Erhöhter Puls
Wenn das Herz schneller schlägt, als es eigentlich soll, bekommen wohl viele Menschen ein mulmiges Gefühl in der Magengrube. Ab einem Wert von 100 Schlägen pro Minute ist die Rede von erhöhtem Pulsschlag. Dabei sind kurzfristige Ausreißer nach oben mit anschließend rascher Beruhigung in der Regel kein Problem.
Bestehen die Beschwerden dauerhaft oder treten in Situationen ohne körperliche Belastung auf, ist die Abklärung der Beschwerden durch einen Arzt ratsam. Wir klären über die Ursachen auf und geben Tipps zur Linderung, wie auch zur Überwindung für eine Untersuchung vom Arzt.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 15. März 2023
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In der Medizin ist das, was Laien umgangssprachlich als „zu hoher Puls“ bezeichnen, unter „Tachykardie“ bekannt.
Der Begriff stammt aus dem Griechischen und kann mit dem unüblichen deutschen Wort „Schnellherzigkeit“ übersetzt werden. Liegt eine Tachykardie vor, ist das zu schnell schlagenden Herz nicht mehr dazu in der Lage, sauerstoffreiches Blut effizient durch den Körper zu pumpen.
Das Gegenteil einer Tachykardie – also ein zu niedriger Puls – wird Bradykardie genannt.
Verglichen mit Erwachsenen ist der Ruhepuls von Kindern und Jugendlichen höher. Ungefähr ab der Pubertät gleichen sich die Pulsraten an. Da der Übergang in die Pubertät aber fließend ist, gibt es dafür keine genormten Richtlinien.
Da es sich bei Covid19 um eine Infektionskrankheit handelt, die an vielen Stellen im Körper schaden anrichten kann, kommt sie als Grund für einen erhöhten Puls durchaus infrage. Die tatsächliche Abklärung kann allerdings nur ein Arzt vornehmen.
Puls oder Herzfrequenz
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird oft kein Unterschied zwischen Puls und Herzfrequenz gemacht. Dabei handelt es sich um zwei unterschiedliche Dinge, die aber dennoch in Zusammenhang stehen.
Mit der Herzfrequenz wird angegeben, wie oft sich das Herz pro Minute zusammenzieht.
Der Puls beschreibt hingegen die mechanischen Auswirkungen, welche das Ausstoßen des Blutes aus dem Herzen auf das Blutgefäßsystem hat. Gemessen wird die Ausdehnung der Blutgefäße als Folge des Herzschlags.
Während die Herzfrequenz in der Regel durch einen Elektrokardiogramm (EKG) gemessen wird, kann der Puls am Handgelenk, am Hals oder an anderen Stellen am Körper mit einem Stethoskop oder einem Pulsmesser gemessen werden.
Erhöhter Puls: Ab wann?
- Über 100 Schläge pro Minute in Ruhe bei Erwachsenen
- Unterschiedliche Pulsarten beachten
- Kinder haben einen höheren Ruhepuls als Erwachsene
Eine pauschale Antwort auf die Frage, ab wann der Puls zu hoch ist, gibt es nicht. Dafür unterscheidet sich der normale Puls je nach Alter zu stark. Zusätzlich kommt es auf die Situation an, in welcher der Puls gemessen wird. Um den Pulsschlag besser einordnen zu können, sollten die vier Haupt-Pulsarten beachteten werden.
- Ruhepuls: Pulsschlag in absoluter Ruheposition (speziell im Liegen)
- Bereitschaftspuls: Bei Sportlern zwischen Aufwärmen und eigentlichem Training/eigentlicher Belastung zu beobachten. Üblicherweise 10-20 Schläge über dem Ruhepuls.
- Belastungspuls: Pulsschlag unmittelbar nach körperlicher Anstrengung
- Erholungspuls: Einige Minuten nach Ende der körperlichen Anstrengung. Üblicherweise 30-40 Schläge unter Belastungspuls.
Neben der körperlichen Aktivität hat auch das Alter einen großen Einfluss auf den Puls. Folgende Werte (Schläge/Minute) sind für die jeweiligen Gruppen in der Regel normal.
Alter | Pulsschlag |
---|---|
Bis 1 Jahr | 140 Schläge |
Bis 2 Jahre | 120 Schläge |
Bis 4 Jahre | 100 Schläge |
Bis 10 Jahre | 90 Schläge |
Bis 14 Jahre | 85 Schläge |
Erwachsene | 60 - 80 Schläge |
Senioren | 80-85 Schläge |
In Kürze: Alles, was in Ruheposition über den jeweiligen Werten liegt, gilt als zu hoher Puls.
Hoher Puls bei Belastung
Kurzfristig erhöhter Puls ist üblicherweise kein Grund zur Sorge. Das Herz reagiert damit lediglich auf eine akute körperliche Belastung. Das Herz muss schneller schlagen, um mehr Blut durch den Kreislauf pumpen zu können. Dadurch wird der erhöhte Sauerstoffbedarf der Muskeln ausgeglichen.
- 220 Minus das eigene Alter in Jahren = Verträglicher Puls
Für einen gesunden 30-jährigen Menschen ist ein Maximalpuls von 190 Schlägen/Minute bei hoher Belastung absolut kein Problem. Für einen 70-Jährigen würde die Grenze bei 150 liegen.
Sport gegen erhöhten Puls
Wiederholte körperliche Belastung trainiert das Herz übrigens und senkt den Ruhepuls. Sportliche Menschen weisen einen Ruhepuls um die 50 Schläge pro Minute auf.
Durch die niedrige Ausgangsbasis empfinden Sportler oft schon Pulsfrequenzen 90 als sehr hoch. Ein Problem stellt das allerdings nicht dar, der Pulsschlag liegt damit noch immer im Regelbereich.
Ursachen für erhöhten Puls
Wenn der Puls höher als normal ist, kann dies bei vielen Menschen zu Angst und Besorgnis führen. Es gibt jedoch viele Gründe, warum der Puls erhöht sein kann, und nicht alle davon sind Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung.
Beispielsweise kann körperliche Aktivität wie Sport oder eine anstrengende Arbeit zu einem erhöhten Puls führen, ebenso wie emotionaler Stress oder Angstzustände.
Eine der häufigsten harmlosen Gründe ist Übertraining. Wenn man über einen längeren Zeitraum hinweg zu viel trainiert, kann dies den Körper belasten und zu einer Überbeanspruchung des Herz-Kreislauf-Systems führen. Eine Folge davon kann somit ein über mehrere Stunden oder sogar Tage hinweg erhöhter Puls sein, der auch in Ruhephasen anhält. Um Übertraining zu vermeiden, ist es wichtig, auf die Signale des Körpers zu achten und ausreichend Erholung und Regeneration einzuplanen.
Häufigsten Gründe für erhöhten Puls
Ist der Puls langfristig erhöht, sollte dies dennoch abgeklärt werden. Die möglichen Ursachen für einen erhöhten Puls (Tachykardie) sind dabei äußerst vielfältig. Grundsätzlich lassen folgende sechs Hauptkategorien herausbilden.
Vorerkrankungen:
Viele Vorerkrankungen können zu einem erhöhten Puls führen. Herzrhythmusstörungen, Schilddrüsenüberfunktion und Übergewicht sind nur einige Beispiele für Erkrankungen, die den Puls erhöhen können. Auch genetische Faktoren, Blutarmut und ein niedriger Blutdruck können zu einem erhöhten Puls führen.
Akute Krankheiten:
Auch akute Krankheiten wie hormonelle Unregelmäßigkeiten, Infektionen oder Fieber können den Puls erhöhen. Wenn der Körper von einer akuten Krankheit betroffen ist, reagiert er oft mit einer erhöhten Herzfrequenz, um den Körper mit mehr Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Dies ist eine normale Reaktion des Körpers, um die Heilung zu unterstützen. Sobald die akute Krankheit jedoch behandelt ist und der Körper wieder normal funktioniert, sollte sich der Puls wieder auf ein normales Niveau einpendeln.
Medikamente:
einige Medikamente wie Cortison oder bestimmte Stimulanzien können den Puls erhöhen. Wenn jemand Medikamente einnimmt, die den Puls erhöhen können, sollte er sich bewusst sein, dass dies eine mögliche Nebenwirkung sein kann. Es ist wichtig, dass man immer die empfohlene Dosis einnimmt und die Medikamente nur auf Anweisung des Arztes einnimmt. Man sollte auch darauf achten, ob es mögliche Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Medikamenten gibt, die man einnimmt, da dies ebenfalls zu einem erhöhten Puls führen kann. Rücksprache mit dem Arzt ist wichtig, um das Medikament möglicherweise abzusetzen oder zu wechseln.
Verletzungen:
Verletzungen, die mit einem Blutverlust einhergehen, können den Puls erhöhen. Wenn der Körper Blut verliert, muss das Herz schneller schlagen, um das verbleibende Blut effizienter durch den Körper zu pumpen und den Sauerstoffbedarf zu decken.
Lebensumstände:
Ein ungesunder Lebensstil, zu wenig Schlaf, Stress, zu hoher Alkohol- und Koffeinkonsum können den Puls erhöhen. Ein ungesunder Lebensstil, insbesondere eine ungesunde Ernährung und mangelnde körperliche Aktivität, kann zu Übergewicht und damit zu einem erhöhten Puls führen. Auch zu viel Arbeit und chronischer Stress können den Puls erhöhen, da der Körper in einem dauerhaft angespannten Zustand ist.
Psychische Gründe:
Psychische Gründe wie Depressionen, Ängste, Hypochondrie, Herzangststörung oder Herzneurose können den Puls erhöhen. Stress und Angst können zu einer erhöhten Ausschüttung von Adrenalin führen, was wiederum den Puls beschleunigt. Bei Personen mit einer Herzangststörung oder Herzneurose ist der Puls oft erhöht, da sie sich Sorgen um ihr Herz machen und diese Sorgen zu Angst und Stress führen können. In diesen Fällen ist es wichtig, eine angemessene Behandlung zu suchen, um sowohl die psychischen als auch die körperlichen Symptome zu lindern.
Ist hoher Puls gefährlich?
- Konstant hoher Wert über 100 Schläge/Minute
- Einmaliger Ausreißer kein Grund zur Beunruhigung
Ein erhöhter Puls wird dann gefährlich, wenn er im Ruhezustand kontinuierlich über 100 Schlägen pro Minute liegt. Dieses umgangssprachlich als „Herzrasen“ bezeichnete Phänomen zeigt an, dass etwas in Ihrem Körper nicht stimmt.
Ein kurzzeitig erhöhter Puls kann zu gesteigerter Nervosität und zu Unwohlsein führen. Besonders dann, wenn sich Betroffene bisher noch nie mit Herzrasen konfrontiert sahen.
Diese Nervosität steigert wiederum die Pulsrate, ein ungünstiger und sich verstärkender Kreislauf entsteht. Normalisiert sich der Pulsschlag danach wieder, bleibt im Hinterkopf dennoch ein ungutes Gefühl zurück.
Viele Betroffene machen sich deshalb konstant Sorgen. Jedes ansonsten nicht beachtete „Symptom“ wird zur Bedrohung. Und das belastet die Psyche, die Lebensqualität leidet.
Bleiben Beschwerden rund um das Herz unbehandelt, kann das durchaus schwerwiegenden Folgen haben. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weiterhin die häufigste Todesursache in Deutschland.
Im Jahr 2020 waren dem Statistischen Bundesamt zufolge Krankheiten des Kreislaufsystems in 338.001 Fällen die offizielle Ursache für das Ableben.1Statistisches Bundesamt Deutschland – GENESIS-Online | genesis.destatis.de
Alleine deshalb ist es schon ratsam, bei immer wieder auftretenden Problemen mit erhöhtem Puls einen Arzt aufzusuchen. Bei zu hoher Nervosität kann ein Gespräch auch erst über das Internet geführt werden.
Hoher Puls: Ab wann zum Arzt?
- Konstant über 100 Schlägen/Minute
- Unregelmäßiger Pulsschlag
- Begleitsymptome
Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, ist ein Arztbesuch mehr als ratsam. Noch dringender ist die Angelegenheit, wenn der Puls selbst in Ruhe konstant und deutlich erhöht ist.
Über einen Zeitraum von mehreren Wochen hat sich der Puls mehrmals ohne ersichtlichen Grund und Auslöser deutlich erhöht.
Treten neben dem Herzrasen noch Symptome wie Brustschmerzen, Schwindel, Unwohlsein oder Atembeschwerden auf, dann ist der Gang zum Arzt dringend zu empfehlen.
Bei dauerhaft erhöhten Puls kann sowohl der Allgemeinarzt als auch ein Kardiologe helfen. Kardiologen sind Fachärzte, die vor allem auf die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zuständig sind.
Tipps gegen erhöhten Puls
Für die Senkung eines zu hohen Pulsschlages gibt es unterschiedliche Ansätze. Manche sind auf die Reduktion akuter Beschwerden ausgelegt, andere wiederum entfalten ihre Wirkung erst über einen längeren Zeitraum.
Eine medikamentöse Behandlung zielt hauptsächlich auf die Senkung des Blutdrucks ab, die Verlangsamung der Pulsrate ist ein zusätzliches Ergebnis. Die geeigneten Mittel sind allesamt verschreibungspflichtig. Wer also seinen erhöhten Puls mithilfe von Tabletten in den Griff bekommen möchte, muss zwangsläufig einen Arzt aufsuchen. Dies ist auch über eine Online Videosprechstunde über das Internet möglich.
Dank spezieller Übungen können Betroffene lernen, wie mehr auf ihren Körper zu hören und diesen bewusster wahrzunehmen. Nach und nach stellen sich dann erste Erfolge ein, der Puls wird ruhiger und geht nach unten. Beliebt sind Atemübungen, Thai Chi, Yoga oder autogenes Training.
Ein trainiertes Herz schlägt pro Minute weniger oft als ein untrainiertes. Regelmäßige sportliche Betätigung stärkt den Herzmuskel und erlaubt ihm, bei einem einzelnen Schlag mehr Blut zu pumpen. Besonders Ausdauersportarten wie Schwimmen, Laufen oder Radfahren haben einen positiven Effekt auf die Pulsfrequenz.
Aber Vorsicht: Ungeübte Menschen sollten sich besonders zu Beginn nicht übernehmen und mit niedriger Belastung beginnen.
Ein hohes Stresslevel, ungesunde Ernährung, zu wenig Schlaf – all das wirkt sich negativ auf unsere Gesundheit aus und kann auch den Puls dauerhaft in die Höhe treiben.
Achten Sie auf Ihre Ernährung und nehmen Sie von Zeit zu Zeit Lebensmittel zu sich, welche positiv auf Herzfrequenz und Blutdruck einwirken (Zimt, Weißdorn-Tee etc.).
Sorgen Sie dafür, dass Sie genug Schlaf bekommen und reduzieren Sie Alkohol und Nikotin.
Haben all diese Tipps gegen erhöhten Puls keine positiven Auswirkungen, dann suchen Sie einen Arzt auf. Nur dort bekommen Sie eine fachmännische Abklärung Ihrer Symptome und nur dort ist es möglich, Ihnen wieder zu besserer Lebensqualität zu verhelfen.
Wer zu viel Angst vor dem Gang in die Praxis eines niedergelassenen Mediziners hat, dem empfehlen wir unsere Selbsthilfe Artikel gegen eine Arztphobie. Unsere Sammlung von Selbsthilfe-Ratschlägen enthält viele nützliche Tipps, die helfen können, die Angst vor Ärzten zu überwinden und einen ersten Schritt zu wagen.
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Quellen:
- Statistisches Bundesamt Deutschland – GENESIS-Online | genesis.destatis.de
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier