Panikattacken
Panikattacken treten vor allem durch Angststörungen, belastenden Lebensereignissen, starken Stress, Depressionen oder Zwangsstörungen auf. Wir klären auf, wie eine Panikattacke entsteht und was die häufigsten Auslöser sind.
Außerdem geben wir hilfreiche Tipps was man gegen eine Panikattacke tun kann und mit welcher Therapie die Wahrscheinlichkeit einer Panikattacke verringert werden kann.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 6. März 2023
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Panikattacken äußern sich meist durch Symptome wie Herzklopfen oder unregelmäßigen Herzschlag, Atemnot, Benommenheit und Schwindel. Manche verspüren auch „weiche“ Knie.
Panikattacken dauern in der Regel maximal ca. 30 Minuten und vergehen von selbst wieder. Meist klingen die Symptome schon nach wenigen Minuten wieder ab, in Extremfällen kann eine Panikattacke aber auch mehrere Stunden andauern.
Manche Menschen leiden mehrfach täglich unter Panikattacken, andere nur einmal im Monat oder wenige Male im Jahr.
Panikattacken treten entweder nur einmalig oder auch wiederholt auf. Kommt es zu einer Panikattacke, können Betroffene diese mit wenigen Schritten wieder loswerden. Entscheidend ist dabei, die Kontrolle wiederzuerlangen und die Situation zu entschärfen.
Was ist eine Panikattacke?
Rast das Herz, bleibt die Luft weg, zittern die Hände, bricht Schweiß aus oder wird Ihnen schwindelig? Zeigt sich eine aus heiterem Himmel auftretende und stark zunehmende Angst? Dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Panikattacke.
Menschen, die eine Panikattacke erleben, haben oft den Eindruck, die Kontrolle vollständig zu verlieren und befürchten zum Teil sogar, zu sterben.
Treten Panikattacken wiederholt auf, liegt eine Panikstörung vor. Sie ist dadurch charakterisiert, dass Angstanfälle nicht in bestimmten Situationen oder unter bestimmten Umständen auftreten. Für Betroffene ist also unvorhersehbar, wann es zur nächsten Panikattacke kommt.
Komplett frei von Angst ist niemand. Sobald jedoch eine Panikstörung vorliegt, besteht eine Angsterkrankung. Neben Depressionen gehört diese zu den am weitesten verbreiteten psychischen Erkrankungen. Im übrigen treten Panikattacken oft auch in Verbindung mit Depressionen auf.
Vereinzelt auftretende Panikattacken sind relativ häufig. Etwa 11 Prozent der Bevölkerung leiden einmal im Jahr darunter. In den meisten Fällen hören die Panikattacken auch ohne Behandlung wieder auf, bei einigen entwickelt sich daraus allerdings eine Panikstörung. Diese betrifft etwa 2 bis 3 Prozent der Bevölkerung und beginnt häufig im späten Jugend- oder frühen Erwachsenenalter. Frauen sind doppelt so oft betroffen wie Männer.
Wieso entsteht eine Panikattacke?
Angst ist generell eine sinnvolle und vor allem in kritischen Situationen auch überlebenswichtige Reaktion des menschlichen Körpers. Das vegetative Nervensystem löst im Falle einer drohenden Gefahr mit Hilfe der Ausschüttung von Stresshormonen zahlreiche Reaktionen aus.
- schnellerer Herzschlag
- Anstieg des Blutdrucks
- beschleunigte Atmung
- Anspannung der Muskeln
- Hintergrund: Diese Reaktionen befähigen den Körper dazu, schnell auf die Gefahr zu reagieren (Angriff oder Flucht)
- Bei einer Panikattacke treten diese körperlichen Reaktionen aber auch ohne reale Gefahr auf.
Ursachen für Panikattacken
- Angststörungen & Phobien
- Depressionen
- Traumata
- Erhöhter Stress
- Posttraumatische Belastungsstörungen
- Stark belastende Lebensereignisse
- Zwangsstörungen
- Suchtverhalten
Panikattacken gehören zu den Angsterkrankungen. Häufig spielen bei ihrer Entstehung biologische, psychologische sowie soziale Ursachen eine Rolle.
Auch eine genetische Veranlagung lässt sich nicht ausschließen, wenn es um das Risiko für die Entwicklung einer Angsterkrankung geht. Die Medizin geht außerdem davon aus, dass ein Ungleichgewicht bestimmter Botenstoffe im Gehirn eine Rolle bei Angsterkrankungen spielt.
Zudem können Traumata (z. B. in der Kindheit) und Schicksalsschläge wie der Tod eines geliebten Menschen ursächlich sein.
Auch eine chronische psychische Überlastung kommt als Auslöser infrage. Somit sind Panikattacken auch durch Depressionen und starken Stress möglich.
Möglicherweise spielen zudem kognitive Aspekte eine Rolle bei der Entstehung von Panikattacken.
Dazu gehört beispielsweise die besonders aufmerksame Beobachtung der Reaktion des Körpers. Menschen, die unter Panikattacken und einer Panikstörung leiden, achten deutlich mehr auf die körperlichen Signale und interpretieren diese mitunter falsch.
So kann ein aufgrund der körperlichen Aktivität beschleunigter Herzschlag schnell mit einem organischen Problem verwechselt werden. Diese Fehlinterpretation sorgt für Angst, wodurch wiederum Stresshormone ausgeschüttet werden. Das verstärkt die besorgniserregenden körperlichen Symptome umso mehr. Es entsteht ein Teufelskreis, denn die nun stärker gewordenen Symptome erhöhen die Angst weiter.
Den „einen“ Auslöser für Panikattacken gibt es nicht. Panikattacken können in sehr unterschiedlichen Situationen auftreten – beispielsweise vor Prüfungen, an Orten mit großen Menschenmengen oder in einem Flugzeug oder Fahrstuhl. Manchmal treten Panikattacken aber auch „einfach so“ auf. Selbst zu Hause im Bett ist das möglich.
Symptome einer Panikattacke
Panikattacken äußern sich meist in einer plötzlich auftretenden und rasch zunehmenden, starken Angst. Begleitet wird diese Angst von sehr unterschiedlichen körperlichen sowie psychischen Symptomen.
- Herzklopfen und Herzrasen
- Erhöhter Puls
- schnelle Atmung, zum Teil bis zur Hyperventilation
- Atemnot, manchmal auch ein Gefühl des Erstickens
- Schmerzen und Engegefühl in der Brust
- Schweißausbrüche
- Hitzewallungen
- Zittern
- Schwindel
- Angst vor Kontrollverlust
- Angst, verrückt zu werden
- Angst, zu sterben
- Gefühl, sich selbst fremd zu sein
- Gefühl, eine eigentlich bekannte Umgebung als seltsam und fremd wahrzunehmen
Ablauf einer Panikattacke
Wie eine Panikattacke beginnt, lässt sich pauschal nicht beantworten.
Zunächst hat sie ihre Ursache in einer überschießenden Stressreaktion. Betroffene geraten in einen Teufelskreis der Angst – Angstgefühle und körperliche Symptome verstärken sich gegenseitig.
Panikattacken treten in der Regel plötzlich und ohne Ankündigung auf und klingen nach etwa 10 bis 30 Minuten wieder ab.
Beispiel einer Panikattacke
Eine Panikattacke ist eine plötzliche und intensive Episode von Angst und körperlichen Symptomen, die innerhalb weniger Minuten auftritt und oft ohne erkennbaren Auslöser beginnt.
Betroffene können das Gefühl haben, dass sie die Kontrolle verlieren oder ohnmächtig werden, was oft weitere Angst auslöst.
Die Symptome einer Panikattacke können unterschiedlich ausgeprägt sein und reichen von leichter Nervosität bis hin zu einer extrem intensiven Erfahrung. Einige Menschen berichten, dass ihre Panikattacken so schwerwiegend sind, dass sie das Gefühl haben, dass sie nicht überleben werden. Andere erleben die Symptome als sehr unangenehm und belastend, aber sie können trotzdem weiterhin funktionieren.
Tipps bei einer Panikattacke
Tritt eine Panikattacke ein, setzt das rationale Denken so gut wie komplett aus. Die Angst ist extrem intensiv, Betroffene glauben an eine reale Bedrohung. Es ist daher enorm wichtig, Strategien zur Selbstberuhigung im Akutfall zu erlernen.
Erste Hilfe bei Panikattacken
Maßnahmen zur Verhinderung einer weiteren Eskalation der Stresssituation wie bewusste Kontrolle der Atmung sind hilfreich. Auch Entspannungstechniken erweisen sich als sinnvoll.
Wichtig ist auch, sich bewusst zu machen, dass eine Panikattacke keinen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen wird und nach wenigen Minuten wieder vorübergeht.
- Auch wenn die Angst extrem unangenehm ist, sollten Betroffene versuchen, sie auszuhalten, bis sie nachlässt und komplett verschwindet.
Die 4-7-8-Atmung ist eine gute Methode, sich wieder zu beruhigen. Die Atmung wird bei Panik automatisch flacher und schneller. Dadurch entsteht das Gefühl von Atemnot. Bei dieser Atemmethode atmen Sie langsam durch die Nase ein und zählen bis vier. Dann halten Sie den Atem an und zählen bis sieben. Im Anschluss Atmen Sie kräftig durch den Mund aus und zählen dabei bis acht. Die Übung wird so lange wiederholt, bis Sie sich wieder etwas beruhigt haben.
Notfallkoffer gegen Panikattacken
Viele Experten raten zu einem Trick, der häufig in der Borderline-Therapie zum Einsatz kommt, sich aber mittlerweile auch bei Panikattacken bewährt hat: dem „Notfallkoffer“.
Dieser kann ganz individuell gepackt werden und enthält bewährte Hilfsmittel zur Bewältigung der Panikattacke. Das kann ein Gegenstand, ein Foto, ein Duft oder ein Lied / Video auf dem Handy sein – wichtig ist, dass Betroffene etwas Schönes damit verbinden.
Eine Alternative wäre ein leichter Schmerzreiz zur Ablenkung, der allerdings nicht zu einer Verletzung führt. Was am besten hilft, können Betroffene mit einem Therapeuten besprechen.
Tipps für Angehörige
Angehörige, die einen Menschen mit einer Panikattacke oder Panikstörung unterstützen möchten, sollten folgende Punkte beachten:
Informieren Sie sich ausführlich über die Erkrankung. Auch ein Hausarzt, Psychiater oder Psychotherapeuten sind gute Ansprechpartner. Es gibt zahlreiche Broschüren und Bücher welche weitere Informationen über Panikattacken liefern können.
Zeigen Sie gegenüber dem Betroffenen viel Verständnis, nehmen Sie seine Ängste ernst und verharmlosen Sie diese nicht.
Motivieren Sie den Betroffenen, sich bei einem Therapeuten Hilfe zu suchen. Ob er die Hilfe tatsächlich in Anspruch nehmen will, bleibt aber ihm überlassen.
In konkreten Angstsituationen erweist es sich als sinnvoll, den Betroffenen an Bewältigungsstrategien und Tipps zu erinnern, die er bereits erlernt hat.
Zeigen Sie dem Betroffenen, dass Sie für ihn immer da sind und erfragen Sie, wie Sie ihm in Angstsituationen helfen können.
Behandlung von Panikattacken
Bei Panikattacken sollten Betroffene nach Möglichkeit immer einen Therapeuten aufsuchen. Das ist auch dann ratsam, wenn sie nur selten und weniger schlimm sind – allein für ein besseres Wohlbefinden.
Treten Panikattacken wiederholt und sehr gehäuft auf, sollte abgeklärt werden, ob eine Panikstörung vorliegt. Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung lässt sich so auch herausfinden, ob organische Ursachen für die körperlichen Beschwerden vorliegen.
Bei Panikattacken und Panikstörungen ist eine Psychotherapie ein guter Behandlungsansatz. Ergänzend oder als Alternative kommen auch Medikamente infrage.
Psychotherapie bei Panikattacken und Panikstörungen
Die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie bei Panikattacken und –störungen ist inzwischen sehr gut belegt. Zunächst analysiert der Therapeut, wie die Angstanfälle ablaufen und welche Rolle die eigenen Bewertungen des Patienten dabei spielen. Außerdem wird hinterfragt, welche alternativen Bewertungs- und auch Reaktionsmöglichkeiten für den Betroffenen bestehen. Der Therapeut unterschützt den Betroffenen in der Folge dabei, sich seiner Angst aktiv zu stellen und ein mögliches Vermeidungsverhalten abzubauen.
Medikamente gegen Panikattacken
Ist eine psychotherapeutische Behandlung nicht ausreichend oder erzielt sie keine Wirkung, kommen Medikamente wie Antidepressiva (z. B. selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) in Betracht. Kurzfristig können auch Beruhigungsmittel helfen, zu langfristigen Behandlung sind sie jedoch ungeeignet. Das liegt daran, dass sie zwar akute Ängste sehr schnell reduzieren, aber auch Abhängigkeitspotenzial besitzen. Im besten Fall werden Beruhigungsmittel daher gar nicht oder nur in Ausnahmefällen (z. B. bei schweren Erkrankungen ohne alternative Behandlungsmöglichkeiten) für kurze Zeit verordnet.
Lässt sich Panikattacken vorbeugen?
Viele Mediziner raten zu einem gesundheitsbewussten Lebensstil, wenn es um die Vorbeugung von Panikattacken geht. Eine vollwertige Ernährung, ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung, Achtsamkeit, Entspannungsübungen sowie Techniken zur Stressbewältigung sind probate Mittel, um das Risiko für Panikattacken zu minimieren. Auch die Pflege sozialer Kontakte und der Verzicht auf Suchtmittel haben erheblichen Einfluss auf die Vorbeugung von Panikattacken.
Hilfe suchen
Psychische Erkrankungen führen bei Betroffenen zu einem Teils großen Leidensdruck. In der Gesellschaft herrscht häufig ein verzerrtes Bild zu den Erkrankungen.
Hartnäckige Vorurteile und Halbwissen sorgen dafür, dass psychische Erkrankungen oft noch ein Tabuthema sind. Das gilt auch für Panikattacken und Panikstörungen.
Betroffene möchten ihre Probleme verstecken und suchen deshalb keinen Arzt auf. Therapeutische Hilfe ist jedoch wichtig, um einen Weg aus der Krankheitsspirale zu finden.
Menschen, die unter Panikattacken leiden, können sich oft wegen der Schamgefühle nicht trauen, darüber zu sprechen. Es kann jedoch sehr wichtig sein, die Angst und Scham zu überwinden, um professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und die Symptome zu lindern.
Es lohnt sich, die Angst vor Panikattacken zu überwinden, da unbehandelte Symptome das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Mit professioneller Hilfe können die Betroffenen lernen, ihre Symptome zu bewältigen und ein Leben ohne ständige Angst zu führen. Es ist nie zu spät, um Hilfe zu suchen, und es gibt viele wirksame Behandlungsmöglichkeiten für Panikattacken.
Wenn man Angst vor Ärzten oder Therapeuten hat, kann das den Schritt zur Behandlung zusätzlich erschweren. Wir haben jedoch einen Selbsthilfe-Ratgeber Artikel erstellt, der hilfreiche Tipps zur Überwindung von einer Arztphobie gibt.
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Quellen:
- Panikattacken und Panikstörungen Von John W. Barnhill , MD, New York-Presbyterian Hospital – msdmanuals.com
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier