Agoraphobie: Platzangst
Menschen mit Agoraphobie haben Angst vor weiten, offenen Plätzen. Dazu kommt oft die Furcht, sich draußen aufzuhalten. Daher vermeiden es die Betroffenen, ihre Wohnung zu verlassen.
Die Agoraphobie ist auch als Platzangst bekannt. Die Platzangst wird häufig als Angst vor engen Räumen missverstanden.
Die Agoraphobie schließt auch die Angst vor dem Reisen mit ein, da dies meist mit weiten großen Plätzen verbunden ist (Flughäfen, Bahnhöfe etc.).
Wir klären im Artikel über die Platzangst auf, erklären die Auslöser, Symptome und geben Tipps zur Überwindung der Agoraphobie. Auch professionelle Behandlungsmethoden werden erläutert.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 23. März 2023
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Was ist Platzangst?
Die Platzangst wird häufig fälschlicherweise als Angst vor Engen Räumen verstanden. Dabei beschreibt die Platzangst die Angst vor großen offenen Plätzen. Die Raumangst (Klaustrophobie) beschreibt dagegen die Angst vor engen kleinen Räumen wie z.B. einem Aufzug.
Die Agoraphobie (Platzangst) beschreibt die Angst vor Situationen in denen es keine Fluchtmöglichkeit gibt. Damit besteht vor allem eine Angst vor großen Menschenmengen, öffentliche Verkehrsmitteln oder großen öffentliche Plätzen.
Die Agoraphobie beinhaltet auch die Angst, in der Öffentlichkeit Paniksymptome wie Herzrasen und Übelkeit zu zeigen. Die Phobiker fürchten sich vor der eigenen Hilflosigkeit und vor der Angst selbst. Oft erkennen sie dabei, dass ihre Furcht unverhältnismäßig groß ist.
Abhängig vom Schweregrad der Angst kann die Agoraphobie die Lebensqualität stark einschränken. Auch wenn sich die Betroffenen bewusst sind, dass ihre Angst irrational und übertrieben ist, können sie nichts dagegen tun. Oft wagen sie sich nur mit Begleitung in die Öffentlichkeit und zur Arbeit.
- Festklammern an Begleitpersonen oder an der eigenen Tasche
- Schreckhaftes Verhalten an unübersichtlichen Orten
- Ausweichmanöver in der Nähe von großen Plätzen
Wer den Verdacht hat, unter Agoraphobie zu leiden, sollte sich möglichst schnell einer Behandlung unterziehen. Ansonsten verstärken sich die Symptome und es kommt zu den typischen Vermeidungsstrategien.
Viele Menschen mit Agoraphobie entwickeln ein Vermeidungsverhalten. Dieses führt in die soziale Isolation und ist eine große Gefahr für die psychische Gesundheit.

Platzangst Anzeichen
Die Agoraphobie beinhaltet die Angst, das Haus für längere Zeit zu verlassen. Die Angst vor dem Alleinsein in einer exponierten Situation löst bei den Phobikern große Furcht aus.
Die Betroffenen haben Angst, an einem öffentlichen Platz die Kontrolle zu verlieren und eine Panikattacke zu bekommen. Genau dies verstärkt die Gefahr eines Zusammenbruchs.
Dazu kommt die Angst, keinen Fluchtweg zu finden und keine Hilfe zu bekommen. Das macht die Betroffenen noch ängstlicher und nervöser.
Ebenso wie bei anderen Angststörungen treten Panikattacken auf, die von den folgenden Symptomen begleitet werden:
- Herzrasen und Brustschmerzen
- Kurzatmigkeit
- Schwindelgefühle
- Benommenheit
- Zittern
- Schweißausbrüche
- Schüttelfrost
- Hyperventilieren
- Übelkeit
- Durchfall
- Kribbeln auf der Haut

Platzangst Auslöser
Die genauen Ursachen für Agoraphobie lassen sich nicht eindeutig bestimmen.
Allerdings gibt es mehrere Faktoren, die das Risiko einer Angststörung erhöhen:
- Depressionen
- Andere Angststörungen (z.B. Klaustrophobie)
- Traumatische Erlebnisse wie Misshandlungen
- Probleme mit Alkohol- oder Drogenmissbrauch
- Agoraphobie in der Familie
Dies lässt sich in einer Psychotherapie herausfinden. Gegebenenfalls findet ein Bluttest statt, um physische Ursachen für die Angstsymptome auszuschließen.
- Bestimmte Botenstoffe können Fehlfunktionen im Hormonsystem auslösen.
- Psychosoziale Faktoren können zu einer Verschlimmerung der Situation führen.
- In der Kindheit anerzogene Vorsicht vergrößert das Risiko.
Wann sind die Panikattacken zuerst aufgetreten? Wie oft kommt es zu Angstschüben? Dazu kommen die Fragen zur persönlichen medizinischen Geschichte und zu familiären Erfahrungen, denn die Agoraphobie kann erblich sein.
Diagnose von Agoraphobie
Ob jemand Agoraphobie hat, lässt sich anhand verschiedener Kriterien feststellen. In der Psychiatrie und Psychotherapie gibt es genaue Auflistungen der Symptome, die bei der Diagnose von Angststörungen helfen.
Wer in zwei oder mehr der folgenden Situationen unter intensiver Angst leidet, der hat vermutlich eine Agoraphobie.
- Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus und Zug
- Aufenthalt auf offenen Plätzen
- Aufenthalt in großen Menschenmengen
- Aufenthalt in geschlossenen Räumen
- Allein sein in fremder Umgebung
Dazu können weitere Punkte kommen, die eine Agoraphobie beschreiben. Wenn sich die Panikattacken wiederholen, weist dies auf ernsthafte Probleme hin. Dazu kommt die Angst vor der nächsten Attacke – und vor den Folgen dieser Angstschübe. So fürchten einige Betroffene, komplett die Kontrolle zu verlieren oder einen Herzinfarkt zu bekommen.
Zur typischen Verhaltensweise von Menschen mit Agoraphobie gehört die Vermeidungshaltung. Sie verändern ihre Lebensweise, um der Panik zu entgehen. Doch die Entscheidung, zu Hause zu bleiben, löst das Problem nicht. Sie verringert lediglich die Lebensqualität. Darum ist es wichtig, die Angst mit psychotherapeutischer Hilfe zu bekämpfen.
Folge: Soziale Isolation
Wer unter Agoraphobie leidet, zieht sich in sein Haus zurück. In diesem vertrauten Umfeld fühlen sich die Betroffenen wohl. Hier können sie ohne psychischen Stress leben. Das Essen lässt sich bequem nach Hause bestellen, ebenso wie Kleidung und andere unverzichtbare Produkte. Tatsächlich wird den Menschen in der heutigen Zeit der soziale Rückzug erstaunlich leicht gemacht. Niemand muss das Haus verlassen und sich den Gefahren der Außenwelt aussetzen. Doch diese Vermeidungsstrategie verschlimmert die Situation. Die Angst wächst noch stärker an, dazu wirkt sich die Einsamkeit negativ auf das Wohlbefinden aus.

Tipps gegen Platzangst
Vielen Phobikern fällt es schwer, von sich aus etwas zu ändern. Solange die Angststörung noch nicht zu weit fortgeschritten ist, kann man jedoch noch handeln. Mit einer Veränderung der Lebensweise ist ein erster Schritt getan.
- Regelmäßig aus dem Haus gehen, immer ein paar Minuten länger
- Entspannungstechniken gegen Angstgefühle (Atemübungen, Meditation, Yoga)
- Grundlegend: Auf eine gesunde Ernährung achten
- Empfehlenswert: Sportliche Betätigung
Yoga, Meditation oder Progressive Muskelentspannung können dazu beitragen, Stress abzubauen, indem sie eine körperliche Entspannung fördern und die Atmung regulieren. Durch regelmäßige Praxis dieser Techniken können Betroffene lernen, ihren Körper und Geist zu beruhigen, was helfen kann, die Symptome von Platzangst zu reduzieren und das Selbstbewusstsein zu stärken.
Gezielte Atemübungen können helfen, die Symptome von Angst und Panik zu reduzieren, insbesondere bei einer bevorstehenden Panikattacke, indem sie helfen, die Atmung zu regulieren und den Körper zu beruhigen.
Sich an Freunde oder Familienmitglieder zu wenden und um Unterstützung zu bitten, kann helfen, das Gefühl von Isolation und Angst zu verringern. Familienangehörige können als begleitende Personen die Angst mindern. Eine solche Hilfestellung entlastet die Phobiker. Doch Vorsicht: Ständige (dauerhafte) Hilfe kann dazu führen, dass die psychische Angststörung erhalten bleibt.
In Selbsthilfegruppen können Betroffene lernen, ihre Erfahrungen zu teilen, Strategien auszutauschen und eine unterstützende Gemeinschaft aufzubauen, um sich gegenseitig bei der Überwindung ihrer Angststörung zu unterstützen. Die Gruppe kann auch dazu beitragen, die Isolation und das Stigma zu verringern, die oft mit Angststörungen verbunden sind.
Krampfhaftes Vermeiden von Orten und Situationen, die Angst auslösen, kann dazu führen, dass die Angst und Symptome verstärkt werden. Wir raten daher, sich langsam mit diesen Situationen auseinanderzusetzen und sich ihnen zu stellen.
Um Überforderung und Verschlimmerung der Symptome zu vermeiden, ist es ratsam, schrittweise Exposition zu praktizieren. Durch langsame Gewöhnung an Orte und Situationen, die Angst auslösen können, kann Vertrauen und Selbstvertrauen aufgebaut werden, während man lernt, mit der Angst umzugehen und sie zu überwinden.
Ebenfalls sehr hilfreich sind neue Gewohnheiten. Diese sind zwar keine echte Therapiemaßnahmen, doch sie helfen dabei, die alltägliche Angst zu reduzieren. Diese Gewohnheiten können dazu beitragen, Stress und Angst im Alltag zu reduzieren und ein gesundes und erfüllendes Leben zu fördern.
Regelmäßige Bewegung und Sport können helfen, Stress abzubauen und die Symptome von Agoraphobie zu reduzieren, indem sie das Selbstbewusstsein stärken und das Gefühl von Kontrolle über den Körper und die Umgebung verbessern.

Behandlung von Platzangst
Eine Agoraphobie kann jeden treffen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Hintergrund. Eine frühe Therapie gegen Angst- und Panikstörungen hilft, die Probleme zu lindern. Je eher die Behandlung einsetzt, desto leichter lässt sich die Platzangst bekämpfen.
Durch eine gezielte Psychotherapie verringern sich die Symptome und die Lebensqualität steigt – ohne Einschränkung und Angst vor Panikattacken.
Wenn die Agoraphobie aus einer psychischen Erkrankung resultiert, wird zunächst diese Grunderkrankung behandelt. Handelt es sich bei der Agoraphobie um ein eigenständiges Störungsbild, ist eine Psychotherapie die Standardbehandlung. Auch Psychopharmaka lassen sich gegen die Angststörung einsetzen.
Eine Gesprächstherapie gibt den Betroffenen die Möglichkeit, über ihre Ängste zu sprechen. Dies reicht jedoch nicht aus, um die Agoraphobie zu verringern. Auch eine reine Medikation eignet sich nur als kurzfristige Behandlung, also für leichte Fälle.
Für die Behandlung von Agoraphobie empfiehlt sich die kognitive Verhaltenstherapie. Sie hilft dabei, die Angstgefühle zu verstehen und von verschiedenen Standpunkten aus zu betrachten.
Im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie lernen die Betroffenen, wie sie mit den Stresssituationen umgehen. So gewinnen sie die Kontrolle über ihr Leben zurück.
Die Konfrontationstherapie findet zunächst in Begleitung eines Therapeuten statt. So fühlen sich die Agoraphobiker nicht allein, wenn sie sich außerhalb ihrer Wohnung bewegen. Die systematische Desensibilisierung beginnt allmählich.
Alternativ dazu gibt es die harte Konfrontation, auch Flooding genannt. Hier stellen sich die Betroffenen ohne langsame Gewöhnung ihrer Angst. Ohne Vorbereitung löst die Situation – der große Platz – starke Angstgefühle aus.
- Diese Konfrontation sollte nur mit Begleitung stattfinden, um einen psychischen Zusammenbruch zu vermeiden – oder um im Notfall schnell handeln zu können.
- Die Betroffenen müssen sich auf das Flooding einstellen und dieser Methode zustimmen. Eine erzwungene Konfrontation kann die Angststörung verschlimmern.
Mit geeigneten Medikamenten lassen sich Panikattacken und Angstgefühle lindern. Typischerweise werden selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wie Prozac oder Paxil verschrieben. Auch Antidepressiva und angstlösende Mittel helfen gegen die Angststörung.
- Diese Medikamente werden von Ärzten nur in besonders schweren Fällen der Platzangst verschrieben.
Hilfe finden
Um Hilfe gegen die Platzangst zu erhalten, können Sie über die Ärztesuche auf Google nach geeigneten Psychotherapeuten in Ihrer Umgebung suchen. Für alle, die sich vor dem Arztbesuch oder dem Gespräch mit dem Therapeuten fürchten, haben wir in unserem Selbsthilfe Ratgeber Artikel nützliche Tipps zur Überwindung von Ängsten und Schamgefühlen zusammengestellt.
FAQ zur Platzangst
Die Agoraphobie ist eine Angststörung, die Menschen dazu bringt, Plätze und unübersichtliche Orte zu meiden. Sie fühlen sich großen Gefahren ausgesetzt und geraten in Panik. Die Platzangst wird häufig mit der Klaustrophobie (Raumangst) verwechselt, welche die Angst vor engen Räumen beschreibt.
Die Betroffenen leiden unter Panikattacken, wenn sie große Plätze betreten. Das führt zu Stresssituationen, die Herzrasen und Unwohlsein auslösen können. Deshalb versuchen Phobiker, möglichst in ihren eigenen vier Wänden zu bleiben, da sie sich hier am wohlsten fühlen.
Um die Agoraphobie zu bekämpfen, empfiehlt sich eine gezielte psychotherapeutische Maßnahme. Eine Vermeidungsstrategie ist wenig hilfreich: Sie führt nur kurzfristig zur Linderung, doch die Angst selbst bleibt.
Im Rahmen einer Verhaltenstherapie ist eine Expositionstherapie sinnvoll. Gegen die Panikanfälle können Psychopharmaka helfen, die der Psychotherapeut im Rahmen einer Standardbehandlung verschreibt.
In der Regel lösen offene und weite Plätze, öffentliche Verkehrsmittel, Menschenmengen, Kaufhäuser oder andere öffentliche Orte, die schwer zu verlassen sind, Angst aus.
Es gibt verschiedene Faktoren, die Agoraphobie auslösen oder beeinflussen können, wie z.B. genetische Veranlagung, traumatische Ereignisse, Stress, Missbrauch von Drogen oder Medikamenten.
Die Diagnose von Agoraphobie erfolgt durch eine klinische Untersuchung, die Beurteilung der Symptome und die Ausschlussdiagnostik von anderen Erkrankungen.
Eine Agoraphobie kann das tägliche Leben von Betroffenen beeinträchtigen, indem sie ihre Fähigkeit, das Haus zu verlassen oder soziale Kontakte zu pflegen, einschränkt. Die häufige Folge ist eine soziale Isolation.
Es kann hilfreich sein, jemandem mit Agoraphobie emotional und moralisch zu unterstützen. Sie können Betroffene auch ermutigen, professionelle Hilfe zu suchen.
Bei der Platzangst haben Betroffene Angst vor offenen und weiten Plätzen. Es kann sich um Plätze im Freien, wie beispielsweise Parks, Strände oder große Flughäfen handeln.
Raumangst (Klaustrophobie) ist dagegen die Angst vor engen oder geschlossenen Räumen haben. Es kann sich um Aufzüge, enge Gänge, Flugzeugen, Zugkabinen, Tunnel oder MRT Röhren handeln.
Quellen:
- Agoraphobia or fear of open spaces and public places | jeancoutu.com
- Agoraphobia – Symptoms and causes – Mayo Clinic
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier