Angst vor Fieber
Fieber ist eine sinnvolle Reaktion des Organismus und hilft dabei, Krankheitserreger zu bekämpfen. Dennoch haben einige Menschen Angst vor Fieber. Woher diese kommt, was die Ursachen für Fieber sind und wann man etwas dagegen tun sollte, erklären wir im Artikel.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 12. April 2023
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Die normale Körpertemperatur des Menschen liegt zwischen 36,5 und 37,4 Grad Celsius.
In der Medizin wird zwischen 37,5 und 38,0 Grad Celsius von erhöhter Temperatur, zwischen 38,1 und 38,5 Grad Celsius von leichtem, ab 38,6 Grad Celsius von mäßigem, ab 39,1 Grad Celsius von hohem, ab 40 Grad Celsius von sehr hohem und ab 41 Grad Celsius von extremem Fieber gesprochen.
Grundsätzlich ist es normal, dass die Temperatur über den Tag schwankt. Am Morgen ist sie dabei niedriger als am Abend.
Fieber zeigt an, dass der Körper sich gegen Krankheitserreger wehrt und das Immunsystem dafür in einen optimalen Zustand gebracht wird. Das menschliche Immunsystem funktioniert vor allem ab einer Temperatur von 39 Grad Celsius besser und kann dann auch Krankheitserreger bekämpfen.
In der Medizin wird die Angst vor Fieber als Febriphobie bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine spezifische Angststörung, welche die pathologische Angst vor Fieber sowie fiebrigen Erkrankungen bezeichnet. Sie ist somit eine Subphobie der Nosemaphobie (Angst vor Krankheiten).
Was ist Fieber?
Fieber ist zunächst ein nicht bedrohliches Symptom verschiedener Krankheiten, die durch Viren, Bakterien und andere Parasiten verursacht werden. Der Körper aktiviert sein Abwehrsystem und setzt Botenstoffe (Pyrogene) frei. Bei diesen handelt es sich um Substanzen, die dem Gehirn das Signal zum Aufheizen des Körpers geben. In der so entstehenden wärmeren Umgebung laufen Abwehrmechanismen deutlich schneller ab und die Erkrankung wird schneller bekämpft.
Fieber muss von einer Hyperthermie (Überwärmung) abgegrenzt werden. In diesem Fall ist die Körpertemperatur zwar erhöht, allerdings sind keine Pyrogene dafür verantwortlich. Hitzschlag und Sonnenstich sind die wohl bekanntesten Formen der Hyperthermie.
Wann handelt es sich um Fieber?
Die normale Körpertemperatur eines jeden Menschen ist von Schwankungen betroffen. Auch der Tagesrhythmus nimmt darauf Einfluss. So ist die Temperatur in der Nacht gegen zwei Uhr am niedrigsten, steigt noch vor dem Aufwachen an und erreicht am Nachmittag ihren Höchststand. Schwankungen von über einem Grad Celsius sind dabei absolut normal. Die durchschnittlich normale Körpertemperatur liegt dabei zwischen 36,5 und 37,4 Grad Celsius bei rektaler Messung.
- erhöhte (subfebrile) Temperatur zwischen 37,5 und 38,0 Grad Celsius
- leichtes Fieber zwischen 38,0 und 38,1 Grad Celsius
- mäßiges Fieber zwischen 38,6 und 39,0 Grad Celsius
- hohes Fieber zwischen 39,1 und 39,9 Grad Celsius
- sehr hohes Fieber ab 40 Grad Celsius
- extremes Fieber (Hyperpyrexie) ab 41 Grad Celsius
Durch hohes und sehr hohes Fieber können Gewebe- und Organschäden entstehen, weshalb Fieber ab einer Temperatur von 39,1 Grad Celsius gefährlich werden kann. Liegt die Körpertemperatur über 42,6 Grad Celsius, ist dies normalerweise tödlich.
Ursachen für Fieber
Als Symptom ist Fieber vor allem bei starken Erkältungen und Grippe bekannt. Tatsächlich sind Infektionen mit unterschiedlichen Krankheitserregern häufigste Ursache für eine erhöhte Körpertemperatur. In seltenen Fällen stecken auch nicht-infektionsbedingte Erkrankungen (z. B. Blinddarmentzündung, Rheuma, Krebs) hinter dem Fieber.
- grippale Infekte (Erkältung), Grippe
- Lungenentzündung (z. B. durch Erreger wie Pneumokokken)
- Blinddarmentzündung
- Nierenbeckenentzündung
- eitrige Abszesse
- Entzündung der Gefäße
- Bindegewebserkrankungen
- Tuberkulose
- rheumatische Erkrankungen (z. B. Morbus Bechterew, rheumatoide Arthritis)
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
- chronische oder alkoholbedingte Hepatitis (Leberentzündung)
- Allergien
- Hormonstörungen (z. B. Entzündung der Nebenschilddrüse)
- Thrombose
- Lymphdrüsenkrebs und andere Tumoren
Auch nach Impfungen kann es vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern, aber auch bei Erwachsenen zu Fieber kommen. Ursache dafür ist die Reaktion auf den Impfstoff.
Symptome bei Fieber
- Fieber zeigt sich am deutlichsten durch eine erhöhte Körpertemperatur.
Fieber geht oft mit verschiedenen Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Kopfschmerzen, einem allgemeinen Krankheitsgefühl sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit einher.
Auch Appetitlosigkeit sowie Muskel- und Gelenkschmerzen sind typische Begleiterscheinungen.
- „fiebrig“ glänzende Augen
- trockene und heiße Haut
- bei Kindern Quengeln
- starkes Schwitzen und Durstgefühl
- schnellere Atmung
- Unruhe oder Verwirrtheit
- Frösteln bis hin zu Schüttelfrost während des Temperaturanstiegs
- gelegentlich Verdauungsbeschwerden mit Durchfall und/oder Erbrechen
Fieber richtig messen
- Die rektale Messung gilt als die genaueste.
Da die Körpertemperatur nicht nur von der Tageszeit, Aktivität und anderen individuellen Schwankungen abhängig ist, sondern auch die Messmethode darauf Einfluss nimmt, sind die durchschnittlichen Angaben zur Körpertemperatur nur Richtwerte.
- Rektale Fiebermessung (im After)
- Aurikuläre Fiebermessung (im Ohr)
- Sublinguale Fiebermessung (unter der Zunge)
- Axilläre Fiebermessung (unter der Achsel)
Grundsätzlich sollte bei Verdacht auf Fieber immer die Körpertemperatur gemessen werden. Um den Verlauf besser kontrollieren zu können, sollte möglichst zwei Mal am Tag eine Messung erfolgen, am besten morgens und abends.
Bei hohem Fieber ab 39 Grad Celsius sollte vor allem bei Kindern öfter gemessen werden. Für Säuglinge und Kleinkinder gilt zudem, dass bei Fieber über mehr als 24 Stunden ein Arzt konsultiert werden sollte.
Tipps gegen Fieber
Fieber ist grundsätzlich eine natürliche und auch wichtige Abwehrreaktion des Körpers im Kampf gegen schädigende Einflüsse. Gerade bei hohen Temperaturen können sich Viren und Bakterien nur schlecht vermehren. Somit ist eine Behandlung von Fieber nicht in jedem Fall erforderlich.
Generell gilt: Bei Fieber ist Bettruhe enorm wichtig. Gesenkt werden kann Fieber bereits mit einfachen Mitteln, wenn der Patient leidet oder bei Kindern bei mehr als 39 Grad Celsius.
- Wadenwickel mit dünnen Leinen- oder Baumwolltüchern, die mit kühlem Wasser befeuchtet werden
- kalte oder körperwarme Quarkwickel um die Waden
- Bauch- und Pulswickel (in kaltes Wasser getauchte Baumwolltücher um Hand- und Fußgelenke oder den Bauch gewickelt)
- Medikamente wie Ibuprofen, Paracetamol oder Acetylsalicylsäure (Achtung: Acetylsalicylsäure nicht bei Kindern anwenden)
Febriphobie überwinden
Febriphobie, also die Angst vor Fieber, gehört zu den Angststörungen und bezeichnet eine starke Angst vor Fieber. Dabei haben Betroffene oft sogar eine panische Angst und messen Fieber häufiger als nötig. Meist sorgt allein der Gedanke an einen Fieberkranken für Nervosität und Ängstlichkeit bei Betroffenen.
Wer bereits schlechte Erfahrungen (z. B. aufgrund von Fieberkrämpfen) gemacht hat, wird eher unter Febriphobie leiden.
Leidet ein Elternteil unter Angst vor Fieber, kann sich dies auf die Kinder auswirken und auch bei ihnen ein Gefühl der Unsicherheit oder Angst hervorrufen.
Ähnlich wie bei der Erziehung kann auch die Genetik Febriphobie hervorrufen. Litten bereits andere Familienmitglieder in der Vergangenheit unter Angst vor Fieber, können auch die Nachkommen aufgrund der Gene diese Angst entwickeln.
Wird heute von einer Angst vor Fieber gesprochen, ist meist lediglich die elterliche Furch vor einer Fiebererkrankung ihres Kindes gemeint. Diese Angst geht allerdings mit der Fürsorge und den Unsicherheiten der Eltern einher und ist daher von der pathologischen Angststörung Febriphobie abzugrenzen.
Anzeichen bei Angst vor Fieber
Angst vor Fieber kann sehr unterschiedliche Symptome verursachen, die von Person zu Person unterschiedlich sind. Wie jede Angststörung zeigen sich sowohl psychische als auch körperliche Symptome.
- Angst (z. B. Angst vor Kontrollverlust, Angst zu sterben, Angst vor Ohnmacht)
- Stimmungsschwankungen bis hin zu Reizbarkeit
- Panikattacken
- Nervenzusammenbruch
- starkes Schwitzen
- Zittern
- Erstickungsgefühl
- Übelkeit
- Kurzatmigkeit
- Engegefühl oder Schmerzen in der Brust
- Bluthochdruck
- Herzrasen
- Erhöhter Puls
- Taubheitsgefühl
- starke Kopfschmerzen
- Mundtrockenheit
- Konzentrationsprobleme
- Schwindel
Ängste bekämpfen
Bei Febriphobie ist Selbsthilfe einer der ersten Schritte, mit der Angst umzugehen.
- Atemübungen zur Beruhigung
- Meditation zum Stressabbau
- Tagebuch schreiben, um die konkreten Auslöser der Angst zu identifizieren
- Hobbys nachgehen und für Ablenkung sorgen
- Bewegung als Ausgleich und zur Bekämpfung körperlicher und psychischer Symptome
Ist die Angst vor Fieber so stark ausgeprägt, dass Selbsthilfemaßnahmen keinen Erfolg bringen, ist professionelle Hilfe wichtig. Zwar versuchen Betroffene, angstauslösende Situationen zu meiden, allerdings gelingt das bei Fieber eher selten.
Gesprächstherapien können bei der Behandlung von Febriphobie eine gute Hilfe sein. Es handelt sich um sehr entspannte sowie körperlich unaufdringliche Behandlungen, bei denen Betroffene mit kompetenten Therapeuten über ihre Gedanken und Ängste sprechen und gemeinsam mit diesen Wege sowie Lösungen aus komplizierten Gedankengängen und Gefühlen zu finden.
Im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie lernen Betroffene die eigene Wahrnehmung kennen und festzustellen, ob diese der Realität entspricht. Ist dies nicht der Fall, werden mit verschiedenen Strategien neue Gedankenmuster erlernt, um die Angst zu überwinden.
Die Behandlung von Febriphobie mit Medikamenten sollte nur der letzte Ausweg und maximal eine Unterstützung einer psychotherapeutischen Behandlung sein. Als Medikamente kommen Antidepressiva, Beruhigungsmittel und Betablocker infrage.
Ähnlich wie bei der Erziehung kann auch die Genetik Febriphobie hervorrufen. Litten bereits andere Familienmitglieder in der Vergangenheit unter Angst vor Fieber, können auch die Nachkommen aufgrund der Gene diese Angst entwickeln.
Hilfe bei Fieber
Auch wenn Fieber etwas Natürliches und wichtig für die Krankheitsbekämpfung ist, gibt es immer wieder Menschen, die Angst davor haben.
Ist die Angst extrem stark, ist psychotherapeutische Hilfe ratsam. Das gilt auch, wenn das Fieber aufgrund einer Phobie ausgelöst wird.
Scheuen Sie sich, einen Therapeuten aufzusuchen, ist eine Online-Sprechstunde eine sinnvolle Alternative, um über Ihre Sorgen zu sprechen.
Über Google lassen sich Ärzte & Therapeuten in der Nähe finden. Über das Internet lässt sich eine Online Videosprechstunde buchen, um möglichst schnell und direkt mit einem Arzt zu sprechen.
Fürchten Sie sich vor dem Arzt? Mit unserem Selbsthilfe Ratgeber Artikel möchten wir Ihnen helfen, Ihre Angst vor Ärzten zu überwinden und Ihnen den Mut geben, einen Arztbesuch in Betracht zu ziehen.
Quellen:
- Why Fever Phobia Is Still Common? – PMC – NCBI
- Fainting and Passing Out: What It Feels Like & What Causes It
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier