Schlafstörungen
Schlafstörungen betreffen viele Menschen und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Ein tiefer und erholsamer Schlaf ist wichtig für das körperliche und geistige Wohlbefinden.
In diesem Artikel möchten wir über die Wichtigkeit von Schlaf aufklären, die Ursachen und Auslöser von Schlafstörungen erläutern, verschiedene Arten von Schlafstörungen beschreiben und Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 3. April 2023
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Wie wichtig ist Schlaf?
Schlafstörungen sind nicht nur weit verbreitet, sie können sich in mehreren Gebieten sehr negativ auf unsere körperliche und geistige Gesundheit auswirken.
Ein gesunder und ausreichender Schlaf ist die Basis für einen produktiven Tag. Über einen längeren Zeitraum andauernde Schlafstörungen haben hingegen starke Auswirkungen auf Körper und Geist.
Dabei wird grob unterschieden, ob es Probleme mit der Schlafqualität gibt oder ob sich die Beschwerden auf den Tag konzentrieren.
So sinkt beispielsweise die Konzentrationsfähigkeit nach nur einer unruhigen Nacht schon merklich. Werden die Störungen zum Dauerzustand, leidet das Gedächtnis ebenso wie andere kognitive Funktionen. Die Folge ist eine Unausgeglichenheit, welche beim Betroffenen ein Gefühl der Überforderung auslöst.
Bleiben die Schlafstörungen unbehandelt, kann das durchaus schwerwiegende psychische Konsequenzen haben. So wird beispielsweise das Entstehen von Depressionen begünstigt. Stimmungsschwankungen nehmen zu, Konzentrations- und Leistungsfähigkeit im Alltag und am Arbeitsplatz leiden.
Nicht ausreichender Schlaf erhöht das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen wie Bluthochdruck oder im schlimmsten Fall sogar Herzinfarkte.
Zudem steigt die Wahrscheinlichkeit, an Diabetes mellitus zu erkranken. Zu wenig Schlaf schwächt außerdem das Immunsystem, Betroffene sind also anfälliger für alle Arten von Infektionskrankheiten. Von der erhöhten Unfallgefahr im Alltag ganz zu schweigen.
Schweregrade von Schlafstörungen
Schweregrade von Schlafstörungen können stark variieren, von milden Symptomen bis hin zu schwerwiegenden Beeinträchtigungen der täglichen Funktionsfähigkeit. Die Schwere einer Schlafstörung kann individuell variieren und hängt oft von der Ursache und anderen individuellen Faktoren ab. Eine genaue Diagnose sollte daher nur durch einen qualifizierten Arzt gestellt werden.
Diese können sich durch Schwierigkeiten beim Einschlafen oder Durchschlafen manifestieren. Personen, die unter leichten Schlafstörungen leiden, können immer noch ausreichend Schlaf bekommen und haben vielleicht nur gelegentlich Probleme, einzuschlafen oder durchzuschlafen.
Eine mittelschwere Schlafstörung kann häufiges Aufwachen während der Nacht oder ein frühes Erwachen am Morgen bedeuten. Dadurch kann die Schlafdauer und -qualität reduziert sein. Menschen, die unter mittelschweren Schlafstörungen leiden, können tagsüber müde sein oder sich schlecht konzentrieren.
Eine schwere Schlafstörung kann durch sehr schwieriges oder unmögliches Einschlafen oder Durchschlafen gekennzeichnet sein. Begleiterscheinungen wie Tagesmüdigkeit und Konzentrationsprobleme können auftreten und das tägliche Leben beeinträchtigen. Menschen mit schweren Schlafstörungen können auch andere gesundheitliche Probleme wie Depressionen oder Angstzustände entwickeln.
Auslöser von Schlafstörungen
Die Ursachen für Schlafstörungen sind so unterschiedlich wie die Störungen bzw. die darunter leidenden Menschen selbst. Grob können sie in vier Gruppen eingeteilt werden: Psyche, Körper, Verhalten, Umwelt. So ist etwa der Großteil etwa ein Vorbote einer sich ankündigenden psychischen Erkrankung.
- Für Depressionen sind beispielsweise Ein- und Durchschlafstörungen ebenso charakteristisch wie ein Aufwachen am frühen Morgen.
- Leiden Patienten unter Angststörungen, haben Sie besonders Probleme mit dem Einschlafen.
- Das Einsetzen von Demenz wird häufig von einer Veränderung des Schlafverhaltens begleitet. Betroffenen schlafen meist tagsüber, während sie in der Nacht wach sind.
- Alkohol- und Drogenmissbrauch kann zu massiven Durchschlafstörungen führen. Meist bestehen die nach dem Absetzen der auslösenden Substanz weiter.
Dazu kommen Erkrankungen des Gehirns wie etwa Parkinson, Epilepsien oder Multiple Sklerose, die die Qualität des Nachtschlafs deutlich beeinflussen. Gehirntumore oder Schlaganfälle zählen ebenfalls zu Krankheiten welche den Schlaf deutlich beeinträchtigen können.
Auch Erkrankungen, die sich nicht direkt auf das Gehirn auswirken, können die Schlafqualität verringern. Dazu zählen beispielsweise hormonelle Erkrankungen der b, der Hypophyse und der Nebennieren. Rheumatoide Arthritis und generell alle mit Schmerz einhergehenden Krankheitsbilder beeinflussen den Nachtschlaf negativ.
Schlafapnoe-Syndrom
Besonders quälend für Angehörige von Betroffenen ist das Schlafapnoe-Syndrom. Die Patienten selbst bekommen davon nämlich meist nichts mit, leiden tagsüber lediglich an Müdigkeit.
Bei einer Schlafapnoe setzt die Atmung für durchschnittlich 30 Sekunden aus, manchmal können die Pausen sogar bis zu 2 Minuten lang dauern. Am Ende dieser Pausen wird eine Weckreaktion ausgeführt, der Schlaf wird gestört, Stresshormone werden ausgeschüttet.
Hilfsmittel für den Schlaf: Gut oder schlecht?
Zwar helfen geringe Mengen an Alkohol beim Einschlafen, die Schlafqualität wird aber deutlich geschmälert, durchschlafen ist so gut wie unmöglich. Medikamente, die an sich nichts mit der Schlafqualität zu tun haben, können diese dennoch negativ beeinflussen.
Achtung, Abhängigkeit!
Beachten Sie bei der Einnahme von Schlafmittel wie Zopiclon unbedingt die Packungsbeilage bzw. die Anweisungen des verschreibenden Arztes! Werden diverse Präparate über einen zu langen Zeitraum eingenommen, können sich Abhängigkeiten entwickeln, die wiederum die Schlafqualität mindern.
Schlafumgebung beachten
Nicht jede Umgebung ist für guten Schlaf geeignet. Zu großer Lärm, zu viel Licht, die unpassende Temperatur, all das kann den Nachtschlaf negativ beeinflussen. Auch unregelmäßige Schlafzeiten, ein üppiges Abendessen, Schichtarbeit oder Überanstrengungen (sehr intensiver Sport!) haben Auswirkungen.
Vom Alltag abschlaten
Wer Probleme dabei hat, seinen Alltag am Abend hinter sich zu lassen und Probleme mit ins Bett nimmt, der schläft verständlicherweise ebenfalls schlecht.
Um Schlafstörungen im klassischen Sinn handelt es sich dabei allerdings nicht, da sie situationsbezogen auftreten. Halten die Probleme länger an oder verschwinden sie nach Lösung der zugrunde liegenden Situation nicht, wird aber definitiv zu einer ärztlichen Abklärung geraten.

Arten von Schlafstörungen
So wie es unterschiedliche Gründe für Schlafstörungen gibt, existieren klarerweise auch mehrere Arten der Störung selbst.
Insomnie
Insomnie ist die „klassische“ Schlafstörung. Betroffen sind alle Phasen – also Ein- und Durschlafen, dazu wachen Patienten sehr früh auf und können nicht mehr einschlafen. Zusätzlich wird der Schlaf nicht als erholsam empfunden. Die Behandlung von Insomnie kann von Verhaltensänderungen, wie der Verbesserung der Schlafhygiene, bis hin zu medikamentösen Therapien reichen. In einigen Fällen kann auch eine gezielte Psychotherapie notwendig sein, um die Symptome zu lindern und eine verbesserte Schlafqualität zu erreichen.
Einschlafprobleme
Eine Einschlafstörung ist eine Art der Schlafstörung, die durch Probleme beim Einschlafen gekennzeichnet ist. Diese Art der Schlafstörung kann verschiedene Ursachen haben, wie z.B. Stress, Angstzustände oder Depressionen. Einschlafstörungen können durch Verhaltensänderungen wie eine Verbesserung der Schlafhygiene oder Entspannungstechniken behandelt werden. In einigen Fällen kann jedoch eine medizinische Behandlung notwendig sein, um die Symptome zu lindern und eine verbesserte Schlafqualität zu erreichen.
Schlafwandeln
Beim Schlafwandeln erwachen Betroffene nicht vollständig aus der Tiefschlafphase. Daraus resultierend setzen sich die Schlafwandler in Bewegung, die Ausmaße dieser Bewegung variieren allerdings stark. Manchmal bleibt es bei einem kurzen Aufsetzen, andere Menschen führen tatsächlich weitaus komplexere Handlungen aus. Daran erinnern können sich die Betroffenen in der Regel nicht.
Albträume
Ständige Albträume können die Schlafqualität ebenfalls stark negativ beeinflussen. Allein der Gedanke daran bzw. die Angst davor, dass die Albträume in der kommenden Nacht wieder eintreten können, macht es schwierig, überhaupt einzuschlafen. Betroffen sind Menschen aller Altersgruppen.
Unruhiger Schlaf
Wer unter unruhigem Schlaf leidet, der empfindet den Nachtschlaf nicht als angenehm und erholsam. Nächtliche Unruhe wird oft begleitet von Schweißausbrüchen, Schwindel, Zittern, Herzklopfen etc. Besonders bekannt sich beispielsweise das sogenannte Restless-Legs-Syndrome (RLS). Ein unangenehmes Gefühl in den unteren Extremitäten verhindert nicht nur das Einschlafen, sondern hat auch zur Folge, dass unkontrollierte Bewegungen ausgeführt werden, welche die Schlafqualität deutlich verringern.
Angst vor dem Schlaf
Angst vor dem Schlaf – auch Hypnophobie genannt – hindert den Betroffenen daran, überhaupt einzuschlafen. Die Ursachen können vielfältig sein. Die Angst vor wiederkehrenden Albträumen zum Beispiel. Die Angst davor, nicht mehr aufzuwachen oder – die andere Variante – aus unerfindlichen Gründen mitten in der Nacht schweißgebadet aufzuwachen.
Schlafstörungen Therapie
- Ausschlaggebend für die Behandlungsart einer Schlafstörung ist deren Ursache.
Bei organischen Erkrankungen (Schlafapnoe etc.) sind andere Maßnahmen zu setzen als bei psychischen Problemen. Als Basis dient in beiden Fällen ein ausführliches und aufklärendes Gespräch mit Spezialisten.
Haben die Schlafstörungen ihren Ursprung in psychischen Problemen, ist die kognitive Verhaltenstherapie der vielversprechendste Ansatz. Dabei wird versucht, die spezifischen Probleme des Patienten zu ergründen und Gewohnheiten entsprechend zu ändern.
Apropos Gewohnheiten: Manchen Betroffenen hilft es bereits, alles rund um den Schlaf so weit wie möglich zu standardisieren (geregelte Schlafenszeit, passende Temperatur, entspannendes Ritual).
Möglich ist natürlich auch die medikamentöse Behandlung von Schlafstörungen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn die Probleme als Begleiterscheinungen von Depressionen oder Angststörungen auftreten.
Entspannungstechniken
Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung können ebenfalls dazu beitragen, den Schlaf zu verbessern. Diese Techniken reduzieren Stress und helfen dem Körper, sich zu entspannen, was zu einer verbesserten Schlafqualität führen kann. Entspannungstechniken können auch dazu beitragen, die Symptome von Schlafstörungen wie Insomnie, Schlafapnoe und unruhigen Beinen zu lindern. Eine regelmäßige Anwendung von Entspannungstechniken kann langfristig zu einer Verbesserung der Schlafqualität führen und die Lebensqualität insgesamt steigern.
Medikamente
Medikamente können in einigen Fällen verschrieben werden, um Schlafstörungen zu behandeln. Hierbei sollte jedoch Vorsicht geboten sein, da einige Medikamente abhängig machen können. Verschreibungspflichtige Schlafmittel wie Zopiclon dürfen aber immer nur in genauer Absprache mit einem Arzt eingenommen werden. Bei pflanzlichen Präparaten ist dies nicht notwendig, allerdings hält sich hier auch die Wirksamkeit in Grenzen.
Lichttherapie
Eine Lichttherapie kann bei bestimmten Schlafstörungen wie der saisonal abhängigen Depression (SAD) oder dem verzögerten Schlafphasensyndrom (DSPS) wirksam sein. Hierbei wird dem Patienten am Morgen helles Licht verabreicht, um den natürlichen Schlafrhythmus zu regulieren. Die Lichttherapie kann auch bei anderen Schlafstörungen wie Jetlag, Schichtarbeit oder Schlafstörungen im Zusammenhang mit Demenz eingesetzt werden. Bei der Anwendung von Lichttherapie ist jedoch Vorsicht geboten, da bei einigen Personen negative Auswirkungen wie Kopfschmerzen oder Augenreizungen auftreten können.
Schlaftherapie
In einigen Fällen kann eine gezielte Psychotherapie, wie z.B. die kognitive Verhaltenstherapie, bei der Behandlung von Schlafstörungen helfen. Diese Therapieform kann dabei helfen, negative Gedanken und Verhaltensweisen, die zu Schlafstörungen führen, zu identifizieren und zu ändern.
Welcher Arzt bei Schlafstörungen?
Bei Verdacht auf Schlafstörungen kann der Hausarzt oder ein Facharzt aufgesucht werden. Wir nennen im folgenden einige Fachärzte, die bei Schlafstörungen konsultiert werden können:
Fachgebiet | Beschreibung |
---|---|
Neurologe | Untersucht Störungen des Nervensystems, die Schlafstörungen verursachen können. |
Pneumologe | Spezialisiert auf Erkrankungen der Atmungsorgane, einschließlich Schlafapnoe. |
HNO-Arzt | Kann bei Erkrankungen wie Schnarchen und obstruktiver Schlafapnoe helfen. |
Psychiater/Psychologe | Kann bei psychischen Erkrankungen, die Schlafstörungen verursachen, wie Depressionen oder Angstzuständen, behandeln. |
Eine genaue Diagnose kann nur durch eine gründliche Untersuchung und Bewertung der Symptome durch einen qualifizierten Arzt gestellt werden. Bei einigen Schlafstörungen können mehrere Ursachen vorliegen, wodurch es notwendig sein kann, mehrere Fachärzte zu konsultieren, um eine genaue Diagnose zu stellen und eine angemessene Behandlung zu erhalten.
Hilfe finden und annehmen
Wichtig ist zunächst, die Störungen als tatsächliches Problem anzuerkennen, welches einer Lösung bedarf. Darauf folgt die Konsultierung eines Spezialisten. Mit ihm gemeinsam wird versucht, die Ursache(n) zu ermitteln und einen spezifisch passenden Lösungs-/Therapieansatz herauszuarbeiten.
Um die Suche nach einem passenden Therapeuten und/oder spezialisierten Arzt zu erleichtern, kann einfach in Google nach einem passenden Arzt in der Umgebung gesucht werden. Auch über das Internet können Online Psychologen und Coachings für eine Besserung des Schlafs helfen.
Wenn Sie sich vor einem Arztbesuch fürchten, kann unser Selbsthilfe Ratgeber Artikel Ihnen dabei helfen, die Angst zu überwinden und die Kontaktaufnahme zu erleichtern.
FAQ zu Schlafstörungen
Schlafstörungen sind Probleme beim Ein- oder Durchschlafen, die zu unzureichendem oder schlechtem Schlaf führen.
Schlafstörungen können die Psyche ebenso beeinflussen wie die Physis. Stimmungsschwankungen, ein Gefühl der Überforderung bis hin zur Entstehung von Depressionen können ebenso die Folge sein wie Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes oder ein geschwächtes Immunsystem.
Schlafstörungen können mit psychischen Erkrankungen zusammenhängen und deren erste Vorboten sein. Alkohol-, Medikamenten- und Drogenmissbrauch führen ebenso zu klassischen Problemen. Dazu kommen diverse körperliche Krankheiten, eine für Schlaf unpassende Umgebung oder Stress im Alltag.
Die passende Behandlung ist abhängig von der Ursache der Schlafstörung. Bei psychischen Problemen ist die kognitive Verhaltenstherapie vielversprechend, körperliche Beschwerden lassen sich hingegen eher medikamentös beheben. Bekannte Medikamente sind z.B. Zopiclon oder Melatonin.
Die Symptome von Schlafstörungen können ständige Müdigkeit, Reizbarkeit, Konzentrationsprobleme, Gedächtnisprobleme und Stimmungsschwankungen umfassen. In einigen Fällen können auch andere Behandlungen wie Lichttherapie oder Schlafapnoe-Therapie notwendig sein.
Ein Erwachsener benötigt im Durchschnitt 7-9 Stunden Schlaf pro Nacht, aber dies kann von Person zu Person variieren.
Ja, Schlafstörungen können zu anderen gesundheitlichen Problemen führen, wie zum Beispiel Depressionen, Angstzuständen, Herzkrankheiten und Diabetes.
Wenn Schlafstörungen über einen längeren Zeitraum anhalten und zu Beeinträchtigungen im täglichen Leben führen, sollte man einen Arzt aufsuchen, um mögliche zugrunde liegende Ursachen zu identifizieren und eine geeignete Behandlung zu erhalten.
Quellen:
- Sleep disorder – Wikipedia
- Polysomnography (sleep study) – Mayo Clinic
- National Center on Sleep Disorders Research | NHLBI, NIH
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier