Angst nicht erreichbar zu sein
Wer unter Nomophobie leidet, hat Angst davor, nicht mehr über das Handy erreichbar zu sein. Die Phobie bezieht sich vor allem auf die Unerreichbarkeit, also darauf, dass das Smartphone nicht funktioniert, der Handy Akku leer ist oder im schlimmsten Fall das Handy sogar verloren geht.
Wir klären auf welche Auslöser es für die Angst vor der Zeit ohne Smartphone gibt und mit welchen Tipps die Angst gelindert werden kann.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 3. Februar 2023
Startseite » Phobien » Nomophobie (Angst nicht erreichbar zu sein)
Die Nomophobie ist die Angst vor Unerreichbarkeit und beinhaltet damit eine gewisse Trennungsangst. Der Begriff Nomophobie setzt sich aus den Wörtern „No Mobile Phone Phobia“ zusammen und bedeutet wörtlich: „Kein Mobiltelefon Angst“.
Vor allem junge Leute bis 25 zeigen ein digitales Suchtverhalten. Dazu kommt oft die Angst davor, dass der Smartphone-Akku leer ist oder dass das Mobilgerät nicht zur Hand ist. Darum tragen Nomophobiker ihr Handy stets bei sich, sei es im Bett oder im Badezimmer.
In weniger schweren Fällen kann Digital Detox helfen, sich zumindest für einen gewissen Zeitraum vom Mobilgerät zu trennen. Wenn es sich um eine gravierende Angststörung handelt, ist jedoch eine professionelle Psychotherapie erforderlich.

Auslöser der Nomophobie
Die Nomophobie ist oft eng mit der Handysucht verbunden. Oft nutzen die Betroffenen ihr Mobilgerät auf exzessive Weise. Sie möchten keine Informationen verpassen und haben zudem das Bedürfnis, jederzeit erreichbar zu sein. Mit der ständigen Nutzung machen sich die Menschen immer abhängiger von ihrem Smartphone. Wenn es einmal verloren geht oder der Akku schwächelt, verspüren Phobiker eine übermäßige Angst.
Diese Angst bezieht sich auf den Gedanken, dass der Kontakt zu anderen Menschen verloren geht. Gleichzeitig steigt die Unsicherheit, nicht mehr nach Hause zu finden oder nicht um Hilfe rufen zu können.
So erwächst aus der ersten Angst vor Unerreichbarkeit die Angst vor dem Verlust des Smartphones. Die Betroffenen fühlen sich eingeschränkt in ihrer Reaktionsfähigkeit.
- Wie lässt sich der Alltag ohne Smartphone bewältigen?
- Wie kann man ohne Internetzugang einen Tag überstehen?
- Wie kann ich Freunde und Familie kontaktieren?
In dieser Angststörung zeigt sich die Furcht vor Einsamkeit und fehlender Aufmerksamkeit. Dazu kann eine innere Leere kommen, denn nur das Smartphone scheint eine gewisse Unterhaltung zu bieten.
Ständig erreichbar sein wollen
Psychologische Studien zeigen, dass immer mehr Menschen ihr Mobiltelefon mit ins Bett nehmen und auch nachts nicht ausschalten oder keinen Ruhemodus einschalten. Der moderne Mensch möchte offensichtlich rund um die Uhr sein Handy griffbereit haben und erreichbar sein.
Doch das Smartphone ist ein Stressauslöser: Es kann in jedem Moment klingeln. Dazu kommt der Angststress, das Mobilgerät zu verlieren oder das der Akku leer ist.
Googeln, Fotografieren, Nachrichten lesen und senden, nach Adressen suchen: Das Smartphone hat sich zum unverzichtbaren Begleiter entwickelt. Entsprechend schwer fällt es den Verbrauchern, es zur Seite zu legen und für eine Weile unerreichbar zu sein.
Vor allem junge Menschen befürchten, dass ihr Handy verloren geht oder beschädigt wird. Dazu kommt die Angst vor einem leeren Akku oder vor einem Funkloch.
Oft führt der Wunsch nach ständiger Erreichbarkeit zu einem Dauerstress. Gerade in der Zeit von Home-Office und Mobile-Working scheint es kaum noch die Möglichkeit zu geben, abzuschalten. Es wird gesellschaftlich erwartet ständig erreichbar zu sein.

Anzeichen einer Nomophpbie
Die Angst vor der ungewollten digitalen Abstinenz kann zu seltsamen Gewohnheiten und Angstsymptomen führen. Anfänglich macht sich nur eine starke Nervosität bemerkbar. Wenn Nomophobiker länger nicht erreichbar sind, geraten sie ins Schwitzen, bemerken einen erhöhten Puls und bekommen Stress. Manche Betroffenen kaufen sich sogar ein Zweithandy als Backup.
Nur nicht offline sein: Um das sicherzustellen, haben die Betroffenen stets ein Handy in der Hosentasche oder in der Hand. Beim Essen liegt es neben dem Teller und natürlich kommt es auch mit zur Toilette.
Oft wird die Nomophobie von weiteren Angsterkrankungen begleitet, beispielsweise von einer sozialen Phobie oder von einem behandlungsbedürftigen Suchtverhalten. Häufig ist bei Betroffenen auch eine ausgeprägte Handysucht oder einer Sucht nach Anerkennung zu bemerken.

Folgen ständiger Erreichbarkeit
Der ständige Blick aufs Smartphone erhöht das Risiko der Reizüberflutung. Gleichzeitig erhöht sich der Stresspegel, denn es fällt schwer, ohne das Mobiltelefon auszukommen. Durch das Gefühl ständig erreichbar sein zu wollen, kann sich eine Handysucht entwickeln.
Wenn der Griff zum Mobiltelefon nicht mehr der eigenen Kontrolle unterliegt, weist dies auf eine ernsthafte psychische Erkrankung hin. Hier handelt es sich nicht mehr um ein normales Informations- und Kommunikationsbedürfnis, sondern um eine pathologische Sucht oder Angststörung.
Wem es dagegen gelingt, die Sucht nach Erreichbarkeit zu durchbrechen, der gewinnt mehr Freiheit und fühlt sich weniger gestresst.
Bei abnehmender Akkulaufzeit oder bei einer schlechten Online-Verbindung verstärkt sich die Angst noch. Immer wieder schauen die Nomophobiker auf das Smartphone, um die Funkverbindung oder den Akkustand zu prüfen.
Noch panischer werden die Betroffenen beim Verlegen ihres Smartphones. Der Verlust führt zu einem heftigen Angstschub, der erst dann nachlässt, wenn sie ihr Mobilgerät wiederfinden.
In vielen Situationen ist das Smartphone ein hilfreiches Gerät. Es dient dazu, Hilfe zu rufen oder sich zu orientieren. Es ist also durchaus sinnvoll, sich vor dem Verlust des Handys zu schützen.
Doch die übersteigerte Angst vor Kommunikationsverlust löst einen extremen Schutzmechanismus bei den Phobikern aus.
Bis zu welchem Grad ist der Schutz des Handys vernünftig – und ab wann ist er übertrieben? Wo beginnt die Nomophobie?
Körperliche und psychische Symptome
- Entzugserscheinungen bei Handyverlust, beispielsweise Angstgefühle, Nervosität und depressive Stimmungen
- Verzweiflung, wenn das Handy nicht in der Nähe ist
- Beklemmungszustände und Stress
- Herzrasen, Schweißausbrüche oder Zittern
- Panikattacken
- Unwohlsein
- Gefühl von Nacktheit
- Unsicherheit und Angst um sich selbst und um Familie und Freunde
- Desorientierung
- Gefühl von Einsamkeit und Hilflosigkeit
Die Nomophobie belastet die Betroffenen und bringt die Work-Life-Balance aus dem Gleichgewicht. Mithilfe von Entspannungstechniken und Übungen zur Stressbewältigung lassen sich die Probleme jedoch gezielt angehen. Damit lässt auch der Drang nach permanenter Erreichbarkeit nach und die Angstgefühle verringern sich. Wer sich den hohen Stresspegel durch die digitale Kommunikationstechnik bewusst macht, der weiß, wie wichtig es ist, auch einmal abzuschalten.

Tipps gegen Nomophobie
Ein langes Wochenende ohne Handy erscheint Jugendlichen zunächst als Horror-Vorstellung. Auch für diejenigen, die im Berufsleben stehen, ist Digital Detox kaum vorstellbar. Doch wer lernt, unerreichbar zu sein, genießt bald die ungewohnte Freiheit. Zudem ist dadurch eine genaue Abgrenzung von Berufsleben und Freizeit möglich.
Auch im Alltag kann es hilfreich sein, mit dem Smartphone offline zu gehen. Mit festen Auszeiten lässt es sich besser entspannen, was sich positiv auf das Stressempfinden auswirkt.
Gegen den Erreichbarkeits-Stress helfen außerdem Atem- und Beruhigungsübungen. Entspannungsmethoden wie Meditation, Yoga und Progressive Muskelrelaxation lindern ebenfalls die Angst- und Stresssymptome, die durch Nomophobie entstehen.
Vor allem bei jungen Menschen bis Mitte 20 besteht ein hohes Risiko zur Nomophobie und Internet-Sucht. Leider gewöhnen sich schon Kinder an das Smartphone. Die frühe Beschäftigung mit dem Mobilgerät wirkt sich negativ auf die sozialen Kompetenzen aus. Entsprechend abhängig werden die Kinder und Jugendlichen von den digitalen Geräten – und damit steigt die Gefahr von psychischen Problemen und Angststörungen.
Therapie gegen Nomophobie
Wer unter Nomophobie leidet, braucht meistens professionelle Hilfe. Im Rahmen einer Psychotherapie lassen sich die vorhandenen Zwänge und Ängste lösen. Gerade diejenigen, die schon länger mit einer Angststörung belastet sind, können diesen Weg nicht alleine schaffen.
Wenn die Nomophobie mit einer anderen psychischen Störung zusammenhängt, braucht auch diese eine Behandlung. Die kognitive Verhaltenstherapie gehört zu den bewährten Methoden.
Im Rahmen der Konfrontationstherapie wird das Mobiltelefon zu bestimmten Zeiten ausgeschaltet. Wichtig ist, dass die Phobiker auf diese Situation vorbereitet sind. So stellen sie sich der Unerreichbarkeit und erfahren, dass sie auch ohne Smartphone klarkommen. Mit immer längeren Offline-Zeiten gewöhnen sich die Betroffenen an die Unerreichbarkeit und die Angst lässt nach.
Für Jugendliche und Erwachsene gibt es Beratungsstellen, die sich mit dem Thema übermäßiger Medienkonsum auskennen. Hier können sich die Phobiker umfassend informieren.
Im Gespräch mit anderen Angstpatienten fühlen sich die Nomophobiker nicht so allein. Das macht es ihnen leichter, ihr Problem zu bewältigen. Auch andere soziale Kontakte in der realen Welt lockern eine beängstigende Situation ohne Handy auf, sodass die Angst nachlässt.
Wenn der Handy-Akku leer ist, muss dies keine Panik auslösen. Mit Atemübungen lässt sich der akute Schreck über das nicht mehr funktionierende Smartphone überwinden. Auch bei anderen Problemen mit dem Mobilgerät hilft es, sich selbst zu beruhigen, beispielsweise mit sanften Bewegungen wie beim Yoga, oder mit Muskelrelaxation.
Therapie beginnen
Um eine professionelle Therapie zu beginnen können passende Psychologen in der Umgebung auch über die Ärztesuche auf Jameda.de gefunden werden. Damit hierfür genug Mut gegeben ist, möchten wir Tipps zur Selbsthilfe gegen Schamgefühle und einer Arztphobie geben.
Aktuell können wir leider keine Online-Therapie empfehlen. Wir bemühen uns in Zukunft passende Angebote für eine therapeutische Online-Behandlung zur Verfügung zu stellen.
Quellen:
- Afraid of Losing Your Phone? There’s a Name for That: Nomophobia – healthline.com
- Nomophobia: The Fear of Being Without Your Phone – verywellmind.com
Inhalt wurde verfasst von: Julia Dernbach – Medizinisch überprüft von: Thomas Hofmann