Angst vor Spritzen
Die Angst vor Spritzen und Injektionen ist weitverbreitet. Bei vielen Betroffenen äußert sich die Angst so stark, dass Impfungen oder Blutabnahmen zur reinsten Qual werden. Wir klären auf, was hinter dieser Phobie steckt und welche Maßnahmen dagegen ergriffen werden können.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 15. Mai 2023
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Auslöser einer Trypanophobie
Die Trypanophobie, umgangssprachlich auch als Spritzenangst bekannt, bezeichnet die Angst vor Injektionen. Die Angststörung gilt als spezifische Phobie und ist relativ weitverbreitet.
- Trypanophobie: Angst von Injektionen
- Belonophobie: Angst vor Nadeln
- Vaccinophobie: Angst vor Impfungen
- Aichmophobie: Angst vor spitzen Gegenständen
- Hämatophobie: Angst vor Blut
Ängste wie die Spritzenangst entstehen häufig bereits in der Kindheit, etwa durch negative Erfahrungen, ein traumatisches Erlebnis oder das Vorleben von Ängsten durch Familienmitglieder.
Werden die Ängste mit dem Heranwachsen nicht aufgelöst, verschlimmern sich diese im Laufe der Zeit und können sich zu einer krankhaften Phobie entwickeln.
Oft spielen verschiedene Ursachen bei der Trypanophobie eine Rolle. Treffen verschiedene Ängste aufeinander, entsteht eine spezifische verstärkte Angst.
Wenn jemand beispielsweise Angst vor Schmerzen und Blut hat, ist eine Spritze der absolute Albtraum für diese Person. Auch die Angst vor spitzen Gegenständen oder vor Impfungen sind nicht selten auslösende Faktoren für eine Trypnophobie.
Die Ursachen für Trypanophobie unterscheiden sich somit von Person zu Person und sind manchmal auch nicht eindeutig herauszufiltern.
Anzeichen einer Trypanophobie
Wer unter einer starken Trypanophobie leidet, spürt bei dem bloßen Gedanken an eine Spritze oder eine anstehende Behandlung mit einer Spritze oft körperliche Symptome.
Impfungen, Blutabnahmen oder andere Behandlungen mit Spritzen sind für Betroffene somit eine große Qual, die es daher entsprechend ernst zu nehmen gilt.
- Nervosität
- Stressgefühl
- Herzrasen
- Schweißausbrüche
- Panikgefühl
- Schwindel
- Ohnmacht
Betroffene der Trypanophobie versuchen Behandlungen durch eine Spritze auf die lange Bank zu schieben oder vermeiden solche Arzttermine grundsätzlich. Viele schaffen es sogar, Spritzen vollkommen aus dem Weg zu gehen. Dieses Vermeidungsverhalten birgt jedoch erhöhte Gefahren, da schwerwiegende Gesundheitsprobleme daraus resultieren können.
Gefahren der Trypanophobie
Viele Behandlungen, bei denen eine Spritze zum Einsatz kommt, sind essenziell für den Erhalt der allgemeinen körperlichen Gesundheit. Werden diese Behandlungen vermieden, können gravierende Folgen entstehen, welche die körperliche Gesundheit gefährden.
- Blutabnahme
- Impfungen
- Als Behandlung von starken Rückenschmerzen (z. B. Kortisonspritzen)
- Betäubung (z. B. beim Zahnarzt)
- Medikamentenverabreichung
Spritzen werden auch bei Schönheitseingriffen wie beispielsweise der Anwendung von Botox oder der Faltenunterspritzung verwendet. Diese medizinischen Verfahren nutzen Injektionen, um bestimmte Substanzen in die Haut einzuführen und so gewünschte ästhetische Ergebnisse zu erzielen. Botox-Injektionen werden beispielsweise verwendet, um Muskelaktivität zu hemmen und das Erscheinungsbild von Falten zu reduzieren. Bei der Faltenunterspritzung werden Füllstoffe mit Hilfe von Spritzen in die Haut eingebracht, um Volumenverluste auszugleichen und Falten aufzufüllen.
Die Folgen, die durch das Vermeiden von Spritzen ausgelöst werden, unterscheiden sich je nach Art der Behandlung. Werden beispielsweise Blutabnahmen verweigert, können wichtige Diagnosen nicht gestellt werden, wodurch Krankheiten unerkannt bleiben und sich verschlimmern können.
Regelmäßige Blutbilder sind aber nicht nur wichtig, um Krankheiten aufzudecken, sie geben auch Auskunft über den allgemeinen körperlichen Zustand sowie einen möglichen Mangel an Vitaminen oder Mineralstoffen.
Vermeidung von Impfungen
Bei der Angst vor Spritzen geht auch eine Angst und somit Vermeidung von Impfungen einher. Umgehen Betroffene wichtige Impfungen, gehen sie ein höheres Risiko ein, an gewissen Krankheiten zu erkranken.
Impfungen sind ein wichtiger präventiver Schutz, der für den Erhalt der körperlichen Gesundheit sowohl in der Kindheit, als auch im erwachsenen Alter essenziell sein kann.
- Masern
- Grippe (Influenza)
- Tetanus
- FSME
- Gürtelrose
- Diphterie
Kortisonspritzen & Betäubungen
Häufig werden Spritzen zur Behandlung bei starken Schmerzen (z.B. Rückenschmerzen) vergeben. Starke Schmerzen lassen sich dann oft nur durch Kortisonspritzen verbessern. Wer auf diese verzichtet, läuft Gefahr, die Rückenprobleme und somit auch die Schmerzen deutlich zu verschlimmern.
Auch Betäubungen werden in den meisten Fällen über eine Spritze verabreicht. Während manche Behandlungen ohne Betäubung gar nicht möglich sind, lösen andere sehr starke Schmerzen aus, die ohne Betäubung die Behandlungserfahrung deutlich verschlechtern würden. Dadurch besteht auch das Risiko, dass neue Ängste entstehen.
Intravenös verabreichte Arzneimittel
Auch diverse Medikamente werden über eine Spritze verabreicht.
Das Blut liefert Sauerstoff und Nährstoffe zu jeder Körperzelle. Dadurch kann es auch Wirkstoffe genau dort hinbringen, wo sie wirken sollen. Während bei Tabletten viele Wirkstoffe durch aggressive Verdauungssäfte in Magen und Darm zerstört werden, gelangen die Wirkstoffe bei Spritzen direkt ins Blut.
Notwendige Medikamente nicht einzunehmen, kann deshalb zu schwerwiegenden Folgen für die eigene Gesundheit führen.
Tipps gegen Angst vor Spritzen
Wenn Sie unter einer Spritzenphobie leiden, dann kennen Sie wahrscheinlich die Schwierigkeiten, medizinische Behandlungen zu erhalten, die Spritzen erfordern.
Diese Angst ist weit verbreitet und bis zu einem gewissen Punkt auch nachvollziehbar, da viele Menschen unbehagliche Empfindungen bei dem Gedanken an Nadeln und Spritzen haben.
Dennoch ist es entscheidend zu erkennen, dass diese Angst oft unbegründet ist und auf einem Missverständnis der tatsächlichen Risiken und Schmerzen beruht, die mit einer medizinischen Injektion verbunden sind. In der Tat sind moderne Injektionsmethoden oft schmerzfrei oder verursachen nur minimale Schmerzen und können schnell durchgeführt werden.
Wenn Sie eine übertriebene Angst vor Spritzen haben, gibt es bevor Sie sich in Therapie begeben auch einige Tipps die dabei helfen können die Angst zu reduzieren.
Tipps zur Angstbewältigung
Risiken abwägen
Überlegen Sie sich im Vorhinein auch, wie begründet Ihre Angst wirklich ist. Nicht selten sind die Ängste, die bei der Trypanophobie mit einhergehen, unbegründet. Beispielsweise die Angst, die Nadel könnte ein Organ durchstechen. Denn eine Spritzennadel ist meist gar nicht so lang, um überhaupt so tief eindringen zu können. Wenn Sie logisch über Ihre Ängste nachdenken und diese durch Fakten aufklären können, lässt sich die Situation in einigen Fällen oft schon ein wenig verbessern. Auch die Wahrscheinlichkeit auf ein Unfall beim injizieren sehr unwahrscheinlich.
Kommunikation
Bei sehr starken Ängsten ist es zudem immer wichtig, mit anderen Personen darüber zu reden. Dabei gibt es keinen Grund, sich zu schämen. Viele Menschen leiden an Trypanophobie und kennen Ihre Probleme. Sie sind also nicht allein.

Auf die Angst vor Spritzen hinweisen
Machen Sie den behandelnden Arzt auf Ihre Angst aufmerksam und holen Sie sich Aufklärung zu der jeweiligen Behandlung, beispielsweise über Ablauf und Nutzen. Lassen Sie sich Ihre Angst dabei nicht kleinreden, die Trypanophobie ist ärztlich anerkannt. Wenn der Arzt Ihre Ängste nicht ernst nimmt, sollten Sie über einen Arztwechsel nachdenken. Sprechen Sie Ihre Ängste offen an, sodass die Mediziner die Behandlung mit äußerster Vorsicht angehen.
Progressive Muskelanspannung
Progressive Muskelanspannung erhöht den Blutdruck. Diese Methode hilft also dabei, einer Ohnmacht vorzubeugen. Spannen Sie dazu vor der Behandlung langsam Ihre Muskeln an und halten Sie die Spannung für 15 Sekunden. Entspannen Sie die Muskeln anschließend für ca. 30 Sekunden. Wiederholen Sie den Vorgang bei Bedarf. Für die Anwendung dieser Methode sollte der Arzt und sämtliches Personal informiert werden.
Ablenkung
Lenken Sie sich während der Behandlung ab, beispielsweise durch Gespräche mit anwesenden Personen oder durch Musik über Kopfhörer. Es kann auch helfen, eine Vertrauensperson mit zu der Behandlung zu nehmen, die Sie während der Behandlung ablenkt. Bringen Sie sich auf andere Gedanken, denken Sie beispielsweise an Ihren Lieblingsort oder Ihre To-do-Liste. Sie können sich auch knifflige Aufgaben stellen, wie beispielsweise das Alphabet rückwärts aufzusagen. Schauen Sie bei der Injektion nicht zu. Am besten Sie drehen Ihren Kopf während der Behandlung genau in die entgegengesetzte Richtung. Glücklicherweise gehen die meisten Behandlungen mit einer Spritze sehr schnell und sind in einigen Sekunden erledigt und überwunden.
Liegen statt sitzen
Wenn Sie bei der Blutabnahme oder anderen Injektionen an Schwindel und Übelkeit leiden, ist es ratsam, sich während der Behandlung hinzulegen. Dann laufen Sie auch nicht Gefahr, umzukippen. Bleiben Sie auch nach der Behandlung noch einige Zeit liegen, da es sonst zu Stürzen kommen kann. Pflegekräfte und Ärzte sollten diese Umstände bereits kennen, weshalb Sie sich auch nicht davor scheuen müssen, sie darum zu bitten, sich hinlegen zu dürfen.
Ruhige Atmung und Entspannung
Eine ruhige, gleichmäßige Atmung sorgt für Entspannung. Wenn Sie die Luft anhalten, verkrampft sich Ihr Körper automatisch, wodurch auch die Injektion schmerzhafter wird. Atmen Sie während der Injektion in regelmäßigen Zügen tief ein und aus. Hilfreich ist es, eine Hand auf den Bauch zu legen und zu spüren, wie dieser sich regelmäßig auf und ab sinkt
Konfrontation
Nicht für jeden geeignet, aber hilfreich: Beschäftigen Sie sich vor einer anstehenden Behandlung mit Ihrer Angst. Genau entgegengesetzt der Ablenkung, kann es für die langfristige Überwindung hilfreich sein, sich Bilder von Spritzen im Vorhinein anzusehen. Schauen Sie die Bilder an, auch wenn Sie sich dabei unwohl fühlen. Dadurch normalisieren Sie das Bild in Ihrem Kopf. Das Bild kann Ihnen nichts antun. Sie werden merken, dass das unangenehme Gefühl mit der Zeit etwas abschwächt, je länger Sie das Bild betrachten.Diese Übung kann die eigentliche Behandlung etwas erleichtern, da sich Ihr Gehirn an das Bild einer Spritze gewöhnt hat.
Betäubungscremes
Bei großer Angst vor Schmerzen, kann die Stelle, an der die Spritze verabreicht werden soll, im Vorhinein betäubt werden. Dadurch wird der Einstich unempfindlicher. Dies geschieht durch die Kühlung mit Eiswürfel oder durch spezielle Betäubungscremes. Sprechen Sie diese Möglichkeiten einfach mit Ihrem behandelnden Arzt ab.
Therapie der Trypanophobie
Sollten diese Tipps nicht ausreichen um die Angst vor Spritzen zu überwinden, kann eine professionelle Therapie in Betracht gezogen werden. Dabei können unterschiedliche Behandlungsmethoden, gemeinsam mit einem Psychologen besprochen werden.
Eine Therapie ist nicht unbedingt immer das absolute Heilmittel, nichtsdestotrotz kann sie Ängste stark abschwächen und gesunde Bewältigungsmechanismen anbieten.
Um eine geeignete Therapie zu wählen, muss allerdings erst festgestellt werden, wie die eigentliche Angst begründet ist. Liegt beispielsweise ein traumatisches Erlebnis als Ursache vor, kann eine Verhaltenstherapie dabei helfen, das Trauma zu bewältigen.
Bei Angststörungen handelt es sich oft um einschränkende Konditionierung. Hypnose kann dabei helfen, diese Konditionierung aufzulösen und neue Denkmuster zu schaffen.
Durch eine veränderte Fokussierung lässt sich die Situation schon um ein Vielfaches erleichtern.
Hypnosen kommen nur in seltenen Fällen zum Einsatz und dienen als eine der letzten Möglichkeiten. Die Methode muss zwingend mit dem Arzt und dem Personal besprochen werden. Nicht in allen Arztpraxen ist eine Hypnose möglich.
Unser Ratgeber Artikel zur Selbsthilfe kann Ihnen dabei helfen, Ihre Angst vor Therapeuten zu überwinden, wenn Sie zögern, über Ihre Angst vor Spritzen zu sprechen. Wir möchten Ihnen Mut machen, einen Besuch beim Therapeuten in Betracht zu ziehen und bieten wertvolle Ratschläge zur Bewältigung Ihrer Ängste.
FAQ zur Trypanophobie
Die Trypanophobie beschreibt die Angst vor Spritzen bzw. Injektionen. Betroffene verspüren panische Angst, wenn Spritzen auch nur in deren Nähe kommen. Blutabnahmen, Impfungen oder andere Injektionen sind für Betroffene der Trypanophobie mit großen Qualen verbunden. Bei der Trypanophobie handelt es sich um eine spezifische Phobie, die weitverbreitet und klinisch anerkannt ist.
Ist die Trypanophobie sehr stark ausgeprägt, fördert sie nicht selten ein Vermeidungsverhalten, bei dem Betroffene Impfungen oder Blutabnahmen solange wie möglich aufschieben oder gänzlich vermeiden. Die Folge davon ist, dass etwaige (ernsthafte) Erkrankungen lange Zeit unentdeckt bleiben.
Ist die Angst vor Injektionen sehr stark ausgeprägt, kann sie sich in körperlichen Symptomen äußern. Typische Symptome dabei sind Schwindelgefühl, Herzrasen, Schweißausbrüche, Blässe, Nervosität und in schlimmen Fällen sogar Ohnmacht.
Ja, Menschen mit einer Trypanophobie können dazu neigen, medizinische Behandlungen und Verfahren zu vermeiden, die Spritzen erfordern. Dies kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen, wenn notwendige Behandlungen nicht erhalten werden.
Medizinische Fachkräfte können Menschen mit einer Trypanophobie unterstützen, indem sie einfühlsam und verständnisvoll sind, alternative Behandlungsmethoden anbieten und ihnen helfen, sich sicher und unterstützt zu fühlen. Ablenkung und Beruhigung ist das A und O.
Es ist durchaus möglich, dass Menschen mit einer Trypanophobie ihre Angst alleine überwinden. Hierfür können auch Tipps und Tricks zur Ablenkung oder Entspannung helfen. In schweren Fällen ist eine professionelle Behandlung notwendig, um langfristige Ergebnisse zu erzielen.
Quellen:
- The fear of needles: A systematic review and meta-analysis – doi.org
- Trypanophobia-an extreme and irrational fear of medical procedures: An overview – researchgate.net
- Trypanophobia: Helping Patients Deal with Fear of Needles – pharmacytimes.com
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier