus:

    Perfektionismus ist eine Persönlichkeitseigenschaft, die sich durch den Wunsch auszeichnet, stets höchste Standards zu erreichen und Fehler zu vermeiden. Perfektionisten haben oft eine stark ausgeprägte innere Kritik und setzen sich hohe Erwartungen, die sie selbst oft nicht erfüllen können. Dies kann zu einem starken Druck und einem ständigen Gefühl der Unzulänglichkeit führen.

    Perfektionismus kann zu einem hohen Maß an Stress, Angstzuständen, Depressionen und einem gestörten Selbstwertgefühl führen. Perfektionisten können auch Schwierigkeiten haben, Beziehungen aufrechtzuerhalten, da sie oft unrealistische Erwartungen an sich selbst und andere haben.

    Mögliche Anzeichen für Perfektionismus sind übermäßiger Ehrgeiz, Angst vor Fehlern und Misserfolgen, Selbstkritik und ein ständiger Fokus auf Details.

    Perfektionisten können auch Schwierigkeiten haben, sich auf den Prozess und den Fortschritt zu konzentrieren, da sie immer nur das perfekte Ergebnis im Kopf haben.

    Perfektionismus kann zu hervorragenden Ergebnissen führen, aber auch zu einem hohen Maß an Stress und Angstzuständen, was sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden auswirken kann.

    Perfektionisten haben oft Schwierigkeiten, mit Fehlern und Rückschlägen umzugehen und können sich dadurch selbst sabotieren. 

    Man kann versuchen, realistische Ziele zu setzen, sich auf Fortschritt statt Perfektion zu konzentrieren und lernen, sich selbst mitfühlender zu behandeln.

    Es kann auch hilfreich sein, sich bewusst zu machen, dass niemand perfekt ist und dass Fehler und Herausforderungen natürliche Möglichkeiten sind, um zu lernen und zu wachsen. 

    Man kann versuchen, klare Kommunikation zu fördern, realistische Erwartungen zu setzen und sich auf Lösungen statt auf Probleme zu konzentrieren. 

    Den Perfektionisten daran zu erinnern, dass Fortschritt wichtiger ist als Perfektion und dass Fehler und Rückschläge Teil des Lernprozesses sind, kann ihnen helfen, sich weniger auf Details zu konzentrieren und produktiver zu sein.

    Ja, Perfektionismus kann dazu führen, dass man Aufgaben aufschiebt, da man Angst hat, sie nicht perfekt zu erledigen. Perfektionisten können dadurch in einen Teufelskreis geraten, in dem sie sich immer mehr unter Druck setzen, während die Aufgaben unerledigt bleiben.

    Ja, Perfektionismus kann zu Burnout führen, da Perfektionisten oft ein hohes Arbeitspensum haben und sich ständig unter Druck setzen. Dies kann zu einem Zustand der Erschöpfung führen, bei dem man sich überfordert und ausgebrannt fühlt.

    Ja, es gibt verschiedene Arten von Perfektionismus, wie z. B. selbstorientierten, anderenorientierten und sozial vorgeschriebenen Perfektionismus.

    Selbstorientierte Perfektionisten setzen sich hohe Ziele für sich selbst, während andereorientierte Perfektionisten hohe Erwartungen an andere haben.

    Sozial vorgeschriebener Perfektionismus entsteht durch den Druck, den man von der Gesellschaft oder anderen Gruppen erhält, um perfekt zu sein.

    Eine erfolgreiche Behandlung von Perfektionismus erfordert oft eine Kombination aus psychotherapeutischen Ansätzen, wie der kognitiven Verhaltenstherapie, Achtsamkeitsübungen und Entspannungstechniken. In schweren Fällen kann auch eine medikamentöse Therapie erwogen werden.

    Für schwach ausprägte Formen gibt es auch Tipps, die dabei helfen können, den Perfektionismus im Alltag zu bewältigen.

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      Quellen:

      1. Perfectionism in the self and social contexts: Conceptualization, assessment, and association with psychopathology. Paul L. Hewitt, Gordon L. Flett 01 Mar 1991-Journal of Personality and Social Psychology (American Psychological Association)-Vol. 60, Iss: 3, pp 456-470 | doi.org
      2. Personal standards and evaluative concerns dimensions of „clinical“ perfectionism: a reply to Shafran et al. (2002, 2003) and Hewitt et al. (2003) – David M Dunkley 1, Kirk R Blankstein, Robin M Masheb, Carlos M Grilo | doi.org
      3. Perfectionism Across Stages of Recovery from Eating Disorders – Anna M. Bardone-Cone, PhD,1,* Katrina Sturm, BA,1 Melissa A. Lawson, MD,2 D. Paul Robinson, MD,2 and Roma Smith, LPN2 | doi.org
      4. Perfectionism in the self and social contexts: Conceptualization, assessment, and association with psychopathology. Hewitt, Paul L. Flett, Gordon L. | doi.org
      5. Spitzer, N. (2016). Perfektionismus und seine vielfältigen psychischen Folgen: Ein Leitfaden für Psychotherapie und Beratung. Psychotherapie: Praxis. Springer-Verlag, Berlin.
      6. Spitzer, N. (2017). Facettenreicher Perfektionismus – die vielen Formen eines Phänomens. In: Perfektionismus überwinden. Springer, Berlin, Heidelberg. doi.org
      7. Coreia, M.E. (2017). Psychometric proprieties of the portuguese version of the frost multidimensional perfectionism scale. International journal of psychological research, 10, 8-17.
      8. Pannhausen, S., Klug, K., & Rohrmann, S. (2020). Never good enough: The relation between the impostor phenomenon and multidimensional perfectionism. Current Psychology, 41, 888-901.
      9. Tutorium VO Trends in der Persönlichkeitsforschung 11. Sitzung 05.02.2014 Perfektionismus – tu-chemnitz.de

      Autoren, Überprüfung und Gestaltung:

      Autorin: Laura Schiller

      Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann

      Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier

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