Angst vor Harndrang
Der Harndrang kommt oft in unpassenden Situationen. Viele Menschen haben Angst, dass sie die nächste Toilette nicht rechtzeitig erreichen. Genau diese Angst verstärkt die Probleme, das Wasser zu halten.
Neben dieser Angst, gibt es das Unbehagen auf eine öffentliche Toilette gehen zu müssen. Manche Menschen haben sogar Angst davor, öffentliche Toilette benutzen zu müssen. Dabei spielt auch die Hygiene eine entscheidende Rolle.
Wir klären auf, erklären woher die Gedanken kommen und geben Tipps wie die Angst überwunden werden kann.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 18. Januar 2023
Startseite » Psychologie » Angst auf Toilette zu müssen
Meistens basiert diese Angst auf der Befürchtung, sich zu blamieren. Schon Kinder verspüren Scham, wenn sie sich in die Hose machen.
Bei Erwachsenen verstärken sich diese negativen Gefühle noch. Darum geraten sie in Panik, wenn kein WC in der Nähe ist.
Verschiedene Gründe können für den verstärkten Harndrang und die wachsende Angst zur Toilette zu müssen verantwortlich sein.
Manchmal handelt es sich um Erkrankungen wie eine Blasenentzündung, in anderen Fällen sind psychische Probleme die Ursache.

Gründe für die Angst vorm Klo
Der störende Harndrang und die damit verbundene Angstreaktion basieren oft auf Stress. Die lange Autofahrt zur ungeliebten Arbeit, die Bedenken vor der großen Veranstaltung – diese und ähnliche Situationen können die Angst verstärken.
Die Angst aufs Klo zu müssen scheint von der Entfernung zur nächsten Toilette abhängig zu sein. Durch die Ängstlichkeit verschlimmert sich das Problem oft noch.
Auch die Hygiene der öffentlichen Einrichtungen kann Personen abschrecken und die Angst davor, auf solch eine Toilette gehen zu müssen verstärken.
Schlechte oder peinliche Erfahrungen mit öffentlichen Toiletten sind ein weiterer Auslöser der Angst. So kann ein dreckiger Restplatz Grund dafür sein, warum diese in Zukunft vermieden werden möchte.
Wer dann im Stau steht und dringend auf Toilette muss, bekommt es mit Angstsymptomen wie Herzasen, Unruhe oder sogar Panikattacken zu tun. Häufig wird dann lieber ein ruhiges Waldstück gesucht, anstatt eine öffentliche Toilette zu besuchen.
Teilweise sind physische Gründe für den Harndrang und die Angst verantwortlich. Wenn Kälte, bestimmte Bewegungen und Lachen dazu führen, dass ein paar Tropfen Urin austreten, kann eine ärztliche Untersuchung sinnvoll sein. Blasenschwäche tritt bei Menschen in allen Altersgruppen auf. Eventuell hilft ein gezieltes Blasentraining.
Die Paruresis ist eine Entleerungsstörung: Es handelt sich um die Angst, auf ein öffentliches WC zu gehen. Hierbei handelt es sich um eine spezifische seelische Störung. Die sogenannte schüchterne Blase erschwert es den Betroffenen, in einer fremden Umgebung zur Toilette zu gehen.
Anzeichen der Angst vorm Klo
- In der eigenen Wohnung ist von der Angst nichts zu spüren
In der Öffentlichkeit macht sich die Angst allerdings schnell bemerkbar.
- Wo befindet sich die nächste Toilette?
- Sieht es komisch aus, wenn ich schon wieder aufs Klo gehe?
- Gibt es eine Pause bei der Veranstaltung, damit ich zur Toilette gehen kann?
- Wie lange dauert der Stau noch?
Wer zur Toilette muss und keine Gelegenheit dazu hat, bei dem scheint sich der ganze Körper auf die Blase und/oder den Darm zu konzentrieren. Es fällt schwer, an etwas anderes zu denken.
Die Betroffenen versuchen, solche Probleme zu vermeiden, indem sie ihre Aktivitäten einschränken. Kinos, Wanderungen, Konzerte oder Stadionbesuche: Solche Pläne passen nicht in ihr Leben.
Die langfristige Vermeidung jeglicher Aktivitäten dieser Art kann sich negativ auf die sozialen Kontakte auswirken. Wer dies über eine längere Zeit vermeidet, kann sich sogar in die soziale Isolation manövrieren.
Der schnelle Blick nach dem nächsten WC gibt den Menschen etwas mehr Sicherheit. In ihrer Heimatstadt kennen sie sich am besten aus. Auch an anderen Orten suchen sie erst einmal nach den Toiletten, bevor sie sich innerlich entspannen. Bis zu diesem Grad bleibt die Angst, in ungünstigen Situationen aufs Klo zu müssen, noch im Rahmen.

Tipps gegen die Angst vor Toiletten
Die meisten Alltagsängste sind deshalb so bedrohlich, weil sie die Angst vor der Angst selbst erwecken. Das gilt auch für die Angst zu müssen. Mit Ablenkungs- und Entspannungstechniken gelingt es den Betroffenen, den Harndrang hinauszuzögern. So verlängern sich die Intervalle zwischen den Toilettengängen.
Wenn Blase oder Darm sich melden, bieten positive Gedanken eine gewisse Ablenkung. Zudem helfen bestimmte Muskelübungen, beispielsweise das Anspannen der Beckenbodenmuskulatur.
Bei akutem Harndrang empfiehlt es sich, den Körper ruhig zu halten und gerade zu sitzen. Ansonsten verstärkt sich der Druck auf die Blase und verschlimmert das Problem.
Gegen die Angst selbst gibt es Achtsamkeitsübungen, die die Seele stärken. Wer meditiert und in sich geht, entdeckt oft den ursprünglichen Auslöser und lernt, entspannter damit umzugehen.
Ein Blasentraining verbessert die körperliche Kontrolle. Durch bestimmte Übungen der Beckenbodenmuskulatur lernt die Blase, sich zu dehnen und entsprechend mehr Wasser zu speichern. Zu dem Trainingsprogramm gehört auch ein Trink- und Toilettenplan, in dem die Zeiten eingetragen werden. Verhaltenstherapeutische Aspekte sind ebenfalls Teil des Trainings.
Auch eine trainierte Blase hat ihre Grenzen. Niemand sollte sich zu sehr anspannen, um das Urinieren hinauszuzögern. Das könnte sich schädlich auf die Blase und auch auf die Nieren auswirken.
Wer Angst hat, ständig auf Toilette zu müssen, trinkt oft zu wenig. Doch regelmäßiges Trinken ist wichtig für einen gesunden Organismus. Aus diesem Grund spielt der Trinkplan beim Blasentraining eine wichtige Rolle. Allerdings sind harntreibende Getränke wie Kaffee, Cola und bestimmte Teesorten zu vermeiden, wenn in den nächsten Stunden keine Toilette erreichbar ist.
Wer eine mobile Not-Toilette mit sich führt, hat ein praktisches Hilfsmittel, das die Angst automatisch verringert. Es gibt eine Vielzahl von Einmalbehältern und mehrfach verwendbaren Urinalen für Männer und Frauen, die das Problem auf hygienische Art lösen. Auch positive Mantras und Atemübungen reduzieren den Stress und lindern die Angst
Quellen:
- Toilet Phobia Booklet – NHSGGC
Inhalt wurde verfasst von: Julia Dernbach – Medizinisch überprüft von: Thomas Hofmann