Online Casino Sucht
Glücksspiel kennt verschiedenste Ausprägungen, und ebenso tritt Glücksspielsucht in unterschiedlichsten Formen auf. Eine besonders verbreitete Form ist die Sucht nach dem Spielen in Online-Casinos. Diese Plattformen bieten eine Vielzahl von Spielarten an, darunter auch Sportwetten, und bedienen damit verschiedene Suchtpotenziale.
In diesem Artikel möchten wir dich umfassend über die Sucht nach Online-Casinos informieren. Wir erklären, was diese Sucht auslösen kann, wie sie sich äußert und, vor allem, welche Maßnahmen du ergreifen kannst, um sie zu bekämpfen. Unser Ziel ist es, dir hilfreiche und positive Ansätze zu bieten, um wieder Kontrolle über dein Leben zu gewinnen.
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- Autor: Matthias Wiesmeier
- Aktualisiert: 30. Mai 2024
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Ja. Online Casinos sind ja legal so lange sie eine deutsche Lizenz besitzen, und sich an die Vorgaben des Staatsvertrages halten. Laut des neuesten Glücksspielstaatsvertrages sind nur noch virtuelle Spielautomaten (sogenannte Slots) erlaubt, Tisch- und Live-Spiele sind dagegen verboten. Poker-Spiele sind nur noch gestattet, wenn ausschließlich menschliche Spieler gegeneinander antreten. Ferner sind Online-Sportwetten und Lotterien legal.
Die Sucht nach Online-Casinos gefährdet vor allem labile Menschen mit geringem Selbstwertgefühl und/oder hoher Impulsivität – entweder generell oder durch momentane besondere Lebensumstände. Bei solchen Menschen kann das Belohnungssystem im Gehirn durch den Reiz des Spiels besonders stark getriggert werden. Enorm verstärkt wird die Suchtgefahr, weil Online-Casinos 24/7 verfügbar sind und es nur einen Internetzugang braucht.
In Online-Casinos wird mit echtem Geld gespielt, das ist das wesentliche Problem. Viele Glücksspielsüchtige spielen sich hier buchstäblich um ihre Existenz, da sie auf der ständigen Jagd nach Gewinnen jedes Maß verlieren. Oft triggern Niederlagen den Wunsch, wenigstens diesen Verlust wettzumachen, wodurch bei nicht ausreichendem Spielglück (nicht Spielkönnen) weitere Verluste angehäuft werden.
Anzeichen ähneln denjenigen anderer Spielsüchte oder der Handy-Sucht. Die Gedanken drehen sich nur um das Thema, es werden stets Möglichkeiten gesucht, um zu spielen, weil damit positive Emotionen verbunden werden. Ein überdeutlicher Warnhinweis ist das Verhalten im Spiel: Es wird so lange zwanghaft gespielt, bis ein Gewinn eintritt. Dieser triggert schließlich den Wunsch, dieses Gefühl erneut zu erleben, da das „High“ nicht lange anhält. So entsteht bei gefährdeten Personen rasch ein Kreislauf.
Ja, die ständige Verfügbarkeit ist definitiv gefährlich, da die Sucht somit ständig in Griffnähe ist – zumal das Handy im Alltag zwingend nötig ist. Allerdings erfasst die Sucht selbst dann nur Menschen, die dafür eine Prädisposition haben. Anders formuliert: Wer nicht zur Spielsucht neigt, wird höchstwahrscheinlich auch nicht durch die leichte Zugänglichkeit von Online-Casinos süchtig.
Suchtpotenzial Online-Casino
- Süchte wollen befriedigt werden.
Hinter diesen vier Worten verbirgt sich eine bedeutende Tatsache: Eine Sucht wird, bei dafür anfälligen Menschen, umso wahrscheinlicher, schwerwiegender, rascher auftreten, je einfacher sie befriedigt werden kann.
Ein Alkoholiker kann seine Sucht nur befriedigen, wenn er auf Alkoholika Zugriff hat. Bei Online-Casinos ist diesbezüglich die Gefahr durch die Ausprägungen der heutigen Digitalisierung besonders groß. Online-Casinos können praktisch auf jedem Endgerät mit Internetzugang funktionieren; wahlweise als App oder über den Browser.
Zudem akzeptieren die meisten eine bereite Vielfalt ähnlich zugänglicher Zahlungsmethoden zwischen Bezahldienstleistern und Kreditkarten.
Leicht zugänglich:
Online-Casinos sind rund um die Uhr und von überall aus zugänglich. Das macht es leichter, das Glücksspiel zu jeder Tageszeit und an jedem Ort durchzuführen.
Anonymität:
Online-Casinos bieten ein hohes Maß an Anonymität, da die Spieler in der Regel nicht physisch anwesend sind und keine Identifikation erforderlich ist. Dadurch können sich Spieler leichter in das Glücksspiel vertiefen, ohne sich um soziale Konsequenzen sorgen zu müssen.
Belohnungssysteme:
Online-Casinos verwenden oft Belohnungssysteme, wie Boni und Freispiele, um Spieler zum Spielen zu ermutigen und zu binden. Diese Belohnungen können das Belohnungssystem im Gehirn aktivieren und die Freisetzung von Dopamin, einem Neurotransmitter, auslösen, der mit Vergnügen und Motivation assoziiert wird.
Schnelle Spielabläufe:
Online-Casinos bieten oft schnelle und wiederholte Spielabläufe, die schnell zur Sucht führen können. Spieler können in kurzer Zeit viele Runden spielen und so den Eindruck erwecken, dass sie ihre Verluste schnell wieder wettmachen können.
Verzerrte Wahrnehmung:
Bei Online-Casinos kann es leicht sein, die Wahrnehmung von Zeit und Geld zu verlieren. Die Verfügbarkeit von Kreditkarten und anderen Zahlungsmethoden kann es auch schwieriger machen, das Ausgabenlimit einzuhalten.
Zugang zu allen Casinos:
In Deutschland wird der Internetzugang nicht reglementiert. Dadurch haben Personen ebenso Zugang zu zweifelhaften Online-Casinos, die nicht entsprechend den hierzulande gültigen Regeln lizensiert sind. Da solche Casinos oftmals nicht einmal eine EU-Lizenz besitzen, können sie theoretisch und praktisch besonders suchtgefährdend und -fördernd gestaltet werden. Zwar ist die Nutzung solcher nichtlizensierter Online-Casinos strafbar, allerdings hält diese Tatsache viele Süchtige nicht ab.
Was bieten Online-Casinos?
Prinzipiell können Online-Casinos alles digital anbieten, was in Realwelt-Casinos und -Glücksspielhallen möglich ist. Da die digitale Herangehensweise jedoch viel mehr vermag, sind wenigstens theoretisch noch andere Spiele denkbar – solche, zu denen es kein Gegenstück in klassischen Glücksspielhäusern gibt.
Allerdings limitiert der deutsche Glücksspielstaatsvertrag aus gutem Grund die Art von Spielen, die bei hierzulande lizenzierten Online-Casinos angeboten werden können. Grundsätzlich muss sich ein Anbieter nach deutschem Recht lizenzieren lassen; eine EU-Lizenz allein genügt nicht. Ist das getan, darf er folgende Spiele offerieren.
Hierbei handelt es sich um virtuelle Spielautomaten. Diese können sich an Vorbildern aus der realen Welt orientieren oder völlig eigene Wege gehen.
Poker ist, zumindest gemäß deutschem Recht, das derzeit einzige legale Kartenspiel im Internet. Allerdings gelten hier dennoch verschiedene Limitierungen. So dürfen etwa nur menschliche Gegner gegeneinander antreten und Live-Streams mit echten Dealern sind verboten.
Unter Sportwetten fällt alles, was unter „Wetten auf verschiedene Ereignisse und Resultate im Rahmen von Sportereignissen“ fällt. Besonders beliebt sind Wetten für Fußball oder Kampfsport.
Typische Spiele nach Art des bekannten Lotto-Spiels.
Wichtig: Was andere Karten- und Casino-Spiele anbelangt, so sind diese fast immer für deutsche Spieler illegal. Ausnahmen existieren derzeit nur für Online-Casinos mit einer Alt-Lizenz aus Schleswig-Holstein (= vergeben vor Einführung des neuen Glücksspielstaatsvertrages). Jedoch sind selbst diese Casinos nur für Menschen mit Wohnsitz oder ständigem Aufenthaltsort in diesem Bundesland legal.
Bewusster Umgang mit Online Casinos
Der verantwortungsvolle Umgang mit Online Casinos ist ein wichtiger Aspekt. Bei der Auswahl eines Online Casinos solltest du verschiedene Kriterien berücksichtigen, um sicherzustellen, dass du eine seriöse Wahl triffst. Ein seriöses Casino erkennt man unter anderem an einer gültigen Glücksspiellizenz, transparenten Geschäftsbedingungen und positiven Bewertungen von anderen Spielern.
Webseiten wie Gamblizard sind besonders hilfreich, da sie nicht nur detaillierte Bewertungen von Online-Casinos bieten, sondern auch die Gefahren des Glücksspiels thematisieren. Diese Plattform gehört zu den wenigen Bewertungsseiten für Online-Casinos, die sich auch mit der mentalen Gesundheit ihrer Nutzer auseinandersetzen. Durch informative Artikel und Ratgeber unterstützt sie Spieler dabei, bewusst und informiert zu spielen und fördert so ein gesundes Spielverhalten. Sie bietet wertvolle Einsichten und praktische Tipps, die Spielern helfen, ihre Spielgewohnheiten kritisch zu hinterfragen und besser zu kontrollieren.
Viele seriöse Online Casinos bieten zudem auch nützliche Tools zur Selbstkontrolle, wie z.B. Einzahlungslimits, Verlustlimits oder Spielzeitbeschränkungen. Diese Funktionen helfen dir, die Kontrolle über dein Spielverhalten zu bewahren und das Risiko einer Spielsucht zu minimieren.
Anzeichen der Online Casino Sucht
Süchte manifestieren sich stets durch einen geradezu unwiderstehlichen Drang, sie zu befriedigen. In diesem Sinne unterscheidet sich die Online-Casino-Sucht nicht von anderen stofflichen und nichtstofflichen Süchten. Relativ speziell ist jedoch die geringe Auffälligkeit.
Online-Casino-Süchte lassen sich, im Gegensatz zu anderen Süchten, insbesondere für Außenstehende oftmals kaum bemerken; zumindest nicht in den Anfangsstadien.
Betroffene bemerken die ersten Anzeichen meist bei sich selbst, in dem Sie eine immer höhere Dosis brauchen, Schwierigkeiten haben aufzuhören und schon bald die Glücksspielsucht verheimlichen.
In der Praxis sind die Hinweise vielfach subtil und oftmals nur für Personen erkennbar, die den Betroffenen sehr gut kennen:
- Unruhe bzw. Konzentrationsstörungen
- Impulsive Ausbrüche
- Ständiges Thematisieren
- Starker Spieldrang
- Geheimhaltungsbestrebungen
- Kontrollverluste beim Spielen
- Geldbeschaffungsmaßnahmen
- Vernachlässigung des Umfelds oder früherer Aktivitäten
Einige dieser Symptome sind selbsterklärend, andere hingegen bedürfen etwas mehr Erklärung. In den folgenden Zeilen gehen wir genauer auf diese ein.
Unruhe, Konzentrationsstörungen, impulsive Ausbrüche
Die Online-Casino-Sucht bestimmt das Denken maßgeblich. Alles dreht sich darum, möglichst rasch wieder spielen zu können. Wird dies verunmöglicht oder verläuft das Spielen nicht so, wie man es erwartet, können zwischen Gereiztheit und jähzornigen Stimmungsausbrüchen verschiedene aggressive Reaktionen auftreten. Umgekehrt können selbst kleine Gewinne stark positive Emotionen hervorrufen. Der Glücksspielsüchtige wirkt dadurch mitunter so, als würde er zwischen emotionalen Extremen pendeln.
Ständiges Thematisieren
Da sich ein Großteil der Gedanken um das Spielen drehen, wird es von Süchtigen (meist unwissentlich) in das Alltagsverhalten integriert. Beispielsweise wird immer wieder, selbst in unpassenden Situationen, über die Spiele gesprochen. Alternativ werden diese in andere Themen eingeflochten, etwa in Form von Vergleichen. Nicht zuletzt sind Süchtige häufig bestrebt, sich anderweitig mit dem Thema zu befassen. Etwa exzessives Konsumieren von Neuigkeiten rund um das Glücksspiel, umfassendes Beschäftigen mit vermeintlichen Strategien etc.
Geheimhaltungsbestrebungen
Online-Casino-Süchtige wissen oft insgeheim, dass sie sich in einer Suchtspirale befinden. Sie möchten es jedoch nicht sich selbst und erst recht nicht ihrem Umfeld gegenüber eingestehen. Dadurch entwickeln viele Süchtige teils großes Geschick darin, ihren Drang geheim zu halten. Beispielsweise werden Ausreden und andere Lügen erfunden, um Zeit/Geld für das Spielen zu bekommen oder zu erklären, warum man durch exzessives Spiel keine Zeit/Geld für eine andere Aktivität hatte. Für viele Außenstehende, und nicht selten sogar das engste Umfeld, wirken deshalb manche Online-Casino-Süchtige lange Zeit vergleichsweise „normal“.
Geldbeschaffungsmaßnahmen
Die Sucht nach Online-Casinos zeichnet sich dadurch aus, immer höhere Geldbeträge zu setzen, um das angenehme Gefühl des Nervenkitzels und das „High“ von Gewinnen zu erhöhen, respektive das besonders starke anfängliche Erlebnis zu reproduzieren. Ferner tendieren praktisch alle Süchtigen dazu, durch wiederholtes Spielen zu versuchen, ihre Verluste wieder wettzumachen. Aus diesem Grund gehört Online-Casino-Sucht zu den monetär folgenschwersten Abhängigkeiten. Süchtige sind deshalb häufig ständig auf der Suche nach Wegen, um mehr Geld zu bekommen. Sie leihen es sich in ihrem Umfeld, verkaufen oder beleihen Wertgegenstände, bitten um Gehaltsvorschüsse, nehmen sogar Kredite auf. Rasch türmen sich deshalb Schulden im fünf-, sechs- oder gar siebenstelligen Bereich auf.
Bei vielen dieser Merkmale zeigt sich, warum der Glücksspielstaatsvertrag so umfassend gestaltet wurde. Beispielsweise verhindert die zwingende persönliche Registrierung in einer Datenbank in Verbindung mit dem Tausend-Euro-Einzahlungslimit zumindest bei lizensierten Casinos die Möglichkeiten, sich durch unkontrollierte Einsätze „um Kopf und Kragen“ zu spielen.
Leider jedoch erlaubt der Internetzugang den Zugriff auf Online-Casinos auf dem gesamten Planeten. Dadurch finden die meisten Süchtigen immer einen Weg, um ihre Abhängigkeit zu befriedigen, selbst wenn sie in hierzulande lizensierten Casinos schon längst gesperrt sind.
Leben mit einer Online Casino Sucht
Im Gegensatz zu vielen anderen, vor allem stofflichen, Süchten (etwa Alkoholismus) wirkt sich die Sucht nach Online-Casinos nicht unmittelbar körperlich aus. Sie ist also diesbezüglich nicht ungesund, macht nicht unmittelbar körperlich krank. Deshalb jedoch zu glauben, es handle sich um eine vergleichsweise harmlose Sucht, wäre gefährlich falsch.
Es leidet die Psyche. Da das Belohnungssystem des Gehirns durch das Spielen immer wieder und wieder auf eine Weise getriggert wird, für die es nicht ausgelegt ist, stumpfen Betroffene mit der Zeit emotional vollkommen ab – hierin liegt auch ein Grund, warum Online-Casino-Süchtige typischerweise um immer höhere Einsätze spielen.
Am Ende steht ein Mensch, dessen Emotionen völlig ausgebrannt sind. Er kann sich an praktisch nichts mehr erfreuen, benötigt mitunter Jahre intensiver Therapie, um wieder ein halbwegs normales Emotionsspektrum erleben zu können.
Noch schwerer wiegt der Impakt auf die finanzielle Existenz. Viele Online-Casino-Süchtige ruinieren sich mit der Zeit völlig. Vielfach unterscheiden sie sich nur anhand der Höhe des Schuldenberges. Schon bei Einzelpersonen ist dies schlimm. Häufig werden jedoch Angehörige mit in diese Abwärtsspirale gezogen. Familien können sich aufgrund der Glücksspielsucht teilweise nicht einmal mehr genügend Lebensmittel leisten. Eltern leihen ihrem süchtigen Kind so viel, bis alle Geldreserven aufgebraucht sind.
Nicht selten werden emotional wertvolle Erbstücke und teils sogar der Hausrat Stück für Stück verkauft. Je nach Stärke der Sucht geht dies sogar bis zu einem Punkt, an dem die Miete nicht mehr gezahlt werden kann und mitunter sogar Beschaffungskriminalität ins Spiel kommt.
Dazwischen ist das Leben des Süchtigen und seiner Angehörigen davon geprägt, immer freudloser zu werden. Der Abhängige kommt seinen gesellschaftlichen, beruflichen und familiären Verpflichtungen immer weniger nach. In Partnerschaften und Familien bestimmen zunehmend größere Geldsorgen den Alltag.
Da gleichsam jedoch viele Süchtige die Gefahr nicht erkennen, gibt es zudem immer wieder Streit. Besonders folgenschwer: All diese Negativerfahrungen wirken ihrerseits häufig als Trigger, der erneutes Spielen auslöst. Abhängige begeben sich deshalb wieder ins Online-Casino, weil sie durch das Spiel und die (Erwartung auf) Gewinne positive Emotionen zu finden hoffen.
Tipps für Angehörige
Die vielleicht wichtigste Handlung, die Angehörige tun können, ist, keine Ignoranz an den Tag zu legen. Die Online-Casino-Sucht ist eine Krankheit, die selbst im Frühstadium niemals ignoriert oder gar schöngeredet werden sollte.
Im Gegenteil, je früher Angehörige handeln, desto größer sind die Chancen, einen im Abstieg begriffenen Abhängigen aus der Misere zu ziehen, bevor sein Leben sich katastrophal zum Negativen wandelt.
Aber: Das alles muss unter der Erkenntnis geschehen, dass diese Angehörige einem Zwang unterliegt. Er handelt nicht aus böser Absicht, sondern weil er aufgrund seiner Sucht (lies: Krankheit) nicht anders kann.
Wurde diese Basis gelegt, können Angehörige weitere Maßnahmen ergreifen beziehungsweise suchtförderndes Verhalten unterlassen:
Auf Augenhöhe sprechen
Immer wieder sollte vorurteils- und vor allem vorwurfsfrei das Gespräch gesucht werden. Es sollte dem Online-Casino-Süchtigen deutlich klargemacht werden, was sein Verhalten anrichtet. Stets sollten dabei jedoch Auswege aufgezeigt werden. Beispielsweise existiert unter der (0800) 1372700 eine kostenlose, anonyme Telefonberatung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Familienfinanzen sichern
Glücksspielsüchtige kennen oft keine Kontrolle, was die Geldbeschaffung ausgeht. Partner und andere Familienangehörige sollten deshalb frühzeitig (auch) dem Süchtigen offenstehende Finanzen schnellstmöglich sichern. Beispielsweise können Ersparnisse auf ein gesondertes Konto transferiert werden, für das der Abhängige keine Vollmacht hat. Bank- und Kreditkarten lassen sich sperren, über den Umweg dieser Institute kann sogar der Zugriff von Zahlungsdienstleistern unterbunden werden. Wenn der abhängige Partner beispielsweise mit einem eigenen PayPal-Account spielt, der wiederum mit dem gemeinsamen Girokonto verbunden ist, kann der andere Partner, sofern er eine Kontovollmacht hat, diesen Zugang sperren lassen. Ebenfalls sollten Karten, Wertgegenstände, Sparbücher, Fahrzeugbriefe und Ähnliches gesichert werden. Idealerweise, indem sie außer Haus gebracht werden – etwa in ein Bankschließfach.
Hilfe zur Selbsthilfe geben
Engste Angehörige unter der Sucht leiden zu sehen (etwa durch das offene Gespräch), kann für Online-Casino-Abhängige oft ein wichtiger erster Weckruf sein. Allerdings muss man verstehen, wie stark die Trigger sind, die erneutes Spielen jederzeit auslösen können – meist haben Süchtige nicht genügend Selbstdisziplin, um ihnen jederzeit zu widerstehen. Angehörige und Freunde sollten deshalb jederzeit bereit sein, dem Abhängigen zu helfen, selbst wenn er dies vielleicht nicht möchte. Wichtig speziell bei der Online-Casino-Sucht ist es, ihn nicht durch das Verwenden eigener digitaler Geräte zu triggern, egal in welchem Zusammenhang. Ferner sollten möglichst viele gemeinsame Aktivitäten geplant werden, die nicht nur generell vom Spielen ablenken, sondern durch positive Erlebnisse das Belohnungszentrum auf andere Weise befriedigen.
Positives Verhalten umfassend belohnen
Der wichtigste Wirkmechanismus hinter einer Sucht nach Online-Casinos ist die sehr rasch aufeinanderfolgende Kombination von Spannung und Belohnung. Wenn ein abhängiger Mensch deshalb etwas Positives tut, egal was, dann sollte dieses Verhalten sofort und umfassend honoriert werden. Die Wirkung im Gehirn ist dieselbe wie bei einem Gewinn im Spiel. Dieses Belohnen sollte nicht nur generell in den Alltag integriert werden, sondern ganz besonders bei allem stattfinden, bei dem der Abhängige sich sichtlich bemüht, sein Verhalten zu verbessern. Unterlässt er es beispielsweise, für einen gewissen Zeitraum auf sein Handy zu blicken, sollte dies ebenso positiv bestärkend angesprochen werden wie Fälle, in denen er etwa einwilligt, ein Beratungsangebot wahrzunehmen. Er muss stets merken, wie sehr sein Umfeld seine Bemühungen erkennt und anerkennt.
Tipps gegen Online Casino Sucht
Viele Online-Casino-Süchtige haben zuvor noch niemals suchtgefährdetes Verhalten gezeigt. Deshalb sollte jeder schon vor einer Sucht und erst recht in den Anfangsstadien Schritte unternehmen, um ein Abrutschen zu vermeiden.
Schnellstmöglich wieder aufhören
Viele Online-Casino-Suchtkarrieren begannen mit einer Anmeldung aus purer Neugierde. Insbesondere aufgrund der Selbstsperr-Optionen sollten angehende Süchtige nicht lange warten, sondern diese sofort wahrnehmen. Dies mag zwar rabiat klingen, kann aber sehr effektiv wirken. Ein frühzeitiger Ausstieg aus dem Glücksspiel kann langfristige finanzielle und emotionale Schäden verhindern. Wichtig ist auch, auf Warnzeichen zu achten und bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine schnelle Beendigung der Spieltätigkeit und der bewusste Verzicht auf jegliche Versuchungen sind entscheidende Schritte, um der Sucht zu entkommen und ein gesundes, ausgewogenes Leben zu führen.
Das richtige Mindset zulegen
Ja, es gibt in Casinos viel zu gewinnen. Und es gibt Menschen, die damit steinreich geworden sind. Suchtgefährdete sollten sich jedoch eines eingestehen: Online-Casinos sind Wirtschaftsunternehmen. Sie existieren, weil sie mehr einnehmen als sie an Gewinnen ausschütten. Gerade an Automaten gibt es keine Strategien, sondern entscheidet allein der Zufall. Das alte Spieler-Sprichwort „Am Ende gewinnt immer die Bank“ gilt nach wie vor. Wäre es nicht gewinnträchtig, würde niemand ein Online-Casino eröffnen und das komplexe Lizensierungs-Prozedere absolvieren. Ein gesundes Mindset beinhaltet das Bewusstsein über diese Tatsachen und die Fähigkeit, realistische Erwartungen zu haben.
Sinnvolle Beschäftigungen finden
Aus Langeweile, Stress oder anderen negativen Emotionen heraus zu spielen, ist ein sehr gefährlicher Weg. Spielen sollte man nur, weil man es möchte, nicht weil man den Eindruck hat, es zu brauchen. Dabei hilft es immens, sich ständig verfügbare, andere sinnvolle Beschäftigungen zu suchen, die ähnlich niedrigschwellig zugänglich sind. Hobbys wie Lesen, Sport treiben, Musik hören oder kreatives Arbeiten können als gesunde Alternativen dienen. Diese Aktivitäten bieten nicht nur Ablenkung, sondern fördern auch das Wohlbefinden und die persönliche Entwicklung. Soziale Interaktionen, wie sich mit Freunden zu treffen oder an Gemeinschaftsaktivitäten teilzunehmen, können ebenfalls eine wertvolle Unterstützung sein. Wichtig ist, dass man bewusst und aktiv nach positiven Beschäftigungen sucht, die Freude bereiten und die Gefahr einer Sucht verringern.
Smartphone Nutzung einschränken
Für die meisten Süchtigen ist das Smartphone gefährlich. Schlicht, weil es für andere Aktivitäten so häufig benutzt werden muss, was wiederum triggert. Insbesondere im Privatleben kann dem jedoch ein Riegel vorgeschoben werden – speziell, weil es nicht-smarte Handys gibt, die dennoch typische Messenger wie WhatsApp nutzen können, aber nicht leistungsfähig genug für Casino-Spiele sind. Auch ein Smartphone Entzug (Detox) wäre hierbei hilfreich.
Sich selbst die Vor- und Nachteile offenlegen
Online-Casino-Spiele können Spaß machen. Aber sie können mit einer ganzen Reihe von Nachteilen aufwarten. Die BZgA hat diesbezüglich eine Vorlage konstruiert, die Suchtgefährdete selbst ausfüllen können. Wer dabei ehrlich ist, wird erkennen, wie viel mehr Geld er beispielsweise durch Aufhören künftig hätte – statt eine Hoffnung auf möglicherweise nie eintretende Gewinne, die überdies immer gegen die vorherigen Verluste gegengerechnet werden müssen.
Hilfe bei Online Casino Sucht
Es gibt Menschen, bei denen alle vorherigen Tipps keine Wirkung zeigen oder zu spät kommen. Grundsätzlich ist immer dann eine professionelle Hilfe angeraten, wenn ein Aufhören aus eigener Kraft nicht mehr möglich erscheint.
- Die kostenlose BZgA-Hotline (0800) 1372700
- Lokale Suchtberatungsstellen
- Selbsthilfegruppen von Spiel- und Online-Casino-Süchtigen, etwa die anonymen Spieler
All diese Lösungswege sind kostenlos und niedrigschwellig zugänglich. Falls die Online-Casino-Sucht schon einen hohen Schuldenberg verursachte, sollte zudem eine Schuldnerberatung aufgesucht werden. Unter anderem die Caritas offeriert einen solchen Service.
Wichtig ist dabei ein zentraler Grundgedanke:
Online-Casino-Sucht kann jeden treffen. Sie ist kein Anzeichen für Schwäche, kein Makel, nichts, wofür man sich schämen muss. Es gibt in jeder Suchtphase Hilfe. Sie zu ergreifen, ist ein Zeichen von wahrer Stärke. Die Sucht wird niemals in etwas Positivem münden, sie wird einen Süchtigen niemals durch ein glückliches Händchen reich machen. Sie erzeugt nur Negatives und Leid und hat schon viele Menschen und Familien zerstört. Und es braucht nur ein bisschen Mut, eine der vielen Hilfemöglichkeiten in Anspruch zu nehmen.
Therapie der Online Casino Sucht
Eine kognitive Verhaltenstherapie kann dazu beitragen, das Glücksspielverhalten zu ändern, indem sie dem Betroffenen hilft, seine Denk- und Verhaltensmuster zu identifizieren und zu ändern. Die Therapie kann auch dazu beitragen, zugrunde liegende emotionale Probleme oder Traumata zu identifizieren und zu behandeln.
Die Konfrontationstherapie ist eine Form der Behandlung, bei der der Betroffene direkt mit den Konsequenzen seines Glücksspielverhaltens konfrontiert wird, um eine Änderung zu fördern. Während dies in einigen Fällen als Teil eines umfassenderen Behandlungsplans nützlich sein kann, gibt es keine eindeutigen Beweise dafür, dass die Konfrontationstherapie allein bei der Behandlung einer Glücksspielsucht wirksam ist. Es ist daher wichtig, die Konfrontationstherapie in Kombination mit anderen Therapieformen, wie der kognitiven Verhaltenstherapie anzuwenden.
Es gibt zwar keine speziellen Medikamente zur Behandlung von Glücksspielsucht. Gewisse Medikamente können jedoch in manchen Fällen als Teil eines umfassenden Behandlungsplans verschrieben werden, um bestimmte Symptome, wie Angst oder Depression, die oft mit Glücksspielsucht verbunden sind, zu behandeln.
Es gibt auch Hinweise darauf, dass Naltrexon, ein Medikament zur Behandlung von Alkohol- und Opioidabhängigkeit, die Anziehungskraft von Glücksspielverhalten verringern kann.
In manchen Fällen können auch Antidepressiva, insbesondere selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), die zur Behandlung von Depressionen und Angstzuständen verschrieben werden, bei einer Glücksspielsucht hilfreich sein.
Schamgefühle wegen Casino Spielsucht
Das Eingeständnis, dass man an einer Glücksspielabhängigkeit leidet, kann sehr schwierig sein, insbesondere aufgrund von Schamgefühlen und Angst vor Stigmatisierung. Es ist jedoch sehr gut zu wissen, dass die meisten Menschen, die von einer Glücksspielabhängigkeit betroffen sind, nicht allein sind und dass es zahlreiche Hilfsmöglichkeiten gibt, um die Sucht zu überwinden.
Vertrauenswürdige Person wählen:
Wähle eine Person, der du vertraust, wie ein Familienmitglied, einen Freund oder einen professionellen Berater, um deine Bedenken zu besprechen. Ein guter erster Schritt ist, dir Zeit zu nehmen, die richtige Person zu finden. Überlege, wer in deinem Umfeld verständnisvoll und unterstützend ist. Plane ein ruhiges Gespräch und bereite dich mental darauf vor. Du kannst das Gespräch mit einem kleinen Einstieg beginnen, wie zum Beispiel: „Ich muss dir etwas Wichtiges erzählen, das mir schwerfällt.“ Sei ehrlich über deine Gefühle und Ängste. Denke daran, dass es in Ordnung ist, emotional zu sein. Eine vertrauenswürdige Person wird deine Offenheit zu schätzen wissen und dir helfen, die ersten Hürden zu überwinden.
Sich den Ängsten stellen:
Es kann schwierig sein, die Schamgefühle und Ängste zu überwinden, die mit der Offenlegung einer Glücksspielabhängigkeit verbunden sind. Aber es kann umso befreiender sein, wenn du dich öffnest und professionelle Hilfe suchst. Beginne damit, deine Ängste schriftlich festzuhalten, um sie klarer zu sehen und besser zu verstehen. Setze dir kleine, erreichbare Ziele, um deine Ängste Schritt für Schritt anzugehen. Atme tief durch und nutze Entspannungstechniken wie Meditation oder progressive Muskelentspannung, um dich zu beruhigen. Visualisiere positive Ergebnisse, indem du dir vorstellst, wie erleichtert und unterstützt du dich nach dem Gespräch fühlen wirst. Sei geduldig mit dir selbst und erkenne an, dass es Zeit braucht, diese Ängste zu überwinden. Jede kleine Konfrontation mit deinen Ängsten bringt dich näher zur Freiheit von der Scham und der Abhängigkeit.
Kleine Schritte:
Du musst nicht alles auf einmal preisgeben. Beginne mit kleinen Schritten und sprich mit einer Person, der du vertraust. Ein erster Tipp ist, deine Gefühle und Gedanken zunächst aufzuschreiben. Dies hilft, Klarheit zu gewinnen und die Scham zu vermindern. Du kannst auch üben, in einem Spiegel zu sprechen, um dich an das Sprechen über deine Probleme zu gewöhnen. Ein weiterer Ansatz ist, positive Affirmationen zu nutzen, um dein Selbstwertgefühl zu stärken. Erinnere dich täglich daran, dass es mutig ist, über deine Sucht zu sprechen. Suche dir eine ruhige und sichere Umgebung, wenn du dich zum ersten Mal jemandem öffnest. Mach dir im Vorfeld Notizen über das, was du sagen möchtest, um den Einstieg zu erleichtern. Jede dieser kleinen Schritte hilft dir, die Scham zu überwinden und Vertrauen aufzubauen.
Selbsthilfe Buch:
Unser Buch gegen Sucht und Zwang kann auch dabei helfen, das Verlangen nach Online-Glücksspielen und Online-Casinos zu reduzieren.
Das Buch ist ein praktisches Selbsthilfebuch, das sehr einfach geschrieben ist. Es erklärt, warum Menschen süchtig werden und was man dagegen tun kann.
Unser Buch hilft dabei, die Ursachen der Sucht zu verstehen. Es zeigt auf, welche Faktoren dazu beitragen, dass Menschen süchtig werden! Das Buch vermittelt zudem Strategien, um mit dem Verlangen nach Glücksspielen umzugehen. Es bietet konkrete Hilfestellungen und Strategien, die dabei helfen können, das Verlangen nach Glücksspielen zu reduzieren und ein suchtfreies Leben zu führen.
- Über 60 Seiten ✓
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- Softcover: 19,00 EUR
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Quellen:
Staatsvertrag zur Neuregulierung des Glücksspielwesens in Deutschland. (Glücksspielstaatsvertrag 2021 – GlüStV 2021) Vom 29. Oktober 2020. Vollzitat nach RedR: Glücksspielstaatsvertrag 2021 (GlüStV 2021) vom 27.10.2020 (GVBl. 2021 S. 97, 288, BayRS 02-30-I) – gesetze-bayern.de
Welches Online-Glücksspiel ist in Deutschland legal oder illegal? – evz.de
- Gambling Addiction and Problem Gambling – HelpGuide.org
Dieser Artikel wurde von Matthias Wiesmeier verfasst. Selbstständiger Schriftsteller und Webdesigner seit 2005. Fachbereiche: Gesundheit, Psychologie, Sport.
Autor und Überprüfung:
Autor: Matthias Wiesmeier – Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann