Trypophobie
Wer unter Trypophobie (Angst vor Löchern) leidet, verspürt Abscheu oder Angstgefühle beim Blick auf Lochmuster, Löcher bzw. Blasen. Im Prinzip handelt es sich hierbei nicht um eine Angststörung, doch die Symptome ähneln denen einer spezifischen Phobie.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 15. Januar 2023
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Bei Trypophobie handelt es sich um die Angst vor Löchern, typischerweise vor einem unregelmäßigen Lochmuster. Typische Beispiele für Auslöser von Trypophobie sind Schwämme, Bienenwaben und Lotusblüten-Kapseln.
Die Betroffenen vermeiden den Blick auf Löcher und Blasen. Sie trinken ihren Kaffee ohne Milchschaum oder verzichten auf Badeschaum. Wenn sie dennoch unvermutet auf Löcher schauen, reagieren sie mit Herzrasen, Juckreiz, Schwindel und weiteren Angstsymptomen darauf. Auch Unwohlsein und Ekelgefühle sowie Panikattacken sind möglich.
Gegen die Trypophobie helfen Entspannungsübungen sowie das Hinterfragen der eigenen Angstgefühle. Für diesen Spezialbereich gibt es kaum Therapieangebote, doch die kognitive Verhaltenstherapie hilft bei vielen spezifischen Ängsten.

Wenn Löcher Angst machen
Bei einer Trypophobie entstehen Ekel- und Angstgefühle beim Anblick von durchlöcherten Objekten. Teilweise kann es sich dabei auch um alltägliche Dinge handeln.
- Schwämme
- Schaum
- gestapelte Rohre, aus seitlicher Perspektive
- verschiedene Früchte
Die Kapseln von Lotusblüten sind ein gutes Beispiel für die unregelmäßigen Löcher, die Trypophobie auslösen. Oft reicht schon ein Foto oder Film von diesen Objekten aus, um die Phobiker in Angst zu versetzen.
Ausprägung der Angst vor Löchern
Einige Menschen reagieren schon panisch, wenn sie nur ein Bild von einer Lotusblüte sehen. Andere werden erst nervös, wenn sie eine Bienenwage oder die Unterseite eines Pilzes vor sich haben. Besonders problematisch wird es bei Wunden oder Krankheitsmerkmalen, die auf der Haut ein durchlöchertes Muster verursachen.
Angst vor Löchern – ein Urinstinkt?
Woher kommt die Trypophobie? Auf diese Frage hat die Wissenschaft noch keine eindeutige Antwort. Es scheint jedoch eine Verbindung zwischen der Angst vor Löchern und einem visuellen Warnsignal zu geben. Dieses basiert auf der Ähnlichkeit von Löchern mit Krankheitsbildern von Seuchen.
Durch Pocken und andere Erkrankungen entsteht ein unregelmäßiges Punktmuster auf der Haut. Auch Parasiten können lochähnliche Spuren hinterlassen. Einige Wissenschaftler vermuten, dass sich im menschlichen Gehirn ein evolutionär bedingtes Warnsystem befindet, das die Löcher als abstrahiertes Krankheitsbild erkennt. Dieses System löst bei empfindlichen Personen Angst vor Löchern aus.

Ursachen der Trypophobie
Eine mögliche Ursache für Trypophobie (Lochphobie) könnte also die Ähnlichkeit der Löcher mit Krankheitsbildern sein. Das würde heißen, dass ein Überlebens-Mechanismus die Phobie auslöst.
Löcher in Speisen, beispielsweise im Obst, können ebenfalls ein Warnsignal sein. Auch wenn dies oft unbewusst geschieht, ekeln sich die Menschen vor Äpfeln oder anderen Früchten mit Löchern in der Schale. Diese kleinen Löcher können ein Hinweis auf Insektenbefall sein. Hier dient der Ekel oder das Unbehagen dem Selbstschutz.
Möglich ist auch die optische Gemeinsamkeit der Löcher mit giftigen Pflanzen und Tieren.
Der Kontrast von Hell und Dunkel ist unter anderem bei giftigen Schlangen und Kröten zu beobachten.
Ebenso wie bei anderen spezifischen Angststörungen ist auch die Angst vor Löchern eine übersteigerte Reaktion. Auch wenn die Phobie als Warnsignal angesehen werden kann, scheinen körperliche Symptome wie Schüttelfrost und Unwohlsein eine übertriebene Reaktion zu sein.
Psychologische Studien
Studienergebnisse zeigen verschiedene Angstreaktionen auf Bilder von Lochmustern und gefährlichen Tieren.
Für die Untersuchung wurde unter anderem die Pupillenweitung gemessen, die ein wichtiger Hinweis auf den emotionalen Zustand ist. Die Tiere lösten eindeutige Angstreaktionen aus, während die Muster vorwiegend Ekel verursachten.
Der Begriff Phobie bezieht sich grundsätzlich um eine irrationale Angst. Doch bei Trypophobie handelt es sich eher um Abscheu als um Angst. Daher gehört sie eigentlich in eine andere Kategorie, auch wenn sie als Phobie bezeichnet wird.
Trypophobie: Du bist nicht allein
Die Auswirkung der Internet-Verbreitung auf die Selbstwahrnehmung ist ein spannendes Thema. Erst durch das weltweite Netz wurde die Angst vor Löchern einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Dadurch stellten die Betroffenen fest, dass sie nicht allein mit ihrer Angst sind.
Durch digitale Überarbeitung entstanden allerdings immer mehr groteske Bilder. Teilweise erschienen die Löcher der Lotus-Kapseln auf der Haut: eine Horrorvorstellung für die Trypophobiker.
Auf der anderen Seite stärken die umfassenden Informationen zur Trypophobie das Selbstbewusstsein der Betroffenen. Sie können sich untereinander austauschen und erkennen ihre kleinen Tricks, mit der Angst vor Löchern klarzukommen. Die Tipps reichen von Vermeidungsstrategien bis zu Entspannungsübungen.

Symptome der Trypophobie
Die meisten Symptome basieren auf einem unerklärlichen Ekelgefühl und Unwohlsein.
- Würgereiz
- Schweißausbrüche
- Kälteschauer und Gänsehaut
- Juckreiz
- Schwindelgefühl
- Herzrasen
Je nach Schweregrad kann der Ekel nach ein paar Sekunden vorbei sein oder über mehrere Stunden lang anhalten. Bei einigen Trypophobikern treten heftige Panikattacken auf, die durch die Angst vor Kontrollverlust noch schlimmer werden.

Therapie der Trypophobie
Internet-Tipps können hilfreich sein, doch sie sind nicht wissenschaftlich fundiert. Um die Trypophobie effizient zu behandeln, empfiehlt sich eine professionelle Therapie.
Im Alltag versuchen die Betroffenen, den angst- und ekelauslösenden Löchern auszuweichen. Sie verzichten auf Milchschaum im Kaffee und sehen zur anderen Seite, wenn sie an einer löchrigen Fassade vorbeigehen. Doch die Vermeidung hilft nur kurzfristig und löst nicht das eigentliche Problem.
Wer unter Trypophobie leidet, verspürt oft den Wunsch, über seine Angstgefühle zu sprechen. Wenn Familie und Freunde die Angst nicht nachvollziehen können, hilft der Austausch mit Gleichgesinnten. Inzwischen gibt es diverse Online-Foren zum Thema Trypophobie. Hier können sich die Betroffenen kennenlernen und sich gegenseitig unterstützen.
Vielen Phobikern hilft es, die eigene Angst zu verstehen. Wer die Ursache für seinen Ekel und die Angst kennt, ist besser vorbereitet. Die Beschäftigung mit den Löchern und die Beschreibung der eigenen Gefühle sind wichtige Schritte auf dem Weg zur Selbsterkenntnis. So versteht man seine eigene Reaktion besser und kann das Problem aus einer objektiven Perspektive betrachten.
Die rationale Herangehensweise hilft auch, die Auslöser – Lotusblume, Schwamm oder Bienenwabe – genauer kennenzulernen. So verwandeln sich die Verursacher der Angst von der Bedrohung in ein ungefährliches Objekt.
Wenn die eigenen Angstreaktionen nicht zu heftig sind, kann eine Konfrontation helfen. Im Selbstversuch konfrontieren sich die Phobiker mit Bildern, vor denen sie sich eigentlich ekeln. So entsteht ein Gewöhnungseffekt, sodass sich die Betroffenen für zukünftige Begegnungen mit Löchern besser gewappnet fühlen. Auch die Psychotherapie setzt oft auf Konfrontation, um Phobien zu bewältigen.
Mit Entspannungsübungen lassen sich konkrete Angst- und Stresssituationen besser bewältigen. Viele Techniken lassen sich direkt in den Alltag integrieren. Darunter sind Atemübungen, Meditation, progressive Muskelentspannung und autogenes Training.
Wer heftige Angstreaktionen beim Anblick von Löchern empfindet, braucht professionelle Unterstützung. Als sehr effektiv hat sich die kognitive Verhaltenstherapie erwiesen. Diese zeigt den Betroffenen, wie sie sich selbst helfen können und ihre negativ erlernten Verhaltensmuster wieder verlernen.
Hilfe finden und annehmen
Wer Hilfe gegen die Angst vor Löchern benötigt, kann Psychotherapeuten sowohl örtlich als auch über das Internet konsultieren.
Auf Jameda sind Psychotherapeuten in der unmittelbaren Nähe zu finden. Auf Anfrage könnten die jeweiligen Therapeuten auch eine Online Beratung anbieten.
Quellen:
- Trypophobia – Wikipedia
- Trypophobia: What Is It, Triggers, Symptoms, Diagnosis – my.clevelandclinic.org
Inhalt wurde verfasst von: Julia Dernbach – Medizinisch überprüft von: Thomas Hofmann