Präventiophobie
Du kennst das vielleicht: Der Gedanke an den Arztbesuch lässt dich zögern, besonders wenn es um Vorsorgeuntersuchungen geht. Viele von uns fühlen sich unwohl bei dem Gedanken, einen Termin für eine Darmkrebsvorsorge zu vereinbaren.
Diese Zurückhaltung hat oft einen einfachen Grund: Die Angst vor der Untersuchung selbst scheint größer zu sein als die Furcht vor der Krankheit. Aber lass uns ehrlich sein: Vorsorgeuntersuchungen sind harmlos und können dein Leben retten. Wir sprechen hier über Präventiophobie – die Angst vor Vorsorge.
In diesem Artikel erfährst du, wie du dieser Angst begegnen und sie überwinden kannst. Der Artikel ist werbefrei und verständlich verfasst. Zudem kannst du im Inhaltsverzeichnis direkt zu den Themen springen, die dich besonders interessieren.
- Autor: Matthias Wiesmeier
- Aktualisiert: 18. März 2024
Was ist Präventiophobie?
Vielen Deutschen ist bewusst, dass sie die Möglichkeit haben, Vorsorgeuntersuchungen zu nutzen. Doch die Termine werden letztlich nicht wahrgenommen. Für viele Menschen ist Krebs ein Tabuthema. Hinzu kommt die Angst vor Ärzten und den nötigen Behandlungsmethoden. Wie bei jeder Phobie setzen die Betroffenen alles daran, das Ereignis hinauszuzögern oder komplett zu umgehen.
Dieses Vermeidungsverhalten führt dazu, dass sich Krankheiten entwickeln, die durch eine Vorsorge im frühen Stadium erkannt und geheilt werden können. Die Angst vor der negativen Diagnose im Sprechzimmer kann entkräftet werden, denn bei gerade einmal einem Prozent der zur Darm-Vorsorge erschienenen Patienten lautet die Diagnose tatsächlich Darmkrebs.
Ins Leben gerufen wurde die Präventiophobie durch die Felix Burda Stiftung.
Angst vor Vorsorge
Wie äußert sich deine Angst vor Vorsorgeuntersuchungen? Die sogenannte Präventiophobie umfasst oft eine Mischung verschiedener Ängste. Zumeist ist eine allgemeine Krankheitsangst der Auslöser. Im Speziellen kann die Kanzerophobie, also die ausdrückliche Angst vor Krebs, eine Rolle spielen.
Die Angst vor der Vorsorge ist eng verbunden mit der Ungewissheit einer Diagnose. Viele fürchten das Unbekannte, das ihr gewohntes Leben auf den Kopf stellen könnte. Dazu zählt auch die Angst vor dem Arztbesuch selbst und vor der Unsicherheit, welche Untersuchung auf dich zukommt.
Die Präventiophobie kann sich auch auf Berührungen und näheren Körperkontakt bei der Untersuchung beziehen. Betroffene fürchten, während der Untersuchung mit Keimen in Kontakt zu kommen, die Erkrankungen auslösen könnten.
Skeptisch einer Vorsorge gegenüberzustehen, ist eine völlig normale Reaktion. Als problematisch wird es allerdings angesehen, wenn bestimmte Symptome auftreten und der Gedanke an die bevorstehende Vorsorgeuntersuchung Tage vor dem Termin bereits fast unerträglich wird.
- Unwohlsein
- Übelkeit
- Durchfall
- Zittern
- Schweißausbrüche
- Atembeschwerden
- Herzrasen
- Erhöhten Puls
- Appetitlosigkeit
- Unkonzentriertheit
Daraus können regelrechte Panikattacken entstehen. Diese sind mit einem schweren Krankheitsgefühl verbunden und das Wahrnehmen der Vorsorgeuntersuchung wird tatsächlich unmöglich.
Meist steht die Präventiophobie nicht für sich, sondern tritt im Zusammenhang mit anderen Ängsten auf. Dann wird von einer generalisierten Angststörung gesprochen. Diese kann die Lebensqualität der Patienten stark einschränken und sollte im Rahmen einer Verhaltenstherapie behandelt werden.
- Urologen
- Zahnärzte
- Gynäkologen
- Chirurgen
- Gastroenterologen
- Neurologen
Wohl am häufigsten versäumt, werden die jährlich empfohlenen zahnärztlichen Vorsorgetermine. Die Angst vor Zahnärzten ist derart weit verbreitet, dass sie mit „Dentophobie“ eine eigene Bezeichnung trägt und eine Anerkennung als psychische Erkrankung besitzt.
Warum ist Vorsorge wichtig?
Warum sollten gesunde Menschen einen Arzt aufsuchen? Mehr als acht Millionen Deutsche haben sich diese Frage nicht gestellt und sind zur kostenlosen Darmkrebsvorsorge gegangen. Dadurch ließen sich 145.000 Todesfälle verhindern.1Felix Burda Stiftung | www.felix-burda-stiftung.de Dies ist ein erster, wenn auch kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Krebs kann durch die rechtzeitige Vorsorge erkannt und verhindert werden. Voraussetzung dafür ist der regelmäßige Gang zur Vorsorgeuntersuchung. Dies wird längst nicht von allen Menschen in Deutschland erkannt. Es herrscht häufig die Meinung vor, sind keine Beschwerden vorhanden, brauche ich keinen Arzt. Doch auch ohne Beschwerden sind Vorsorgeuntersuchungen wichtig, um auch weiterhin gesund zu bleiben und Erkrankungen möglichst frühzeitig zu erkennen.
Ursachen der Präventiophobie
Warum hast du Angst vor einer Vorsorgeuntersuchung? Die Gründe für Präventiophobie sind vielseitig und nicht immer direkt mit dem Arzt oder der spezifischen Untersuchung verbunden. Um die wahren Ursachen deiner Angst zu verstehen, ist es wichtig, einen Blick auf deine persönlichen Beweggründe zu werfen.
- Ängste aus der Kindheit (Überfürsorge der Eltern, Darstellung des Arztbesuches als schlimme Sache)
- schlechte Arzterfahrungen (schmerzhafte Untersuchungen, falsche Diagnose, wenig Empathie)
- mangelnde Arzterfahrungen (Angst vor dem Ungewohnten und Unbekannten)
- Angst vor Ansteckung (Keime, Bakterien)
- Angst vor der Untersuchung (Schmerzen, Komplikationen)
- Angst vor dem Befund (z.B. Krebs)
- Schamgefühle (Nacktheit, Bloßstellung, Kontrollverlust)
Das negative Image von Vorsorgeuntersuchungen wird heutzutage oft durch irreführende Informationen aus dem Internet verstärkt. Wenn du dich zu intensiv mit den Krankheiten auseinandersetzt, die bei einer Vorsorgeuntersuchung identifiziert werden könnten, besteht die Gefahr, dass du eine ernsthafte Hypochondrie entwickelst. Dieser übermäßige Fokus auf potenzielle Erkrankungen kann dazu führen, dass die Angst vor der Diagnose selbst zum Hauptproblem wird, statt der Krankheit, die es zu verhindern gilt.
Die Auseinandersetzung mit deinen Ängsten und ein offenes Gespräch mit Freunden und Verwandten können hilfreich sein. Auch unsere Selbsthilfe kann dir dabei helfen, den entsprechenden Mut zu fassen.
Risiken der Präventiophobie
Was macht Präventiophobie so gefährlich für dich? Ängste sind für die betroffene Person sehr unangenehm und können als akut bedrohlich empfunden werden. Obwohl Ängste und Phobien allein keine Erkrankungen verursachen, können sie zu Panikattacken führen, die deine Gesundheit belasten.
Bei der Präventiophobie spielst du ganz konkret mit deinem Leben, wenn du Vorsorgeuntersuchungen vermeidest. Besonders riskant wird es, wenn wir über Themen wie Darmkrebs sprechen.
Im Anfangsstadium verursacht Darmkrebs keine Beschwerden. Die als Vorstufen von Darmkrebs geltenden Adenome und Polypen werden bei einer Vorsorgeuntersuchung entdeckt und sofort entfernt. Durch eine solche Vorsorgeuntersuchung kann Darmkrebs effektiv bekämpft werden, bevor er Beschwerden verursacht und deine Gesundheit ernsthaft gefährdet. Das zeigt, wie entscheidend frühzeitige Vorsorge für deine Gesundheit ist.
Vorsorgeuntersuchungen als Kassenleistung
Als gesetzlich Krankenversicherter hast du Anspruch auf kostenlose Vorsorgeuntersuchungen. Diese Untersuchungen zielen darauf ab, Krankheiten frühzeitig zu erkennen, die bei rechtzeitiger Diagnose effektiv und gezielt behandelt werden können.
Zu den häufigsten Todesursachen zählen Tumore und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.5Häufigste Todesursachen | de.statista.com Bereits seit Anfang der 1970-er Jahre bieten die gesetzlichen Kassen eine Krebsfrüherkennung an.6Krebsfrüherkennung – Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016 | krebsdaten.de
Wenn du unter Präventiophobie leidest, entgehst du vielen wichtigen Vorsorgeuntersuchungen, die deine Gesundheit schützen und erhalten könnten. Bedenke auch, dass diese Untersuchungen Leistungen sind, für die wir alle regelmäßig Beiträge zahlen. Indem du sie nicht in Anspruch nimmst, verpasst du nicht nur die Chance auf die Früherkennung von Krankheiten, sondern lässt auch Geld liegen.
Jährliche Untersuchung von Dickdarm und Rektum für Frauen und Männer ab 50 Jahren.
Für Frauen zwischen 50 und 79 Jahren, alle zwei Jahre eine Mammografie.
Jährliche Genitaluntersuchung und ab 45 Jahren eine Tastuntersuchung der Lymphknoten.
Ganzkörperuntersuchung für Frauen und Männer ab 35 Jahren, alle zwei Jahre ein Hautkrebs-Screening.
Zweimal jährlich ab 18 Jahren.
Die App „APPzumARZT“ hilft dir, den Überblick über deine anstehenden Vorsorgeuntersuchungen zu behalten und umfasst alle genannten Präventionsleistungen.
Frühe Diagnose kann helfen
Wenn du Vorsorgeuntersuchungen wiederholt nicht wahrnimmst, setzt du deine Gesundheit aufs Spiel. Auch ohne aktuelle Beschwerden bist du nicht automatisch auf der sicheren Seite, was deine körperliche Gesundheit angeht. Ohne ärztliche Untersuchung gibt es keine Diagnose.
Darmkrebs, wenn früh erkannt, ist oft heilbar. Bleibt er unerkannt, verschlechtert sich die Krankheit zunehmend und erreicht ein schwer behandelbares Stadium. Dies gilt auch für alle anderen hier genannten Krebsarten. Im schlimmsten Fall können die aus Angst vermiedenen Vorsorgeuntersuchungen tödliche Konsequenzen haben.
Umfragen zeigen, dass die meisten Menschen wissen, dass sie die Darmkrebsvorsorge in Anspruch nehmen können. Trotzdem wird die Chance zur Prävention immer noch zu selten genutzt. Auf die Frage nach den Gründen nennen viele ihre momentane Beschwerdefreiheit als Argument, Präventionsmaßnahmen nicht für nötig zu halten. Ein bedeutender Anteil gibt jedoch auch Angst vor der Untersuchung als Hinderungsgrund an.2Vorsorgeuntersuchungen Nicht in ausreichendem Maße wahrgenommen | krankenkassen.de
Wir möchten dir vermitteln, dass die Früherkennung von Krankheiten lebensrettend sein kann. Das Ignorieren von Vorsorgeuntersuchungen aus Angst oder wegen des Gefühls momentaner Gesundheit ist ein Risiko, das nicht unterschätzt werden sollte. Prävention ist ein Schlüssel zur langfristigen Erhaltung deiner Gesundheit.
Felix Burda Stiftung
Die Felix Burda Stiftung setzt sich mit Herzblut und einem Augenzwinkern für die Darmkrebsvorsorge ein. Warum? Felix Burda erhielt die Diagnose Darmkrebs im Alter von nur 31 Jahren und verstarb zwei Jahre später, im Jahr 2001. Seitdem trägt eine Stiftung, die sein Vermächtnis weiterführt, seinen Namen, mit dem Ziel, Menschen vor einem ähnlichen Schicksal zu schützen.
Die Mutter von Felix Burda, Dr. Christa Maar betont die Notwendigkeit, den Teufelskreis der Präventiophobie zu durchbrechen. Trotz flächendeckend angebotener Vorsorge sind jährlich etwa 60.000 Neuerkrankungen zu verzeichnen und circa 24.000 Menschen sterben an Darmkrebs3Gegen die „Präventiophobie“ | proposgesund.de
– einer Krebserkrankung, die sich durch die regelmäßige Wahrnehmung von Vorsorgeuntersuchungen beinahe vollständig vermeiden ließe.
Mit ihrer Präventiophobie-Kampagne möchte die Stiftung das Bewusstsein für die Problematik von Darmkrebs schärfen. Die Vorsorge ist schmerzfrei und sicher. Bei einer fortgeschrittenen Krebserkrankung ist eine Behandlung und die Aussicht auf vollständige Heilung jedoch deutlich komplizierter.
Tipps für Vorsorgeuntersuchungen
Wenn du Angst vor Krankheiten hast, sind Vorsorgeuntersuchungen ein Muss. Aber das ist leichter gesagt als getan, denn zuerst musst du deine Angst überwinden und den Nutzen und Sinn dahinter erkennen.
- Mach dir die Notwendigkeit der Vorsorge bewusst. Es geht um deine Gesundheit.
- Stell dir das positive Gefühl vor, das du nach der Vorsorge hast. Wissen, dass du proaktiv an deiner Gesundheit arbeitest, kann sehr beruhigend sein.
- Belohne dich nach der Vorsorge mit etwas Angenehmem. Das kann ein gutes Buch, ein leckeres Essen oder ein entspannender Spaziergang sein.
- Sprich über deine Angst, schon wenn du den Termin vereinbarst. Ärzte sind darauf geschult, mit solchen Ängsten umzugehen.
- Suche Ablenkung im Wartezimmer, etwa durch Lesen oder Rätseln.
- Gehe nicht allein zum Termin. Eine Vertrauensperson kann dich ablenken und stärken.
- Stelle Fragen zur Untersuchung. Wissen reduziert Angst.
- Suche dir einen Arzt, der Vertrauen erweckt und auf deine Angst eingehen kann.
Wenn deine Angst so stark ist, dass sie dich daran hindert, Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, kann eine psychotherapeutische Behandlung notwendig werden. Aber auch dafür musst du einen Arzt, in diesem Fall einen Psychotherapeuten, aufsuchen. Dadurch entsteht ein schwieriger Kreislauf, der nur mit deiner eigenen Kraft und deinem Willen durchbrochen werden kann.
Es ist wesentlich, deine Angst als eine natürliche, wenn auch übersteigerte Reaktion zu verstehen und offen damit umzugehen. Dieser offene Umgang mit deiner Angst kann der erste Schritt sein, um den Teufelskreis zu durchbrechen und dir die notwendige Behandlung zu ermöglichen.
Der Schlüssel liegt darin, Hilfe zu suchen und anzunehmen, auch wenn der Gedanke daran zunächst Angst auslöst. Es gibt Wege, diese Hürden zu überwinden, und Fachleute, die verstehen, wie sie dir helfen können. Unser Selbsthilfe Artikel kann dir dabei noch mehr Mut zusprechen und dir nützliche Tipps geben.
Hilfe annehmen
Hilfe annehmen ist ein Zeichen von Stärke. Der Weg zur Vorsorgeuntersuchung mag dir beschwerlich erscheinen, doch die Untersuchungen sind meist schnell und kaum schmerzhaft. Danach bleibt das erhebende Gefühl, aktiv für deine Gesundheit gesorgt zu haben. Krebs kann Leben zerstören! Um gesund zu bleiben, solltest du deine Präventiophobie überwinden und Vorsorgetermine nicht scheuen.
Arzt finden
Den richtigen Arzt finden kann dabei eine große Hilfe sein. Wenn du und dein Arzt auf einer Wellenlänge seid, können viele Ängste schnell verfliegen. Nutze zum Beispiel Google, um Ärzte in deiner Nähe zu suchen. So kannst du leichter jemanden finden, bei dem du dich wohl fühlst und dem du vertraust. Eine positive Arzt-Patienten-Beziehung kann den Unterschied machen und es dir erleichtern, regelmäßig zur Vorsorge zu gehen.
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Quellen:
- Felix Burda Stiftung | www.felix-burda-stiftung.de
- Vorsorgeuntersuchungen Nicht in ausreichendem Maße wahrgenommen | krankenkassen.de
- Gegen die „Präventiophobie“ | proposgesund.de
- Mit einem Augenzwinkern zur Darmkrebsvorsorge | burda.com
- Häufigste Todesursachen | de.statista.com
- Krebsfrüherkennung – Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016 | krebsdaten.de
Dieser Artikel wurde von Matthias Wiesmeier verfasst. Selbstständiger Schriftsteller und Webdesigner seit 2005. Fachbereiche: Gesundheit, Psychologie, Sport.
Autor und Überprüfung:
Autor: Matthias Wiesmeier – Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann