Keto gegen Magersucht und Bulimie

Was bringt die Ketogene Ernährung bei Essstörungen?

Die Bewältigung von Essstörungen wie Magersucht und Bulimie stellt eine enorme Herausforderung dar. In jüngerer Zeit rücken innovative Ernährungsansätze in den Fokus, die potenziell zur Genesung beitragen können. Die ketogene und carnivore Diät, charakterisiert durch einen hohen Fett- und niedrigen Kohlenhydratanteil, zeigt dabei vielversprechende Ergebnisse. Inspiriert durch einen Erfahrungsbericht aus dem Carnivore Podcast, möchten wir in diesem Artikel aufzeigen, wie eine ketogene oder auch carnivore Ernährung bei Magersucht und Bulimie als wertvolle Unterstützung dienen kann.

Für Menschen, die mit Magersucht oder Bulimie zu kämpfen haben, kann dieser Ansatz helfen, den Fokus von der Quantität der Nahrung auf die Qualität zu verschieben und eine ausreichende Zufuhr von essentiellen Nährstoffen zu gewährleisten. Du fühlst dich damit meist deutlich gestättiger und kannst Darmprobleme heilen. Wir klären dich im Artikel über diese Ernährungsformen auf und warum sie helfen können. 

Übersicht:
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    Kein Allheilmittel:

    Wir möchten betonen, dass die ketogene oder carnivore Ernährung kein Allheilmittel ist und geben hiermit keine medizinische Beratung. In diesem Artikel werden wir die möglichen Vorteile der Ernährungsformen bei der Behandlung von Essstörungen näher beleuchten und berufen uns darauf auf zahlreiche Erfahrungsberichte.

     

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    Was ist die ketogene Ernährung?

    Keto in aller Kürze erklärt

    Die ketogene Ernährung ist ein ernährungsphysiologischer Ansatz, der den Verzehr von Kohlenhydraten stark reduziert und gleichzeitig den Anteil an Fetten in der täglichen Nahrung erhöht. Dies führt dazu, dass der Körper in einen Zustand der Ketose eintritt, bei dem Fett anstelle von Kohlenhydraten als Hauptenergiequelle genutzt wird.

    Ursprünglich wurde diese Diätform zur Behandlung von Epilepsie bei Kindern entwickelt, hat jedoch in den letzten Jahren aufgrund ihrer vielfältigen gesundheitlichen Vorteile an Popularität gewonnen.

    Aber Fett macht doch Fett?

    Für viele Menschen ist der Gedanke, mehr Fett zu essen, um Gewicht zu verlieren oder die Gesundheit zu verbessern, zunächst kontraintuitiv, da lange Zeit die Meinung vorherrschte, dass „Fett fett macht“. Das ist natürlich Irrglaube, denn wie jeder Mensch wissen sollte, kommt es nur auf die Kalorienmenge an, ganz egal ob dieses größtenteils aus Kohlenhydraten, Fetten oder Proteinen besteht. 

    Doch immer mehr Erfahrungsberichte zeigen, dass eine ketogene Ernährung nicht nur beim Abnehmen helfen, sondern auch die mentale Klarheit verbessern und das allgemeine Wohlbefinden steigern kann. Auch der Verdauungstrakt kann durch eine reduzierte Zufuhr von Ballaststoffen zur Ruhe kommen.

    Insbesondere bei Essstörungen kann dieser Ansatz helfen, den Teufelskreis aus Hungern, Essanfällen und anschließendem Erbrechen (Bulimie) zu durchbrechen. Viele Berichten davon das sie durch die ketogene Ernährung ein starkes  Sättigungsgefühl erreichen und gleichzeitig den Körper mit den zahlreichen nützlichen Nährstoffen versorgen.

    Bei der Aufnahme von Kohlenhydraten erlebt der Blutzuckerspiegel einen rasanten Anstieg, um dann ebenso schnell wieder abzufallen, sobald die Energie verbraucht ist. Diese ständigen Schwankungen können sich in Form von Konzentrationsschwächen, verminderter Leistungsfähigkeit und Essanfällen äußern.

    Im Zustand der Ketose hingegen bleibt der Blutzuckerspiegel konstant, was dazu beiträgt, das Hungergefühl und somit auch das Risiko von Essanfällen zu verringern.

    Die ketogene Diät wurde ursprünglich in den 1920er Jahren entwickelt, um Epilepsie bei Kindern zu behandeln, insbesondere bei denen, die nicht auf medikamentöse Behandlungen ansprachen. Die Diät (Diät  = Ernährungsform) hat sich als effektiv erwiesen, um die Häufigkeit und Schwere von Anfällen zu reduzieren.

    Im Laufe der Zeit und mit der Entwicklung neuer Antiepileptika nahm die Verwendung der ketogenen Diät zur Behandlung von Epilepsie ab, obwohl sie weiterhin als eine Option für Patienten betrachtet wird, die auf Medikamente nicht gut ansprechen.

    In jüngerer Zeit wird die ketogene Diät auch für eine Vielzahl anderer gesundheitlicher Bedingungen erforscht, darunter Krebs, Alzheimer-Krankheit, Parkinson-Krankheit, Polyzystisches Ovar-Syndrom (PCOS), Typ-2-Diabetes, und einige seltene genetische Stoffwechselkrankheiten.

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    Was ist die carnivore Ernährung?

    Carnivore Ernährung in Kürze erklärt

    Die Carnivore Ernährung, auch als fleischbasierte oder tierische Ernährung bekannt, legt den Fokus auf den Verzehr von tierischen Produkten und eliminiert alle pflanzlichen Lebensmittel. Anhänger dieser Diät konsumieren in der Regel nur Fleisch. Manche Anhänger ernähren sich dann auch von Fisch, Eier und Milchprodukte. Während Gemüse, Obst und Getreide grundsätzlich gemieden werden.

    Diese Ernährungsform basiert in manchen Fällen auch der Annahme, dass der menschliche Körper vor allem für den Verzehr von tierischen Produkten ausgelegt ist und pflanzliche Nahrungsmittel potenziell entzündungsfördernd oder anderweitig schädlich sein können. Dies kann ein Grund dafür sein, muss es allerdings nicht. Viele Menschen können sich mit dieser Ernährungsform auch von Unverträglichkeiten, Allergien und sonstige Krankheiten befreien. 

    Was ist der Unterschied zur Keto Diät?

    Im Vergleich zur ketogenen Ernährung, bei der der Fokus auf einer hohen Fett- und niedrigen Kohlenhydratzufuhr liegt, kann die Carnivore Ernährung einen höheren Anteil an Proteinen enthalten. Kohlenhydrate sind in tierischen Produkten nur in geringen Mengen enthalten, sodass die Carnivore Ernährung nicht zwangsläufig kohlenhydratfrei ist. 

    Allerdings kann der hohe Proteinanteil dazu führen, dass der Körper aus den Aminosäuren Glukose bildet – einen Prozess, der als Gluconeogenese bezeichnet wird. Dies kann dazu führen, dass man trotz einer fleischbasierten Ernährung nicht dauerhaft in der Ketose bleibt.

    Probleme bei Magersucht

    Wenig Nährstoffe und Kraftlosigkeit

    Magersucht (Anorexia Nervosa) und teilweise auch Bulimie (Bulimia Nervosa) sind schwere Essstörungen, die mit einem erheblichen Nährstoffmangel einhergehen können. Die Betroffenen nehmen oft zu wenig nährstoffreiche Lebensmittel zu sich, was zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen kann.

    Selbst wenn gesunde Lebensmittel wie z.B. ein Salat verzehrt werden, sind die darin enthaltenen Vitamine und Nährstoffe in der Regel nicht ausreichend, um den Bedarf des Körpers zu decken – vor allem, weil die benötigten Mengen aufgrund der Essstörung nicht aufgenommen werden können.

    Magersüchtige befinden sich in einem Teufelskreis aus Stolz auf die vermeintlich starke Willenskraft, gleichzeitigem körperlichen Leiden und psychischer Belastung. Trotz des Bewusstseins für das eigene Unwohlsein halten sie an den restriktiven Essgewohnheiten fest. Selbst wenn durch stationäre Aufenthalte und die Anwendung von Standardernährungsplänen versucht wird, das Körpergewicht zu stabilisieren, bleibt die psychische Belastung oftmals unangetastet.

    Das Gehirn, unterernährt und im Mangel an essenziellen Fettsäuren, funktioniert nicht optimal, was zu Energieeinbrüchen und Stimmungsschwankungen führen kann.

    Hilfe bei Magersucht

    Wie können diese Ernährungsformen bei Magersucht helfen?

    Die ketogene und insbesondere die carnivore Ernährung können bei Magersucht eine wertvolle Unterstützung darstellen. Bei diesen Ernährungsformen liegt der Fokus auf dem Konsum von fetthaltigen Lebensmitteln und Proteinen, während Kohlenhydrate stark reduziert werden.

    Ein saftiges, fettiges Steak beispielsweise liefert eine Fülle von essenziellen Nährstoffen und Vitaminen wie Eisen, Zink, B-Vitamine und Vitamin D. Wenn später auch Organe wie Leber in die Ernährung integriert werden, kann sogar der Bedarf an Vitamin C gedeckt werden. Dies ermöglicht es, endlich wieder nährstoffreiche Lebensmittel zu essen, ohne sich schlecht fühlen zu müssen. Die Verdauung funktioniert besser, und das Gefühl von Aufgeblähtheit bleibt aus.

    Aus Erfahrungsberichten wird deutlich, dass Betroffene oft viel Gemüse essen und damit nur noch mehr Magen- und Darmprobleme bekommen. Der menschliche Körper ist nicht darauf ausgerichtet, diese Unmengen an Gemüse zu verdauen. Ein großer Wandel findet oft statt, wenn mehr fetthaltiges Fleisch in die Ernährung aufgenommen wird. 

    Auch Eier sind eine ausgezeichnete Quelle für wichtige Nährstoffe und besonders gut verträglich. Insbesondere das Eigelb ist reich an essentiellen Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralien und Antioxidantien. Wenn das Eigelb roh konsumiert wird, bleiben noch mehr der wertvollen Nährstoffe erhalten.

    Aus einem Ei kann schließlich ein ganzes Leben entstehen, was zeigt, wie nährstoffreich es ist. Aus den Erfahrungsberichten geht hervor, dass einige Betroffene 10 bis 20 Eier am Tag konsumieren. Die Bedenken bezüglich des Cholesteringehalts in Eiern sind mittlerweile überholt und sollten nicht länger als Hindernis für den Verzehr dieses nährstoffreichen Lebensmittels angesehen werden.

    Besonders nährstoffreich und beliebt:

    Teilweise wird Fleisch auch nur noch roh konsumiert, um möglichst viele Nährstoffe aufnehmen zu können. Das ist eigentlich gar nicht so ungewöhnlich, wenn wir an Mettbrötchen oder Rindertatar denken, was ebenfalls nichts anderes als rohes Hackfleisch ist.

    Viele Anhänger der Carnivore-Diät schwören beispielsweise auf Hackfleisch mit Eigelb und Salz. Andere bevorzugen Steaks mit Butter und genießen hin und wieder einen griechischen Joghurt.

    Auch Honig ist meist gut verträglich und dient als wahrer Energieschub für sportliche Aktivitäten. Die Vielfalt kann also trotzdem bestehen. Freiheit bedeutet nicht immer die größte Auswahl, sondern vielmehr die bewusste Entscheidung für die gesündesten Möglichkeiten.

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    Schutz vor Heißhunger

    Essanfälle verhindern und regelmäßig essen

    Eine ketogene und carnivore Ernährung kann dich auch vor Heißhungerattacken schützen, indem sie weniger Schwankungen im Insulinspiegel verursacht. Zudem wirst du kaum noch Lebensmittel zu dir nehmen, die Geschmacksverstärker enthalten. Je unverarbeiteter die Nahrung, desto besser ist das Sättigungsgefühl. Wenn du Lebensmittel mit sehr hohen Nährstoffwerten isst, wirst du weniger Hunger verspüren, da dein Körper die Nährstoffe benötigt und du dich danach satt fühlst.

    Um Heißhungerattacken vorzubeugen, solltest du beispielsweise in der ketogenen Ernährung nicht zu viel griechischen Joghurt essen und diesen erst recht nicht mit kalorienfreien Geschmacksverstärkern versüßen. Dies könnte den Appetit auf mehr Süßes erneut anregen, was besonders für Menschen mit Bulimie nachteilig und ein möglicher Trigger sein kann.

    Bei der carnivoren Ernährung sind solche Verführungen und Trigger kaum möglich. Dennoch könnte beispielsweise der übermäßige Konsum von Honig ebenfalls den Appetit auf Süßes anregen.

    Der positive Effekt der Ketose, insbesondere auf das Hungergefühl, bleibt nur solange erhalten, wie sich dein Körper in der Ketose befindet. Solltest du auch nur ein einziges Mal die tägliche Dosis an Kohlenhydraten überschreiten, schaltet dein Körper sofort in den Zuckerstoffwechsel zurück. Die Ursache dafür ist ganz einfach: Unser Gehirn ist nun einmal auf Kohlenhydrate programmiert!

    Es gibt drei gute Gründe, warum eine ketogene Ernährung Binge-Eating-Attacken verhindern kann:

    Wenn also tatsächlich stark verarbeitete und besonders zuckerhaltige Lebensmittel die Esssucht auslösen, kannst du der Sucht begegnen, indem du auf sie verzichtest. Die ketogene Ernährung oder auch die Low-Carb-Diät, eine mildere Form der ketogenen Ernährung, können deinem Körper bei der Umstellung helfen.

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    Zusammenfassung

    Kein Allheilmittel aber ein Versuch ist es wert

    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl eine ketogene als auch eine carnivore, also fleischbasierte oder auch „animal-based“ (tierische Nahrungsmittel) Ernährungsweise bei Heißhungerattacken, Essanfällen, Binge-Eating, Bulimie und Magersucht hilfreich sein kann.

    Zwar sollten aus psychologischer Sicht für manche Menschen besser keine Lebensmittel verboten werden, um kein dogmatisch gestörtes Verhalten zu entwickeln, aber ein bewusster Verzicht als Schutz vor schlimmeren Essanfällen kann nicht schaden. Hier solltest Du abwägen, was für Dich schlimmer ist: ein Verzicht z. B. auf Kohlenhydrate oder weiterhin Essanfälle.

    Bei Magersucht gibt es ebenfalls zahlreiche Erfahrungsberichte, die von einer Besserung beim Umstieg auf eine carnivore Ernährung erzählen. Die großen, nährstoffreichen Mengen an Fleisch versorgen den Körper mit Energie und sorgen nicht direkt für einen aufgeblähten Bauch oder eine starke Gewichtszunahme. Die Gewichtszunahme erfolgt schleichend und vor allem mit reichlich Protein, was der Muskulatur zugute kommt.

    Eine Ernährungsumstellung ist kein Allheilmittel, aber sie hat schon vielen Menschen geholfen. Besonders in Verbindung mit „Meal Prep“, also dem Vorkochen von Gerichten, kann bei Essstörungen geholfen werden. Ist immer etwas nährstoffreiches und fertig zubereitetes greifbar, besteht weniger die Wahrscheinlichkeit, durch Verzicht auf Nahrungsaufnahme noch mehr Hunger zu erzeugen und später einen Essanfall zu entwickeln. 

    Übersicht:
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      Quellen:

      1. Ketogenic Diet – StatPearls
      2. Treating Binge Eating Disorder & Food Addiction with Ketogenic Diets – eatingdisorderhope.com
      3. Carmen, M. et al. (2020). Treating binge eating and food addiction symptoms with low-carbohydrate Ketogenic diets: a case series. Journal of Eating Disorders, 8:2.

      Autor und Überprüfung:

      Autor: Matthias Wiesmeier – Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann

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