Fingernägelknabbern

Tipps gegen Fingernägel kauen oder auch knabbern - Hilfe und Überwindung

Fingernägelknabbern oder –kauen (medizinisch: Onychophagie) tritt vor allem bei Kindern und Jugendlichen häufig auf. Doch auch bei Erwachsenen kann es zu einem teils zwanghaften Fingernägelknabbern kommen.

In den meisten Fällen handelt es sich dabei um eine nervöse Angewohnheit, selten steckt eine neurotische Störung dahinter. Wir klären auf, was die Ursachen sind und was gegen Fingernägelknabbern hilft. 

Übersicht:
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    Häufige Fragen:

    Wer an seinen Fingernägeln knabbert, gilt als Perfektionist. Häufig passiert das Knabbern aus Langeweile, Ungeduld und zum Teil auch Frustration.

    Fingernägelknabbern ist in der Regel nur eine Angewohnheit und selten eine richtige Zwangsstörung. Sehr selten können aber auch tiefere psychische oder neurotische Probleme dahinter stecken.

    Durch das Kauen an den Fingernägeln gelangen ständig Bakterien in den Organismus. Das bleibt nicht immer folgenlos. Wer an seinen Fingernägeln knabbert, ist meist häufiger erkältet oder fängt sich schneller einen Magen-Darm-Virus ein. Auch Hautausschläge sind keine Seltenheit. Da sich auch im Mundraum Krankheitserreger ansammeln, leiden mitunter sogar die Zähne und das Zahnfleisch.

    Gründe fürs Fingernägel-knabbern

    Welche Ursachen stecken hinter dem Fingernägel kauen?

    Bei einem Großteil der Betroffenen ist das Knabbern an den Fingernägeln wie ein Ventil in Situationen von Anspannung oder bei ungelösten Konflikten. Betroffene können nur bedingt mit Anspannung und Stress umgehen.

    Fingernägel kauen oder auch knabbern wird sehr häufig bei Kindern und Jugendlichen beobachtet. Dabei tritt es üblicherweise erst nach dem vierten Lebensjahr auf, sieben- bis zehnjährige Kinder knabbern am häufigsten an ihren Fingernägeln.

    Ein möglicher Grund ist Medizinern zufolge eine einengende oder unterdrückende Erziehung. Gerade motorische Einengung, emotionales Alleinlassen sowie das Verbot, aggressives Verhalten und andere Gefühle ausleben zu dürfen, erhöht die Wahrscheinlichkeit für Fingernägelknabbern.

    Nägelkauen gilt aus medizinischer Sicht als unangemessene Affektabfuhr oder Ersatzbefriedigung. 

    Beobachten lässt sich Fingernägelknabbern dabei bei zwei Gruppen von Kindern:

    Psychische Störung

    Fingernägel kauen als Zeichen für eine psychische Störung

    Ist das Fingernägelknabbern so stark ausgeprägt, dass auch die Nagelhaut verletzt wird, liegt möglicherweise eine psychische Störung mit der Neigung zur Selbstverletzung (sogenannte Autoaggression) vor.

    Unter Umständen liegt eine Verhaltens- und emotionale Störung vor, einige Experten sprechen vor allem bei exzessivem Knabbern von einer Zwangs- oder Impulskontrollstörung. Mitunter ist starkes Fingernägelknabbern auch ein Symptom einer psychischen Erkrankung.

    Häufig zeigt sich Fingernägel kauen bei folgenden Fällen:

    Vor allem bei Kindern ist es nur selten eine psychische Störung. Hier können aber schlechte Vorbilder ein Auslöser für Fingernägel-Kauen oder -Beißen sein. Tun dies Eltern oder enge Freunde, dann schauen sich Kinder dieses Verhalten oft ab.

    Passiert das Fingernägelkauen bewusst?

    Erste Untersuchungen haben ergeben, dass vor allem Männer tatsächlich bewusst an den Nägeln knabbern und dafür sogar andere Tätigkeiten unterbrechen.

    Frauen hingegen kauen eher unbewusst an ihren Nägeln – ganz nebenbei, beispielsweise beim Lesen, beim Fernsehen, in der Schule oder beim Lösen einer kniffeligen Aufgabe.

    Bislang gibt es aber eher wenige Untersuchungen darüber, ob das Fingernägelknabbern bewusst oder unbewusst erfolgt. Ein ähnliches Verhalten ist im übrigen auch beim Fingerknacken zu beobachten.

    Folgen vom Fingernägelknabbern

    Was passiert durchs Fingernägelkauen?

    In den meisten Fällen beginnt das Knabbern an Fingernägeln als harmlose Angewohnheit im Kindes- und Jugendalter und klingt nach der Pubertät von selbst wieder ab. Die zunehmende Persönlichkeitsreife ist vermutlich ein Grund dafür.

    Entwickelt sich allerdings aus dem Fingernägelknabbern ein Zwang, können unangenehme und auch schmerzhafte Folgen drohen. Häufig werden die Nägel bis zum Nagelbett abgebissen, einige Betroffene knabbern sogar an der Fingerkuppenhaut.

    Das ständige Nägelkauen sorgt für eine Verkürzung der Nagelplatte. Schlimmstenfalls resultieren daraus virale oder bakterielle Entzündungen, Pilzinfektionen, Blutungen und sogar Fehlbildungen des nachwachsenden Nagels.

    Einrisse in Nagel- und Fingerkuppenhaut sind häufig mit Schmerzen verbunden, selbst Warzen können sich in den geschädigten Bereichen bilden. In einigen Fällen ist außerdem das Nagelwachstum gestört.

    Probleme durch Fingernägelkauen

    Was kann noch durch Fingernägelknabbern passieren?

    Neben Schädigungen der Nägel und der Nagelhaut kommen noch weitere mögliche Folgen hinzu, die vor allem durch exzessives Nägelkauen ausgelöst werden.

    So sind auch Zahnfleischentzündungen (z. B. durch Keime) sowie Zahnprobleme und Zahnfehlstellungen (aufgrund der Belastung der Zähne) möglich.

    Außerdem können Beschwerden der Kaumuskulatur und des Kiefergelenks durch sehr starkes Fingernägelknabbern auftreten.

    Betroffene, welche die abgebissenen Hornzellen in größeren Mengen schlucken, haben nicht selten auch Probleme mit dem Magen und dem restlichen Verdauungstrakt, da Fingernägel nicht verdaut werden.

    Doch nicht nur körperliche Beschwerden gehen mit Fingernägelkauen einher. Gerade Erwachsene schämen sich oft auch für ihre durch das Nägelkauen unansehnlichen Hände, schließlich gelten schöne Hände als Visitenkarte.

    In der Folge kommt es zu sozialem Rückzug und zur Einschränkung sozialer Kontakte, um die Hände nicht zeigen zu müssen.

    Tipps gegen Fingernägel kauen

    Was hilft gegen ständiges Fingernägelknabbern?

    In den meisten Fällen können Betroffene selbst etwas gegen das Fingernägelkauen tun. Das ist vor allem dann der Fall, wenn es sich nur um eine lästige Angewohnheit handelt. 

    Folgende Tipps helfen dabei mit dem Fingernägel kauen aufhören zu können:

    In Apotheken und Drogerien gibt es einen speziellen Nagellack gegen das Nägelkauen. Er hat einen bitteren Geschmack, was das Fingernägelknabbern unangenehm macht. Der Lack soll außerdem dazu beitragen, dass sich Betroffene bewusst werden, dass sie gerade – wenn auch unbewusst – an den Nägeln kauen.

    Die Inhaltsstoffe gelten als unbedenklich, weshalb die Lacke schon bei kleinen Kindern angewendet werden können.

    Vor alle für Kinder ist es nicht das Gleiche, auf einem Pflaster herumzukauen. Durch das Fremdkörpergefühl wird ihnen bewusst, dass sie gerade an den Fingernägeln knabbern wollten.

    Ganz nebenbei erfüllt das Pflaster noch einen guten Zweck: Die verletzte Nagelhaut kann sich erholen. Spezielle Pflaster aus der Apotheke können zudem helfen, eingerissene Fingerkuppen und Risse in der Nagelhaut zu verringern.

    Mitunter ist es bereits hilfreich, die Nägel möglichst kurz zu schneiden. Schließlich lässt sich schwer etwas abknabbern, was nicht da ist.

    Einige Betroffene schaffen es, sich das Fingernägelknabbern schrittweise abzugewöhnen. Es fällt ihnen leichter, erst nur einen Teil der Nägel in Ruhe zu lassen und das „Knabberverbot“ dann schrittweise auf alle Nägel auszuweiten.

    Bei Jugendlichen und Erwachsenen können eine aufwendige Maniküre oder künstliche Fingernägel dazu beitragen, das Nägelkauen abzugewöhnen. Gerade Kunstnägel sind sehr schwer zu durchbeißen und spezielle Nagellacke wie Gel oder Shellac sind in der Regel auch deutlich härter als der normale Fingernagel. 

    Manchmal verleiten raue Nagelkanten Betroffene dazu, an ihren Fingernägeln zu Knabbern. In diesem Fall ist es ratsam, immer ein Nagelpflegeset dabei zu haben. In kritischen Situationen können dann die rauen Kanten gefeilt werden, sofern dies gerade möglich ist.

    Eine tägliche Kontrolle und Pflege der Nägel kann Rückfällen ins Fingernägelknabbern entgegenwirken. Die regelmäßige Nagelpflege sollte zur Routine werden.

    Abgesehen von diesen Tipps, welche die Nägel direkt betreffen, kann auch Entspannung, Ablenkung oder Sport dabei helfen die Sucht nach dem Fingernägel kauen zu verringern. 

    Ist das Nägelknabbern ein Ventil für Anspannung, innere Unruhe und Ängste, können Entspannungstechniken wie Meditation oder autogenes Training helfen, das Fingernägelkauen abzugewöhnen.

    Für hyperaktive und impulsive Nägelkauer kann es hilfreich sein, ihre überschüssige Energie umzulenken und beispielsweise sportlichen oder anderen körperlichen Aktivitäten nachzugehen. In vielen Fällen geht das Nägelkauen dadurch zurück.

    Ärztliche Hilfe

    Wann zum Arzt bei Fingernägelknabbern?

    Liegt der Verdacht auf psychische Ursachen (z. B. selbstverletzendes Verhalten) nahe oder haben sich Nagelhaut und Nagelbett bereits entzündet, ist ein Arztbesuch sinnvoll.

    Bevor der Arzt allerdings eine geeignete Therapie anraten kann, muss sichergestellt werden, dass das Fingernägelknabbern nicht die Folge einer tiefgreifenden Persönlichkeitsstörung ist. Ist dies der Fall, wird er eine psychologische Behandlung empfehlen.

    Grundsätzlich besteht aber kein Handlungsbedarf, solange sich Betroffene nicht selbst verletzen oder für das Fingernägelknabbern schämen.

    Therapie gegen Fingernägelknabbern

    Das sogenannte Habit-Reversal-Training ist eine therapeutische Methode, die dabei hilft, gewohnheitsmäßiges Fingernägelknabbern abzugewöhnen. Betroffene sollen dabei über einen bestimmten Zeitraum Tagebuch führen und festhalten, in welchen Situationen das Nägelkauen auftritt.

    Oft zeigt sich dabei, dass sich das Fingernägelkauen in Situationen mit erhöhter Anspannung oder einem gewissen Leistungsdruck zeigt. Im Anschluss trainieren Betroffene, in derartigen Situationen „konkurrierende Verhaltensweisen“ (z. B. eine Faust machen) anzuwenden.

    Homöopathie und Schüssler-Salze gegen Fingernägelknabbern?

    Gerade Eltern von fingernägelknabbernden Kindern, aber auch Erwachsene versuchen oft, homöopathische Mittel oder Schüssler-Salze zur Abgewöhnung einzusetzen.

    In der Wissenschaft sind die Konzepte und die spezielle Wirksamkeit von Homöopathie und Schüssler-Salzen umstritten. Studien können die Wirkung bislang nicht eindeutig belegen.

    Hilfe finden und annehmen:

    Hände sind die Visitenkarte eines Menschen. Sehen sie durch Fingernägelknabbern ungepflegt aus, schämen sich vor allem erwachsene Betroffene dafür. Viele Selbsthilfemaßnahmen versprechen Besserung. Tritt diese nicht ein oder sorgt das Fingernägelknabbern für Schmerzen und Entzündungen, ist ein Arztbesuch ratsam. 

    Ängste überwinden:

    Bei einer allgemeinen Angst oder erhöhten Schamgefühlen vor dem Gespräch mit Ärzten und Therapeuten, kann unser Selbsthilfe Ratgeber Artikel gegen die Arztphobie hilfreich sein. 

    Übersicht:
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      Quellen:

      1. How to stop biting your nails – aad.org
      2. Nail biting – Wikipedia

      Autoren, Überprüfung und Gestaltung:

      Autorin: Julia Dernbach

      Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann

      Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier

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