Adrenalinsucht

Die Sucht nach Adrenalin und Aufregung

Wir berichten im Artikel über die Sucht nach Adrenalin und wie besser mit dem Suchtverhalten umgegangen werden kann. Ohne Adrenalin würden wir unter Stress kaum funktionieren, denn das Hormon gehört zu unserem Überlebensmechanismus und wird in stressigen, aufregenden oder potenziell gefährlichen Situationen ausgeschüttet.

Wie bei allen Dingen ist ebenfalls bei der Adrenalinausschüttung die richtige Dosis entscheidend. Ein permanent erhöhter Adrenalinspiegel kann gefährliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben und sollte in bestimmten Fällen ärztlich untersucht werden.

Übersicht:
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    Häufige Fragen:

    Ein permanent erhöhter Adrenalinspiegel kann sich zur Sucht entwickeln und eine Sucht ist eine Krankheit. Bei einer Suchterkrankung spielen biologische, genetische, psychische und soziale Faktoren eine große Rolle. Sie basiert auf einer Fehlsteuerung des Belohnungssystems im Gehirn und sollte mit ärztlicher Unterstützung behandelt werden. Zudem kann Adrenalinsucht auf Dauer negative gesundheitliche Folgen für den Körper haben. 

    Führt die Adrenalinsucht ein permanent erhöhtes Stresslevel und gesundheitsgefährdendes Verhalten herbei, sollte zur Linderung ein Psychologe oder Arzt aufgesucht werden. Auch wenn Betroffene Ihr Verhalten nicht eigenständig in den Griff bekommen, ist ärztliche Unterstützung ratsam.

    Die Adrenalinkonzentration lässt sich sowohl im Blut als auch im Urin bestimmen. Dabei ruht der Patient vor der Blutabnahme in der Regel 30 Minuten, um die Aufregung in der ungewohnten Umgebung der Arztpraxis zu senken und den Adrenalinspiegel auf einem nicht künstlich erhöhten Niveau zu messen. 

    Wie wirkt Adrenalin?

    Was passiert durch Adrenalin?

    Adrenalin ist ein Hormon, das von den Nebennieren gebildet und bei Gefahr oder Stress vermehrt ins Blut ausgeschüttet wird.

    Adrenalin wird als „Stress-Hormon“ bezeichnet und ist ursprünglich ein Überlebensmechanismus des Körpers. Durch die Adrenalinausschüttung wird die Blutverteilung umgestellt. Es fließt mehr Blut in Muskeln und Lungen und der Körper wird auf „Kampf“ oder „Flucht“ eingestellt.1Aidman E. V., Woollard S. (2003). Der Einfluss der selbst berichteten Übungssucht auf akute emotionale und physiologische Reaktionen auf kurzzeitigen Übungsentzug. Psychologie von Sport und Bewegung | doi.org

    Das Hormon beschleunigt zudem den Herzschlag und lässt Blutdruck und Blutzuckerspiegel steigen. Adrenalin sorgt während seiner Ausschüttung für eine erhöhte Leistungsbereitschaft und unterdrückt Müdigkeit, Schmerzen, Hunger und Verdauung. Diese Reaktionen versetzen den Körper in Gefahrensituationen geistig und körperlich in Bestform, um das Überleben zu sichern. 

    Ursachen für Adrenalin

    Die Ursachen für eine Adrenalinsucht können vielfältig sein. Eine Sucht entsteht in der Regel aus einem Zusammenspiel von genetischer Veranlagung sowie psychischen und sozialen Faktoren, auf die Betroffene kaum Einfluss haben.

    Süchtig nach Adrenalin

    Wie macht sich eine Adrenalinsucht bemerkbar?

    Einen Adrenalin-Kick führen viele Menschen selbst herbei. Auch in kontrollierten Situationen wie bei einer Achterbahnfahrt oder einem besonders gruseligen Horrorfilm erkennt der Körper eine vermeintlich gefährliche Situation. Er wird wacher und reagiert mit einem Adrenalinschub.

    Die Adrenalin-Ausschüttung empfinden viele Menschen als angenehmen Kick. In gewissem Maße nach Adrenalin zu streben ist zunächst kein Krankheitsbild und eine natürliche Reaktion des Körpers. 

    Bereits die Bezeichnungen „Adrenalin-Kick“ oder „Adrenalin-Rausch“ deuten an, dass sich der Wunsch nach einem neuen „Kick“ zur Sucht entwickeln kann.

    Wenn sich das Verlangen nach Adrenalinausschüttung von Extremsituationen auf den Alltag überträgt, kann das gefährlich werden. Bei einer Adrenalinsucht folgt auf ein Leistungshoch durch Adrenalin recht schnell Ermüdung und das Verlangen nach einem erneuten Antrieb.

    Menschen mit Adrenalin-Sucht sind daher ständig von Stress umgeben. Wenn dieser Stress nicht von außen kommt, erzeugen sie ihn selbst, um das Adrenalinlevel permanent hochzuhalten.

    Anzeichen für eine Adrenalinsucht:

    Gefahren einer Adrenalinsucht

    Ist die Sucht nach Adrenalin gefährlich?

    Viele Merkmale der Adrenalinsucht ähneln denen anderer Süchte. Insbesondere wenn risikoreiche Aktivitäten trotz negativer Konsequenzen weiterhin durchgeführt werden. Dabei muss es sich nicht immer um gefährlichen Extremsport handeln.

    Auch Stress im Alltag oder der Drang, etwas Illegales zu tun, kann einen Adrenalinstoß herbeiführen. Entwickelt sich der Wunsch nach Adrenalin zu einer Sucht, kann das negative Auswirkungen auf das ganze Leben nehmen.

    Gesundheitliche Schäden

    Der Dauerstress ist besonders schädlich für das Herz-Kreislauf-System und schadet der mentalen Gesundheit. Zu den typischen Symptomen eines dauerhaft erhöhten Adrenalinspiegels zählen unter anderem: ein geschwächtes Immunsystem, Herzrasen, Schweißausbrüche, innere Unruhe, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Muskelzittern und Gewichtsabnahme.

    Erhöhtes Verletzungsrisiko

    Wer zu risikoaffinem und gefährlichen Verhalten neigt, um den nächsten Adrenalinschub auszulösen, leidet unter einem erhöhten Verletzungsrisiko.

    Beeinträchtigung sozialer Beziehungen

    Wer sich trotz der Sorgen und Bitten der Familie, des Partners oder der Freunde regelmäßig in gefährliche Situationen bringt, gefährdet nicht nur die eigene Gesundheit, sondern ebenfalls soziale Beziehungen.

    Ausbildung weiterer Süchte

    Drogen und Alkohol stimulieren die Freisetzung von Dopamin im Körper und können eine ähnliche Wirkung wie ein Adrenalin-Schub erzeugen. Adrenalin-Süchtige sind daher anfälliger für Drogen- und Alkoholabhängigkeit als andere Menschen.

    Ärger mit dem Gesetz

    Personen, die permanent den Drang nach einem neuen „Kick“ verspüren, suchen diesen teilweise in illegalem Verhalten. Dies kann sehr schwerwiegende und reale Folgen für das eigene Leben haben.

    Risiken der Adrenalinsucht

    Was passiert bei ständig neuem Adrenalinkick?

    Eine Adrenalinsucht kann vor allem dann sehr gefährlich werden, wenn die ständig  neuen Kicks dazu führen, dass man immer extremeres Verhalten zeigt, um das gewünschte Gefühl der Spannung und Aufregung zu erreichen. Dies kann zu gefährlichen Situationen führen, die nicht nur das eigene Leben, sondern auch das Leben anderer gefährden können.

    Ein Beispiel dafür wären riskante Auto oder Motorrad Touren mit hohen Geschwindigkeiten. Dadurch erhöht sich das Risiko von schweren Unfällen, bei denen nicht nur sie selbst, sondern auch unschuldige Passanten verletzt oder getötet werden können.

    Ein weiteres Beispiel sind gefährliche Kletter- oder Bergtouren. Menschen mit Adrenalinsucht suchen oft nach Nervenkitzel und Spannung, indem sie auf hohen Bergen oder steilen Felswänden klettern. Teilweise werden sogar bewusst weniger Sicherheitsvorkehrungen getroffen, damit der Adrenalinpegel höher ist.

    Auch beim Extremsport wie Base-Jumping oder Wingsuit-Fliegen kann die Adrenalinsucht gefährlich werden. Diese Sportarten sind sehr riskant und erfordern ein hohes Maß an Erfahrung und Fachwissen, um sicher durchgeführt zu werden. Menschen mit Adrenalinsucht können jedoch dazu neigen, die notwendige Vorsicht außer Acht zu lassen, um den Nervenkitzel zu steigern.

    Drang nach Adrenalin reduzieren

    Wie kann man den inneren Drang nach Adrenalin überwinden?

    Sollten Sie an sich selbst eine Adrenalinsucht vermuten, tendieren Sie zu risikoreichem Verhalten oder kreieren Sie sich permanent selbst Stress, können Sie einige Selbstmaßnahmen gegen die Adrenalinsucht ausprobieren.

    Ein erster Schritt kann es sein, Stimulanzien wie Koffein zu vermeiden, auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus zu achten und sich an Achtsamkeit und Meditation zu versuchen.

    Gespräche mit Freunden

    Auch Gespräche mit der Familie oder Freunden können helfen und Verständnis herstellen. Ein offener Umgang mit den eigenen Ängsten und Sorgen nimmt häufig bereits etwas Schwere aus der Situation. Besonders Personen, die Ihnen nahestehen, sind sicher froh, Sie besser zu verstehen und unterstützen zu können. Vielleicht lassen sich ja gemeinsame Tätigkeiten finden, welche ein ähnliches Gefühl wie Adrenalin, in geringerer Dosis ausschütten. Der gemeinsame Spaß kann diese Gefühle vielleicht überbieten oder zumindest einen guten Ersatz bieten.

    Sollten die Selbstmaßnahmen nicht helfen, ist die Suche nach psychologische Unterstützung ratsam, um langfristige gesundheitliche Schäden zu verhindern.

    Therapie bei Adrenalinsucht

    Wie kann man eine Adrenalinsucht therapieren?

    Da die Adrenalinsucht langfristig ernsthafte Folgen haben kann, sollten Sie vor ärztlicher Unterstützung nicht zurückschrecken, wenn Sie Ihr Verhalten eigenständig nicht in den Griff bekommen.

    Machen Sie sich bewusst, dass es keinen Grund für Angst oder Scham vor einem Arztbesuch gibt.

    Mit dem Hinauszögern einer Therapie gefährden Sie auf Dauer Ihre mentale und möglicherweise sogar körperliche Gesundheit. Denken Sie vor allem an die Zeit nach dem Besuch beim Therapeuten und wie eine Linderung der Symptome Ihre Lebensqualität verbessern kann.

    Durch eine diagnostische Untersuchung wird der Psychologe zunächst herausfinden, ob das permanent erhöhte Stresslevel bereits körperliche Auswirkungen zur Folge hat. Der Psychologe kann Sie somit auch an einen Facharzt überweisen. 

    So sind beispielsweise Gefäßveränderungen am Herzen in frühen Stadien häufig nicht wahrnehmbar. Wird dies frühzeitig festgestellt, können lebensbedrohliche Komplikationen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermieden werden. Auch blutdrucksenkende Tabletten können die akuten Auswirkungen der Adrenalinsucht lindern. Dies ist allerdings sehr individuell abgestimmt und benötigt eine genaue Diagnose vom Arzt.

    Ursachenbekämpfung

    Warum wird ständig Adrenalin benötigt?

    In erster Linie sollen nicht die Symptome, sondern die Ursache behandelt werden. Der Arzt wird mit Ihnen gemeinsam schließlich eine geeignete Behandlung festlegen, um Ihr Stresslevel dauerhaft zu senken und gefährliches Suchtverhalten abzulegen.

    Dazu zählen beispielsweise kognitive Verhaltenstherapie oder eine stationäre Reha helfen. Zu den Reha-Leistungen zählen nicht nur medizinisch-therapeutische Maßnahmen, sondern außerdem die Unterstützung bei sozialen und seelischen Problemen, die das Suchtverhalten bedingen.2Die deutsche Rentenversicherung: Medizinische Sucht-Rehabilitation | deutsche-rentenversicherung.de

    Eine Behandlung ist in hohem Maße individuell und von den jeweiligen Beschwerden und Lebensumständen abhängig. Auch regelmäßige sportliche Betätigung oder die Umstellung des Lebensstils kann helfen.

    Ein offenes Gespräch mit einem Arzt oder Psychologen, dem Sie vertrauen, ist ein guter erster Schritt und verschafft Klarheit über die weitere Vorgehensweise.

    Hilfe finden und annehmen

    Hilfe von Therapeuten bei starker Adrenalinsucht

    Sollten Sie bereits an negativen Auswirkungen der Adrenalinsucht leiden, ist die erste Anlaufstelle meist Ihr Hausarzt oder direkt ein Facharzt.

    Ärzte können gesundheitliche Folgen des erhöhten Stresslevels feststellen und behandeln. Außerdem wird er eine geeignete Behandlung des Suchtverhaltens mit Ihnen festlegen. 

    Die Behandlung kann durch den Hausarzt, Psychologen, Psychotherapeuten oder Kardiologen erfolgen. Auf Google können Sie zudem passende Ärzte in Ihrer Umgebung auf eigenständige Weise finden und Erfahrungsberichte lesen.

    Falls Sie allgemein Angst vor Ärzten oder Therapeuten haben, können Sie unseren Selbsthilfe Artikel lesen, in dem wir Ihnen die Ängste vor dem Arztbesuch nehmen möchten. Damit möchten wir Ihnen den Besuch beim Therapeuten oder Arzt möglichst angenehmer machen.

    Übersicht:
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      Quellen:

      1. Aidman E. V., Woollard S. (2003). Der Einfluss der selbst berichteten Übungssucht auf akute emotionale und physiologische Reaktionen auf kurzzeitigen Übungsentzug. Psychologie von Sport und Bewegung | doi.org

      Autoren, Überprüfung und Gestaltung:

      Autorin: Julia Dernbach

      Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann

      Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier

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