Angst vorm Proktologen
Bei vielen Menschen löst der Gang zum Proktologen Unbehagen aus. Wird der Besuch aufgeschoben, können die Beschwerden aber noch wesentlich unangenehmer werden. Doch warum sorgt der Gedanke an den Proktologen für Unwohlsein? Und wie lässt sich die Angst vorm Proktologen überwinden? Tipps & Aufklärung im Artikel.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 6. Februar 2025
Startseite » Ärzte » Angst vorm Proktologen
Der Proktologe inspiziert nach ausführlichem Patientengespräch zunächst die Haut im Bereich des Afters und tastet den Bereich vorsichtig ab. Mit einem Spekulum stellt er außerdem den Afterkanal dar. Je nach Beschwerdebild folgen weitere Untersuchungen.
Während der Arzt für Proktologie sich auf Erkrankungen des Enddarms und Afters spezialisiert hat, befasst sich der Gastroenterologe mit Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts sowie der verbundenen Organe.
Da es sich bei der Angst vorm Proktologen um eine Arztphobie handelt, kommen als Behandlung psychotherapeutische Maßnahmen sowie Medikamente infrage.
Alles in Kürze:
Die Angst vor dem Proktologen ist eine spezifische Angst, die bei vielen Menschen auftritt und sich in Unbehagen, extreme Unruhe und sogar Panik manifestiert.
Ausgelöst wird diese Angst oftmals durch das Unwohlsein über Beschwerden unterhalb der Gürtellinie, Schamgefühle, Furcht vor einer rektalen Untersuchung und möglichen negativen Diagnosen.
Die Symptome dieser Angststörung können zu Vermeidungsverhalten führen, was das Aufschieben von Arztterminen und dadurch eine Verschlechterung der zugrunde liegenden Gesundheitsprobleme nach sich zieht.
Eine Überwindung dieser Angst kann durch verschiedene Methoden erreicht werden, einschließlich Informationsgewinnung, Entspannungstechniken und psychotherapeutische Interventionen wie Verhaltenstherapie.

Proktologe oder Gastroenterologe
Bei Erkrankungen im Bereich des Magen-Darm-Trakts sind sowohl Proktologen als auch Gastroenterologen die richtigen Ansprechpartner. Doch welche Unterschiede gibt zwischen fachlichen und berufsspezifischen Schwerpunkten?
Was macht der Proktologe?
Der Begriff Proktologie bezeichnet das medizinische Fachgebiet, das sich mit den Erkrankungen des Enddarms und des Afters beschäftigt.
Sind auch Dickdarmerkrankungen sowie Erkrankungen des unteren Dünndarms einbezogen, wird von Koloproktologie gesprochen.
In der Medizin ist die Proktologie kein eigenständiges Fachgebiet, weshalb Ärzte unterschiedlicher Richtungen in diesem Bereich tätig sind.
Um die Zusatzbezeichnung „Proktologe“ tragen zu können, müssen Ärzte eine mindestens einjährige Weiterbildung absolvieren und eine mündliche Prüfung vor der Landesärztekammer ablegen.
Was macht der Gastroenterologe?
Als Teilgebiet der Inneren Medizin befasst sich die Gastroenterologie mit Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts und aller damit verbundenen Organen wie Gallenblase, Leber und Bauchspeicheldrüse.
Im Vergleich zur Proktologie, die sich speziell auf Erkrankungen des Enddarms und Afters konzentriert, deckt die Gastroenterologie ein breiteres Spektrum an Organen und Erkrankungen ab. Während Proktologen sich auf Probleme wie Hämorrhoiden, Analfissuren oder Enddarmentzündungen konzentrieren, diagnostizieren und behandeln Gastroenterologen eine Vielzahl von Zuständen, die vom Magen über den Dünndarm bis hin zur Leber reichen.
Gut zu wissen: Beide Fachrichtungen sind eng miteinander verknüpft und arbeiten oft zusammenarbeit, um umfassende Pflege und Behandlungen für Patienten mit gastrointestinalen Erkrankungen zu gewährleisten. Beide Fachärzte absolvieren spezielle Weiterbildungen in ihren jeweiligen Bereichen, um eine optimale Patientenversorgung zu gewährleisten.
Woher kommt die Angst vorm Proktologen?
Oft ist der Gang zum Arzt mit unguten Gefühlen behaftet. Die Ausprägung einer Angst ist allerdings recht unterschiedlich. Während der Besuch beim HNO-Arzt kaum negative Gefühle hervorruft, sorgt der Besuch beim Proktologen für extremes Unwohlsein und unruhige Nächte.
Zunächst zeigt sich meist ein Unwohlsein, wenn es um Beschwerden unterhalb der Gürtellinie geht. Viele Patienten haben eine gewisse Scham, sich nackt zu zeigen. Dazu gesellt sich häufig die Furcht vor einer rektalen Untersuchung und vor einem negativen Befund.
Harmlose Leiden wie Hämorrhoiden, Polypen, Analfissuren und Fisteln sich häufige Ursachen für Juckreiz, Brennen und Schmerzen. Der After ist als Teil des Intimbereichs aber leider immer noch eine Tabuzone und viele Menschen scheuen sich, zum Arzt zu gehen. Selbst dem Hausarzt verschweigen sie Probleme. Da jedoch auch andere und zum Teil bösartige Erkrankungen hinter den Beschwerden stecken können, sollten Betroffene den Gang zum Proktologen nicht hinauszögern.

Wichtigkeit vom Proktologen
Bei Symptomen im Bereich des Afters sowie bei Darmproblemen ist eine proktologische Untersuchung die Grundlage für weitere Behandlungsschritte.
Allein der Gedanke daran schreckt viele Menschen ab, den Proktologen aufzusuchen. Aus Peinlichkeit und Angst oder aufgrund von Fehlinformationen werden Termine verschoben.
Dabei sind viele Erkrankungen einfach zu behandeln. Durch den ausbleibenden Arztbesuch werden Krankheiten aber oft schlimmer. Komplikationen, schwere Krankheitsverläufe und Behandlungsschwierigkeiten sind die Folge.

Was passiert beim Proktologen?
Viele Patienten mit Angst vorm Proktologen wissen oft gar nicht genau, was bei der Untersuchung passiert.
Proktologen sind Fachärzte, die sich auf Enddarmerkrankungen spezialisiert haben. Sie behandeln Erkrankungen wie Hämorrhoiden, Analfisteln, Fissuren und Ekzeme oder Stuhlinkontinenz. Außerdem begleiten Proktologen Patienten mit chronischen Darmerkrankungen und Krebs im Bereich des Enddarms.
Vorbereitung auf die Untersuchung
Da die proktologische Untersuchung die Inspektion des anorektalen Kanals umfasst, muss dieser so sauber wie möglich sein.
Deshalb werden Patienten gebeten, am Tag zuvor und zwei Stunden vor der Untersuchung einen Einlauf bei sich durchzuführen. Dadurch werden Stuhlreste entfernt und eine gründliche Inspektion möglich.
Ablauf der Untersuchung
Die proktologische Untersuchung unterteilt sich in mehrere Teilschritte und ist nicht mit Schmerzen verbunden. Je entspannter der Patient, umso einfacher wird die Untersuchung für den Arzt. In Abhängigkeit der Beschwerden werden bis zu deren Abklingen mitunter nur einige Teilschritte durchgeführt.
Anamnese
Vor der Untersuchung führt der Proktologe mit dem Patienten ein ausführliches Gespräch, in dem er nach Symptomen, dem Zeitpunkt des ersten Auftretens und der Häufigkeit der Beschwerden sowie bisherigen Erkrankungen fragt.
Untersuchung auf äußerliche Probleme
Zunächst wird der Perianalbereich genau inspiziert, um alle äußerlich erkennbaren Probleme zu identifizieren. Der Proktologe bittet den Patienten, auf der Liege die sogenannte Sims-Position einzunehmen. Er legt sich dabei auf die linke Seite, winkelt die Beine Richtung Bauch an und rutscht mit dem Gesäß zum Liegenrand. So kann der Arzt eine nicht-invasive Untersuchung durchführen und alle an der Außenhaut erkennbaren Probleme erfassen. Ob weitere Untersuchungsschritte erfolgen, entscheidet der Arzt anhand seiner Beobachtungen und der Beschwerden des Patienten.
Palpation
Im nächsten Schritt ertastet der Proktologe den Perianalbereich mit dem Finger, um eventuelle Anomalien festzustellen. Er erkennt so Hämorrhoiden oder entzündete Rhagaden (Einrisse). Beides erschwert eine weitere Untersuchung, weshalb erst eine Abheilung abgewartet wird.
Rektale Untersuchung
Bei der rektalen Untersuchung führt der Arzt vorsichtig einen gut eingefetteten Finger in die Analöffnung und kann so die Kontraktions- und Entspannungsfähigkeit des Schließmuskels sowie die Pathologie bewerten. Zu diesem Zweck wird der Arzt den Pateinten um Anspannung des Anus bitten. Zeigen sich Symptome wie Schließmuskelprobleme, weitere Untersuchungen.
Rektoskopie und Anoskopie
Im letzten Schritt kann eine Inspektion des anorektalen Kanals mit Hilfe von Anoskop und Rektoskop durchgeführt werden. Der Proktologe beobachtet hiermit den Analkanal und den unteren Darmtrakt. Biopsien und kleinere ambulante Eingriffe sind damit ebenfalls möglich. Die Anoskopie hilft bei der Feststellung von Hämorrhoiden, die Rektoskopie bei der Diagnose von Tumoren im unteren Darm. Präkanzerone Läsionen am After und im unteren Darmbereich lassen sich zudem mit Hilfe einer hochauflösenden Anoskopie diagnostizieren

Angst vorm Proktologen überwinden
Die Angst vorm Proktologen lässt sich überwinden, wenn Sie sich im Vorfeld genau informieren.
Häufig entstehen Ängste durch Geschichten, die irgendwann aufgeschnappt wurden, aber mit der Realität nichts zu tun haben.
Untersuchung ist absolut normal
Sie haben Angst vorm Proktologen oder empfinden Scham? Dann denken Sie daran, dass sich der Proktologe täglich mit Beschwerden des Darms beschäftigt. Eine Untersuchung ist für ihn Routine, frei von Scham und Vorurteilen.
Proktologen sind geübt, ihren Patienten die Angst zu nehmen. Immerhin wissen sie, dass Probleme im Intimbereich ein Tabuthema sind. Geben Sie dem Arzt die Chance zur Behandlung, wird er Ihnen mit Sachlichkeit und Einfühlungsvermögen die Scheu vor der Untersuchung sicher nehmen können.
Tipps bei Angst vorm Proktologen
Selbsthilfe ist bei der Angst vorm Proktologen enorm wichtig. Solange Ängste nicht überwunden werden, wird keine Besserung eintreten. Im Gegenteil: mitunter verschlimmern sich Erkrankungen sogar.
Der erste Weg zur Überwindung ist, sich die Angst einzugestehen. So lässt sich eine Lösung des bestehenden Problems finden.
Angst geht mit körperlichem Stress einher. Dieser äußert sich in Form von Verspannungen bis hin zu Herzrasen oder Übelkeit und Erbrechen. Gezielte Entspannungstechniken reduzieren den Anstieg der Stresshormone und lassen sich auch während des Arzttermins durchführen.
Ein Arztbesuch fällt mit einer vertrauten Person oft leichter. Außerdem sorgt die Begleitperson für Ablenkung. Ärzte und ihre Mitarbeiter haben dafür Verständnis, wenn ein Familienmitglied oder Freund beim Arztbesuch dabei ist.
Was im Kindesalter funktionierte, erweist sich auch im Erwachsenenalter als bewährte Methode zur Überwindung einer Angst. Nach erfolgreich gemeistertem Arztbesuch können Sie sich selbst belohnen (z. B. mit einem Besuch in einer Wellnessoase).
Oft wird Dr. Google bei Beschwerden um Rat gefragt. Das verschlimmert die Ängste oft. Dann verhindert die mögliche Diagnose den Gang zum Proktologen. Auch Falschinformationen sind möglich, weshalb Symptome schnell als „unproblematisch“ eingestuft werden und eine Behandlung ausbleibt.
Therapeutische Behandlung bei Angst vorm Proktologen
Lässt sich die Angst vorm Proktologen nicht mit den Tipps zur Selbsthilfe reduzieren und kommt es bereits beim Gedanken an den Arztbesuch zu Panikattacken, kann eine Verhaltenstherapie bei der Überwindung helfen. Dies ist meist der letzte Ausweg, wenn weder empfohlene Vorsorgeuntersuchungen wahrgenommen werden noch bei akuter Erkrankung der Arzt aufgesucht wird.
Der Gang zum Proktologen bei kann nur ein Gewinn sein. Selbst bei negativer Diagnose ist ein frühzeitiger Arztbesuch enorm wichtig für den weiteren Krankheitsverlauf. Ein Aufschub oder Verzicht kann ernste Folgen für die Gesundheit haben.
Selbsthilfe Anleitung
Für diejenigen, die Schwierigkeiten haben, einen Arzt oder Therapeuten wegen dieser Problematik aufzusuchen, könnte es hilfreich sein, sich zuerst mit Selbsthilfe zu versuchen. Wir haben verschiedene Bücher die bei der Überwindung helfen können.
Quellen:
- Proktologie – Wikipedia
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier