Angst vor Ohnmacht
Ohnmacht beschreibt eine kurzzeitige, oft nur wenige Sekunden anhaltende Bewusstlosigkeit. Sie entsteht durch eine Mangelversorgung des Gehirns mit Sauerstoff.
In Ohnmacht zu fallen bedeutet, für einen Moment die Kontrolle über sich selbst zu verlieren. Das ist durchaus beunruhigend und macht einigen Menschen sogar Angst.
Wir klären auf, was genau Ohnmacht ist, wie sie sich äußert, wodurch sie ausgelöst wird, was Sie vorbeugend tun können. Außerdem berichten wir darüber, wie Sie mit der Angst vor Ohnmacht umgehen können.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 30. November 2023
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Ohnmacht erklärt
Plötzlich eintretende Bewusstlosigkeit, ein Sturz oder Kollaps, mitunter krampfartige Muskelbewegungen und nach wenigen Sekunden eine vollständige Erholung: all das deutet auf eine Ohnmacht (Synkope) hin.
- Umgangssprachlich wird die Ohnmacht oft auch als „Kreislaufkollaps“ bezeichnet.
Tatsächlich stehen der Kreislauf (Blutzirkulation in den Gefäßen) und Ohnmacht im engen Zusammenhang zueinander. Die komplexen Nervenverbindungen im Gehirn akzeptieren von der gewohnten Stoffwechselsituation nur wenige Abweichungen. Änderungen im System werden von einem empfindlichen körpereigenen Kontrollsystem sofort wahrgenommen.
Kommt es zu einer Störung, werden alle höheren Funktionen im Gehirn zurückgefahren. Dazu gehört auch das Bewusstsein. Dabei handelt es sich um eine Art Schutzfunktion, welche die Aufrechterhaltung von lebenserhaltenden Funktionen wie Atmung und Herzschlag sichert.
- Mitunter kündigt sich eine Ohnmacht dann schon im Vorfeld an.
Hinweise auf eine Ohnmacht
- starke Müdigkeit und zwanghaftes Gähnen
- Schwindelgefühl
- Schweißausbrüche oder Kältegefühl
- Druck im Kopf
- Herzklopfen
- blasse Gesichtsfarbe
- Zittern
Außerdem sind Sehstörungen (z. B. plötzliches Flimmern, Schwarzwerden vor den Augen) und Ohrensausen mögliche Anzeichen für eine Ohnmacht. Einige Betroffene spüren außerdem Schmerzen in Brust, Nacken oder Rücken. Tückisch ist, dass es nicht immer Warnzeichen gibt.
Risiko einer Ohnmacht
Der medizinische Fachbegriff „Synkope“ stammt aus dem Griechischen und heißt so viel wie Zusammenprall oder Schlag. Das klingt zunächst bedrohlich. Allerdings gibt es verschiedene Synkopen-Arten und die allgemeine Prognose nach einer Ohnmacht ist von der Ursache und den jeweiligen Begleitumständen wie möglichen Verletzungen abhängig.
Unmittelbare Folgen einer Ohnmacht
Wie folgenschwer eine Ohnmacht ist, hängt von den konkreten Umständen ab. Entscheidend ist dabei auch die Körperhaltung, die der Betroffene kurz vorher eingenommen hat. Schätzungsweise jeder dritte Betroffene verletzt sich bei einer Ohnmacht leicht und zieht sich beispielsweise eine Prellung zu.
Wenn auch selten, so sind auch stärkere Verletzungen wie Knochenbrüche oder gar Verkehrsunfälle möglich. Nach der Synkope tritt meist eine vollständige Erholung ein.
Einige Patienten fühlen sich aber für einige Zeit noch ein wenig müde und schlapp und werden mitunter auch ängstlich oder gar depressiv.
Sind bestimmte Herzrhythmusstörungen für die Ohnmacht verantwortlich, kann auch ein plötzlicher Herztod eintreten. Ein derart dramatischer Verlauf lässt sich dank moderner Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten aber zum Teil verhindern.
Auslöser von Ohnmacht
In den meisten Fällen sind die Ursachen einer Ohnmacht harmlos. Allerdings können auch ernst zu nehmende Erkrankungen dahinterstecken. Ohnmachtsanfälle sollten deshalb immer von einem Arzt abgeklärt werden.
Die reflexvermittelte Ohnmacht hat ihre Ursache im plötzlichen Absacken von Blut in die Beine. Der Herzschlag wird durch einen Nervenreflex langsamer und es kommt zu einem augenblicklichen Blutdruckabfall. Meist sind äußere Einflüsse Auslöser für die reflexvermittelte Ohnmacht.
Dazu gehören beispielsweise der Erhalt von guten oder auch schlechten Nachrichten sowie Angst. Mitunter spielen auch unangenehme Gerüche, optische Reize oder langes Stehen eine Rolle. Auch eine Phobie kann der Auslöser für eine Ohnmacht sein.
Zu einer orthostatischen Ohnmacht kommt es, wenn der Betroffene schnell seine Position verändert (z. B. aus dem Liegen oder Sitzen schnell aufsteht). Auch hier sackt schlagartig das Blut in die Beine, wodurch es zu einer Unterversorgung im Gehirn kommt.
Bei dieser Form fehlt allerdings der Nervenreflex, vielmehr ist ein niedriger Gefäßtonus Auslöser. In den Beingefäßen herrschen ein zu niedriges Blutvolumen und eine zu geringe Spannung. In vielen Fällen ist ein zu großer Flüssigkeitsverlust die Ursache.
Gründe dafür sind unter anderem Durchfall und Fieber sowie die Einnahme bestimmter Medikamente wie Blutdruck- und Herzmittel. Begünstigend wirken sich zudem Krampfadern aus.
Eine Störung der Herzfunktion ist Auslöser der kardialen Ohnmacht. So bringen plötzlich auftretende Herzrhythmusstörungen das Herz aus dem Takt.
In der Folge wird das Gehirn nur noch unzureichend mit Sauerstoff versorgt, was zu Schwindelgefühlen bis hin zu einer Bewusstlosigkeit führen kann. Verantwortlich sind neben Herzrhythmusstörungen mitunter auch strukturelle Veränderungen am Herzgewebe.
- innere Erkrankungen
- Unterzuckerung bei Diabetes mellitus
- neurologische Erkrankungen (z. B. Epilepsie)
- letztes Schwangerschaftsdrittel (Ursache ist der Druck des Kindes auf die untere Hohlvene)
Hinzu kommen Ohnmachtsformen, die keinen Krankheitswert besitzen. Davon sind gelegentlich schlanke große Frauen, die oft zu niedrigem Blutdruck neigen, betroffen.
Ohnmacht verhindern
Spüren Sie, dass Ihnen schwarz vor Augen wird, sollten Sie versuchen, Ihren Körper in eine Position zu bringen, bei der es möglichst nicht zu Verletzungen durch einen Sturz kommt.
- Hinlegen und Beine anheben.
Durch diese Lage unterstützen Sie die Durchblutung des Gehirns und Ihr Kreislauf stabilisiert sich. Trinken Sie nach Möglichkeit auch etwas Wasser, um den Kreislauf wieder „in Schwung“ zu bringen.
Wenn Sie sich nicht hinlegen können, ist eine Ohnmacht durch kräftige Muskelspannung abwendbar. Dazu überkreuzen Sie Ihre Beine und haken die Finger beider Hände ineinander. Auch das kräftige Anspannen von Bein- und Beckenmuskulatur und das Auseinanderziehen der Arme mit großer Kraft sind hilfreich.
Was tun bei Ohnmacht?
Bemerken Sie, dass in Ihrem Umfeld eine Person ohnmächtig wird, sollten Sie diese schnellstmöglich aus einer Menschenansammlung oder Gefahrenzone bringen.
- Die betroffene Person auf dem Rücken lagern und die Beine hochlegen.
Kommt die Person nicht in kurzer Zeit wieder zu Bewusstsein und reagiert auch nicht auf Ansprache, müssen Sie unbedingt die Rettung verständigen.
Bis zu deren Eintreffen kontrollieren Sie regelmäßig Atmung und Puls. Leisten Sie im besten Fall Erste-Hilfe-Maßnahmen. Bei aufrechter Atmung bedeutet das, die Person in die stabile Seitenlage zu bringen, bei fehlender Atmung eine Herzdruckmassage.
- Fühlen Sie sich dieser Aufgabe nicht gewachsen, bitten Sie andere Passanten um Hilfe.
Sind Sie stark aufgeregt ist es hilfreich, weiterhin mit dem Rettungsdienst zu telefonieren, damit dieser Anweisungen geben kann und Sie auch beruhigen kann.
Tipps gegen Ohnmacht
Neigen Sie zu Ohnmachtsanfällen, sollten Sie zunächst immer die Ursache ärztlich abklären lassen. Denn nur eine sichere Diagnose bildet die Grundlage für eine gezielte Behandlung.
Vermeiden Sie große Menschenansammlungen sowie Aufenthalte in engen und stickigen Räumen. Ist es nicht möglich, bestimmte Situationen zu umgehen, achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Oft hilft es hierbei auch bewusst in sich zu gehen, ruhig zu atmen und sich gedanklich an einen anderen Ort zu bringen.
Generell sollten Sie auf Ihr Trinkverhalten achten. Mit ausreichender Zufuhr von Wasser bleibt auch der Kreislauf stabil.
Neigen Sie zu Lagerungsschwindel, stehen Sie grundsätzlich langsam auf.
Tragen Sie Stützstrümpfe zur Unterstützung der Gefäßfunktionen.
Regelmäßige wechselwarme Duschen (eine halbe Minute warm, wenige Sekunden kalt) trainiert die Gefäße und kann somit Ohnmachtsanfällen entgegenwirken.
Angst vor Ohnmacht loswerden
Eine der häufigsten Angststörungen ist die Angst vor einer Ohnmacht. Sie entwickelt sich häufig bei Menschen, die bereits davon betroffen waren.
Eine gewisse Angst vor einer Ohnmacht ist durchaus natürlich, schließlich kann hinter einem Ohnmachtsanfall eine ernsthafte Erkrankung stecken. Auch die Folge, sich beim Umkippen zu verletzen, löst bei vielen Menschen Unbehagen aus.
Handelt es sich jedoch um eine extreme Angst, dann geht diese häufig mit Panikstörungen einher, die wiederum zu Ohnmacht führen können. Es entsteht also ein Teufelskreis. In diesem Fall ist es ratsam, verschiedene Strategien gegen die Angst zu entwickeln.
Ist die Angst übermächtig ist eine psychotherapeutische Behandlung ratsam.
Sie haben Angst, ohnmächtig zu werden? Das ist bis zu einem gewissen Grad durchaus normal. Das gilt vor allem dann, wenn Sie schon einmal in Ohnmacht gefallen sind.
Grundsätzlich sollten Sie bei Ohnmacht immer einen Arzt aufsuchen, um die Ursachen abzuklären. Sind diese bekannt, kann eine Therapie eingeleitet werden und Sie müssen sich keine Sorgen mehr machen.
Steigt die Angst vor einer Ohnmacht dennoch immer wieder in Ihnen auf und scheuen Sie sich, einen Therapeuten vor Ort aufzusuchen, ist vielleicht unser Selbsthilfe Ratgeber zur Überwindung sinnvoll.
Unsere praktischen Tipps in unserem Selbsthilfe Ratgeber Artikel können Ihnen helfen, die Angst vor Ärzten und Therapeuten zu überwinden und einen wichtigen Schritt in Richtung Ihrer Gesundheit zu machen.
FAQ zur Ohnmacht
Ohnmacht, auch als Synkope bezeichnet, ist ein plötzlicher, kurzzeitiger Verlust des Bewusstseins, der durch unzureichenden Blutfluss zum Gehirn verursacht wird. Die Betroffenen erlangen normalerweise schnell das Bewusstsein zurück.
Häufige Ursachen für Ohnmacht sind Dehydrierung, Überhitzung, niedriger Blutzucker, plötzliche Änderungen der Körperhaltung, starke Emotionen wie Angst oder Schmerz und bestimmte Medikamente oder medizinische Zustände.
Eine Ohnmacht ist nur von kurzer Dauer (meist nur wenige Sekunden) und ist eine Bewusstseinsstörung. Das Bewusstsein erlangen Betroffene bereits nach wenigen Augenblicken zurück. Von Bewusstlosigkeit sprechen Mediziner ab einer Dauer von einer Minute.
In der Regel ist es nicht gefährlich, in Ohnmacht zu fallen. Da der Zustand bereits nach ein paar Sekunden wieder vorüber ist, entstehen auch keine weiteren Beschwerden bei Betroffenen. Gefährlich kann eine Ohnmacht nur sein, wenn es zu einem unkontrollierten Sturz kommt und daraus eine Verletzung resultiert.
Eine Ohnmacht kann sich durch Vorboten wie Schwitzen, Schwindel, Übelkeit, Blässe, einem zu langsamen oder zu schnellen Herzschlag, Ohrgeräusche und selten auch durch einen krampfartigen epileptischen Anfall ankündigen. Orientierungsverlust kann ebenfalls ein Anzeichen für eine Ohnmacht sein.
Wenn jemand ohnmächtig wird, sollte die Person in eine flache Position gebracht werden, wobei die Beine leicht erhöht sind, um den Blutfluss zum Gehirn zu fördern. Stellen Sie sicher, dass die Atemwege frei sind und überprüfen Sie regelmäßig den Puls und die Atmung. Rufen Sie im Zweifelsfall medizinische Hilfe.
Um das Risiko einer Ohnmacht zu reduzieren, ist es wichtig, ausreichend zu trinken, regelmäßig zu essen, bei Hitze vorsichtig zu sein und langsam aufzustehen, wenn man längere Zeit gesessen oder gelegen hat. Bei bekannten Auslösern sollten diese möglichst vermieden werden.
Eine ärztliche Untersuchung ist ratsam, wenn die Ohnmacht häufig auftritt, längere Zeit andauert, ohne erkennbaren Grund geschieht, oder wenn sie von anderen Symptomen wie Schmerzen in der Brust, Atemnot oder unregelmäßigem Herzschlag begleitet wird.
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Quellen:
- Here’s Why Being Scared Can Make You Faint – Healthline
- Understanding Fainting — the Basics – webmd.com
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier