Glücksspielsucht
Für eine Glücksspielsucht muss sich niemand schämen, schließlich handelte es sich nicht um ein Makel sondern um eine Krankheit. Wer offen für eine Therapie ist, kann durch professionelle Hilfe oder auch Unterstützung der Familie und Freunden einen Weg aus der Glücksspielsucht finden.
Wir klären auf wie die Ängste vor den Gesprächen überwunden und wie der erste Schritt begonnen werden kann. Außerdem erklären wir welche Auslöser für eine Glücksspielsucht verantwortlich sein können. Am Ende des Artikels geben wir noch nützliche Tipps gegen eine leichte Form der Sucht.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 18. Juni 2023
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Welche Glücksspiele machen süchtig?
Wie schnell und intensiv ein Glücksspiel süchtig macht, ist vom Suchtpotenzial und individuellen Interessen abhängig.
Das höchste Risiko ist Geldspielgeräten mit Gewinnmöglichkeiten (Glücksspielautomaten in Spielbanken) oder auch den klassischen Kasinos zuzuschreiben.
Zwar geht auch von Glücksspielen wie Lotto oder Rubellosen ein gewisses Suchtpotenzial aus, dennoch verfallen insbesondere junge Menschen häufiger bei Automaten, Online Casinos, Sportwetten oder auch bei Online Poker in eine Spielsucht.
Glücksspiele mit hohen Suchtpotenzial:

Auch bekannt als "einarmiger Bandit". Verfügbar in Spielbanken, Kasinos und Gaststätten. Diese Automaten verfügen auch oft über Roulette oder andere Spiele.

Die bekanntesten Kasinospiele wie Roulette, Karten und Würfelspiele haben ein hohes Risiko.

Online Poker Spiele werden kaum als Glücksspiele wahrgenommen. Mitunter ein Grund warum sie in Deutschland nach 3. GlüÄndStV verboten sind. Andere Online Casinos Spiele sind weitgehend erlaubt und verfügen ebenfalls über ein hohes Suchtpotenzial.

Sportwetten sind in Deutschland unter strengen Regeln erlaubt. Nicht alle Sportarten haben hierfür Lizenzen. Grundsätzlich ist das Risiko bei Sportwetten als Mittelhoch einzustufen.
Glücksspielsucht erkennen
Tatsächlich sind – und das ist das Fatale – sind die Übergänge vom gelegentlichen Spielen zur Glücksspielsucht mitunter fließend.
Generell ist jede Sucht mit typischen Verhaltensmustern verknüpft. Mit einem starken Verlangen, eine bestimmte Substanz zu konsumieren oder auch dem Drang, nach dem Smartphone zu greifen.
Ein schleichender Prozess, denn anfangs liegt meist noch keine körperliche Abhängigkeit vor. Vielmehr giert das Belohnungszentrum im Gehirn nach einem bestimmten Stoff oder einem bestimmten Verhalten, lässt sich jedoch (noch) überlisten bzw. ablenken.
Später können dann, wenn dieser Reiz ausbleibt, körperliche Symptome bis hin zu echten Entzugserscheinungen auftreten.
Anfänge
Angefangen bei einer vermeintlich „netten“ Freizeitbeschäftigung. Die Nutzungshäufigkeit schwankt.
Gewohnheit
Es tritt eine Gewohnheit ein. Zu bestimmten Anlässen wird immer wieder ein Spiel gespielt.
Vernachlässigung
Mit einer kritischen Gewöhnung kommt auch eine Entfremdung von Freunden & Familie oder Vernachlässigung von Beruf & Freizeit einher.
Suchtbeginn
Die Abhängigkeit ist der Suchtbeginn welcher sich mit Entzugserscheinungen und Unruhe bei Verzicht bemerkbar macht.
Gefährliche Sucht
Wenn die Familie stark vernachlässigt wird oder sogar finanzielle und rechtliche Risiken eingegangen werden, ist von einer starken Sucht zu sprechen.
Gründe für Glücksspielsucht
Experten vermuten, dass gerade bei der Glücksspielsucht viele verschiedene Faktoren zusammenspielen. Eine genetische Veranlagung beispielsweise, gepaart mit Minderwertigkeitsgefühlen.
Der Gang ins Casino bzw. die Spielhalle fungiert Ritual, das zunächst eine gewisse Stabilität und eine gewisse Fluchtmöglichkeit bietet. Zumal – und das ist das Gefährliche – gerade das Glücksspiel ein hohes Suchtpotential aufweist.
Die Jetons gaukeln vor, dass wir „ja gar nicht um richtiges Geld spielen“. Online wird auch häufig um "Coins" und nicht um wirklich echtes Geld gespielt.
In den großen Casinos wird bewusst eine noble und entspannte Atmosphäre erzeugt. Webseiten und Smartphone spiele sind meist Farbenfroh und vermitteln Freude.
Zwischenzeitliche Gewinne erwecken den Eindruck einer positiven Entwicklung und nähren die eine Gier auf den vermeintlich großen Gewinn.
Die kurzen Auszahlungsintervalle, speziell an Automaten, können rasch zu einer Abhängigkeit und Sucht führen. Denn die lassen die Betroffenen ihre Verluste schlichtweg ausblenden. Virtuell sind diese Gefühle noch stärker.
Nicht zuletzt können – Stichwort Sportwette – bei manchen Glücksspielformen mehrere Leidenschaften miteinander kombiniert werden. In diesem Fall die Liebe zu „König Fußball“ und die Spielleidenschaft. Ein wahrer Teufelskreis, zumal viele Angebote, wie Onlinewetten, ja auch noch rund um die Uhr verfügbar sind.

Tipps gegen Glücksspielsucht
Beginnt sich eine Glücksspielsucht nach den oben genannten Merkmalen zu entwickeln, können im frühen Stadium noch einfache Strategien und Tipps für den Alltag ausreichen, um sich dagegen zu stemmen.
Ein paar Ansätze, die hilfreich können, haben wir mit den nachfolgenden Abschnitten zusammengefasst.
Bei einer Glücksspielsucht werden große Teile des Alltags vom Spielen eingenommen. Fällt der große Nervenkitzel plötzlich weg, den Spieler dabei erleben, kann dies zu gefühlter Langeweile im Alltag führen. Diese sollte durch bewusste Planung von Aktivitäten vermieden werden, um den Drang nach der nächsten Spielrunde aktiv zu reduzieren. Auch die Stärkung der sozialen Kontakte, die aufgrund der Sucht oft vernachlässigt werden, gehört zu dieser Aufgabe.
Wer durch einen erfüllten Tagesablauf erst gar nicht auf die Idee kommt, wieder ins Glücksspiel einzusteigen, kann sich mit höherer Wahrscheinlichkeit von der Sucht lösen. Eine gute Möglichkeit, um dies zu bewerkstelligen, ist die Rückbesinnung auf alte Hobbys. Vielleicht waren Lesen, Malen oder Gärtnern sehr beliebt, bevor das Glücksspiel große Teile des Tages dominierte. Wer sich wieder an diese Hobbys wagt, kann dadurch den Suchtdruck reduzieren.
Wer abstinent bleiben möchte, sollte sich von den klassischen Triggern der Glücksspielsucht befreien. Für Casino-Spieler zählen dazu blinkende Spielautomaten oder elegant gekleidete Personen an Spieltischen. Wer eine Sucht nach Sportwetten entwickelte, sollte sich von großen Sportereignissen und vor allem von der dort geschalteten Werbung Fernhalten. Durch das Vermeiden solcher Trigger sinkt das Risiko eines Rückfalls erheblich.
Viele von einer Glücksspielsucht betroffene Menschen neigen dazu, durch das Spiel ihr Stresslevel zu senken. Fällt dieses Ventil weg, so müssen alternative Strategien gefunden werden, die dafür eingesetzt werden können. Meditation und andere Entspannungstechniken können hier sehr wertvoll sein. Für andere ist es der Ausdauersport, der als Ausgleich zum stressigen Alltag eingesetzt werden kann. Eine erfolgreiche Befreiung von Stress senkt auch das Bedürfnis, wieder im Spiel aktiv zu werden.
Aus der Perspektive des Süchtigen ist es äußerst schwer, objektiv auf die finanziellen Auswirkungen des Glücksspiels zu schauen. Doch mit der Zeit sollte es gelingen, ein Verständnis dafür zu entwickeln, dass es sich hierbei um ein Geschäftsmodell handelt, das stets zugunsten der Anbieter ausgelegt ist. Hart verdientes Geld beim Glücksspiel einzusetzen, bedeutet hart verdientes Geld zu verlieren. Sich daran in regelmäßigen Abständen zu erinnern kann ebenfalls dazu beitragen, sich von der Glücksspielsucht zu befreien.
Es lohnt sich, täglich mindestens fünf Dinge aufzuschreiben, für die wir am jeweiligen Tag dankbar sein sollten. Dies stärkt die Wahrnehmung für die vielen positiven Dinge, die uns im Alltag umgeben. Daran wird deutlich, dass es Lebensbereiche abseits des Glücksspiels gibt, die uns Begeisterung und Nervenkitzel vermitteln können. Mit der Zeit fällt es immer leichter, neue Aspekte des Lebens zu entdecken, für die wir dankbar sein können.
Therapie der Spielsucht
Ziel einer jeden Suchttherapie ist es, wieder die Kontrolle über sein eigenes Leben (zurück) zu erlangen. Dabei arbeiten Suchttherapeuten wie auch die Betroffenen selbst (und eventuell deren Familien) eng zusammen. Grundvoraussetzung stellt dabei die eigene Motivation dar.
Nur wer sein Problem erkennt und dies auch aktiv bekämpfen will, hat eine nachhaltige Chance. Dabei kann die Therapie einer Glücksspielsucht ambulant wie auch stationär erfolgen. Gerade hier, bei der ambulanten Therapie, ist die Unterstützung durch Verwandte und enge Freunde meist unerlässlich.
Ganz gleich ob stationär oder ambulant, die eigentliche Therapie findet dann in Einzel- wie auch Gruppensitzungen statt und hat das Ziel, die zunächst für die Betroffenen unvorstellbar erscheinende Abstinenz wieder zur Regel zu machen.
Ein großes Ziel ist es, die Freude an früheren Hobbys wiederzuentdecken und den Kontakt zu alten Freunden zu suchen. Auch eine geregelte Beschäftigung hilft bei der Überwindung einer Spielsicht. Denn gerade im Verlust von Arbeit und Freunden liegt die große Gefahr. Für eine dauerhafte Abstinenz von der Spielsucht sind daher eine Rückkehr ins Berufsleben wie auch zu alten Hobbys und sozialen Netzwerken immens wichtig.
herapeuten begeben sich gemeinsam mit den Betroffenen auf die Suche nach den Ursachen ihrer Sucht. Stellen die Frage, welche Konflikte und Probleme die Sucht überhaupt erst ausgelöst haben. Das alles setzt ein enges Vertrauensverhältnis zwischen Therapeuten und Patienten voraus, sodass nicht zuletzt die Suche nach einer geeigneten Beratungsstelle und Therapie zu einem nachhaltigen Erfolg führt.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Einsicht, dass man sein Glück nicht erzwingen kann. Denn der Erfolg bei Sportwetten, Roulette oder auf Smartphone Spielen lässt sich selbst von gewieften Spielern niemals kontrollieren. Die Idee, durch Glücksspiel reich zu werden, ist ein deutlicher Irrglaube welcher akzeptiert werden muss.
Therapeut und Patient müssen auch über den richtigen Umgang mit Geld reden. Denn fatalerweise sind es mitunter gerade Schulden, die Betroffene zum Gang in ein Casino oder eine Spielhalle verleiten, sodass sich viele Süchtige im Zuge der Therapie auch von ihren unrealistischen Gewinnerwartungen und finanziellen Wünschen verabschieden müssen. (Generell kann es Sinn machen, neben dem Suchttherapeuten auch ein Schuldenberater zu konsultieren).
Hilfe gegen Glücksspielsucht
Die Glücksspielsucht ist mittlerweile kein Seltenheit mehr. In vielen Städten Deutschlands, Österreichs und in der Schweiz gibt es spezielle Fachstellen für Abhängige und Angehörige.
Wer die Glücksspielsucht bei sich erkennt und bereit ist Hilfe in Anspruch zu nehmen, findet meist ganz in seiner Nähe kompetente Hilfe. Mit diesen Hilfangeboten kann sich jeder auf einen vielleicht beschwerlichen, jedoch erfolgversprechenden Weg aus der Sucht machen.
Der Fachverband Glücksspielsucht bietet neben Aufklärung und einer fachlichen Beratung seine Hilfe an. Unter anderem gibt es hier ein kostenfreie Experten-Hotline, bei der die Betroffenen selbst, aber auch ratsuchende Angehörige, völlig anonym bleiben. Zu erreichen ist diese unter der Telefonnummer 0800 – 0776611. Die Fachverbands-Website bietet zudem eine praktische Adresssuche für Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen und Fachkliniken. www.gluecksspielsucht.de
Eine weitere Hotline findet sich zum Beispiel bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter der Telefonnummer 0800 – 1372700.
Auch diverse Niederlassungen der Caritas bieten eine Beratung in Sachen Glücksspiel an.
Therapeuten gegen Glücksspielsucht
Wir möchten Ihnen vermitteln, dass es keine Schande ist, Hilfe bei einem Therapeuten zu suchen, wenn man unter Glücksspielsucht leidet.
Professionelle Unterstützung ist ein wichtiger Schritt, um sich von der Sucht zu befreien und ein gesundes, erfülltes Leben zu führen. Schamgefühle sind normal, aber bedenken Sie, dass Therapeuten darauf spezialisiert sind, Ihnen ohne Vorurteile oder Bewertung zu helfen.
Um einen einfühlsamen und erfahrenen Therapeuten zu finden, der auf Angstpatienten und Glücksspielsucht spezialisiert ist, nutzen Sie die Google-Suche, um nach Fachleuten in Ihrer Nähe zu suchen.
Achten Sie dabei auf Bewertungen und Erfahrungsberichte anderer Patienten, um einen Eindruck von der Expertise und dem Umgang des Therapeuten mit seinen Klienten zu bekommen.
Scheuen Sie sich nicht, die Therapeuten direkt anzurufen und Fragen zu stellen. Ein offenes Gespräch kann Ihnen dabei helfen, herauszufinden, ob der Therapeut die richtige Wahl für Sie ist. Viele Therapeuten bieten auch Online-Behandlungsmöglichkeiten an, die Ihnen zusätzliche Flexibilität und Privatsphäre bieten können.
Noch mehr Tipps nötig? Unsere praktischen Tipps in unserem Selbsthilfe Ratgeber Artikel können Ihnen helfen, die Angst vor Ärzten und Therapeuten zu überwinden.
FAQ zur Glücksspielsucht
Glücksspielsucht, auch als pathologisches Spielen bezeichnet, ist eine Impulskontrollstörung, bei der der Betroffene einen unkontrollierbaren Drang verspürt, trotz negativer Konsequenzen weiterhin zu spielen.
Zu einer Glücksspielsucht zählen sämtliche Spiele bei denen mit Glück ein finanzieller Gewinn erzielt werden kann. Darunter können Spielautomaten, Online-Casinos und sämtliche virtuelle Automaten und Glücksspiele.
Die Spiele können sowohl im echten Leben wie auch im Internet z.B. auf dem Smartphone oder am Computer durchgeführt werden.
Wer Glücksspielsüchtig ist, der beschäftigt sich ständig in Gedanken mit dem Glücksspiel. Die Einsätze werden gesteigert damit die gleichen Gefühle erzeugt werden können. Mehrfach gescheiterte versuche vom spielen los zu kommen, beschreiben ebenfalls das Suchtverhalten.
Bei längeren Verzicht zeigt sich Unruhe und Gereiztheit. Die Glücksspiele werden häufig auch nur als Ablenkung und zur Befriedigung der Gefühle genutzt. Spätestens wer illegale taten begeht oder sich in finanzielle Schwierigkeiten begibt, befindet sich bereits mitten in einer schwerwiegenden Glücksspielsucht und sollte Hilfe suchen.
Es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten eine Glücksspielsucht zu behandeln. In leichten Fällen können Tipps helfen, auch die Unterstützung von Bekannten oder Online Coachings kann sehr effektiv sein.
In schwierigen Fällen kann es nötig sein eine die Therapie ambulant in einer therapeutischen Praxis oder auch stationär in Kliniken anzutreten. Letzteres ist vor allem dann eine Lösung, damit Betroffene im normalen Leben nicht ständig der Versuchung ausgesetzt sind.
Die genauen Ursachen für Glücksspielsucht sind nicht vollständig geklärt, aber es wird angenommen, dass eine Kombination aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren eine Rolle spielt.
Zeigen Sie Verständnis, bieten Sie Unterstützung an und ermutigen Sie die betroffene Person, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ist auch wichtig, Grenzen zu setzen und nicht die finanziellen oder emotionalen Probleme der Person zu übernehmen.
Rückfälle können durch regelmäßige Therapie, Selbsthilfegruppen, das Erlernen von Bewältigungsstrategien und die Identifizierung von Auslösern vermieden werden.
Darüber hinaus kann es hilfreich sein, sich von Glücksspiel-Apps, Websites oder Spielhallen fernzuhalten und offene Kommunikation mit Freunden und Familie über die Fortschritte und Herausforderungen in der Genesung aufrechtzuerhalten.
Glücksspielsucht kann zu Depressionen, Angstzuständen, Selbstwertproblemen und sogar Selbstmordgedanken führen. Der ständige Druck und die Schuldgefühle können die psychische Belastung erhöhen.
Quellen:
- Fachverband Glücksspielsucht (fags) e.V. – gluecksspielsucht.de
- Glücksspielsucht – Spielen mit Verantwortung – spielen-mit-verantwortung.de
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier