Akrophobie
Menschen, die unter Höhenangst leiden, empfinden große Höhen als extrem beängstigend. Diese Angst, auch als Akrophobie bekannt, steht in enger Verbindung mit Batophobie – der Furcht vor Abgründen und dem Schwindelgefühl, das sie hervorrufen können.
Spezifisch bezieht sich die Akrophobie auf die Furcht vor dem Stehen auf hohen Gebäuden, an steilen Abhängen oder vor dem Gedanken an einen tiefen Fall.
In unserem Artikel beleuchten wir die Symptome und Auslöser von Höhenangst und bieten hilfreiche Strategien, um diese Herausforderung zu überwinden. Zudem diskutieren wir, wie therapeutische Interventionen Abhilfe schaffen können.
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- Autor: Matthias Wiesmeier
- Aktualisiert: 2. Mai 2024
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Akrophobie in Kürze
Die Akrophobie, auch bekannt als Höhenangst, ist eine unverhältnismäßige Angst vor großen Höhen, hohen Gebäuden oder steilen Abhängen.
Sie kann Symptome wie Übelkeit, Schwindelgefühle, Benommenheit, Schweißausbrüche, Herzrasen und beschleunigten Atem verursachen. Die Auslöser für die Höhenangst können variieren, von angeborener Hochsensibilität bis hin zu traumatischen Erlebnissen und Kontrollverlust.
Es gibt mehrere Strategien zur Bewältigung der Höhenangst, einschließlich schrittweiser Annäherung an höhere Höhen, Entspannungstechniken und Ablenkung. In manchen Fällen kann eine therapeutische Behandlung hilfreich sein.
Zusätzlich kann unser Selbsthilfe-Buch zur Überwindung der Höhenangst von Nutzen sein. Es bietet wertvolle Tipps und Strategien zur Bewältigung von Phobien und kann besonders hilfreich sein für diejenigen, die Angst vor Ärzten oder Therapie haben oder eine Selbsthilfelösung suchen.
Bedenken und Lösungen
Bedenken | Lösungen |
---|---|
Schwindelgefühle auf hohen Plätzen | Expositionstherapie unter der Aufsicht eines Therapeuten |
Panikattacken in hohen Gebäuden oder auf Bergen | Entspannungstechniken lernen, wie z.B. tiefe Atemzüge, progressive Muskelentspannung |
Vermeidung von Aktivitäten, die mit Höhen verbunden sind (z.B. Fliegen, Klettern) | Kognitive Verhaltenstherapie zur Änderung der negativen Gedankenmuster |
Extreme Angst kann das tägliche Leben beeinträchtigen | Beratung oder Medikamente können in schweren Fällen helfen |
Habe ich Höhenangst?
Die Angst vor Höhe basiert auf einer realen Angst und hat damit eine gewisse Berechtigung. Ohne diese Furcht würden sich die Menschen gedankenlos in Gefahr begeben, weil sie zu nah an einen Abgrund treten oder nicht aufpassen.
Beim Bergsteigen ist die Angst ein Warnsignal: Sie sorgt dafür, dass die Menschen vorsichtig sind. Verantwortlich dafür ist der Überlebensinstinkt.
Wer unter Höhenangst leidet, fürchtet sich davor, von einem Berg, von einem hohen Abgrund oder über ein Geländer zu stürzen. Die Betroffenen halten sich lieber im Hintergrund, anstatt die Aussicht von oben zu genießen. Jeder Schritt näher auf die Gefahr hin, verstärkt die Ängste.
Viele Angstpatienten fühlen sich erst in großen Höhen bedroht. Doch die Angsthöhe kann auch deutlich niedriger liegen. Einigen bricht schon auf einem Balkon im ersten Stock der Schweiß aus.
Bei der Akrophobie handelt es sich jedoch um eine unangemessene, übertriebene Furcht. In den meisten angstauslösenden Situationen besteht keine Gefahr oder zumindest nur ein minimales Risiko.
Wissenschaftler vermuten, dass die Akrophobie nicht unbedingt eine psychische Erkrankung sein muss. Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass es sich um eine begründete Reaktion handeln könnte, die mit falschen Einschätzungen von Distanzen und Höhen zu tun hat.
Die auslösenden Situationen sind sehr unterschiedlich, denn jeder Angstpatient hat seine eigene Schmerzgrenze bzw. Angsthöhe.
- Hochhäuser
- Balkone
- Berggipfel
- Flugzeuge
- Gondeln bzw. Seilbahnen
- Leitern
Oft geht die Akrophobie mit anderen Angststörungen und Phobien einher, zum Beispiel mit Flugangst oder mit der Angst vor Kontrollverlust.
Akrophobie eingestehen
Bei einigen Angstpatienten löst die Akrophobie nur im Freien die typischen Symptome aus. Das bedeutet, dass diese Phobiker keine Probleme haben, wenn sie sich in einem hohen Gebäude aufhalten und hinausschauen. Andere Menschen leiden schon auf der dritten Leiterstufe unter Höhenangst. Offensichtlich basiert die Akrophobie auf falschen Verknüpfungen, die sich im Laufe der Zeit verfestigt haben.
- Das Problem ist, dass die Betroffenen der Höhensituation ausweichen, weil sie die Angst nicht aushalten können. Der Fluchtreflex bzw. die Vermeidung können jedoch die Phobie verstärken. Hier zeigt sich, wie stark die Angst vor der Angst das Leben beeinflussen kann.
- Wer jedoch erkennt, dass der Blick vom Balkon aus kein Risiko beinhaltet, der kann seine Angst allmählich bewältigen.
Akrophobie oder nur Schwindel?
Der Höhenschwindel hat nichts mit der Höhenangst zu tun. Er wird von den Sinnesorganen ausgelöst, die dafür zuständig sind, die eigene Position und Bewegungsrichtung zu bestimmen. Die Sinne sind fein ausbalanciert, doch dieses Gleichgewicht kann durch verschiedene Faktoren gestört werden: ein schwankender Untergrund oder eine Fahrt im Zug.
Auf die Störungen reagiert der Organismus mit Schwindel, der bis zum Unwohlsein und zur Übelkeit führen kann. Auch der Aufenthalt auf einer ungewohnt hohen Position kann die Balance der Sinnesorgane durcheinanderbringen.
Der Blick in die Tiefe löst ein Gefühl aus, zu fallen – doch die anderen Sinne melden, dass der Körper an seinem Standort bleibt. Das Gehirn gerät durch diese verschiedenen Wahrnehmungen aus dem Takt: So kommt es zum Höhenschwindel.
Die von der Höhe verursachten Schwindelgefühle können eine Angstreaktion auslösen: Der Körper schüttet Stresshormone aus, sodass sich Atem und Puls beschleunigen. Wenn noch ein Gefühl von Hilflosigkeit dazu kommt, kann aus dem Höhenschwindel eine ausgeprägte Akrophobie werden.
Alfred Hitchcock gelang es, den Höhenschwindel für den Film Vertigo durch einen perspektivischen Trick visuell darzustellen: Damit wirkt die verzerrte Sinneswahrnehmung sehr authentisch.
Ursachen der Akrophobie
Für die Angst vor Höhen kann es verschiedene Ursachen geben. Teilweise haben die Betroffenen eine angeborene Hochsensibilität, die das Wohlbefinden beeinflusst.
In anderen Fällen entsteht die Akrophobie durch frühere Unfälle und traumatische Erlebnisse. Auch Geschichten von verunglückten Bergwanderern oder Nachrichten von schrecklichen Katastrophen können die Höhenangst verstärken. Auch Erzählungen von Unfällen im Freundeskreis kann das Gefühl vermitteln, dass die Höhenangst berechtigt ist und die Gefühlte unbewusst verstärken.
Wie anfällig die Menschen für Angststörungen sind, zeigt sich oft schon in der Kindheit. Psychisch labile Kinder lassen sich leichter von übervorsichtigen Eltern beeinflussen und halten automatisch großen Abstand zum Balkongeländer. Dies ist manchen Fällen auch nützlich, kann in diesem Fall allerdings auch zu einer übergroßen Höhenangst führen.
- Angst vor dem Sturz ist meist größer: Im Prinzip fürchten sich die Akrophobiker nicht vor der Höhe. Sie empfinden hauptsächlich Angst vor dem Fallen.
Das Balkongeländer ist stabil, die Seilbahn wird ständig kontrolliert und von dem Berg ist noch niemand abgestürzt. Doch diese Worte sind für die Phobiker nur selten eine große Hilfe, denn gegen die Angststörung helfen leider keine sachlichen Argumente. Dennoch kann es nützlich sein, ruhig mit Betroffenen zu reden, alles kann besser sein als die Panik noch zu verstärken.
Kontrollverlust und Akrophobie
Oft lösen traumatische Erfahrungen oder andere psychische Erkrankungen die Akrophobie aus. Dazu kommt die Angst davor, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren. Die Betroffenen glauben, dass selbst der stabilste Schutz nicht hilft.
Die Angst vor Kontrollverlust verursacht nicht nur Höhenangst, sie beeinträchtigt auch das Alltagsleben. Die Phobiker fühlen sich in vielen Situationen bedroht: im Bus, im Fahrstuhl und in großen Menschenansammlungen. Daraus können sich weitere Phobien entwickeln, die möglicherweise in die soziale Isolation führen.
Akrophobie Symptome
Wenn du dich in einer angstauslösenden Situation befindest – sei es auf einem Berg, einer Aussichtsplattform oder in einem Flugzeug –, sind dies die häufigsten Symptome, die du möglicherweise erlebst:
- Übelkeit
- Schwindelgefühle und Benommenheit
- Schweißausbrüche
- Herzrasen
- Magenbeschwerden
- beschleunigter Atem bis zur Hyperventilation
Diese körperlichen Symptome können so unangenehm sein, dass du dazu neigst, Orte zu meiden, die solche Reaktionen hervorrufen könnten.
Während es einfach sein mag, Berge und Flüge zu vermeiden, wird es schwieriger, wenn alltägliche Situationen wie der Besuch höher gelegener Stockwerke oder Fahrten auf Rolltreppen in Einkaufszentren zum Problem werden. Hier sind deine Möglichkeiten, solchen Situationen auszuweichen, begrenzt.
In manchen Fällen kann sich aus der ursprünglichen Höhenangst eine Angst vor den eigenen Angstreaktionen entwickeln. Die Akrophobie tritt dabei in den Hintergrund, und die Furcht vor den Symptomen selbst nimmt zu. Diese Angst kann sich sogar auf Orte und Situationen übertragen, die früher als harmlos empfunden wurden, und so dein Leben zunehmend einschränken.
Tipps gegen Akrophobie
Zur Überwindung deiner Höhenangst können anfänglich bereits einfache Tipps helfen. Nicht jeder dieser Tipps gegen Höhenangst lässt sich jedoch in der Praxis umsetzen.
Das Allerwichtigste ist, sich langsam an Höhen zu gewöhnen, sich immer wieder in unangenehme Situationen zu begeben und somit die Angst vor der Höhe langsam aber sicher zu besiegen.
Wenn du Angst vor Bergen hast, beginne mit einem kleinen Hügel. Besteige diesen immer wieder, bis du dich an das nächst höhere Ziel traust. Niemand erwartet von dir, direkt den höchsten Berg besteigen zu können.
Ähnlich ist es mit Hochhäusern. Wenn du direkt das Dachgeschoss wählst, wird es schwierig, die Höhenangst loszuwerden. Sinnvoller wäre es, mit niedrigeren Stockwerken zu beginnen und sich dann beim nächsten Besuch ein Stockwerk mehr zuzutrauen.
Tipps zur Überwindung
Entspannung
Vermeidung hilft nicht, deine Akrophobie zu bewältigen. Wenn du deine Höhenangst überwinden möchtest, solltest du dich bewusst den angstauslösenden Situationen stellen. Entspannungstechniken wie Atemübungen können dabei unterstützen. Versuche zusammen mit einer verständnisvollen Begleitung, bis ans Geländer eines Aussichtsturms zu gehen.
Ablenkung
Wenn du Angst vor Höhen hast, kann es hilfreich sein, dich begleiten zu lassen. Wenn du ins Gespräch vertieft bist, fühlst du dich weniger von der Höhe bedroht. Die Person, die dich begleitet, sollte ruhig mit dir sprechen, deine Höhenangst nicht ins Lächerliche ziehen und keine Horrorgeschichten erzählen, die deine Angst weiter schüren könnten.
Positive Selbstgespräche
Positive Selbstgespräche können dir helfen, deine Angst zu reduzieren. Ermutige dich selbst und fördere positive Gedanken. Sag dir, dass du es schaffen wirst und dass die Angst vorübergehen wird.
Begleitperson
Eine Begleitperson kann dir helfen, deine Angst zu reduzieren. Wähle jemanden aus, dem du vertraust und der dich unterstützt, während du dich einer höheren Umgebung näherst.
Wagniserziehung
Die allmähliche Annäherung an die Angstreaktion hilft dabei, die eigenen Ängste zu reflektieren. Diese pädagogische Heranführung ist als Wagniserziehung bekannt. Sie eignet sich nicht nur für ängstliche Kinder, sondern auch für erwachsene Angstpatienten. Durch die verantwortungsbewusste Betreuung erlernen die Betroffenen, mit gefahrenhaltigen oder angstauslösenden Situationen und Unternehmungen klarzukommen. Dazu gehören auch ein angemessenes Risikomanagement und der richtige Umgang mit Bedrohungen.
Flooding (Schrittweise Annäherung)
Je nach Schwere deiner Höhenangst könnte ein Flooding hilfreich sein. Dabei startest du mit der heftigsten Situation, die deine Angst auslöst, um danach weniger extreme Höhen als harmloser zu empfinden. Versuch es ohne Therapeuten mit kleinen Schritten: Fang mit niedrigen Hügeln an und steigere dich langsam. Das stärkt dein Selbstvertrauen und kann die Angstreaktionen in deinem Gehirn verringern.
Therapie der Akrophobie
Bei stark eingeschränkter Lebensqualität empfiehlt sich eine professionelle Therapie der Akrophobie.
Die kognitive Verhaltenstherapie ist die klassische Behandlung von Angststörungen. Hier geht es darum, die Ursachen zu ergründen, um eine individuelle Therapie daran anzuschließen.
Exposition ist ebenfalls ein wichtiges Stichwort: Hier lernen die Angstpatienten im Rahmen der Konfrontationstherapie, die bedrohliche Situation zu ertragen. Auf diese Weise lässt sich das Angstniveau allmählich senken, bis die Symptome absinken oder sogar komplett abklingen.
Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine Form der Therapie, die darauf abzielt, negative Gedanken und Überzeugungen zu verändern. In Bezug auf Höhenangst könnte dies bedeuten, dass Patienten lernen, wie sie ihre negativen Gedanken über die Höhe erkennen und sie durch positive ersetzen können. Die Verhaltenstherapie kann auch Techniken zur Angstbewältigung und Entspannung beinhalten.
Expositionstherapie ist eine Behandlungsmethode, bei der Patienten schrittweise mit ihren Ängsten konfrontiert werden. In Bezug auf Höhenangst könnte dies bedeuten, dass Patienten allmählich höhere Orte erklimmen und dabei Entspannungstechniken anwenden. Diese Methode kann helfen, die Angstreaktionen im Gehirn zu reduzieren und das Selbstvertrauen zu stärken.
Medikamente gegen Höhenangst
Gegen Angststörungen gibt es bestimmte Mittel wie Antidepressiva, die die Therapie begleiten können. Doch bei der Exposition oder im Haushalt können die Medikamente die Reaktionszeit beeinflussen: Das wiederum erhöht die Gefahr eines Unfalls, was unbedingt vermieden werden sollte. Beruhigende Medikamente gegen Höhenangst sollten daher nur mit Absprache von Apothekern oder Ärzten eingenommen werden.
Hilfe gegen Akrophobie
Um eine Therapie zu beginnen, können Betroffene einen Psychologen konsultieren. Die Google Suche erleichtert heutzutage die Suche nach Psychologen enorm.
Alternativ gibt es auch Kurse von professionellen Anbieter wie z.B. der Alpinschule Garmisch. Solche Kurse werden oft in der Nähe von beliebten Kletter & Wanderzielen angeboten.
Bei diesen Kursen wird die Trittsicherheit und Gehtechnik trainiert. Zusätzlich wird auch spezifisch auf die Überwindung der Höhenangst eingegangen.
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Quellen:
- Acrophobia (Fear of Heights): Symptoms & Treatment – my.clevelandclinic.org
- Acrophobia (The Fear of Heights): Are You Acrophobic? – psycom.net
- Acrophobia: Causes, symptoms, and treatment – medicalnewstoday.com
- Acrophobia and visual height intolerance: advances in epidemiology and mechanisms – doi.org
- Fear of heights (acrophobia): Efficacy and lessons learned from psychophysiological data.
Export Exportieren – psycnet.apa.org - Acrophobia – an overview | ScienceDirect Topics – sciencedirect.com
Dieser Artikel wurde von Matthias Wiesmeier verfasst. Selbstständiger Schriftsteller und Webdesigner seit 2005. Fachbereiche: Gesundheit, Psychologie, Sport.
Autor und Überprüfung:
Autor: Matthias Wiesmeier – Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann