Angst vor Schmerzen
Eine gewisse Angst vor Schmerzen ist normal, doch manche Menschen haben eine übersteigerte Angst vor möglichen Schmerzen, wodurch sämtliche Gefahren gemieden werden und auch ärztliche Behandlungen vermieden werden.
Entwickelt sich aus einer normalen Angst vor Schmerz, eine richtige Phobie oder Panik, spricht man von einer Algophobie. Wir klären auf, wie eine krankhafte Angst vor Schmerzen überwunden wird und ab wann eine therapeutische Hilfe notwendig sein kann.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 8. April 2023
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Unter einer Algophobie versteht man die Angst vor Schmerzen. Betroffene haben eine panische Angst vor allen Situationen, die mit Schmerzen verbunden sind. Das kann so weit gehen, dass Arztbesuche, Vorsorgeuntersuchungen und andere wichtige Termine konsequent vermieden werden.
Eine Algophobie kann sich über verschiedene Symptome äußern. Panikattacken und große Angstgefühle werden von vielen Betroffenen geschildert. Ein weiterer Effekt einer Algophobie ist die Vermeidung von allen Situationen, in denen Schmerzen auftreten könnten. Diese Einschätzung ist dabei oft irrational.
Es gibt verschiedene Tipps und Behandlungen, die bei einer Algophobie helfen können. Bei leichten Symptomen können Entspannungsübungen und offene Gespräche Abhilfe schaffen. Wer unter starker Angst leidet, kann es mit Hypnose und/oder einer Psychotherapie versuchen.
Anzeichen einer Algophobie
Menschen, die unter einer Algophobie leiden, haben ständig Angst davor, Schmerzen zu spüren. Das gilt insbesondere für Situationen, die mit Schmerzen verbunden sind. Die Symptome sind ähnlich wie bei anderen Phobien und treten bei jedem Betroffenen unterschiedlich stark auf.
- Große Anspannung
- Starkes Unwohlsein
- Innere Unruhe
- Herzrasen
- Erhöhter Puls
- Panikattacken
- Schwindel
- Schweißausbrüche
- Atemnot
- Zittern
- Erhöhtes Schmerzempfinden
Häufig ist diese Angst irrational. Das heißt, dass sogar Situationen vermieden werden, die eigentlich nicht mit Schmerzen verbunden sind. Der Betroffene fürchtet aber, dass es doch zu Schmerzen kommen könnte und geht der Situation deshalb aus dem Weg.
Hinzu kommt, dass eine Algophobie das Schmerzempfinden verstärken kann. Betroffene nehmen leichte Schmerzen stärker wahr. In einigen Fällen kann das sogar so weit gehen, dass es keine Ursache für die Schmerzen gibt und sie aufgrund der Phobie empfunden werden.

Gründe für die Algophobie
Es gibt keine allgemeingültige Antwort auf die Frage, wieso Menschen unter einer Algophobie leiden. Wie bei vielen Phobien gibt es verschiedene Erklärungsansätze, wobei aber immer auch die individuelle Geschichte des Betroffenen berücksichtigt werden sollte.
Wer unter einer Algophobie leidet, wird davon ständig begleitet. Häufig steigert sich die Angst und wird mit der Zeit immer größer. Damit erhöht sich auch der Leidensdruck für Betroffene, denn die Angst wird irgendwann allgegenwärtig und führt zu einer dauerhaften und quälenden Anspannung.
Traumatische Erlebnisse
Phobien wie auch die Angst vor Schmerzen entstehen häufig nach einem traumatischen Erlebnis. Wer in einer Situation starken Schmerzen ausgesetzt war, kann danach die Angst entwickeln, erneut einen solchen Schmerz zu spüren. Dies kann teilweise auch sehr lange zurück liegen.
- Ein schwerer Unfall
- Eine traumatische Geburt
- Eine große Operation
- Eine schmerzhafte Krankheit (z. B. eine Blinddarmentzündung)
Ärztliche Untersuchungen
Hervorzuheben ist auch, dass die Algophobie sich häufig auf die Angst vor schmerzhaften Untersuchungen bezieht. Hat ein Mensch bei einem Arztbesuch eine schlechte Erfahrung gemacht und großen Schmerz verspürt, kann sich daraus die Angst vor einer Wiederholung dieses Erlebnisses entwickeln.
- Zahnbehandlungen
- Chemotherapie
- Magen & Darm-Spiegelung
- Blasenspiegelung
- Operative Eingriffe
Konditionierung
Phobien können auch durch Konditionierung entstehen. In einem solchen Fall wird die Angst über einen längeren Zeitraum erlernt. Bei der Algophobie haben Forscher eine interessante Entdeckung gemacht.
Vor allem ältere Menschen sind von der Angst vor Schmerzen betroffen. Das kann daher rühren, dass ihre Freunde und Bekannten unter Krankheiten leiden und von ihren Schmerzen berichten. Das führt dann in Konsequenz dazu, dass sich die Angst entwickelt, ebenfalls solche Schmerzen spüren zu müssen.
Genetische Ängste
Es gibt Fälle, in denen es keine Erklärung dafür gibt, wieso ein Mensch unter einer Algophobie leidet. Die Angst ist einfach du und lässt sich nicht an ein bestimmtes Ereignis knüpfen. Wichtig ist, dass dies von behandelnden Ärzten hingenommen wird.
Betroffene haben oftmals schon genug mit ihrer Angst zu kämpfen und sollten nicht dazu gedrängt werden, eine Erklärung dafür liefern zu müssen.
Haben Sie als Betroffener keine Ursache für Ihre Algophobie ausmachen können, sollten Sie dies als gegeben hinnehmen. Fokussieren Sie sich eher darauf, eine passende Behandlung für Ihre Angst zu finden und Ihr Wohlbefinden zu steigern.

Auswirkungen einer Algophopbie
Eine Algophobie kann je nach Ausprägung starke Folgen für den Betroffenen haben.
- Ständige Anspannung
- Vermeidung von Arztbesuchen
- Übervorsichtiges Verhalten
- Klammern an Gewohnheiten und Rituale
- Einnahme von Schmerzmitteln zur Vermeidung von Schmerzen
Algophobiker befinden sich häufig in einer Art Hamsterrad. Sie verspüren eine quälende Angst vor Schmerzen. Um allen Situationen aus dem Weg zu gehen, die mit Schmerzen verbunden sein könnten, passen sie ihr Verhalten an.
Da wäre zunächst die Vermeidung von Arztbesuchen. Diese könnten nach dem subjektiven Empfinden mit Schmerzen verbunden sein. Also werden wichtige Vorsorgeuntersuchungen ausgelassen, was auf Dauer eine Gefahr für die Gesundheit ist. Auch akute Schmerzen könnten vermieden weil, weil mehr Angst vor dem Arzt als vor den aktuell bestehenden Schmerzen besteht. Unbehandelt könnten die Schmerzen mit der Zeit zunehmen und das Problem verschlimmern. Bekannt ist dies vor allem bei Zahnschmerzen.
Wichtige Behandlungen wie z.B. eine notwendige Operation werden vermieden. Die Folgen davon können gravierend sein und auf Dauer zu einer großen Gefahr werden.
Hinzu kommt, dass viele Algophobiker eine Übervorsicht entwickeln. Sie passen ihren gesamten Alltag darauf an, Schmerzen aus dem Weg zu gehen. Dafür schaffen sie sich häufig Routinen und Rituale an. Sie klammern an sich Gewohnheiten fest, um zu jeder Zeit die Kontrolle zu behalten. Dadurch versuchen sie, Schmerzen zu vermeiden.
Werden sogar Alltagssituationen aufgrund möglicher Schmerzen vermieden, kann dies zu Einsamkeit führen. Das wirkt sich in der Folge negativ auf das Allgemeinbefinden aus und kann die Phobie sogar verstärken. Aus diesem Teufelskreis gibt es ohne Hilfe oft keinen Ausweg mehr.
Viele der Betroffenen Menschen, die unter einer Algophobie leiden, greifen häufig zu Schmerzmittel. Sie nehmen diese ein, um damit Schmerzen zu vermeiden. Die übermäßige Einnahme von Schmerzmitteln schädigt auf Dauer den Magen und kann zu schmerzhaften Problemen und Entzündungen führen. Die Vermeidung verschlimmert die Phobie also nicht nur, sie hat auch noch einen paradoxen Effekt für den Betroffenen.

Tipps gegen Angst vor Schmerzen
Eine Algophobie führt bei vielen Betroffenen zu einer anhaltenden Vermeidungsstrategie. Das führt auf Dauer zu einer Verschlimmerung der Angst. Hinzu kommt, dass Betroffene mit der Vermeidung von Arztbesuchen ihrer Gesundheit schaden.
Eine anhaltende Vermeidung macht die Situation nur noch schlimmer, bis das Leben so stark eingeschränkt ist, dass es immer schwieriger wird, die Phobie zu besiegen.
- Nach den Schmerzen geht es einem langfristig meist besser.
- Es sollte an die positiven Vorteile gedacht werden
- Langfristige Besserung sollte stets das Ziel sein
Wer an einer starken Algophobie leidet, sollte sich Hilfe suchen und die krankhafte Angst überwinden. Die ständige Angst und Anspannung belastet auf Dauer das Allgemeinbefinden und kann die Lebensqualität immer weiter einschränken.
Es gibt erfolgsversprechende Methoden, die ständige Angst vor Schmerzen zu reduzieren. Die Angst wird wahrscheinlich nicht ganz verschwinden: Sie lernen aber, diese zu kontrollieren und wieder deutlich unbeschwerten durch den Alltag zu gehen.
Entspannungsübungen
In leichten Fällen von Algophobie kann es schon helfen, für mehr Entspannung und ein besseres Wohlbefinden zu sorgen. Beruhigende Atemübungen oder Yoga sind nur zwei Methoden, mit denen Sie es versuchen können. Sind Sie so weit, dass Sie sich der Angst stellen möchten, hilft es Ihnen sicher auch, mit Ihrem Arzt zu sprechen.
Gespräche mit dem Arzt führen
Steht beispielsweise eine Untersuchung an, sollten Sie vorab den Arzt und das Personal nachfragen, ob dabei mit Schmerzen zu rechnen ist. Denn oftmals ist die Angst von Algophobikern irrational und es werden Behandlungen abgelehnt, die eigentlich nicht schmerzhaft sind. Es kann Ihnen helfen, eine objektive Meinung des Arztes einzuholen, wie die Behandlung abläuft und ob sie schmerzhaft ist.
Hypnose
Die Hypnose ist bei vielen Phobien eine erfolgsversprechende Methode, die Angst zu lösen. Bei einer Hypnotherapie können beispielsweise Traumata aufgelöst werden. Wer nach einem traumatischen Erlebnis eine Algophobie entwickelt hat, kann diese mit Hilfe von Hypnose überwinden. Gleichzeitig kann eine Hypnotherapie Denkmuster und die Wahrnehmung ändern und zu förderlichem Denken führen. Das verändert den Blick auf die Phobie und kann zu einer deutlichen Abnahme der Angst führen. Es gibt im Übrigen verschiedene Arten der Hypnose, die bei unterschiedlich stark ausgeprägten Ängsten zum Einsatz kommen.
Psychotherapie
Wer unter einer starken Algophobie leidet, sollte über eine Psychotherapie nachdenken. In diesem Rahmen kann nicht nur die Ursache geklärt werden, sondern Sie erlernen auch Verhaltensweisen, mit denen Sie die Angst überwinden können. Auch, wenn es schwerfallen mag, über die Angst zu reden und sich dieser zu stellen.
Hilfe finden
Hilfe gegen die Algophobie kann sowohl über einen örtlichen Arzt oder Psychotherapeuten erfolgen, als auch über das Internet. Auf Google können entsprechende Ärzte und Therapeuten in Ihrer Umgebung gefunden werden.
Wir können es gut nachvollziehen, dass einige Menschen nicht gerne über ihre Angst vor Schmerzen sprechen möchten. Aus diesem Grund haben wir in unserem Selbsthilfe Ratgeber Artikel nützliche Tipps zur Überwindung von Ängsten und Schamgefühlen zusammengestellt.
Quellen:
- Fear of pain and pain intensity: Meta-analysis and systematic review. – doi.org
- Agoraphobia – Symptoms and causes – Mayo Clinic
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier