Adrenalinsucht

Die Sucht nach Adrenalin und Aufregung

In diesem Artikel setzen wir uns mit der Problematik der Adrenalinsucht auseinander. Adrenalin, ein Hormon, das in stressigen oder gefährlichen Situationen ausgeschüttet wird, spielt eine entscheidende Rolle in unserem Überlebensinstinkt. Doch für manche Menschen wird die Suche nach dem Adrenalinkick zu einem zwanghaften Verhalten, das weit über den normalen Nervenkitzel hinausgeht.

Wir erklären dir, welche psychologischen Mechanismen hinter dieser Sucht stecken und warum sie für manche zu einer unkontrollierbaren Triebkraft wird. Wir wollen dir Wege aufzeigen, wie du ein ausgeglichenes und sicheres Leben führen kannst, ohne auf das belebende Gefühl eines gelegentlichen Adrenalinschubs verzichten zu müssen.

Übersicht:
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    Wie wirkt Adrenalin?

    Was geschieht im Körper durch Adrenalin?

    Adrenalin, ein Hormon, das von deinen Nebennieren produziert wird, spielt bei Gefahr oder Stress eine Schlüsselrolle. Es wird dann verstärkt ins Blut freigesetzt und bereitet deinen Körper auf eine „Kampf- oder Fluchtreaktion“ vor.

    Dieses sogenannte Stresshormon hat eine wichtige Funktion fürs Überleben. Wenn Adrenalin freigesetzt wird, ändert sich die Blutzirkulation – mehr Blut wird zu deinen Muskeln und Lungen gepumpt. Dein Körper wird auf Kampf oder Flucht vorbereitet. 1Aidman E. V., Woollard S. (2003). Der Einfluss der selbst berichteten Übungssucht auf akute emotionale und physiologische Reaktionen auf kurzzeitigen Übungsentzug. Psychologie von Sport und Bewegung | doi.org

    Außerdem beschleunigt Adrenalin deinen Herzschlag und lässt sowohl Blutdruck als auch Blutzuckerspiegel ansteigen. Während es ausgeschüttet wird, steigt deine Leistungsbereitschaft; Müdigkeit, Schmerzen, Hunger und Verdauungsprozesse werden unterdrückt. Diese Reaktionen bringen dich geistig und körperlich in Topform, um in Gefahrensituationen überleben zu können.

    Ursachen für eine Adrenalinsucht

    Die Gründe für eine Adrenalinsucht sind vielfältig. Eine Sucht bildet sich meist aus einem Mix von genetischer Prädisposition sowie psychischen und sozialen Einflüssen heraus, auf die du kaum Einfluss nehmen kannst.

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    Süchtig nach Adrenalin

    Wie erkennst du eine Adrenalinsucht?

    Viele Menschen suchen bewusst nach einem Adrenalinkick. Ob bei einer Fahrt mit der Achterbahn oder beim Schauen eines spannenden Horrorfilms, der Körper interpretiert diese Situationen als gefährlich und reagiert mit einem Schub von Adrenalin.

    Diese Ausschüttung von Adrenalin finden viele als angenehmen Kick. Ein gewisses Maß an Streben nach Adrenalin ist normal und keine Krankheit, sondern eine natürliche Reaktion deines Körpers.

    Schon die Begriffe „Adrenalin-Kick“ oder „Adrenalin-Rausch“ lassen darauf schließen, dass das Verlangen nach dem nächsten Kick süchtig machen kann.

    Wenn du das Verlangen nach Adrenalin nicht nur in Extremsituationen, sondern auch im Alltag spürst, kann das problematisch sein. Bei einer Adrenalinsucht wechselt ein Leistungshoch oft schnell mit Müdigkeit und dem Bedürfnis nach neuem Antrieb.

    Du bist also möglicherweise ständig von Stress umgeben und wenn dieser nicht von außen kommt, schaffst du ihn dir selbst, um dein Adrenalinlevel hoch zu halten.

    Symptome einer Adrenalinsucht können sein:

    Adrenalinjunkie

    Was ist ein Adrenalinjunkie?

    Ein Adrenalinjunkie sucht regelmäßig nach Aktivitäten, die einen kräftigen Adrenalinausstoß hervorrufen, wie zum Beispiel extreme Sportarten oder abenteuerliche Unternehmungen. Dieser Begriff hat eine breite gesellschaftliche Akzeptanz und wird oft nicht als Hinweis Suchtverhalten gesehen. Er zeichnet das Bild von Personen, die den Nervenkitzel lieben und sich nach aufregenden Erlebnissen sehnen.

    Ist das mit einer Adrenalinsucht gleichzusetzen?

    Der Terminus „Adrenalinjunkie“ beschreibt grundsätzlich dieselbe Neigung wie die Adrenalinsucht, allerdings oft in einer abgemilderten Form. Es ist eine weniger bedrohliche Variante, da nicht zwingend von einem persönlichen Risiko ausgegangen wird.

    Ein Adrenalinjunkie begehrt oft den Nervenkitzel, aber nicht notwendigerweise durch Verhaltensweisen, die unmittelbar zu gefährlichen oder risikoreichen Situationen führen. Im Gegensatz dazu steht eine Person, die wahrhaftig nach Adrenalin süchtig ist und oft bewusst Risiken eingeht, um diesen Nervenkitzel zu erleben. Hier kann das Verhalten deutlich gesundheitsgefährdend sein.

    Obwohl „Junkie“ ein starker Ausdruck ist, der auch negative Assoziationen mit sich bringen kann, findet er in Bezug auf Adrenalin oft eine verharmlosende Verwendung. Der Ausdruck „Junkie“ hat in diesem Zusammenhang eine weniger negative Konnotation und wird häufig benutzt, um jemanden zu beschreiben, der den Nervenkitzel sucht, aber nicht notwendigerweise auf eine Weise, die als stark selbstgefährdend eingestuft wird.

    Gefahren einer Adrenalinsucht

    Ist die Sucht nach Adrenalin gefährlich?

    Die Sucht nach Adrenalin kann genauso gefährlich sein wie andere Süchte, vor allem, wenn du trotz negativer Konsequenzen risikoreiche Aktivitäten fortführst – und das muss nicht einmal Extremsport sein.

    Selbst alltäglicher Stress oder der Reiz, etwas Verbotenes zu tun, kann einen Adrenalinschub auslösen. Wenn diese Sehnsucht nach Adrenalin zur Sucht wird, kann das ernsthafte Auswirkungen auf dein Leben haben.

    Gesundheitliche Schäden

    Dauerstress schadet besonders deinem Herz-Kreislauf-System und deiner mentalen Gesundheit. Typische Anzeichen für einen dauerhaft hohen Adrenalinspiegel sind: ein geschwächtes Immunsystem, Herzrasen, Schweißausbrüche, Unruhe, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Muskelzittern und Gewichtsverlust.

    Erhöhtes Verletzungsrisiko

    Wenn du zu gefährlichem Verhalten tendierst, um den nächsten Kick zu spüren, ist dein Risiko für Verletzungen höher.

    Beeinträchtigung sozialer Beziehungen

    Wenn du trotz der Sorgen und Bitten deiner Familie oder Freunde immer wieder Risiken eingehst, setzt du nicht nur deine Gesundheit, sondern auch deine sozialen Beziehungen aufs Spiel.

    Entwicklung weiterer Süchte

    Drogen und Alkohol regen die Dopaminproduktion an und können eine ähnliche Wirkung wie ein Adrenalinschub haben. Dadurch könntest du anfälliger für Drogen- und Alkoholabhängigkeit sein als andere.

    Ärger mit dem Gesetz

    Wenn du ständig nach dem nächsten Kick suchst, könntest du manchmal zu illegalen Handlungen greifen, die ernsthafte Konsequenzen für dein Leben haben können.

    Risiken der Adrenalinsucht

    Was passiert bei ständig neuem Adrenalinkick?

    Die Adrenalinsucht kann besonders gefährlich werden, wenn du ständig neue Kicks suchst und dabei zu immer extremerem Verhalten neigst, um das gewünschte Gefühl der Spannung und Aufregung zu erreichen. Dies kann zu gefährlichen Situationen führen, die nicht nur dein Leben, sondern auch das anderer Menschen gefährden können.

    Beispiele dafür wären riskante Autofahrten oder Motorradtouren mit hohen Geschwindigkeiten. Dadurch steigt das Risiko für schwere Unfälle, bei denen nicht nur du selbst, sondern auch unbeteiligte Passanten verletzt oder getötet werden können.

    Ein weiteres Beispiel sind gefährliche Kletter- oder Bergtouren. Als Person mit Adrenalinsucht suchst du vielleicht oft nach dem Nervenkitzel und der Spannung, die das Klettern auf hohen Bergen oder steilen Felswänden mit sich bringt. Manchmal werden sogar bewusst weniger Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um den Adrenalinspiegel zu erhöhen.

    Auch Extremsportarten wie Base-Jumping oder Wingsuit-Fliegen können bei Adrenalinsucht riskant werden. Diese Sportarten bergen ein hohes Risiko und erfordern viel Erfahrung und Fachwissen, um sicher ausgeführt zu werden. Doch die Suche nach dem ultimativen Nervenkitzel kann dazu führen, dass du nötige Sicherheitsmaßnahmen vernachlässigst oder diese Aktivitäten bei riskanten Wetterbedingungen ausführen willst.

    Adrenalinsüchtige suchen sich teilweise sogar aktiv die unmöglichsten Wetterbedingungen aus, damit es möglichst riskant wird. Noch drastischer wird es, wenn diese Aufnahmen extra für soziale Medien wie YouTube oder Instagram gemacht werden. Dann geht mit der Adrenalinsucht auch noch eine Sucht nach Aufmerksamkeit einher.

    Drang nach Adrenalin reduzieren

    Wie kannst du den inneren Drang nach Adrenalin überwinden?

    Wenn du bei dir selbst eine Vorliebe für risikoreiches Verhalten feststellst oder merkst, dass du dir ständig selbst Stress machst, könntest du versuchen, einige Maßnahmen gegen die Adrenalinsucht auszuprobieren.

    Ein erster Schritt könnte sein, Stimulanzien wie Koffein zu meiden, auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus zu achten und dich mit Achtsamkeit und Meditation zu beschäftigen.

    Gespräche mit Freunden

    Gespräche mit Familie oder Freunden können ebenfalls helfen und Verständnis schaffen. Offen über deine Ängste und Sorgen zu sprechen, nimmt oft schon etwas Schwere aus der Situation. Personen, die dir nahestehen, sind sicherlich froh, dich besser verstehen und unterstützen zu können. Vielleicht findet ihr gemeinsame Aktivitäten, die ein ähnliches Gefühl wie Adrenalin auslösen, aber in einer geringeren Dosis. Der Spaß zusammen kann diese Gefühle vielleicht sogar übertreffen oder zumindest einen guten Ersatz bieten.

    Wenn diese Selbstmaßnahmen nicht helfen, ist es ratsam, professionelle psychologische Unterstützung zu suchen, um langfristige gesundheitliche Schäden zu vermeiden.

    Therapie bei Adrenalinsucht

    Wie kannst du eine Adrenalinsucht behandeln?

    Wenn du deine Adrenalinsucht langfristig nicht selbst in den Griff bekommst, sollte der Gang zum Arzt keine Angst oder Scham hervorrufen. Das Aufschieben einer notwendigen Therapie könnte deine mentale und möglicherweise auch körperliche Gesundheit gefährden. Stelle dir vor, wie eine Linderung der Symptome deine Lebensqualität verbessern kann.

    Durch eine diagnostische Untersuchung wird der Psychologe zunächst feststellen, ob das anhaltend erhöhte Stressniveau bereits körperliche Auswirkungen hat und kann dich bei Bedarf an einen Facharzt überweisen. Früh erkannte Gefäßveränderungen am Herzen können zum Beispiel lebensbedrohliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern. Manchmal können auch blutdrucksenkende Medikamente die Auswirkungen der Adrenalinsucht mildern, doch dies erfordert eine genaue Diagnose durch einen Arzt.

    Ursachenbekämpfung

    Warum wird ständig Adrenalin benötigt?

    In erster Linie sollen nicht die Symptome, sondern die Ursache behandelt werden. Der Arzt wird mit Ihnen gemeinsam schließlich eine geeignete Behandlung festlegen, um Ihr Stresslevel dauerhaft zu senken und gefährliches Suchtverhalten abzulegen.

    Dazu zählen beispielsweise kognitive Verhaltenstherapie oder eine stationäre Reha helfen. Zu den Reha-Leistungen zählen nicht nur medizinisch-therapeutische Maßnahmen, sondern außerdem die Unterstützung bei sozialen und seelischen Problemen, die das Suchtverhalten bedingen.2Die deutsche Rentenversicherung: Medizinische Sucht-Rehabilitation | deutsche-rentenversicherung.de

    Eine Behandlung ist in hohem Maße individuell und von den jeweiligen Beschwerden und Lebensumständen abhängig. Auch regelmäßige sportliche Betätigung oder die Umstellung des Lebensstils kann helfen.

    Ein offenes Gespräch mit einem Arzt oder Psychologen, dem du vertraust, ist ein wichtiger erster Schritt.

    Hilfe finden und annehmen

    Hilfe von Therapeuten bei starker Adrenalinsucht

    Wenn du bereits unter den negativen Auswirkungen der Adrenalinsucht leidest, ist oft der Hausarzt oder direkt ein Facharzt die erste Anlaufstelle.

    Diese können die gesundheitlichen Folgen des erhöhten Stresslevels erkennen und behandeln. Sie werden auch die Behandlung deines Suchtverhaltens mit dir planen.

    Die Behandlung kann beim Hausarzt, Psychologen, Psychotherapeuten oder Kardiologen stattfinden. Über Google kannst du passende Ärzte in deiner Nähe finden und Erfahrungsberichte lesen.

    Wenn du generell Angst vor Ärzten oder Therapeuten hast, könnten dir unsere Selbsthilfeartikel helfen, diese Ängste zu überwinden und den Besuch bei einem Therapeuten oder Arzt angenehmer zu gestalten.

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      Quellen:

      1. Aidman E. V., Woollard S. (2003). Der Einfluss der selbst berichteten Übungssucht auf akute emotionale und physiologische Reaktionen auf kurzzeitigen Übungsentzug. Psychologie von Sport und Bewegung | doi.org

      Autoren, Überprüfung und Gestaltung:

      Autorin: Julia Dernbach

      Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann

      Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier

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