Flugangst
Menschen die unter einer Aviophobie leiden, verspüren Flugangst und haben somit große Angst davor mit einem Flugzeug zu fliegen. Häufig sorgt alleine schon der Gedanke daran, in ein Flugzeug zu steigen für Angstzustände.
Wir geben Tipps bei Flugangst und klären auf wie die Aviophobie überwunden werden kann.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 16. September 2022
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Meistens treten bei der Flugangst körperliche Symptome wie zum Beispiel Schwindel, Herzrasen, Übelkeit oder Kopfschmerzen auf. Manche Betroffenen leiden auch an Magen- bzw. Darmkrämpfen oder bekommen sogar eine Panikattacke. Dies kann sowohl vor dem Urlaub, beim Betreten des Flugzeugs oder auch erst bei der Reise entstehen.
Die Angst vorm Fliegen ist vor allem dann eine große Belastung, wenn aus Berufsgründen häufig der Flugweg gewählt werden muss. Doch auch für den Urlaub kann die Flugangst ein großes Hindernis sein und Träume von bestimmten Urlaubszielen bleiben ewig unerfüllt.
Manche Menschen haben Höhen- oder Platzangst und wollen deshalb in kein Flugzeug steigen. Andere wiederum fürchten sich vor der Technik und fühlen sich daher im Flugzeug nicht sicher. Auch Traumata und Erzählungen von Unglücken können eine Flugangst verstärken. Häufig ist die Ursache unbegründet, da statistisch gesehen Flugzeugunglücke noch immer sehr selten sind.
Wer unter starker Flugangst leidet, kann sich medizinisch bzw. therapeutisch helfen lassen, wobei vor allem verhaltenstherapeutische Ansätze sehr effektiv sind. Für Ausnahmesituationen können zudem Medikamente verschrieben werden.
Für viele Betroffene können bereits Tipps gegen die Flugangst helfen um die Symptome zu lindern und somit eine längere Reise zu überstehen.

Gründe von Flugangst
Die Gründe für eine Flugangst kann sehr individuell sein. Bei manchen Betroffenen zeigt sich die Angst vor dem Fliegen bereits in der Kindheit, bei anderen wurde die Angst erst durch traumatische Erlebnisse oder Erzählungen im Freundeskreis ausgelöst.
Flugangst beginnt oftmals bereits im Kindes- oder Jugendalter, wenn zum Beispiel auch die Eltern Angst davor haben, in ein Flugzeug zu steigen.
Auch wenn die Angst von den Erwachsenen nicht direkt ausgesprochen wird, so bemerken die Kinder dennoch, dass ihre Eltern nervös und angespannt sind. Daraus kann sich eine Aviophobie entwickeln, obwohl die Kinder selbst noch nie an Bord eines Flugzeuges waren.
Eine weitere Ursache für Flugangst kann ein traumatisches Erlebnis wie zum Beispiel eine Notlandung sein, das beim Betroffenen Todesangst auslösen kann. Mit der Flugreise werden dann stets negative Gefühle verbunden und auch im Gehirn abgespeichert.
Sieht die betroffene Person ein Flugzeug, dann kommen diese Angstgefühle erneut hoch, was auch als negative Konditionierung bezeichnet wird.
Des Weiteren kann eine Aviophobie unter Umständen auch durch negative Informationen oder Filme ausgelöst werden. Viele Menschen empfinden beispielsweise einen Flug durch Turbulenzen als nicht besonders angenehm, jedoch nicht lebensbedrohlich.
Sehen sie dann im Nachhinein einen Flugzeugabsturz in einem Spielfilm, der durch Turbulenzen ausgelöst wird, so kann dadurch ein starkes Angstgefühl entstehen.
Als biologischer Faktor, durch den unter Umständen eine Flugangst ausgelöst werden kann, gilt das autonome Nervensystem, das die Organfunktionen kontrolliert bzw. reguliert. Leiden Menschen an einer Phobie, wird das autonome Nervensystem sehr rasch erregt und innerhalb kurzer Zeit treten Angstsymptome auf.
Zudem kommen für das Entstehen einer Flugangst auch individuelle Faktoren infrage…
- Ängstliche Grundhaltung
- Mangelende Erfahrung mit Reisen
- Stress

Symptome von Flugangst
Bei Personen mit Flugangst treten vor allem zahlreiche körperliche Symptome auf:
- Herzrasen
- Flache und schnelle Atmung
- Erstickungsgefühle
- Schwindel
- Ohnmachtsgefühle
- Weiche Knie
- Zittern
- Bauchschmerzen
- Vermehrter Harndrang
Außerdem malen sich die Betroffenen meist schon vor dem Flug aus, was alles passieren könnte, wodurch der Puls ansteigt und die Angst zunimmt. Ist die Flugangst sehr stark ausgeprägt, so kann es sogar zu Panikattacken kommen, die große Angstgefühle hervorrufen.
Unbehandelt können sich die Angstsymptome auch verstärken. Sollten die nachfolgenden Tipps gegen die Flugangst nicht helfen, ist es empfehlenswert, einer extremen Flugangst gegenzusteuern und sich professionelle Hilfe zu suchen.
Je früher man eine Aviophobie therapiert, desto höher stehen auch die Chancen, dass wieder ohne Angst in ein Flugzeug betreten werden kann.
Test auf Flugangst
Die Flugangst kann unterschiedliche Ursachen und Symptome haben. Auch der Zeitpunkt und Intensität der Flugangst Symptome kann variieren. Anhand eines Fragebogens kann festgestellt werden wie stark die Flugangst ausgeprägt ist und welche Methoden dagegen helfen können.

Tipps gegen Flugangst
Wer unter einer Aviophobie leidet, sollte einen Flug nie unvorbereitet antreten. Wichtig ist, früh genug am Flughafen zu erscheinen, somit lässt sich Stress vermeiden. Es ist empfehlenswert möglichst bequeme Kleidung zu tragen. Ein Anzug mit Krawatte kann zusätzlich zum Engegefühl in der Brust und um den Hals beitragen. Umgezogen werden kann sich auch nach dem Flug.
- Über das Flugzeug informieren (Größe, Sicherheit etc.)
- Nicht auf nüchternem Magen fliegen. Unwohlsein könnte dadurch verstärkt werden.
- Leichte Nahrung. z.B. Obst / Joghurt.
- Ausreichend Trinken.
- Beruhigende Musik hören. Keine Aufregung oder Action.
- Wenn Sie einen Film schauen möchten, wählen Sie eine Komödie.
- Verzicht auf Kaffee oder koffeinhaltige Getränke, da diese die Nervosität steigen lassen.
- Ruhige Atmung gegen Angstgefühle. Langes ausatmen.
- Die Füße sollten beim Flug den Flugzeuboden berühren.
- Kommunikation mit Sitznachbarn oder Stewardess kann helfen.
Platzwahl und Stressreduktion
Es kann empfehlenswert sein, sich einen geeigneten Platz im Flugzeug auszuwählen. Am wenigsten Flugbewegungen werden an den Plätzchen über den Tragflächen bemerkt.
Plätze in der Mitte einer Reihe können dagegen eher das Gefühl auslösen, eingesperrt zu sein. Beleibt bei Personen die auch unter Platzangst leiden ist daher ein Gangplatz.
Ein Fensterplatz ist individuell vom Vorteil oder auch vom Nachteil. Grundsätzlich muss niemand aus dem Fenster sehen, nur weil er einen Fensterplatz hat.
Wer nicht unter Höhenangst leidet, kann es auch mal mit einem Fensterplatz probieren, denn teilweise gibt es Berichte von Personen die zwar unter Flugangst leiden, aber die Sicht aus dem Fenster als beruhigend empfinden.
Sportliche Aktivitäten in der Freizeit sind empfehlenswert, da diese Erfolgserlebnisse vermitteln, das Selbstwertgefühl steigern und die Entspannung fördern. Ausreichend Auslastung und Sport vor einem langen Flug kann also helfen stressbefreiter und entspannter zu bleiben.
Meditation kann ebenfalls dazu beitragen negative Gedanken nicht lange im Kopf zu behalten. Durch die Übungen in der Meditation Gedanken bewusst wahrzunehmen oder auch abzulehnen, lassen sich im Alltag schlechte Gedanken bewusst bei Seite schieben.

Therapie gegen Aviophobie
Eine Flugangst kann auf unterschiedliche Art und Weise behandelt bzw. bewältigt werden.
Sehr effektiv ist hier die kognitive Verhaltenstherapie, wobei bereits wenige Therapiesitzungen helfen können. Im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie werden die Betroffenen mit ihrer Angst konfrontiert und die Gedanken daraufhin umstrukturiert.
Meist muss sich der Klient in Gedanken eine Flugsituation vorstellen und sich dann an diese Vorstellung gewöhnen. Im Laufe der Zeit gelingt das immer besser und die Angstgefühle nehmen ab. Eine andere Vorgehensweise wäre, sich sofort der größten Herausforderung zu stellen, nämlich ein Flugzeug zu besteigen.
Diese Form der Therapie wird auch als „massierte Konfrontation“ bezeichnet. So kann der Betroffene erleben, dass ihm in der Flugsituation nichts Lebensbedrohliches passiert, wodurch auch die körperlichen Symptome abnehmen.
Der Klient wird hier zunächst vom Therapeuten begleitet, sollte aber am Ende der Behandlung in der Lage sein, die jeweilige Situation selbständig zu bewältigen. Außerdem werden im Rahmen einer Therapie auch irreale Gedanken wie "Das Flugzeug stürzt mit Sicherheit ab" hinterfragt und diese Annahme mit Hilfe gezielter Fragen überprüft bzw. durch realistische Gedanken ersetzt.
Zusätzlich wird auch häufig mit Entspannungstechniken gearbeitet, die man unter Anleitung erlernt und dann zuhause auch selbständig durchführen kann. Häufig kommen Atemübungen zum Einsatz, weitere hilfreiche Methoden sind auch die Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training.
Extreme Flugangst kann auch mithilfe von Medikamenten reduziert werden. Ärzte können in extremen Fällen Beruhigungs- bzw. Schlafmittel (Benzodiazepine) einsetzen. Bekannt hierfür ist z.B. Tavor®.
Diese Medikamente wirken sehr schnell und reduzieren die Angst im Flugzeug. Zu beachten ist hier allerdings, dass die Angst durch Arzneimittel nur unterdrückt, aber nicht bewältigt wird und Benzodiazepine ein relativ hohes Suchtpotential haben.
Wer bis zu seinem Flug noch einige Wochen Zeit hat, kann auch zu pflanzlichen Mitteln wie Baldrian oder Johanniskraut greifen.
Hilfe finden und annehmen
Wenn die Flugangst mit einfachen Tipps nicht besser wird, kann ein Arzt für die Verschreibung oder Medikamente, oder auch ein Psychologe für die Verhaltenstherapie konsultiert werden.
Wer aufgrund einer Arztphobie oder aus Schamgefühlen ungerne zum Arzt geht, kann auch auf einen Therapeuten nach einer Online Beratung fragen.
Aktuell können wir leider keine Online-Therapie empfehlen. Wir bemühen uns in Zukunft passende Angebote für eine therapeutische Online-Behandlung zur Verfügung zu stellen.
Quellen:
- If You’re Scared Of Flying, Read This. – Smarter Travel
- Aerophobia – Pegasus
Inhalt wurde verfasst von: Julia Dernbach – Medizinisch überprüft von: Thomas Hofmann