Pille und Wechseljahre
In den Wechseljahren stehen Frauen vor neuen Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Rolle der Pille und die Verhütung. In dieser Lebensphase sollte die Anwendung der Pille sorgfältig abgewogen werden. In unserem Artikel möchten wir Frauen dabei unterstützen, indem wir hilfreiche und sachliche Informationen bereitstellen.
Wir erklären, welche hormonellen und nichthormonellen Verhütungsmethoden für diese Lebensphase geeignet sind und beantworten häufige Fragen rund um das Thema Pille und Wechseljahre.
- Autorin: Nadine Maier
- Aktualisiert: 11. April 2023
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- Bei starken Wechseljahresbeschwerden kann die Pille eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern.
- Kombinationspillen können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Thrombosen erhöhen, weshalb sie möglicherweise weniger geeignet sind.
- Gestagen-Präparate wie Minipillen oder Implantate stellen eine Alternative dar, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen weniger erhöht.
- Die Einnahme der Pille kann weder das Einsetzen der Wechseljahre verhindern noch deren Beginn hinauszögern.
- Als Alternative zur Pille kann auch eine Hormonersatztherapie (HRT) in Betracht gezogen werden.

Pille in den Wechseljahren
Eine pauschale Antwort darauf, ob die Pille während den Wechseljahren sinnvoll ist oder nicht, gibt es nicht. Die Notwendigkeit der variiert von Frau zu Frau. Einige der Aspekte, die bei dieser Entscheidung eine Rolle spielen, ist die Verhütung, die Linderung von Wechseljahresbeschwerden (z.B. Hitzewallungen) oder individuelle gesundheitliche Faktoren.
Während der Wechseljahre sinkt die Fruchtbarkeit, aber bis die Menopause vollständig eingetreten ist, besteht noch die Möglichkeit einer Schwangerschaft. Wenn eine Frau sexuell aktiv ist und eine ungewollte Schwangerschaft vermeiden möchte, kann die Pille oder eine andere Verhütungsmethode weiterhin notwendig sein.
Manche Frauen empfinden, dass die Einnahme der Pille ihre Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen oder Schlafstörungen lindert. In solchen Fällen kann die Pille als eine Form der Hormonersatztherapie (HRT) dienen und den Übergang in die Menopause erleichtern.
Jede Frau hat unterschiedliche Bedenken und Voraussetzungen. Einige Frauen haben möglicherweise gesundheitliche Gründe, die Pille weiterhin einzunehmen, während andere aufgrund von Risikofaktoren wie Thrombose oder bestimmten Krebserkrankungen auf alternative Verhütungsmethoden zurückgreifen sollten.
Worauf gilt es zu achten?
Die Pille gilt als sehr sicheres Verhütungsmittel, auf das sich zahlreiche Frauen verlassen. Im Allgemeinen können orale Kontrazeptiva von Frauen im Alter von Mitte 40 bis Anfang 50 verwendet werden. Eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Bewertung vor der Verschreibung ist trotzdem zu empfehlen.
Mit zunehmendem Alter erhöht die Einnahme der Pille auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Thrombosen – insbesondere, wenn zusätzliche Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht, hoher Blutdruck, schlecht kontrollierter Diabetes mellitus oder Fettstoffwechselstörungen vorhanden sind.
Wechseljahre: Wie lange sollte man die Pille nehmen?
Eine Frau, die keine hormonellen Verhütungsmittel verwendet und keine Hormone zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden einnimmt, hat einen „natürlichen“ Zyklus. In diesem Fall ist der Zeitpunkt der letzten Regelblutung von Bedeutung.
Wenn die Menstruation vor dem 50. Lebensjahr aufhört, ist es zu empfehlen, noch für bis zu zwei Jahre zu verhüten. Wenn die letzte Blutung nach dem 50. Lebensjahr eintritt, sollte die Verhütung noch für ein weiteres Jahr fortgesetzt werden.
- Der Schutz vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen bleibt auch in diesem Lebensabschnitt wichtig.
Verzögert die Einnahme der Pille die Wechseljahre?
- Die Einnahme der Pille kann weder das Einsetzen der Wechseljahre verhindern noch deren Beginn hinauszögern.
Der Zeitpunkt, zu dem eine Frau in die Wechseljahre eintritt, wird durch die Verwendung der Pille also nicht beeinflusst. Die Anti-Baby-Pille kann allerdings dazu führen, dass die Symptome der Wechseljahre weniger stark ausgeprägt sind.
Merkt man trotz Pille die Wechseljahre?
Viele Frauen, die bis in ein höheres Alter die Pille zur Verhütung verwenden, erleben oft keine ersten Anzeichen der Wechseljahre oder sie nehmen diese Symptome deutlich abgeschwächt wahr.
Der Grund hierfür liegt im Einfluss der Pille auf den Hormonhaushalt, der oft Zyklusunregelmäßigkeiten verhindert. Auch vasomotorische Beschwerden wie Hitzewallungen können durch die Einnahme der Pille weniger stark auftreten.
- Falls Sie sich unsicher sind und sich fragen, ob Sie sich in den Wechseljahren befinden, könnten Sie versuchsweise die Pille absetzen und beobachten, ob und in welchem Rhythmus Blutungen noch auftreten. Eine Hormonuntersuchung nach dem Absetzen der Pille kann ebenfalls zur Klärung beitragen.
Einfluss auf die Periode
In den Wechseljahren kann die Pille Einfluss auf die Menstruation nehmen. Während dieser Lebensphase erleben viele Frauen unregelmäßige Blutungen und Zyklusschwankungen aufgrund der natürlichen Veränderungen im Hormonhaushalt.
Die Einnahme der Pille kann helfen, den Zyklus zu regulieren und die Menstruation besser vorherzusehen.
Einige Frauen verwenden vor den Wechseljahren orale Kontrazeptiva oder Hormonspiralen, um starke Blutungen zu reduzieren. Durch die Hormonzufuhr sind die Regelblutungen oftmals weniger stark ausgeprägt.
- Nach dem Absetzen der Pille in den Wechseljahren kann es dann wieder zu Blutungen kommen.
Schwanger in den Wechseljahren?
Die Fruchtbarkeit von Frauen beginnt meist ab dem Alter von 40 Jahren spürbar abzunehmen. Ab Mitte 40 können die Menstruationszyklen kürzer und unregelmäßiger werden. Manchmal kommt es über Wochen oder Monaten zu komplett ausbleibenden Blutungen.
Aber Achtung! Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft im fortgeschrittenen Alter ist zwar eher gering, es besteht jedoch immer noch die Möglichkeit einer Empfängnis. Daher ist Verhütung auch für Frauen in diesem Lebensabschnitt wichtig.
Wie oft werden Frauen über 50 schwanger?
Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei Frauen über 45 liegt lediglich bei etwa zwei bis drei Prozent. Bei einer 52-jährigen Frau sinkt dieser Wert sogar deutlich unter ein Prozent. (Quelle)
Umfrage

Welche Pille in den Wechseljahren?
In den Wechseljahren ist es nicht immer einfach, die richtige Methode zu finden, die sowohl den Verhütungsbedürfnissen als auch möglichen gesundheitlichen Anforderungen gerecht wird. Im folgenden werden wir die gängigsten Verhütungsmethoden während der Wechseljahre beschreiben.
Kombipillen
Kombinationspillen, die sowohl Östrogene als auch Gestagene enthalten, können das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zusätzlich erhöhen.
Allerdings ist das Risiko bei Frauen, die nicht rauchen und weder hohen Blutdruck noch erhöhte Blutfettwerte oder andere Vorerkrankungen aufweisen, relativ gering.
- Wenn andere Verhütungsmethoden nicht infrage kommen und keine Risikofaktoren vorliegen, können niedrig dosierte Kombinationspillen bis zum Eintritt der Wechseljahre verwendet werden.
Vaginalring und Verhütungspflaster:
Der Vaginalring und das Verhütungspflaster enthalten ebenso Kombinationshormone und unterliegen denselben Vorsichtsmaßnahmen wie Kombi-Pillen.
- Lassen Sie bei Einnahme hormoneller Verhütungsmethoden regelmäßig den Blutdruck, die Blutfettwerte und andere ungünstige Faktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen kontrollieren.
Mnipillen und Implantate:
Die Minipille und Hormonimplantate (Hormonstäbchen) setzen lediglich niedrig dosierte Gestagene frei.
Es wird angenommen, dass sie das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen weniger stark erhöhen als Kombinationspräparate. Daher sind sie im Vergleich zu Kombinationspillen während der Wechseljahre eher zu empfehlen.
Hormonfreie Verhütung
Nichthormonelle Verhütungsmethoden bieten Alternativen für Frauen, die Hormone vermeiden möchten oder aufgrund gesundheitlicher Bedenken keine hormonellen Verhütungsmittel verwenden können.
Kondome sind eine Barrieremethode, die verhindert, dass Spermien in die Gebärmutter gelangen. Sie sind einfach anzuwenden und schützen zusätzlich vor sexuell übertragbaren Infektionen (STIs).
Die Kupferspirale ist ein intrauterines Verhütungsmittel (IUD), das Kupferionen abgibt, um die Befruchtung zu verhindern und die Einnistung eines befruchteten Eis zu erschweren. Sie kann bis zu zehn Jahre im Körper verbleiben und ist eine langfristige, hormonfreie Verhütungsmethode.
Das Diaphragma ist eine weitere Barrieremethode, die vor dem Geschlechtsverkehr eingesetzt wird, um Spermien daran zu hindern, die Gebärmutter zu erreichen. Es sollte in Kombination mit einem Spermizid verwendet werden.
Bei der natürlichen Familienplanung verfolgt eine Frau ihren Menstruationszyklus genau, um ihre fruchtbaren Tage zu ermitteln. An diesen Tagen wird entweder auf Geschlechtsverkehr verzichtet oder eine Barrieremethode verwendet. Diese Methode erfordert Disziplin, Kommunikation und das Erlernen spezieller Techniken zur Überwachung des Zyklus.
Das Lea contraceptivum ist ein weiteres Barrieremittel, das ähnlich wie das Diaphragma vor dem Geschlechtsverkehr in die Vagina eingeführt wird. Es verhindert den Zugang der Spermien zur Gebärmutter und muss in Kombination mit einem Spermizid verwendet werden.
Die Sterilisation bietet eine dauerhafte Lösung zur Verhütung. Die Kosten einer Sterilisation sind jedoch hoch und Risiken die mit einer Operation einhergehen, oft nicht gering.
In Situationen, in denen Paare sicher sind, keine weiteren Kinder zu wollen, kann die Sterilisation des Mannes eine gute Option sein. Der Eingriff ist aus medizinischer Sicht meist unkomplizierter als bei Frauen.
Pille gegen Wechseljahres-beschwerden
Bei starken Wechseljahresbeschwerden kann die Pille eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern. Hormonelle Veränderungen während der Wechseljahre können zu Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und vaginaler Trockenheit führen.
Manchmal sind diese Symptome so stark ausgeprägt, dass eine medikamentöse Behandlung in Erwägung gezogen werden kann.
Hormonersatztherapie
Als Alternative zur Pille kann auch eine Hormonersatztherapie (Kurz HET: Hormonersatztherapie oder HRT: hormone replacement therapy) in Betracht gezogen werden.
Die Hormonersatztherapie zielt darauf ab, die fehlenden Hormone, vor allem Östrogen, zu ersetzen und so die Wechseljahresbeschwerden zu lindern. Eine Hormonersatztherapie kann in Form von Tabletten, Pflastern, Gelen oder vaginalen Anwendungen verabreicht werden.
Die Risiken und Vorteile einer Hormonersatztherapie sollten mit dem Frauenarzt besprochen werden. Unter Umständen steigt das Risiko für bestimmte Erkrankungen an.
Tipps für Pille und Wechseljahre
- Konsultieren Sie Ihren Frauenarzt, um eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung für die Verwendung der Pille in den Wechseljahren vorzunehmen.
- Informieren Sie sich über alternative Verhütungsmethoden, die möglicherweise besser für Ihre Bedürfnisse geeignet sind.
- Um ungewollte Schwangerschaften oder Geschlechtskrankheiten zu vermeiden, achten sie weiterhin auf verantwortungsvolle Verhütung.
Online Arzt
Wer Angst vor dem Arztbesuch hat, kann auch eine Online Diagnose für die Antibabypille oder einer Hormonersatzherapie während der Wechseljahre in Erwägung ziehen.
FAQ zur Pille und Wechseljahre
Die beste Pille in den Wechseljahren hängt von den individuellen Bedürfnissen und Risikofaktoren ab. Niedrig dosierte Kombinationspillen oder reine Gestagenpräparate können geeignet sein.
Eine maximale Einnahmedauer gibt es nicht, solange keine gesundheitlichen Kontraindikationen vorliegen. Die Pille kann bis in die Wechseljahre hinein genommen werden, wobei regelmäßige ärztliche Kontrollen wichtig sind.
Nach dem Absetzen der Pille mit 50 können die natürlichen Wechseljahressymptome stärker auftreten und die Menstruation wieder einsetzen bzw. unregelmäßig werden.
Bei Einnahme der Pille können Wechseljahressymptome weniger ausgeprägt sein oder verborgen bleiben. Anzeichen können Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen sein.
In den Wechseljahren können sowohl hormonelle (niedrig dosierte Kombinationspillen, Gestagenpräparate) als auch nichthormonelle Verhütungsmethoden (Kondome, Kupferspirale) verwendet werden.
Quellen:
- Women’s Health Initiative (WHI): www.whi.org
- Artikel im Journal of the American Medical Association (JAMA) über die WHI-Studie: jamanetwork.com
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Nadine Maier
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier