Drogensucht

Auslöser und Tipps gegen eine Drogenabhängigkeit

Drogenkonsum ist in Deutschland tatsächlich weiter verbreitet, als viele denken würden. Entsprechend hoch sind die Zahlen, was Abhängigkeiten und Süchte angeht. Wir werfen in diesem Artikel einen genaueren Blick auf die Drogenabhängigkeit.

Wie ist sie definiert? Welche Anzeichen gibt es? Wie entsteht sie und welche Drogensucht ist die in Deutschland am häufigsten Auftretende?

Dazu beschäftigen wir uns mit dem Zusammenhang zwischen einer Suchterkrankung und Scham sowie mit der möglichen Angst vor einer Therapie. Am Ende finden Sie vier der mittlerweile bundesweit verbreiteten Hilfe- und Beratungsstellen.

Übersicht:
    Add a header to begin generating the table of contents
    Umfrage:

    Definition Drogensucht

    Was ist Drogenabhängigkeit?

    Bestimmte Wörter laufen uns im Alltag immer wieder über den Weg. Wir verwenden sie, ohne wirklich zu wissen, welche exakte Bedeutung sie eigentlich haben. „Drogenabhängigkeit“ ist eines dieser Wörter.

    Offiziell ist für diese Abhängigkeit folgender Punkt zentral: Der Zwang, ständig einen oder mehrere chemische Stoffe zu konsumieren, die weder ein Nahrungsmittel noch lebensnotwendig sind.

    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) versteht unter einer Drogenabhängigkeit einen Zustand „periodischer oder chronischer Vergiftung“, der durch den „wiederholten Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Droge“ hervorgerufen wird.

    Anzeichen einer Drogensucht

    Süchtig nach Drogen: Welche Anzeichen gibt es?
    Zentral sind folgende sechs Punkte:

    Suchtkranke denken ständig an die Substanz, sie ist im Kopf permanent präsent. Dadurch entsteht ein starker Drang oder sogar ein Zwang, sie jetzt und auf der Stelle zu konsumieren.

    Süchtige können den Zeitpunkt, die Dauer und/oder die Menge ihres Konsums nur sehr schwer steuern. Ansätze zur dauerhaften Einschränkung scheitern wiederholt. Der Kontrollverlust ist meist die logische Konsequenz. 

    Der Verzicht auf das Suchtmittel ist nicht möglich. Selbst dann nicht, wenn dem Suchtkranken dadurch negative (und teil schmerzhafte) Konsequenzen entstehen.

    Abhängige müssen immer größere Mengen ihres Suchtmittels konsumieren, um denselben Effekt zu erleben bzw. das Suchtmittel immer häufiger konsumieren.

    Bei Verzicht auf das Suchtmittel treten teils extreme körperliche Reaktionen auf, wie etwa Schwitzen, Zittern, Schmerzen, Schlafstörungen oder Halluzinationen. Bei Verhaltenssüchten kommen Aggressionen oder Nervosität hinzu.

    Suchtkranke kapseln sich von ihrem Umfeld, ihrem Sozialleben ab. Der Befriedigung der Sucht wird alles untergeordnet; persönliche Kontakte, Hobbys etc. leiden ebenso wie die berufliche Performance.

    Hin und wieder durchlaufen fast alle Menschen Phasen in ihrem Leben, in denen ein oder zwei dieser Symptome auftreten. Nach einer Zeit legt sich das meist wieder, von einer Abhängigkeit ist in diesem Fall noch nicht die Rede.

    Wer allerdings drei oder mehr der genannten Symptome gleichzeitig an sich beobachten kann, der leidet an einer Sucht und sollte sich dringend Hilfe suchen.

    Auslöser einer Drogensucht

    Wie entsteht eine Drogensucht?
    Warum machen Drogen überhaupt süchtig?

    Substanzen mit Suchtpotenzial sorgen für einen heftigen Dopaminanstieg in unserem Gehirn. Das hat wiederum einen direkten – und starken – Einfluss auf das mesolimbische System. Auch bekannt als Belohnungssystem. Drogen (und andere Suchtmittel) sorgen dafür, dass im Gehirn vermehrt Botenstoffe ausgeschüttet werden, die einen verstärkten Belohnungseffekt auslösen. Und deshalb machen Drogen süchtig.

    Bei der Drogensucht handelt es sich um eine klassische stoffgebundene Sucht. Experten bezeichnen auch bestimmte Verhaltensweisen als Süchte, dann ist die Rede von einer nicht-stoffgebundenen Variante bzw. Verhaltens- oder Tätigkeitssucht (z. B. Glücksspielsucht, Kaufsucht etc.).

    Das eine allumfassende Erklärungsmodell für das Entstehen einer Sucht gibt es (noch) nicht. Ein beliebter Ansatz ist das sogenannte biopsychologische Modell.

    Dieses findet die Gründe für das Entstehen einer (Drogen)Sucht sowohl auf der biologischen als auch auf der psychischen und der sozialen Ebene. 

    Eine kurze Erklärung:

    Auf biologischer Ebene kann der Konsum von Suchtmitteln wie Drogen spezifische Reaktionen im Gehirn auslösen, die zur Entstehung von Drogensucht beitragen. Drogen haben chemische Zusammensetzungen, die in der Lage sind, das Belohnungssystem des Gehirns zu stimulieren und intensive Gefühle von Euphorie, Glück und Entspannung zu erzeugen. Dies geschieht durch die Freisetzung von Neurotransmittern wie Dopamin, die an der Signalübertragung zwischen Nervenzellen beteiligt sind.

    Der anfängliche Konsum einer Droge führt zu einem starken Anstieg des Dopaminspiegels im Gehirn, was ein starkes Gefühl der Belohnung und des Vergnügens vermittelt. Das Gehirn registriert diese positiven Effekte und verknüpft sie mit dem Konsum der Substanz, was dazu führt, dass die Person das Verhalten wiederholen möchte, um erneut diese angenehmen Empfindungen zu erleben.

    Mit der Zeit kann sich das Gehirn jedoch an die Wirkung der Droge anpassen und eine Toleranz entwickeln. Das bedeutet, dass größere Mengen der Substanz benötigt werden, um die gleiche angestrebte Wirkung zu erzielen. Diese Toleranzentwicklung führt dazu, dass die Person immer höhere Dosen der Droge konsumiert, um das gewünschte Gefühl zu erreichen, was den Weg zur Abhängigkeit ebnen kann.

    Darüber hinaus können wiederholter Drogenkonsum und die damit einhergehende Freisetzung von Dopamin Veränderungen in den Gehirnregionen bewirken, die für die Kontrolle von Impulsen, Entscheidungsfindung und Belohnungseinschätzung zuständig sind. Dies kann zu einer Beeinträchtigung der Fähigkeit führen, impulsives Verhalten zu kontrollieren und vernünftige Entscheidungen zu treffen, was das Risiko einer Sucht weiter erhöht.

    Diese biologischen Reaktionen im Gehirn, die durch den Konsum von Suchtmitteln ausgelöst werden, spielen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Drogensucht. Sie verstärken das Verlangen nach der Droge, verringern die Kontrolle über den Konsum und können langfristige Veränderungen im Gehirn verursachen, die das Suchtverhalten aufrechterhalten.

    Das Entstehen einer Sucht ist ein komplexer Prozess, der von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, darunter auch diverse Denkmuster. Ein solches Denkmuster, das zur Entstehung und Aufrechterhaltung einer Sucht beitragen kann, ist ein geringes Selbstwertgefühl.

    Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl haben oft das Gefühl, nicht wertvoll oder liebenswert zu sein. Sie können unter negativen Selbstbewertungen leiden und sich ständig mit anderen vergleichen. Diese negativen Gedanken und Gefühle können zu einem starken inneren Konflikt führen und das Bedürfnis nach einer Bewältigungsstrategie hervorrufen, um mit dieser emotionalen Belastung umzugehen.

    Eine Möglichkeit, mit einem geringen Selbstwertgefühl umzugehen, besteht darin, durch den Konsum von Drogen oder Alkohol vorübergehend positive Gefühle zu erzeugen oder negative Emotionen zu unterdrücken. Die psychoaktiven Substanzen können vorübergehend ein Gefühl von Euphorie, Entspannung oder Selbstvertrauen vermitteln, das dem Individuum hilft, sich vorübergehend besser zu fühlen und die negativen Selbstbewertungen zu überwinden.

    Diese kurzfristige Linderung (Instant Gratification) kann dazu führen, dass eine Person regelmäßig zur Substanz greift, um ihre Selbstwertprobleme zu bewältigen. Das Denkmuster des geringen Selbstwertgefühls und des Versuchs, es durch den Drogenkonsum zu unterdrücken oder zu überspielen, verstärkt sich somit immer mehr.

    Sozialer Druck oder der Einfluss einer relevanten Peer Group spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Suchtverhalten. Menschen sind soziale Wesen und streben oft nach Zugehörigkeit und Anerkennung innerhalb ihrer sozialen Gruppen. Wenn eine bestimmte Verhaltensweise oder der Konsum bestimmter Substanzen innerhalb einer Gruppe als akzeptabel oder sogar erstrebenswert angesehen wird, kann dies den Druck auf Einzelpersonen erhöhen, sich diesem Verhalten anzuschließen, um sich in die Gemeinschaft zu integrieren oder nicht ausgeschlossen zu werden.

    Dieser soziale Druck kann dazu führen, dass Menschen Suchtmittel oder riskantes Verhalten annehmen, selbst wenn sie ursprünglich nicht daran interessiert waren. Die Angst vor sozialer Isolation oder Ablehnung kann stark genug sein, um eine Person dazu zu bringen, ihre eigenen Überzeugungen oder Entscheidungen zu übergehen und dem Verhalten der Peer Group zu folgen.

    Die Peer Group spielt eine wichtige Rolle, da Menschen dazu neigen, sich mit Gleichaltrigen oder Personen in ähnlichen Lebenssituationen zu identifizieren. Wenn diese Personen eine Sucht oder ein riskantes Verhalten zeigen, können sie als Vorbilder oder Normen dienen, die das Verhalten anderer beeinflussen. Durch den ständigen Kontakt und den Austausch von Erfahrungen in der Gruppe kann der Druck zur Nachahmung verstärkt werden.

    Dazu kommen persönliche Faktoren, die das Risiko für das Auftreten einer Abhängigkeit noch erhöhen und welche, die es tatsächlich senken. Eine detaillierte Analyse würde an dieser Stelle zu weit führen.

    Drogensucht wegen Umfeld

    Wie das persönliche Umfeld zur Drogensucht führen kann

    Wie wird das Thema Sucht im unmittelbaren Bezugskreis behandelt? Gibt es gute Vorbilder? Gibt es schlechte Vorbilder? Wie hoch bzw. niedrig ist der sozioökonomische Standard?

    All diese Fragen – und noch viele mehr – haben einen starken Einfluss auf das Entstehen oder eben das Nicht-Entstehen einer Sucht.

    In vielen Fällen kann das direkte Umfeld ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Sucht sein. Menschen, die in einem Umfeld aufwachsen, in dem Drogenmissbrauch normalisiert ist oder sogar gefördert wird, haben ein höheres Risiko, selbst eine Sucht zu entwickeln. Das kann beispielsweise in Familien der Fall sein, in denen Drogenkonsum als akzeptabel angesehen wird, oder in sozialen Kreisen, in denen Drogenkonsum zum „Dazugehören“ gehört.

    Sozioökonomischer Status und Drogensucht

    Der sozioökonomische Status spielt auch eine wichtige Rolle. Studien haben gezeigt, dass Menschen in benachteiligten wirtschaftlichen Verhältnissen ein höheres Risiko für Drogensucht haben. Die Gründe hierfür sind vielfältig und können von Stress über mangelnde Bildungsmöglichkeiten bis hin zu fehlendem Zugang zu qualitativ hochwertiger medizinischer Versorgung und Suchtbehandlung reichen.

    Aus dem problematischen Umfeld entkommen:

    Es gibt verschiedene Ansätze, um aus einem suchtfördernden Umfeld herauszukommen. 

    Suchen Sie Unterstützung:

    Es gibt zahlreiche Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen, die Unterstützung bieten können. Sie sind nicht allein und es gibt Hilfe. Die Adressen finden Sie am Ende des Artikels.

    Bildung:

    Bildung kann eine Tür zu neuen Möglichkeiten und einem besseren Leben öffnen. Informieren Sie sich über Möglichkeiten zur Weiterbildung oder Umschulung.

    Verändern Sie Ihr soziales Umfeld:

    Wenn Ihr soziales Umfeld den Drogenkonsum fördert, kann es hilfreich sein, neue Freundschaften zu schließen oder alte zu überdenken.

    Nachfolgend eine Übersicht, die einige der Herausforderungen darstellt, die das Umfeld bei der Entwicklung einer Sucht spielen kann, und mögliche Lösungen dazu:

    Problem Lösung
    Drogenkonsum im familiären Umfeld Familientherapie, Beratung, Unterstützungsgruppen
    Drogenkonsum im Freundeskreis Soziales Umfeld ändern, neue Hobbys und Freundschaften finden
    Niedriger sozioökonomischer Status Weiterbildung, Berufliche Umschulung
    Mangel an Gesundheitsversorgung Zugang zu Gesundheitsdiensten suchen, staatliche Förderungen nutzen

    Häufigsten Drogen

    Welche Drogensucht ist die häufigste in Deutschland?

    Drogenkonsum ist in Deutschland weiterverbreitet, als viele vielleicht denken würden. Tatsächlich haben ca. 30 % der Erwachsenen bereits einschlägige Erfahrungen gemacht. Bei den 18- bis 25-Jährigen ist es sogar fast jeder Zweite.1Statistiken zur Drogensucht
    Deutschland | de.statista.com

    Was illegale Drogen angeht, sind Cannabis und Opioide die am häufigsten konsumierten Substanzen. Die in der Suchthilfe am häufigsten gestellte Diagnose (stationär: 63 %, ambulant: ca. 50 %) ist und bleibt allerdings Alkohol.1Statistiken zur Drogensucht
    Deutschland | de.statista.com

    Gefährlicher Mischkonsum

    Unter Drogenabhängigen ist Mischkonsum sehr häufig. So konsumiert ein aufgrund von Opioid-Konsum stationär behandelter Patient durchschnittlich 4,8 verschiedene Substanzen.1Statistiken zur Drogensucht Deutschland | de.statista.com Zwischen vieler dieser Substanzen existieren unvorhergesehene Wechselwirkungen, die ein enormes Gesundheitsrisiko darstellen – noch höher als beim Konsum eines einzigen Suchtmittels.

    Als Suchtauslöser kommen allerdings nicht nur illegale Substanzen infrage. In Wahrheit sind es sogar völlig legal erhältliche Produkte, welche für die meisten Abhängigkeiten in Deutschland verantwortlich sind. Die Rangliste wird angeführt von Tabak, hier sind rund 8,6 % der Deutschen tatsächlich abhängig.

    Auf den weiteren Plätzen folgen Schmerzmittel (3,2 %), Alkohol (3,1 %) und Schlaf-/Beruhigungsmittel (0,7 %). Erst auf Rang fünf findet sich mit Cannabis ein komplett illegales Suchtmittel (0,6 %). Danach kommen Amphetamine (0,2 %) und Kokain (0,1 %).2Wie entsteht eine Sucht? | stiftung-gesundheitswissen.de

    Therapie einer Drogensucht

    Wie kann man eine Drogensucht überwinden?

    Der erste Schritt zur Überwindung einer Drogensucht besteht darin, das Problem zu erkennen und die Entscheidung zur Behandlung zu treffen. Dieser Prozess kann schwierig sein, aber er ist notwendig. Oftmals ist die Unterstützung von Familie, Freunden oder Fachleuten hilfreich, um die Betroffenen dabei zu unterstützen, ihre Sucht anzuerkennen und sich für eine Behandlung zu entscheiden.

    Medizinische Untersuchung und Diagnose

    Nachdem die Entscheidung zur Behandlung getroffen wurde, beginnt der medizinische Prozess mit einer gründlichen Untersuchung und Diagnose. Wir raten dazu Kontakt mit dem Hausarzt aufzunehmen oder sich an eine Drogenberatungsstelle zu wenden. (Adressen ganz unten im Artikel). Dies hilft den Ärzten und Therapeuten, ein genaues Bild von der Art und Schwere der Sucht zu erhalten. Es wird ein individueller Behandlungsplan erstellt, der auf den spezifischen Bedürfnissen des Patienten basiert.

    Entgiftung

    Die Entgiftung ist oft der erste Schritt im Behandlungsprozess. Dabei wird der Körper von den Drogen befreit. Dieser Prozess kann Entzugserscheinungen verursachen, die medizinisch überwacht und behandelt werden können. In vielen Fällen erfolgt die Entgiftung in einer spezialisierten Klinik unter ärztlicher Aufsicht, um sicherzustellen, dass sie sicher und so angenehm wie möglich ist.

    Therapie und Beratung

    Sobald die körperliche Abhängigkeit von Drogen behandelt wurde, beginnt der nächste Schritt der Genesung: die Therapie und Beratung. Hierbei können verschiedene Ansätze zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel Einzel-, Gruppen- oder Familientherapie. Diese Therapien können dabei helfen, die zugrunde liegenden Ursachen der Sucht zu verstehen, neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln und Rückfällen vorzubeugen.

    Medikamentöse Behandlung

    In manchen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung in Kombination mit anderen Therapieformen hilfreich sein. Sie kann dazu dienen, die Symptome des Entzugs zu lindern, das Verlangen nach Drogen zu reduzieren oder bestehende psychische Störungen zu behandeln, die zur Drogensucht beigetragen haben könnten.

    Nachsorge und fortlaufende Unterstützung

    Die Genesung von einer Drogensucht ist ein längerer Prozess, und die Unterstützung sollte nicht enden, sobald ein Behandlungsprogramm abgeschlossen ist. Die fortlaufende Nachsorge, einschließlich regelmäßiger Check-ups, Selbsthilfegruppen und Unterstützung bei der Wiedereingliederung in den Alltag, spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Abstinenz und der Vermeidung von Rückfällen.

    Jeder Mensch reagiert anders und was für eine Person funktioniert, nicht unbedingt für eine andere funktionieren muss. Der Weg zur Genesung kann lang und herausfordernd sein, aber mit der richtigen Unterstützung und Behandlung ist eine erfolgreiche Genesung möglich.

    Es ist nie zu spät, Hilfe zu suchen, und es gibt viele Menschen und Organisationen, die bereit sind, Unterstützung zu bieten. 

    Drogensucht-scham-angst

    Schamgefühle bei Drogensucht

    Drogenabhängigkeit: Kein Grund für Scham

    Eine Drogensucht ist kein Grund für Scham. Das gilt auch für alle anderen Süchte. Eine Abhängigkeit ist kein Indikator für einen schlechten Charakter oder fehlende soziale Kompetenzen. Wie bereits erwähnt, sind die Gründe für das Auftreten einer Sucht bis heute nicht vollends erforscht.

    Es sind aber nicht nur die Betroffenen selbst, die rund um eine Suchterkrankung mit dem Thema Scham zu kämpfen haben. Viele Angehörige schämen sich ebenfalls. Sie sehen die Sucht eines vertrauten Menschen auch als ihr eigenes Versagen.

    Angst vor Abwertung

    Generell ist die Angst vor einer gesellschaftlichen Abwertung der Hauptgrund für das Entstehen von Scham bei Suchtkranken. Es gibt eine soziale Norm, die es zu erfüllen gilt. Drogensüchtige schaffen das oberflächlich nicht, fühlen sich deshalb nicht als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft – und setzen dadurch einen Teufelskreis in Gang. Sie ziehen sich noch mehr zurück und rutschen noch tiefer in eine Abhängigkeit.

    Therapie nicht fürchten

    Drogenabhängigkeit: Keine Angst vor Therapie

    Viele Süchtigen schrecken davor zurück, professionelle Hilfe auf ihrem Weg aus der Abhängigkeit in Anspruch zu nehmen. 

    Dafür gibt es mehrere Gründe:

    Betroffene sind davon überzeugt, die Situation noch unter Kontrolle zu haben und es aus eigener Kraft noch aus ihrer misslichen Lage herauszuschaffen.

    Wie bereits im vorangegangenen Kapitel behandelt, hält ein starkes Schamgefühl viele Süchtige davon ab, sich Hilfe zu suchen. Sie sehen sich aufgrund ihrer Abhängigkeit als Versager, der niemandem mit seinen Problemen zur Last fallen will.

    Was kommt im Rahmen einer Therapie auf mich zu? Muss ich mit rechtlichen Konsequenzen rechnen – immerhin habe ich ja illegale Substanzen konsumiert? Wie hart wird der Entzug? Angst entsteht hauptsächlich aus Unwissenheit. Sich mit den Möglichkeiten der unzähligen Suchthilfeeinrichtungen zu befassen und dort einen Termin für ein unverbindliches Erstgespräch zu fixieren, kann bei der Überwindung der Angst vor einer Therapie ausgesprochen hilfreich sein.

    Einige Süchtige scheuen den Gang zum Arzt/zur Therapie, weil sie fürchten, dass es ihnen ohne Drogen schlechter geht. Sie haben im Laufe ihres Lebens „gelernt“, dass die Suchtmittel zumindest für kurze Zeit für Linderung sorgen und wissen, wie miserabel sie sich fühlen, wenn sie einmal nicht high sind. Die Panik vor diesen Entzugserscheinungen und jenen, die im Laufe einer Therapie auftreten werden, hält sie davon ab, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

    Wie bereits erwähnt: Angst entsteht (hauptsächlich) aus Unwissenheit. Hilfe anzunehmen ist niemals eine schlechte Entscheidung, sondern immer ein wichtiger und großer Schritt hin zu einem erfüllteren Leben. Niemand verlangt, dass die Drogenabhängigkeit innerhalb weniger Wochen überwunden sein muss. Niemand verlangt, dass in der Therapie alles wie am Schnürchen verläuft. Das tut es auch nur in den seltensten Fällen.

    Dennoch ist es enorm wichtig, sich nicht aus Scham oder Angst einer Drogentherapie zu verschließen. Schon die kleinste Entscheidung kann enorme Auswirkungen haben. So ist etwa der Tag, an dem Abhängige beschließen, ein erstes Therapie-Gespräch durchzuziehen, sehr wahrscheinlich jener Tag, ab dem sich alles zum Besten wendet.

    Drogensucht-reden-gruppe

    Selbsthilfe der Drogensucht

    Wie kann man die Drogensucht alleine überwinden?

    Die Bewältigung einer Drogensucht ist ein herausfordernder Prozess, der oft professionelle Unterstützung erfordert.

    Aber Selbsthilfe – das Ergreifen von Maßnahmen in Eigenregie, um die Sucht zu überwinden – kann ein wertvoller Teil dieses Prozesses sein. Selbsthilfe bedeutet nicht, dass man allein durch diesen Prozess gehen muss, sondern dass man aktiv an seiner eigenen Genesung teilnimmt.

    In manchen Fällen schaffen es Drogenabhängig auch alleine aus eigener Kraft mittels Selbsthilfe Methoden aus der Drogensucht zu kommen.

    Erkenntnis und Akzeptanz

    Ein entscheidender erster Schritt in der Selbsthilfe ist das Erkennen und Akzeptieren der Sucht. Dies erfordert eine ehrliche Selbstreflexion und den Mut, die Sucht anzuerkennen. Es ist wichtig, sich vor Augen zu führen, dass man ein Problem hat und Hilfe benötigt.

    Setzen Sie realistische Ziele

    Beginnen Sie, realistische Ziele für Ihre Genesung zu setzen. Dies könnte bedeuten, klein anzufangen, wie z.B. für einen Tag clean zu bleiben, dann für eine Woche, und so weiter. Das Setzen und Erreichen von Zielen kann Ihnen helfen, motiviert zu bleiben und Fortschritte auf Ihrem Weg zur Genesung zu erkennen.

    Gesunde Lebensführung

    Ein gesunder Lebensstil ist ein wichtiger Aspekt der Selbsthilfe. Dies umfasst eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und ausreichend Schlaf. Zudem können Stressbewältigungsstrategien hilfreich sein, um mit Auslösern und dem Verlangen nach Drogen umzugehen. Viele Drogenabhängige haben mit Sport einen guten guten Ausgleich gefunden.

    Ablenkungsstrategien

    Entwickeln Sie Ablenkungsstrategien für Momente, in denen das Verlangen nach Drogen stark ist. Dies könnte Sport, Lesen, Unterhaltung oder das Hören von Musik beinhalten. Diese Strategien können Ihnen helfen, den Drang zu widerstehen und sich auf positive Aktivitäten zu konzentrieren.

    Austausch

    Selbst wenn die physische Präsenz in Selbsthilfegruppen nicht möglich oder gewünscht ist, gibt es viele digitale Plattformen, die den Austausch mit anderen ermöglichen, die ähnliche Herausforderungen durchmachen. Diese Online-Selbsthilfegruppen können ein wertvoller Raum sein, um Erfahrungen auszutauschen, Unterstützung zu erhalten und zu geben, und um voneinander zu lernen.

    Es kann sehr entlastend sein, zu sehen, dass man nicht allein ist und dass andere ähnliche Kämpfe durchleben. Manchmal kann man sogar jemanden finden, der zur gleichen Zeit denselben Weg geht. Dies kann zu einer Art Partnerschaft führen, in der man sich gegenseitig unterstützt und stärkt. Die Kommunikation und Interaktion mit anderen, die verstehen, was man durchmacht, kann einen starken positiven Effekt auf den Genesungsprozess haben.

    Suche nach professioneller Hilfe

    Selbst wenn Sie sich auf den Weg der Selbsthilfe begeben, ist es immer gut zu wissen, das es auch auch noch professionelle Hilfe gibt. Es ist durchaus schwierig, den Kampf gegen die Drogensucht allein zu führen, und professionelle Unterstützung kann Ihnen die notwendigen Werkzeuge und Strategien an die Hand geben. Bedenken Sie immer das Sie es zwar alleine schaffen können, es aber keine Schande ist Hilfe anzunehmen.

    Hilfe bei Drogensucht

    Hilfe bei Drogenabhängigkeit annehmen

    Jede Sucht erreicht eher früher als später den Punkt, an dem der Konsum der Substanz oder das Ausführen einer bestimmten Tätigkeit keine Freude oder kein Glücksgefühl mehr bereitet. Die Handlungen sind dann nur noch dazu da, eine Missstimmung zu lindern. Hat die Suchthandlung zunächst eine belohnende Wirkung ausgelöst, lässt der Konsum später nur noch negative Gefühle entstehen. Allerspätestens jetzt ist es höchste Zeit, sich Hilfe zu suchen.

    Viele Süchtige leben in der Illusion, ihre Abhängigkeit regulieren und kontrollieren zu können. Das ist allerdings unmöglich. In der Realität stellt es sich ganz anders dar. Längst hat die Sucht die Kontrolle übernommen, andere Lebensbereiche werden untergeordnet. Darunter leidet nicht nur der Süchtige selbst, sondern auch sein direktes persönliches Umfeld. Eine Sucht hat niemals Auswirkungen auf den Abhängigen allein.

    Auch deshalb ist es mehr als ratsam, sich Hilfe zu suchen. Dabei ist das Annehmen von Hilfe absolut kein Grund für Scham! Die extra dafür ausgebildeten Fachleute in der Suchthilfe bewerten oder verurteilen ihre Klienten nicht. Sie sind da, um zu helfen. Und genau das wollen sie versuchen.

    In Deutschland gibt es zahlreiche Einrichtungen, die Betroffenen bei der Überwindung ihrer Drogensucht helfen können. Die Erfolgsquoten sind vielversprechend. 

    Hier einige der Bekanntesten Hilfestellen für Drogensüchtige:

    Suchtprävention für Kinder und Jugendliche. Bietet telefonische Beratung und Online-Beratung. Liefert auch wertvolle Tipps für Eltern. Dazu kommen weiterführende Links, Adressen und Hilfsangebote sowie diverse Adresslisten relevanter Anlaufstellen bei Suchtfragen.

    Website: www.kmdd.de

    Der Drogennotdienst mit Sitz in Berlin sieht sich selbst als „überregionale Suchtberatungsstelle für drogenkonsumierende Jugendliche und Erwachsene sowie Angehörige und Multiplikatoren“. Bietet eine breite Palette an unterschiedlichen Programmen, eine 24 Stunden Sucht- und Drogenhotline. Sollte Bedarf bestehen, vermittelt der Drogennotdienst entsprechende Therapien oder tagesstrukturierende Angebote.

    Website: www.drogennotdienst.de

    Das Rote Kreuz bietet professionelle Unterstützung auf dem Weg aus der Abhängigkeit, dazu kommen Suchtselbsthilfegruppen und ein bundesweites Sorgentelefon. Auch hier wird eine Vermittlung von stationärer Behandlung und Nachsorge angeboten.

    Website: www.drk.de

    Umfassende Unterstützung für Menschen mit Suchtproblemen. Zu den offenen und kostenfreien Angeboten zählen die klassische Suchtberatung, die Prävention oder die Selbsthilfe. Daneben gibt es Behandlungen, für welche die Bewilligung von Kosten- und Leistungsträgern notwendig ist – z. B. Entzugsbehandlung, Entwöhnung oder die Eingliederungshilfe. Die Website der DHS ist eine hervorragende Anlaufstelle. So findet sich dort etwa ein umfassendes Suchthilfeverzeichnis, über das sich passende Angebote in der näheren Umgebung von Süchtigen eruieren lassen.

    Website: www.dhs.de

    Scham überwinden und Hilfe annehmen

    Von einer Abhängigkeit loszukommen ist eine immense Herausforderung. Nur die allerwenigsten schaffen das allein. Hilfe anzunehmen ist deshalb kein Zeichen von Schwäche, sondern ein erster Schritt hin zu einem besseren Leben. Durch die Entscheidung für eine Therapie erkennen Abhängige ihre Abhängigkeit an und schaffen so das Fundament für eine tiefgehende Veränderung. Eine Drogensucht ist kein Grund für Scham, kein Indikator für einen schlechten Charakter. Nehmen Sie Hilfe an!

    Angst vor Ärzten überwinden:

    Fühlen Sie sich unsicher oder ängstlich, wenn es darum geht, mit Ärzten oder Therapeuten über Ihre Drogensucht zu kommunizieren? Unser Selbsthilfe-Ratgeber bietet wertvolle Tipps und Ratschläge, um diese Hürden zu überwinden. Wir verstehen, dass es oft schwierig sein kann, über Suchtprobleme zu sprechen, aber es ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Genesung.

    Wenn Sie bereit sind, Ihre Ängste zu überwinden und den ersten Schritt auf dem Weg zur Genesung zu machen, laden wir Sie ein, unseren Selbsthilfe-Ratgeber zu nutzen. Mit nützlichen Informationen und praktischen Ratschlägen kann er Ihnen dabei helfen, die Kommunikation mit Ärzten oder Therapeuten erfolgreich zu bewältigen und den Weg zu einem gesünderen, drogenfreien Leben zu ebnen.

    FAQ über Drogensucht

    Häufige Fragen und Antworten über die Drogenabhängigkeit:

    Ja, Drogensucht ist behandelbar und Heilung ist möglich. Allerdings ist es ein langwieriger Prozess und erfordert oftmals professionelle Hilfe. Es geht dabei nicht nur darum, den Drogenkonsum zu beenden, sondern auch darum, die zugrundeliegenden Probleme anzugehen, die zur Sucht geführt haben.

    Die ersten Anzeichen einer Drogensucht können je nach der konsumierten Substanz variieren. Häufige Anzeichen können sein: Veränderungen im Verhalten, unerklärlicher Geldmangel, Vernachlässigung von Verpflichtungen, körperliche Symptome wie Gewichtsverlust oder -zunahme, Schlafstörungen oder Blutergüsse.

    Wenn Sie glauben, dass ein Freund oder Familienmitglied eine Drogensucht hat, ist es hilfreich, zuerst zu versuchen, mit ihnen darüber zu sprechen. Bieten Sie Ihre Unterstützung an und ermutigen Sie sie, professionelle Hilfe zu suchen. Informieren Sie sich über die Möglichkeiten in Ihrer Gemeinde, die Unterstützung bei der Drogensucht bieten können.

    Die Entgiftung ist oft der erste Schritt in der Behandlung von Drogensucht. Während dieses Prozesses wird der Körper von den Drogen befreit. Dies kann Entzugserscheinungen verursachen, die medizinisch überwacht und behandelt werden sollten. Die Entgiftung sollte unter der Aufsicht von Fachleuten durchgeführt werden.

    Die Behandlung von Drogensucht kann viele verschiedene Formen annehmen, darunter Entgiftung, Therapie (einzeln, in der Gruppe oder in der Familie), medikamentöse Behandlung und kontinuierliche Nachsorge. Die geeignete Behandlung hängt von der spezifischen Situation des Einzelnen ab und wird oft in einem individuellen Behandlungsplan festgelegt.
     
     

    Drogensucht wird durch eine Kombination aus genetischen, umweltbedingten und psychologischen Faktoren verursacht. Drogen verändern das Belohnungssystem des Gehirns und führen zu einem starken Verlangen, die Substanz erneut zu konsumieren. Mit der Zeit kann dies zu einer körperlichen und/oder psychischen Abhängigkeit führen.

    Ja, es gibt einen Unterschied zwischen Drogenmissbrauch und Drogensucht. Drogenmissbrauch bezieht sich auf den wiederholten Gebrauch von Drogen auf eine Weise, die gesundheitliche oder soziale Probleme verursacht. Häufig handelt es sich hierbei auch um eine Tablettensucht.

    Drogensucht hingegen ist eine chronische Krankheit, die durch den Zwang zum Drogenkonsum gekennzeichnet ist, trotz negativer Konsequenzen.

    Rückfälle können Teil des Genesungsprozesses bei Drogensucht sein und bedeuten nicht, dass die Behandlung gescheitert ist. Sie sind ein Zeichen dafür, dass die Behandlungsstrategien angepasst werden müssen. Mit der richtigen Unterstützung können Rückfälle überwunden und als Lernmöglichkeit für die Zukunft genutzt werden.
     
     

    Ja, Drogensucht kann eine Reihe von psychischen Gesundheitsproblemen verursachen oder bestehende verschlimmern. Dazu gehören Depressionen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen und Psychosen. Aus diesem Grund ist es wichtig, bei der Behandlung der Drogensucht auch auf die psychische Gesundheit zu achten.

    Entzug kann beängstigend sein, vor allem, wenn man nicht weiß, was man erwarten kann. Aber es ist wichtig zu wissen, dass Entzug ein notwendiger Schritt auf dem Weg zur Genesung ist. Es ist am sichersten und effektivsten, den Entzug unter medizinischer Aufsicht durchzuführen. Fachleute können Ihnen helfen, Ihre Symptome zu bewältigen und den Prozess so angenehm wie möglich zu gestalten.

    Das Gespräch über die eigene Drogensucht kann beängstigend sein, aber es ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Genesung. Bereiten Sie das Gespräch vor, üben Sie, was Sie sagen wollen, und wählen Sie einen geeigneten Zeitpunkt und Ort. Seien Sie ehrlich und offen und bitten Sie um Unterstützung. Es kann auch hilfreich sein, Ressourcen bereitzuhalten, um ihnen zu helfen, Ihre Situation besser zu verstehen.

    Übersicht:
      Add a header to begin generating the table of contents
      Lob, Kritik oder Hinweise

      Beitrag gefallen? Jetzt teilen:

      Facebook
      Twitter
      LinkedIn
      WhatsApp
      Telegram
      Email
      drogensucht
      Für volle Größe anklicken

      Quellen:

      1. Statistiken zur Drogensucht Deutschland | de.statista.com
      2. Wie entsteht eine Sucht? | stiftung-gesundheitswissen.de

      Autoren, Überprüfung und Gestaltung:

      Autorin: Julia Dernbach

      Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann

      Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier

      Nach oben scrollen