Süchtig nach Tinder
Eine Dating-App wie Tinder soll eigentlich die Partnersuche erleichtern, doch es gibt Menschen, bei denen diese App eine Sucht auslöst. Die Gelegenheit zum Flirt aktiviert Glückshormone und macht es schwer, das Handy wegzulegen. Bald geht es nicht mehr darum, neue Freunde kennenzulernen. Stattdessen entwickelt sich eine Abhängigkeit nach diesem besonderen Glücksgefühl.
In diesem Artikel erklären wir, wie die Sucht nach Tinder entsteht und welche Faktoren die individuellen Gefühle triggern. Außerdem geben wir dir Tipps, wie du die Tinder-Sucht überwinden kannst.
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- Autor: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 16. Januar 2025
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- Tinder-Sucht ist eine echte Suchtform. Sie kann dazu führen, dass man viel Zeit und Energie damit verbringt, auf der App zu swipen und mit anderen Nutzern zu chatten.
- Die Sucht nach Tinder kann negative Auswirkungen auf das Leben haben. Sie kann dazu führen, dass man weniger Zeit mit Freunden und Familie verbringt, dass man Probleme in der Schule oder am Arbeitsplatz hat und dass man sich einsam und deprimiert fühlt.
- Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Sucht zu überwinden. Dazu gehört natürlich das konsequente Löschen der App, das Blockieren von sämtlichen Empfehlungen bezüglich Dating Apps und unbedingt neue Hobbys. Auch unser Selbsthilfe Buch gegen die Handysucht kann dabei helfen!
Wofür nutzt man Tinder?
Apps wie Tinder sollen dabei helfen, einen Partner zu finden. Hier kommen viele Menschen zusammen, die auf Partnersuche sind. Ein Like zeigt an, dass das Interesse geweckt ist – und wenn ein Like zurückkommt, kann ein Chat beginnen.
Dieses Modell ähnelt dem klassischen Kennenlernen. Doch die ständige Verfügbarkeit möglicher Partner verführt dazu, die Suche fortzusetzen. Das ist vor allem für Menschen reizvoll, die eine offene Beziehung führen und an polyamoren Beziehungen interessiert sind. So lässt sich die App langfristig nutzen – mit Open End.
Eine ehemalige Tinder-Mitarbeiterin gründete die App Bumble. Hier sind nur Frauen berechtigt, Männer anzuschreiben. Männer dürfen zwar Likes setzen, aber keinen Chat beginnen. Damit soll vermieden werden, dass die Postfächer der Frauen überquellen. Die Mechanismen funktionieren ansonsten ähnlich wie bei Tinder.
- Tinder ist Marktführer in den Flirt und Dating Apps
Laut TrustPilot sind Abstriche bei der Seriosität von Tinder nötig. Auf der Seite können Nutzer ihre Erfahrung mit Tinder niederschreiben. Das liegt unter anderem an zahlreichen Fake-Profilen und an scheinbar unberechtigt gesperrten Profilen. Offensichtlich arbeiten viele Marketing-Kampagnen mit gefälschten Fotos: So kommen die Moderatoren der Plattform nicht mit der Überprüfung hinterher.
Unseriöse Geschäfte, die Jagd nach neuen Followern und Werbung – wer zu viel davon hat, kann sein Profil löschen und sein Abo kündigen. Tinder ist jedoch keine betrügerische Plattform. Doch die Nutzer sollten hinter die Fassade schauen, bevor sie Geld für Tinder ausgeben, vor allem, wenn durch persönliche Probleme ein erhöhtes Suchtrisiko besteht.
Bestimmte Vorkommnisse können zur Sperrung eines Tinder-Profils führen. Ein typischer Grund dafür ist unangebrachtes Verhalten. Die Tinder-Mitarbeiter haben oft nicht die Zeit, jede negative Meldung zu lesen und gerecht zu entscheiden. Bei wiederholten Meldungen eines Profils ist deshalb mit einer baldigen Sperrung zu rechnen. Das ist für die Nutzer sehr unerfreulich, denn auch bei einer Neuinstallation der App bleibt das Profil permanent gesperrt.
Ratsam ist es daher, sich so zu verhalten das andere Nutzer einen gar nicht erst melden können, somit gibt es keinen Anlass das Profil zu sperren. Dies verringert zumindest die Wahrscheinlichkeit das ein Profil gesperrt wird.
Sucht nach Dating App's
Ebenso wie andere mobile Apps kann auch Tinder zu einem Suchtverhalten führen.
- Wunsch nach Anerkennung und Bestätigung
- Sucht nach Likes und Instagram Follower
- Angst, etwas zu verpassen
- Dauerhafte Suche nach dem idealen Partner
- Kommunikationssucht
Die Suche nach mehr Anerkennung basiert oft auf einem Minderwertigkeitsgefühl. Darum wünschen sich die Betroffenen mehr Bestätigung. Wie sieht es mit dem eigenen Marktwert aus, was ist möglich – welche Menschen mögen mich? Was könnte laufen, wenn ich Single wäre? Diese Gedanken können sich zu einer regelrechten Sucht entwickeln.
Die meisten Menschen sehnen sich danach, gemocht zu werden. Im Internet geschieht das mit Likes. Die Verlinkung mit Instagram soll die Likes und Follower erhöhen. Der ständige Blick auf die Zahlen macht süchtig, ebenso wie die häufigen Aktualisierungen der Instagram-Bilder, um noch mehr Follower zu bekommen.
Wer unter dem Gefühl leidet, etwas verpassen zu können, wünscht sich immer noch etwas Besseres. Vielleicht ist das andere Profil doch ein besseres Match – oder kommt noch ein hübsches Gesicht? Wer ständig nach Optimierung sucht, gewöhnt sich an diese Haltung und fühlt sich bald abhängig von den vielen Bildern.
Ein neuer Partner, ein neuer Kick: Einige Tinder-Nutzer suchen nicht nach einer echten Beziehung, sondern sie möchten nur Spaß haben. Sie finden keine Befriedigung darin, jemanden ernsthaft kennenzulernen. Stattdessen entwickeln sie eine Sucht nach dem Unbekannten.
Kommunikation ist viel wert, hat aber auch ein großes Suchtpotenzial. Das gilt auch für die Chats, die das soziale Leben kaum ersetzen können. Die Online-Antworten kommen sofort, doch anstelle einer echten Interaktion kommt es mit der Zeit zu einer sozialen Isolation.
Instant Gratification
Tinder zeigt beispielhaft, wie das menschliche Belohnungssystem funktioniert. Ohne lange Vorbereitung können die Nutzer mit anderen Personen in Kontakt treten. Die Klicks und Likes aktivieren die Glückshormone. Das Gehirn speichert dieses positive Gefühl und der Mensch fühlt sich bestätigt.
Doch diese sofortige Belohnung hat nichts mit langfristiger Zufriedenheit zu tun. Wer eine richtige Beziehung mit einem neuen Partner aufbaut, für den gibt es zunächst einen Belohnungsaufschub (delayed gratification). Die spätere Belohnung bietet deutlich mehr Erfüllung als der süchtig machende, abgekürzte Belohnungs-Kick.
Bei jeder Nachricht und jedem Like wird Dopamin ausgeschüttet: Davon können die Tinder-Nutzer gar nicht genug bekommen. Ohne Likes verschlechtert sich die Stimmung sofort – die Abhängigkeit von den unechten Gefühlen ist eindeutig zu erkennen.
Die Dosis macht das Gift
Tinder als Partner-App kann durchaus funktionieren. Nicht jeder wird davon süchtig. Wer seine Nutzung gut dosiert, findet womöglich einen neuen Lebenspartner. Doch Tinder sollte nicht das Alltagsleben beeinträchtigen. Darum ist es sinnvoll, die Nutzungsdauer zu kontrollieren und es nicht zu übertreiben.
Bin ich süchtig nach Tinder?
Ist das schon eine Tinder- oder Dating-Sucht, oder noch normal? Wenn das Smartphone immer griffbereit ist und jeder Blick sofort zu den neuen Tinder-Matches geht, stimmt etwas nicht. Wer Angst hat, süchtig nach Tinder zu sein, findet dies mit den folgenden Testfragen heraus.
- Wie oft greife ich auf die Tinder-App zu?
- Öffne ich die App auch dann, wenn ich eigentlich etwas anderes vorhabe?
- Wie sehr beeinflusst die App-Nutzung meinen Alltag (die Arbeit, die Freizeit)?
- Kommt es wegen Tinder zu Frust-Erlebnissen?
- Fühle ich mich gut oder schlecht bei der Nutzung?
- Wirkt sich die Tinder-Nutzung negativ auf mein Wohlbefinden aus?
- Habe ich finanzielle Probleme wegen des Tinder-Abos?
- Gefährde ich wegen der Nutzung den Straßenverkehr?
- Nutze ich die App selbst in unüblichen Situationen (z.B. beim Sport)?
- Leidet die aktuelle Beziehung unter der Tinder-Nutzung?
Auch andere Hobbys können durch die Sucht nach der Dating App deutlich zu kurz kommen. Auch die Qualität der Hobbys kann darunter leiden. Wer zum Beispiel beim Sport immer wieder Pausen einlegt um auf das Handy zu sehen und Likes zu verteilen oder Nachrichten zu schrieben, der empfindet einerseits weniger Spaß beim Sport, anderseits leidet auch die Qualität darunter. Gewonnen ist dadurch also nichts.
Wer ständig aufs Handy schaut, für den erhöht sich das Unfallrisiko im Straßenverkehr. Das gilt nicht nur für Autofahrer, sondern auch für Fußgänger. Die allgegenwärtige App beeinflusst die Arbeit und das Privatleben. Selbst nachts im Bett fühlen sich die Betroffenen unsicher, wenn das Handy nicht in Reichweite liegt. Nur noch einmal anklicken …
Der finanzielle Schaden ist zwar begrenzt, trotzdem sollten die suchtgefährdeten Menschen ihre Tinder-Nutzung einschränken. Einen richtigen Mehrwert für die Kosten gibt es nicht. Genau genommen sind selbst die Glücksgefühle nicht echt, denn sie beruhen auf einer verfälschten Wahrnehmung.
Wer in einer festen, monogamen Beziehung lebt, sollte besonders vorsichtig sein. Die übertriebene Nutzung von Tinder gefährdet die bestehende Partnerschaft. Wer es dennoch nicht lassen kann, ist mit großer Wahrscheinlichkeit süchtig, denn dann scheint Tinder wichtiger als die eigene Beziehung zu sein!
Anhand dieser Anzeichen ist das Suchtverhalten mehr oder weniger deutlich zu erkennen. Auch andere Symptome können auf die Tinder-Abhängigkeit hinweisen. Wenn bereits eine Handy-Sucht vorliegt, erhöht sich die Gefahr. Auch die Sucht nach Anerkennung beeinflusst das Risiko einer verstärkten Abhängigkeit.
Tinder Sucht überwinden
Um die Sucht nach Tinder zu bewältigen, braucht es eine gewisse Disziplin. Zudem sind Tipps zur Selbsthilfe sinnvoll. Damit können die Betroffenen aus eigener Kraft gegen die Gewohnheit und Abhängigkeit angehen.
Weniger Zeit am Handy verbringen und damit die Selbstkontrolle zurückgewinnen – dies ist ein besonders wichtiger Punkt. Auch die Suche nach Ablenkung und die Stärkung des Selbstwertgefühls helfen dabei, die Tinder-Sucht zu überwinden.
Weniger Zeit mit dem Smartphone verbringen, die App deaktivieren und andere Anwendungen nutzen, um die Ablenkung durch das Mobilgerät zu minimieren.
Bestimmte Zeiten definieren, in denen das Smartphone ungenutzt bleibt, eigene Ruhezeiten beachten, das Mobilgerät aus dem Schlafzimmer verbannen.
Digital Detox: Am Wochenende auf mobile Apps verzichten. Die Selbstbeobachtung hilft dabei, das eigene Befinden in den Fokus zu rücken.
Mit anderen Aktivitäten das Glückshormon Dopamin aktivieren, Sport treiben, Freunde treffen. Dadurch lässt der negative Einfluss der virtuellen Apps nach.
Wer sich bewusst mit seinem Nutzungsverhalten auseinandersetzt, erkennt die typischen Fallen von Dating-Apps. Bringt Tinder wirklich ein positives Element ins Leben? Ist es das geeignete Tool, um einen neuen Partner zu finden? Begegnungen in der Wirklichkeit lösen echte Gefühle aus – und authentische Reaktionen.
Therapie einer App-Sucht
Gegen Tinder-Sucht und Handy-Abhängigkeit hilft manchmal nur eine professionelle Therapie. Ebenso wie im Kampf gegen die Sucht nach Anerkennung oder Masturbation befasst sich der Psychotherapeut intensiv mit den Ursachen. In den gemeinsamen Therapiesitzungen finden die Patienten und Therapeuten einen geeigneten Lösungsweg aus der Sucht heraus.
Bei einem krankhaften Suchtverhalten handelt es sich um eine psychische Erkrankung. Im Anschluss an die Diagnose empfehlen die Psychotherapeuten eine kognitive Verhaltenstherapie. In ausführlichen Gesprächen lässt sich die Abhängigkeit vom Smartphone und von Tinder allmählich überwinden.
Die Behandlung der Handy-Sucht ist ein relativ neues Thema, daher gibt es nur begrenzte Erkenntnisse aus bisherigen Therapien. Doch die kognitive Verhaltenstherapie hat sich bereits in vielen anderen Bereichen bewährt. Mit dem sogenannten Reality Approach gelingt es den Betroffenen, ihre Gewohnheiten ins Positive zu verändern und das Mobilgerät öfters wegzulegen.
Mit Selbsthilfe beginnen
Unser Selbsthilfe-Buch hilft dir, die Sucht nach Tinder zu reduzieren. Wenn du merkst, dass Tinder nicht mehr nur ein Werkzeug für die Partnersuche ist, sondern zu einem ständigen Bedürfnis geworden ist, immer wieder zu swipen und Bestätigung zu suchen, bietet unser Buch eine effektive Lösung.
Du erhältst praktische Tipps und Anleitungen, wie du deine Nutzung von Tinder und anderen Apps bewusst einschränkst. So kannst du die kontinuierliche Suche nach Bestätigung aus der App hinter dir lassen und dich wieder auf echte Verbindungen im realen Leben konzentrieren.
Mit den einfachen, aber wirkungsvollen Methoden aus unserem Buch kannst du deine Handygewohnheiten verändern und die emotionale Abhängigkeit von Tinder überwinden.
Du lernst, dich weniger durch die App leiten zu lassen und stattdessen wieder Kontrolle über deine Zeit und deine sozialen Interaktionen zu gewinnen. Dein Selbstwertgefühl wird nicht länger von der App abhängig sein, und du kannst endlich den Echtzeit-Connection suchen, die wirklich zählt. 🌟
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Quellen:
- Erfahrungsberichte über Tinder – TrustPilot
Explorative Studie belegt: 42 Prozent der Tindernutzer bereits liiert
https://www.psychologie-aktuell.comMatch me if you can: Eine explorative Studie zur Beschreibung der Nutzung von Tinder
https://journal-bmp.de/Tinder Addiction: Understanding the Impact of Online Dating
https://www.psychologytoday.com/How Tinder and Other Dating Apps Change the Way We Look for Love
https://www.scientificamerican.comPsychology of Tinder: What Makes Us Swipe?
https://www.psychologytoday.comThe Addictive Nature of Tinder: How Dating Apps Can Hook Us
https://www.medicalnewstoday.com/Tinder: Addiction, Instant Gratification, and the Impact of Dating Apps on Mental Health
https://www.mindbodygreen.comThe Tinder Effect: Why Dating Apps Can Lead to Addiction
https://www.theguardian.com/Digital Dating Addiction: Exploring the Influence of Apps Like Tinder
https://www.psychcentral.com/lib/digital-dating-addiction
Autor und Überprüfung:
Autor: Matthias Wiesmeier – Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Dieser Artikel wurde von Matthias Wiesmeier verfasst. Selbstständiger Schriftsteller und Webdesigner seit 2005. Über 20 Jahre Erfahrung in den Fachbereichen: Gesundheit, Psychologie und Sport.