Pille und Wechseljahre
In den Wechseljahren stehst du vor neuen Herausforderungen, insbesondere wenn es um die Rolle der Pille und die Verhütung geht. In dieser Lebensphase solltest du die Anwendung der Pille sorgfältig abwägen. In unserem Artikel möchten wir dich dabei unterstützen, indem wir hilfreiche und sachliche Informationen bereitstellen.
Wir erklären dir, welche hormonellen und nichthormonellen Verhütungsmethoden für diese Lebensphase geeignet sind und beantworten häufige Fragen rund um das Thema Pille und Wechseljahre.
- Autorin: Nadine Maier
- Aktualisiert: 3. Februar 2024
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- Bei starken Wechseljahresbeschwerden kannst du die Pille einsetzen, um die Symptome zu lindern.
- Kombinationspillen können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Thrombosen erhöhen, weshalb sie möglicherweise weniger geeignet sind.
- Gestagen-Präparate wie Minipillen oder Implantate stellen eine Alternative dar, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen weniger erhöht.
- Die Einnahme der Pille kann weder das Einsetzen der Wechseljahre verhindern noch deren Beginn hinauszögern.
- Als Alternative zur Pille kannst du auch eine Hormonersatztherapie (HRT) in Betracht ziehen.

Pille in den Wechseljahren
Ob die Pille während der Wechseljahre sinnvoll ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Notwendigkeit variiert von Person zu Person. Einige der Aspekte, die du bei dieser Entscheidung berücksichtigen solltest, sind Verhütung, die Linderung von Wechseljahresbeschwerden (z.B. Hitzewallungen) oder individuelle gesundheitliche Faktoren.
Während der Wechseljahre sinkt deine Fruchtbarkeit, aber bis die Menopause vollständig eingetreten ist, besteht noch die Möglichkeit einer Schwangerschaft. Wenn du sexuell aktiv bist und eine ungewollte Schwangerschaft vermeiden möchtest, kann die Pille oder eine andere Verhütungsmethode weiterhin notwendig sein.
Manche finden, dass die Einnahme der Pille ihre Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen oder Schlafstörungen lindert. In solchen Fällen kann die Pille als eine Form der Hormonersatztherapie (HRT) dienen und den Übergang in die Menopause erleichtern.
Individuelle gesundheitliche Faktoren spielen eine wichtige Rolle bei der Wahl der Verhütungsmethode. Abhängig von persönlichen Gesundheitsbedingungen kann es für manche notwendig sein, aus medizinischen Gründen weiterhin die Pille zu nutzen. Andere wiederum müssen möglicherweise aufgrund von Risikofaktoren, wie etwa einer Neigung zu Thrombosen oder spezifischen Krebserkrankungen, alternative Verhütungsmethoden in Betracht ziehen.
Worauf gilt es zu achten?
Die Pille wird oft als sehr sicheres Verhütungsmittel angesehen, auf das sich viele verlassen. Im Allgemeinen kannst du orale Kontrazeptiva bis etwa Mitte 40 bis Anfang 50 verwenden. Eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Bewertung vor der Verschreibung ist trotzdem empfehlenswert.
Mit zunehmendem Alter erhöht die Einnahme der Pille auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Thrombosen – besonders, wenn zusätzliche Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht, hoher Blutdruck, schlecht kontrollierter Diabetes mellitus oder Fettstoffwechselstörungen vorhanden sind.
Wechseljahre: Wie lange solltest du die Pille nehmen?
Wenn du keine hormonellen Verhütungsmittel verwendest und keine Hormone zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden nimmst, hast du einen „natürlichen“ Zyklus. In diesem Fall ist der Zeitpunkt der letzten Regelblutung von Bedeutung.
Wenn die Menstruation vor dem 50. Lebensjahr aufhört, ist es ratsam, noch für bis zu zwei Jahre zu verhüten. Wenn die letzte Blutung nach dem 50. Lebensjahr eintritt, sollte die Verhütung noch für ein weiteres Jahr fortgesetzt werden.
- Der Schutz vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen bleibt auch in diesem Lebensabschnitt wichtig.
Verzögert die Einnahme der Pille die Wechseljahre?
- Die Einnahme der Pille kann weder das Einsetzen der Wechseljahre verhindern noch deren Beginn hinauszögern.
Der Zeitpunkt, zu dem du in die Wechseljahre eintrittst, wird durch die Verwendung der Pille also nicht beeinflusst. Die Anti-Baby-Pille kann allerdings dazu führen, dass die Symptome der Wechseljahre weniger stark ausgeprägt sind.
Merkt man trotz Pille die Wechseljahre?
Viele, die bis in ein höheres Alter die Pille zur Verhütung verwenden, erleben oft keine ersten Anzeichen der Wechseljahre oder nehmen diese Symptome deutlich abgeschwächt wahr.
Der Grund hierfür liegt im Einfluss der Pille auf den Hormonhaushalt, der oft Zyklusunregelmäßigkeiten verhindert. Auch vasomotorische Beschwerden wie Hitzewallungen können durch die Einnahme der Pille weniger stark auftreten.
- Falls du dir unsicher bist und dich fragst, ob du dich in den Wechseljahren befindest, könntest du versuchsweise die Pille absetzen und beobachten, ob und in welchem Rhythmus Blutungen noch auftreten. Eine Hormonuntersuchung nach dem Absetzen der Pille kann ebenfalls zur Klärung beitragen.
Einfluss auf die Periode
In den Wechseljahren kann die Pille Einfluss auf deine Menstruation nehmen. Während dieser Zeit erlebst du möglicherweise unregelmäßige Blutungen und Zyklusschwankungen aufgrund der natürlichen Veränderungen im Hormonhaushalt.
Die Einnahme der Pille kann dir helfen, deinen Zyklus zu regulieren und die Menstruation besser vorherzusehen.
Einige verwenden vor den Wechseljahren orale Kontrazeptiva oder Hormonspiralen, um starke Blutungen zu reduzieren. Durch die Hormonzufuhr sind die Regelblutungen oftmals weniger stark ausgeprägt.
- Nach dem Absetzen der Pille in den Wechseljahren kann es dann wieder zu Blutungen kommen.
Schwanger in den Wechseljahren?
Deine Fruchtbarkeit beginnt meist ab dem Alter von 40 Jahren spürbar abzunehmen. Ab Mitte 40 können deine Menstruationszyklen kürzer und unregelmäßiger werden. Manchmal kommt es über Wochen oder Monaten zu komplett ausbleibenden Blutungen.
Aber Achtung! Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft im fortgeschrittenen Alter ist zwar eher gering, es besteht jedoch immer noch die Möglichkeit einer Empfängnis. Daher ist Verhütung auch in diesem Lebensabschnitt wichtig.
Wie oft werden Frauen über 50 schwanger?
Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei Frauen über 45 liegt lediglich bei etwa zwei bis drei Prozent. Bei einer 52-jährigen sinkt dieser Wert sogar deutlich unter ein Prozent. (Quelle)
Umfrage

Welche Pille in den Wechseljahren?
In den Wechseljahren die richtige Methode zu finden, die sowohl deinen Verhütungsbedürfnissen als auch möglichen gesundheitlichen Anforderungen gerecht wird, kann eine Herausforderung sein. Hier beschreiben wir die gängigsten Verhütungsmethoden während der Wechseljahre.
Kombipillen
Kombinationspillen, die sowohl Östrogene als auch Gestagene enthalten, können das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zusätzlich erhöhen.
- Allerdings ist das Risiko bei Frauen, die nicht rauchen und keine hohen Blutdruckwerte, erhöhte Blutfettwerte oder andere Vorerkrankungen haben, relativ gering.
Wenn andere Verhütungsmethoden nicht infrage kommen und du keine Risikofaktoren aufweist, können niedrig dosierte Kombinationspillen bis zum Eintritt der Wechseljahre eine Option sein.
- Maxim
- Yasmin
- Microgynon
Vaginalring und Verhütungspflaster:
Der Vaginalring und das Verhütungspflaster enthalten ebenso Kombinationshormone und unterliegen denselben Vorsichtsmaßnahmen wie Kombipillen.
- Lass bei der Einnahme hormoneller Verhütungsmethoden regelmäßig deinen Blutdruck, die Blutfettwerte und andere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen kontrollieren.
Minipillen und Implantate:
Die Minipille und Hormonimplantate (Hormonstäbchen) setzen lediglich niedrig dosierte Gestagene frei.
Es wird angenommen, dass sie das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen weniger stark erhöhen als Kombinationspräparate. Daher sind sie im Vergleich zu Kombipillen während der Wechseljahre eher zu empfehlen.
- Cerazette (Desogestrel)
Hormonfreie Verhütung
Nichthormonelle Verhütungsmethoden bieten Alternativen, wenn du Hormone vermeiden möchtest oder aus gesundheitlichen Gründen keine hormonellen Verhütungsmittel verwenden kannst.
Kondome sind eine Barrieremethode, die verhindert, dass Spermien in die Gebärmutter gelangen. Sie sind einfach anzuwenden und bieten zusätzlichen Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen (STIs).
Die Kupferspirale ist ein intrauterines Verhütungsmittel (IUD), das Kupferionen abgibt, um die Befruchtung zu verhindern und die Einnistung eines befruchteten Eies zu erschweren. Sie kann bis zu zehn Jahre im Körper bleiben und ist eine langfristige, hormonfreie Verhütungsoption.
Das Diaphragma ist eine weitere Barrieremethode, die vor dem Geschlechtsverkehr eingesetzt wird, um Spermien daran zu hindern, die Gebärmutter zu erreichen. Es sollte in Kombination mit einem Spermizid angewendet werden.
Bei der natürlichen Familienplanung verfolgst du deinen Menstruationszyklus genau, um deine fruchtbaren Tage zu ermitteln. An diesen Tagen verzichtest du entweder auf Geschlechtsverkehr oder nutzt eine Barrieremethode. Diese Methode erfordert Disziplin, Kommunikation und das Erlernen spezieller Techniken zur Überwachung deines Zyklus.
Das Lea contraceptivum ist ein weiteres Barrieremittel, das ähnlich wie das Diaphragma vor dem Geschlechtsverkehr in die Vagina eingeführt wird. Es verhindert den Zugang der Spermien zur Gebärmutter und sollte in Kombination mit einem Spermizid verwendet werden.
Die Sterilisation bietet eine dauerhafte Verhütungslösung. Die Kosten und die mit einer Operation verbundenen Risiken sind jedoch zu berücksichtigen. Für Paare, die sicher sind, keine weiteren Kinder zu wollen, kann die Sterilisation des Mannes eine gute Option sein, da der Eingriff aus medizinischer Sicht oft unkomplizierter ist als bei Frauen.
Pille gegen Beschwerden
Bei starken Wechseljahresbeschwerden kannst du die Pille einsetzen, um die Symptome zu lindern. Hormonelle Veränderungen während der Wechseljahre können zu Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und vaginaler Trockenheit führen.
Manchmal sind diese Symptome so stark ausgeprägt, dass eine medikamentöse Behandlung in Betracht gezogen werden kann.
Hormonersatztherapie
Als Alternative zur Pille kannst du auch eine Hormonersatztherapie in Betracht ziehen. Die Hormonersatztherapie zielt darauf ab, die fehlenden Hormone, vor allem Östrogen, zu ersetzen und so die Wechseljahresbeschwerden zu lindern. Eine Hormonersatztherapie kann in Form von Tabletten, Pflastern, Gelen oder vaginalen Anwendungen verabreicht werden.
Die Risiken und Vorteile einer Hormonersatztherapie solltest du mit deinem Frauenarzt besprechen. Unter Umständen steigt das Risiko für bestimmte Erkrankungen.
Tipps für Pille und Wechseljahre
- Konsultiere deinen Frauenarzt, um eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung für die Verwendung der Pille in den Wechseljahren vorzunehmen.
- Informiere dich über alternative Verhütungsmethoden, die möglicherweise besser für deine Bedürfnisse geeignet sind.
- Um ungewollte Schwangerschaften oder Geschlechtskrankheiten zu vermeiden, achte weiterhin auf verantwortungsvolle Verhütung.
Online Arzt
Wenn du Angst vor dem Arztbesuch hast, kannst du auch eine Online-Diagnose für die Antibabypille oder eine Hormonersatztherapie während der Wechseljahre in Erwägung ziehen.
Quellen:
- Women’s Health Initiative (WHI): www.whi.org
- Artikel im Journal of the American Medical Association (JAMA) über die WHI-Studie: jamanetwork.com
“Women’s health care during the perimenopause” – Diese Studie betrachtet die Symptome der Perimenopause und aktuelle Managementoptionen, einschließlich der Nutzung niedrig dosierter oraler Kontrazeptiva zur Behandlung von perimenopausalen Symptomen. DOI: 10.1016/s1086-5802(16)31127-5
“Use of the oral contraceptive pill by Austrian adolescents with emphasis on the age of onset, side effects, compliance and lifestyle” – Diese Untersuchung konzentriert sich auf den Gebrauch der Antibabypille bei österreichischen Schülerinnen, einschließlich Gründen für die Einnahme und Nebenwirkungen.
- “Risk of Inflammatory Bowel Disease with Oral Contraceptives and Menopausal Hormone Therapy: Current Evidence and Future Directions” – Diese Studie untersucht das Risiko von entzündlichen Darmerkrankungen in Verbindung mit oralen Kontrazeptiva und Hormonersatztherapie.
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Nadine Maier
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier