Angst vor Depressionen
Die Depression ist trotz häufiger Erscheinung weiterhin ein Tabuthema. Wir möchten Angstpatienten die Vorteile einer Behandlung näher bringen und geben Tipps wie Sie Ängste & Schamgefühle bei Depressionen überwinden können.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 17. März 2023
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Wann eine Depression vorliegt, ist überraschend klar festgelegt. Von einer Depression wird dann gesprochen, wenn zumindest zwei Haupt- und zwei Nebensymptome auftreten. Was die Dauer angeht, müssen die Beschwerden für mindestens zwei Wochen bestehen.
Das Verhalten eines depressiven Menschen ist meist von Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit geprägt. Bei einer Depression treten körperliche und psychische Symptome üblicherweise in Kombination auf.
Da unterschiedliche Arten von Depressionen existieren, gibt es auch unterschiedliche Behandlungsarten. In den meisten Fällen sind Depressionen sehr gut behandel- und heilbar.
Arten von Depressionen
Die Bandbreite an depressiven Störungen ist groß. Die diversen Ausformungen zeigen sich anhand unterschiedlicher Symptome, die je nach Krankheitsbild auch unterschiedlich ausgeprägt sind.
Beispiel: Auch eine soziale Isolation kann eine eigenständige depressive Verstimmung darstellen, welche sich durch eine Veränderung der Gesamtsituation wieder schnell aufhebt.
- Major Depression
- Psychotische Depression
- Prä- und postnatale Depression
- Bipolare Störung
- Zyklothyme Störung
- Dysthymie
- Jahreszeitlich bedingte affektive Störung
Nur wenn eine depressive Störung auch korrekt diagnostiziert wird, kann sie behandelt werden. Die unterschiedlichen Ausformungen präsentieren sich verschiedene Arten.
Unterschiede erklärt
Charakterisiert durch allgemeine Niedergeschlagenheit und/oder durch den Verlust von Interesse an üblicherweise zum Leben des Patienten gehörenden Aktivitäten. Von einer Major Depression wird gesprochen, wenn die Symptome mindestens zwei Wochen lang andauern.
Die Wahrnehmung der Realität ist verzerrt, Halluzinationen und Wahnvorstellungen treten auf. Dazu kommen fallweise Paranoia und das Gefühl, schlecht bzw. böse zu sein.
Während der Schwangerschaft und im ersten Jahr nach der Geburt treten bei vielen Frauen Depressionen auf. In den ersten Tagen nach der Geburt verfallen viele Frauen in den sogenannten „Babyblues“. Das ausgeprägte Stimmungstief geht mit hormonellen Umstellungen einher. Die auftretende Überforderung durch die Belastungen, die sich durch die Versorgung eines Neugeborenen ergeben, haben mit einer Depression allerdings nichts zu tun.
Auch bekannt unter dem Terminus „manisch-depressive Störung“ zeichnet sich diese Depression durch die Aufeinanderfolge von depressiven und manischen Phasen der übertriebenen Fröhlichkeit aus. Dazwischen kann der Betroffene durchaus einen ausgeglichenen Gefühlszustand aufweisen. Oftmals wird die bipolare Störung fälschlicherweise als Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit Hyperaktivität (ADHS), Schizophrenie, Depression sowie Alkohol- oder Drogenmissbrauch diagnostiziert. Deshalb dauert es manchmal mehrere Jahre, ehe die richtige Diagnose gestellt wird.
Chronische Stimmungsschwankungen, die an eine bipolare Störung erinnern, allerdings weniger stark ausfallen und mindestes zwei Jahre lang andauern.
Was die Symptome betrifft eigentlich deckungsgleich mit der Major Depression, allerdings schwächer ausgeprägt. Dafür dauern bei diesem auch neurotische Depression genannten Krankheitsbild die Beschwerden länger an.
Die Ursachen für die saisonalen Stimmungsschwankungen liegen noch im Dunkeln, Experten gehen aber davon aus, dass sie mit der Verkürzung der Tageslichtzeit in Herbst und Winter zusammenhängen. Auch ein zu geringer Vitamin D-3 Spiegel kann mit Winterdepressionen zusammenhängen.
Anzeichen von Depressionen
Bei der Diagnose achtet der Arzt oder Therapeut auf Haupt- und Nebensymptome.
- gedrückte Stimmung
- Interessenverlust
- Antriebslosigkeit
Die Nebensymptome sind mannigfaltiger aber in der Diagnostik ebenso wichtig wie die Hauptsymptome.
- Konzentrations- und Aufmerksamkeitsmangel
- geringes Selbstwertgefühl
- Schuldgefühle
- Gefühl der Wertlosigkeit
- ausgeprägte Angst vor der Zukunft
- Suizidversuche oder -gedanken
- Selbstverletzung
- gestörter Schlaf
- gedrosselter Appetit
Daneben gibt es körperliche Beschwerden, die unter Umständen auf eine Depression hindeuten können.
Beispielsweise eine bleierne Müdigkeit, Druckgefühl im Brust- und Halsbereich, Atemnot, Kreislauf- und Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Verspannungen, verminderter sexueller Appetit, Gedächtnisstörungen und Konzentrationsprobleme.
Gründe für Depressionen
Einen isolierten Grund für die Ursachen einer Depression gibt es in den meisten Fällen nicht.
Üblicherweise ist es eine Kombination unterschiedlicher Faktoren. Grundsätzlich spielen sowohl innere als auch äußere Faktoren eine Rolle.
Wenn es im Gehirn zu einer Veränderung des Stoffwechsels kommt, kann das die Entstehung einer Depression begünstigen. Verglichen mit gesunden Menschen ist das Level von Neurotransmittern, Serotonin, Noradrenalin und Dopamin bei Depressiven niedriger. Das zeigt sich durch deutlich verminderten Antrieb und einer eingeschränkten Fähigkeit, Zufriedenheit oder Freude zu empfinden.
Eine Schilddrüsenunterfunktion kann ebenso eine Depression auslösen, wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Schmerzen, Diabetes oder Krebs. Auch Alkohol- und Drogenmissbrauch sind oftmals die Ursache, ebenso wie die Einnahme bestimmter Medikamente.
Oftmals sind einschneidende Lebensereignisse Auslöser von Depressionen. Tod, Verlust, Trennung oder Missbrauch hinterlassen ihre Spuren in der Psyche. Dazu gibt es äußere Faktoren, welche die Entstehung einer Depression begünstigen. So kann etwa ein Mangel an Tageslicht eine klassische Herbst-Winter-Depression nach sich ziehen.
Sind innerhalb der Familie bereits früher vermehrt Depressionen aufgetreten, kann eine genetische Prädisposition für die Erkrankung vorliegen.
Angst vor schlechter Stimmung
Die Diagnose einer Depression geht auch heute oftmals noch mit einer gewissen sozialen Stigmatisierung einher. Das kommt nicht überraschend in einer Gesellschaft, in der „Reiß dich zusammen und stell dich nicht so an!“ ein adäquater Therapieansatz zu sein scheint.
Zum Glück hat sich in den letzten Jahren vieles zum Positiven verändert hinsichtlich der sozialen Anerkennung der Depression als Krankheit. Das erleichtert Betroffenen den Gang zum Arzt.
Warum eine große Zahl trotzdem weiterhin davor zurückschreckt?
Das kann einerseits eben mit Schamgefühl zu tun haben. In einer Welt, die auf dem Leistungsprinzip aufgebaut zu sein scheint, schickt es sich nicht, nicht zu funktionieren. Sich einzugestehen, dass etwas nicht stimmt, ärztlichen Rat zu suchen und mit einer entsprechenden Diagnose vielleicht sogar noch an die Öffentlichkeit zu gehen, erfordert viel mehr Mut und Stärke, als eigentlich gesund sein würde.
Ein weiterer Grund für die Verweigerung einer ärztlichen Untersuchung ist Möglichkeit das sich die Befürchtung bewahrheitet. Die Angst vor einer Diagnose, welche das eigene Leben von Grund auf ändern könnte. Hier hilft es, sich vor Augen zu führen, was die Alternative wäre. Als Betroffener ist man sich ja schon darüber im Klaren, dass etwas nicht stimmt. Überlässt man dieses Problem sich selbst, lässt man es ungehindert wachsen, kann es eines Tages überhandnehmen. Verdrängung ist in keinem Krankheitsfall eine gute Idee. Und ganz besonders nicht bei einer Depression.
Dann gibt es noch die Unwissenheit. Die meisten Menschen wissen wohl kaum über die Symptome einer Depression oder deren Anfänge Bescheid. Die Diagnose ist auch nicht so einfach, sie in Eigenregie zu treffen beinahe unmöglich. Deshalb schieben die meisten Betroffenen ihre Beschwerden auf andere Gründe, übersehen gleichzeitig aber das zu Grunde liegende Problem. Es ist also weniger Angst vor einer Diagnose, sondern vielmehr fehlendes Problembewusstsein.
Depressionen erkennen
- Die Diagnose einer Depression ist keine einfache Angelegenheit.
Allgemeinmediziner stoßen dabei oft an ihre Grenzen, da sich Depressionen auch in körperlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Druckgefühlen auf der Brust oder Atembeschwerden manifestieren. Die Aufmerksamkeit wird auf die Symptome und nicht auf die Ursachen gelegt.
Deshalb ist es ungemein wichtig, sich beim Verdacht auf Depressionen auch an Fachleute zu wenden. Im Zentrum der psychotherapeutischen Problemfindung steht ein ausführliches Gespräch.
Dabei achtet der Spezialist nicht nur auf das gesprochene Wort, sondern auch auf Faktoren wie das allgemeine Verhalten, die Sprache selbst, die Kleidung oder die Körperhaltung. Oft wenden sich Therapeuten auch an enge Bezugspersonen der Patienten. Die können danke ihrer Beobachterperspektive Veränderungen in der Persönlichkeit oder im Verhalten gut erkennen und schildern.
Ehrliche Kommunikation
Je ehrlicher der Betroffene im Gespräch ist, desto klarer wird das Bild, welches der Therapeut zeichnen kann. Liegt eine Depression vor? Wenn ja, wie schwer ist der Patient erkrankt?
Die Offenheit beim Gespräch über Depressionen ist auch wichtig, um etwaige andere Ursachen für depressive Verstimmungen ausschließen zu können.
Der Spezialist arbeitet im Gespräch Punkt um Punkt seines Fragenkatalogs ab. „Haben Sie Zukunftspläne?“ ist dabei eine ebenso gängige Frage wie „Haben Sie zuletzt die Freude an Ihren Hobbys verloren?“, „Fühlen Sie sich oft schuldig?“ oder „Schlafen Sie aktuell besser oder schlechter als sonst?“
Zwei Fragen für die „Selbstdiagnose“
Im Bereich der Psychotherapie existiert der sogenannte „Zwei-Fragen-Test“. Mit seiner Hilfe kann überraschend genau festgestellt werden, ob einer Person depressiv ist oder nicht.
- ... niedergeschlagen, traurig bedrückt oder hoffnungslos gefühlt?
- ... merklich weniger Freude und Lust auf Dinge, die Sie normalerweise gerne tun?
Wer beide Fragen für sich selbst mit „Ja“ beantworten kann, der kann sich mit dem Thema Depressionen ernsthaft auseinandersetzen und Beratung eines Psychologen einholen. Eine Verbesserung ist bei einer frühzeitigen Behandlung sehr wahrscheinlich.
Behandlung von Depressionen
Depressionen sind heute gut behandelbar. Egal, um welche Ausformung es sich auch handelt. Grundsätzlich stehen vier Ansätze zur Verfügung.
- Psychotherapie
- Medikamente
- Weiterführende Methoden (Bewegungs-, Licht- oder Wachtherapie)
- Selbsthilfe & Tipps
Die jeweils passende Therapieform legen Patient und Arzt oder Therapeut am besten gemeinsam fest. Entscheidungsgrundlage ist ein ausführliches und offenes Beratungsgespräch.
Psychotherapie bei Depressionen
Die Überwindung zur Psychotherapie gegen Depressionen kann sich nur lohnen. Noch immer gilt die psychologische Behandlung als die effektivste langfristige Behandlung von Depressionen.
Zentrales Instrument ist das Gespräch, der Rahmen kann dabei stark variieren (Einzel-, Paar-, Gruppentherapie). Innerhalb des großen Themenbereichs „Psychotherapie“ existiert wiederum eine große Bandbreite an diversen Ausformungen/Ansätzen.
Bei der kognitiven Verhaltenstherapie wird beispielsweise versucht, depressive Denk- und Verhaltensmuster aufzuspüren und sie nach und nach zu ändern.
Mit der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie und der analytischen Psychotherapie sollen über einen längeren Zeitraum unbewusste Konflikte entdeckt und bearbeitet werden.
Die systemische Therapie setzt nicht nur beim Patienten selbst an, sondern nimmt auch dessen Umfeld unter die Lupe.
Der interpersonellen Psychotherapie liegt die Annahme zugrunde, dass eine Depression mehrere Ursachen hat. Sie ist eine Mischform aus Verhaltenstherapie und psychodynamischer Therapie.
Die Gesprächspsychotherapie ist auch unter der Bezeichnung „klientenzentrierte Psychotherapie“ bekannt. Dabei wird versucht, das Selbstbild mit dem realen Bild des Patienten in Einklang zu bringen und den Betroffenen so weit zu stärken, dass er seine Probleme selbst lösen kann.
Die Wirksamkeit einer Psychotherapie ist auch abhängig vom Grad der Depression. Besonders bei leichten und mittelschweren Krankheitsbildern ist die Erfolgsaussicht hoch. Die Psychotherapie weist zudem einen höheren Schutz vor einem Rückfall auf als rein medikamentöse Behandlungen.
Nicht alle Menschen sind allerdings gleich gut für eine Psychotherapie geeignet. Offenheit, Motivation sowie die Bereitschaft und überhaupt das Vorhandensein der Fähigkeit zur Selbstreflexion sind Grundvoraussetzungen.
Medikamente bei Depressionen
Durch die medikamentöse Behandlung von Depressionen wird mittels chemischer Prozesse in den Gehirnstoffwechsel eingegriffen.
Meist werden dabei die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin beeinflusst. Die sogenannten „Antidepressiva“ müssen konstant über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, erste Verbesserungen zeigen sich meist schon in der ersten oder zweiten Woche.
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Präparaten, die natürlich auch auf unterschiedliche Arten wirken.
Tri- und tetrazyklische Antidepressive sind die bekanntesten Medikamente gegen Depressionen. Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin wird gehemmt, die Übertragung der Reize im Gehirn funktioniert wieder besser. Allerdings beeinflussen diese Medikamente auch die Aufnahme weiterer Stoffe.
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sorgen dafür, dass das ausgeschüttete Serotonin nicht sofort wieder aufgenommen wird, sondern weiterhin die Reize zwischen den Nervenzellen übertragen kann.
Die Monoaminoxidase ist ein Enzym, welches für den Abbau von Serotonin und Noradrenalin sorgt. MAO-Hemmer (Monoaminoxidase-Hemmstoffe) hindern es daran, was die Weiterleitung der Reize verbessert.
SSNRI steht für Selektive Serotonin-/Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer. Die SSNRI verhindert ebenfalls die Wiederaufnahme der Botenstoffe und sorgen für bessere Reizweiterleitung.
Alpha2-Rezeptor-Antagonisten blockieren Mechanismen, welche die Freisetzung von Serotonin und Noradrenalin behindern, wirken also indirekt.
Selektive Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (SNDRI) ist ein weiterer Blocker der Wiederaufnahme von Noradrenalin und Serotonin.
Bei depressiven Menschen ist angeblich der Tag-Nacht-Rhythmus gestört. Gesteuert wird der normalerweise vom Hormon Melatonin. Derartige Medikation setzt genau dort an und stimuliert zusätzlich Serotonin-Andockstellen. Bekannt hierür sind neuartige Melatonin-Rezeptor-Antagonisten und bekannte Serotonin-5-HT2C-Rezeptor Antagonisten.
Serotonin-Wiederaufnahme-Verstärker: Der Name ist eigentlich Erklärung genug. Stimuliert die Wiederaufnahme von Serotonin nach der Ausschüttung.
Blockiert die Wiederaufnahme von Serotonin.
Das in der Natur vorkommende Salz Lithium beeinflusst das Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn. Sollte aber nur von Spezialisten verschrieben werden. Aufgrund seiner so gut wie nicht vorhandenen Nebenwirkungen ist auch Johanniskrautextrakt ausgesprochen beliebt. Dessen Wirksamkeit konnte allerdings bis heute weder gänzlich be- noch widerlegt werden.
Alternative Methoden bei Depressionen
Neben den zwei Hauptansätzen gibt es noch weitere Möglichkeiten, eine Depression zu behandeln.
Bei der Elektrokrampftherapie (EKT) steht ein durch kurze Stromreize ausgelöster epileptischer Anfall im Mittelpunkt. Durchgeführt wird die Behandlung unter Vollnarkose. Die Wachtherapie setzt auf Schlafentzug und bringt kurzfristig gute Ergebnisse, allerdings dauern die positiven Effekte nicht lange an.
Die Lichttherapie wird besonders während der dunklen Jahreszeit angewendet und soll gegen saisonal abhängige Depression helfen.
Die repetitive transkranielle Magnetstimulation ist verhältnismäßig neu. Magnetfelder regen dabei bestimmte Areale im Gehirn an. Im Zuge der Vagus-Nerv-Simulation wird ein Schrittmacher eingesetzt, der den betreffenden Nerv mittels elektrischer Signale stimuliert.
Sport und Bewegung
Außerdem haben Sport und körperliche Bewegung einen positiven Einfluss auf depressive Verstimmungen. Zwar konnte noch nicht ermittelt werden, welche Arten von Bewegung in welchem Ausmaß nun genau helfen, die Grundaussage gilt dennoch: Bewegung hilft.
Sport ist tatsächlich gut für die Psyche und für die Physis sowieso. Patienten müssen dabei keineswegs an ihre Grenzen gehen, üblicherweise reicht mäßige Bewegung aus, eine gewisse Regelmäßigkeit sollte nach Möglichkeit aber schon gegeben sein.
Selbsthilfegruppen bei Depressionen
In der jüngeren Vergangenheit haben sich zu unterschiedlichen Krankheiten immer mehr Selbsthilfegruppen gebildet. So auch für Depressionen. Sich mit anderen auszutauschen zeigt Betroffenen, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind.
Scham und Angst werden minimiert, da auf der „anderen Seite“ Menschen sitzen, denen die Situation nicht unbekannt ist, die Verständnis haben. Durch den Austausch mit Betroffenen sollen Veränderungen angestoßen werden, die bis in die persönliche Lebenswelt und den Alltag hineinreichen.
Üblicherweise arbeiten Selbsthilfegruppen ohne professionelle Betreuung, die beratende Kooperation mit Spezialisten ist allerdings üblich. Selbsthilfegruppen gibt es übrigens nicht nur für Patienten, sondern auch für deren Angehörige.
Tipps gegen Depressionen
Einer depressive Verstimmung, welche zu einer Depression heranwachsen könnte, lässt sich im frühen Stadium durch eine konsequente Anpassung des Lebensstils begegnen. Wir möchten im folgenden acht wertvolle Tipps gegen Depressionen aufzeigen.
Weniger Stress
Sind wir in unserem Alltag chronischem Stress ausgesetzt, ist dies ein bekannter Risikofaktor für Depressionen. In diesem Zustand produziert der Körper vermehrt das Hormon Cortisol, welches uns kurzfristig fokussierter und leistungsfähiger machen kann. Fehlt es an ruhigen und entspannten Lebensphasen und können wir den Stress nicht mehr abbauen, erhöht Cortisol das Risiko für Depressionen. Mehr Gelassenheit im Alltag, weniger Termindruck und gezielte Erholung sind wirksame Gegenmittel.
Mehr Schlaf gegen Depressionen
Schlafstörungen sind einerseits ein markantes Symptom der depressiven Verstimmung. Zum anderen können sie negative Emotionen weiter verstärken, indem wir erschöpft durch den Tag gehen und schon am Morgen große Probleme haben, aus dem Bett zu kommen. Schon eine Verbesserung unserer Schlafhygiene kann einen wichtigen Beitrag zur Überwindung der Schlafstörungen leisten. Dazu zählt der Grundsatz, elektrische Geräte vor dem Schlafengehen auszuschalten, das Licht zu dimmen und sich entspannenden Aktivitäten zuzuwenden.
Aufschieben vermeiden
Viele Menschen, die unter einer Depression leiden, bringen nicht mehr die Energie auf, um einfache Aufgaben des Alltags zu bewältigen. Dazu zählt das Bezahlen von Rechnungen, die Hausarbeit oder das Waschen der Wäsche. Die dadurch entstehende Unordnung kann wiederum das negative Gefühl der Überwältigung in uns hervorrufen. Wir raten deshalb, sich kleine Ziele für die Erledigung dieser Aufgaben zu setzen. Die plötzlich ordentliche Wohnung kann wiederum einen positiven Impuls freisetzen, der uns mit mehr Mut an die nächsten Aufgaben herantreten lässt.
Realistische Ziele setzen
Zu den zentralen Tipps gegen Depressionen zählt auch die Anpassung unserer persönlichen Ziele. Die Vorstellung davon, was wir ab einem bestimmten Lebensalter erreicht haben sollten, wird durch uns und unser Umfeld wesentlich geformt. Haben wir den Eindruck, unseren Zielen hinterherzulaufen, kann sich dies negativ auf unsere Gemütslage auswirken. Dabei ist es legitim, die eigenen Erwartungen etwas zu senken und bestimmte Ziele an unsere Lebenssituation anzupassen. Dies ist besonders dann von Bedeutung, wenn die ursprünglichen Ziele deutlich zu ambitioniert waren und damit nichts als Frustration in uns auslösten.
Ablenkung und Beschäftigung
Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen dem Verdrängen einer Depression und der gezielten Ablenkung. Letztere ist ein legitimes Mittel, um beim Eintritt in einen negativen Gedankenzyklus die Reißleine zu ziehen. Dieser Tipp funktioniert am besten, wenn schon im Vorfeld definiert ist, wie wir uns ablenken werden. Schnelle Ablenkungen wären Spaziergänge, Kontaktaufnahme zu Mitmenschen, alte kreative Hobbys wieder aufleben zu lassen oder auch einfach nur Musik zu hören. Die meisten dieser Ablenkungen lassen sich in kurzer Zeit realisieren. So können sie binnen Minuten eingesetzt werden, um sich aus dem Kreislauf negativer Gedanken zu befreien. Dies wiederum bietet die Möglichkeit, die Relevanz der Depression im Alltag zurückzudrängen und neue positive Impulse zu setzen.
Umgang mit negativen Gedanken
Typisch für depressive Verstimmungen ist der Umstand, dass uns bestimmte negative Gedanken wieder und wieder befallen. Wer einen ungesunden Umgang mit solchen Gedanken hat und sie sich zu sehr zu Herzen nimmt, tritt rasch in eine negative Spirale ein. Mit etwas Übung ist es möglich, diese Gedanken als unabhängige und kritische Instanz zu hinterfragen. Dadurch wird es möglich, sie als irrational zu identifizieren und sich von ihnen zu lösen. Eine weitere Möglichkeit ist die bewusste Meditation. Diese Übung schafft ein deutlich schärferes Bewusstsein für negative Gedanken und ermöglicht dadurch ein besonders schnelles und beherztes Einschreiten.
Auslöser dokumentieren
Einige Bereiche des Alltags können mit einer depressiven Verstimmung durchschritten werden, ohne dass negative Gedanken auftreten. In anderen Bereichen lauern hingegen mehrere Auslöser, welche die negativen Gefühle in uns heraufziehen lassen können. Um sich selbst darüber klar zu werden, in welchen Situationen eine besonders hohe Anfälligkeit besteht, lohnt sich die Dokumentation der Fälle. Eine kurze Notiz zu dem Ort und Zeitpunkt, an dem die negativen Gedanken auftreten, genügt bereits. Sind die Auslöser erst einmal identifiziert, bietet sich später die Möglichkeit, ihnen gezielt aus dem Weg zu gehen und damit die Anfälligkeit für eine depressive Stimmung zu reduzieren.
Freunde & Bekannte aufklären
Das persönliche soziale Netzwerk ist auch in der Auseinandersetzung mit einer Depression von größter Bedeutung. Doch die bloße Existenz desselben reicht noch nicht aus, um für Linderung zu sorgen. Vielmehr ist es wichtig, die anderen Menschen über die Erkrankung zu informieren und ihre Unterstützung einzufordern. Schon allein das Wissen darüber, dass diese persönliche Unterstützung vorhanden ist, kann beruhigend wirken. Darüber hinaus können die Vertrauenspersonen gezielt eingebunden werden, um zum Beispiel durch Besuche und Anrufe für Ablenkung zu sorgen. Überaus wertvoll sind weitere Kontaktgruppen, welche um die große Belastung der Depression wissen. Der organisierte Austausch mit anderen Betroffenen ist deshalb eine wichtige Ergänzung des persönlichen sozialen Netzes.
Hilfe gegen Depressionen
Auch wenn sich auf dem Gebiet in den letzten Jahren vieles zum Positiven verändert hat, gehört die Depression weiterhin zu den gesellschaftlichen Tabuthemen.
Betroffene werden oft von Schuld- oder Schamgefühlen geplagt. Die Angst vor sozialer Stigmatisierung ist groß und verbaut vielen Patienten den Weg zur Heilung oder zumindest zur Behandlung. Das muss aber nicht sein. Niemand muss sich für eine Depression oder eine depressive Verstimmung schämen.
Außerdem ist eine Diagnose kein finales Urteil. Denn: Eine Depression ist heute gut behandelbar. Der Bogen der zur Verfügung stehenden Therapieformen reicht dabei von Selbsthilfe über Gespräche und Psychotherapien bis hin zu Medikamenten.
Auch wenn sie nicht unbedingt einfach zu diagnostizieren ist, stehen Ärzten und Therapeuten heute doch recht treffsichere Instrumentarien zur Verfügung. Durch die exaktere Diagnose kann Patienten zielgerichteter geholfen werden.
Experten gegen Depressionen finden
Ihr Hausarzt hilft Ihnen als erste Ansprechperson mit Sicherheit gerne weiter.
Es ist allerdings auch verständlich, dass es für manche Menschen schwierig sein kann, sich einem Arzt oder Therapeuten anzuvertrauen, insbesondere wenn es um sensible Themen wie Depressionen geht.
Hierfür gibt es hilfreiche Techniken um die Schamgefühle und Ängste vor einem offenen Gespräch mit medizinischen Fachkräften zu überwinden. Mit unserem Selbsthilfe Ratgeber gegen die Arztphobie, geben wir wertvolle Tipps und Techniken zur Bewältigung dieser Ängste.
Machen Sie sich klar, dass Sie nicht allein sind und dass es viele Fachkräfte gibt, die Ihnen bei der Bewältigung von Depressionen helfen können. Wer sich traut Hilfe anzunehmen, hat bereits den wichtigsten Schritt getan.
Quellen:
- Stiftung Deutsche Depressionshilfe deutsche-depressionshilfe.de
- Depression – Symptome, Diagnostik, Therapie | Gelbe Liste
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier