Erotisches Kitzeln
Wenn Kitzeln sexuell erregt – ist das normal? In der Sexualwissenschaft gilt die Knisophilie als Paraphilie, also handelt es sich um ein atypisches Verhalten. Doch ein Blick in die Internet-Foren zeigt, dass sich viele Menschen, vor allem Frauen, gerne kitzeln lassen, um zum Höhepunkt zu kommen.
Wir haben paar Fakten zum Thema Kitzeln und sexuelle Erregung gesammelt, um einen kleinen Einblick in dieses Thema zu bieten.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 31. Januar 2023
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Die Stimulation durch Kitzeln findet nicht unbedingt an den typischen Triggerpunkten statt. Sie funktioniert auch, wenn beispielsweise die Fußsohlen gekitzelt werden. Das äußere Kitzelgefühl auf der Haut verteilt sich auf den ganzen Körper und kann eine starke Erregung auslösen, bis hin zum sexuellen Höhepunkt.
Wer sich gerne durch Kitzeln erregen lässt, kann einfach seinen Partner darum bitten. Außerdem gibt es die Möglichkeit, in verschiedenen Online-Portalen Kontakte zu knüpfen.
Sex durch Kitzeln – das kommt häufiger vor, als viele Menschen denken, auch wenn die wenigsten darüber sprechen.

Was passiert beim Kitzeln?
Beim Kitzeln handelt es sich um leichte Berührungen des Körpers. Diese sollen den anderen zum Lachen und Zucken stimulieren.
Viele Menschen reagieren sehr empfindlich auf das Kitzeln: Sie fangen an zu zittern, kreischen und versuchen, zu entkommen. Die Knimesis ist das sanfte Kitzeln, beispielsweise durch Streicheln oder mit einer Feder.
Etwas schmerzhafter wird es bei der Gargalesis, einer massiven Kitzelattacke mit stärkerem, punktuellem Druck auf besonders empfindliche Partien.
Einige Psychologen – unter ihnen James Leuba – glauben, dass es sich beim Kitzeln um einen Schutzreflex handelt. Andere sind der Meinung, dass das kitzlige Gefühl mit der Erleichterung nach einem Schreck zusammenhängt: Das Gehirn merkt, dass die Berührung nicht bedrohlich ist.
Auffällig ist, dass der Effekt deutlich geringer ausfällt, wenn sich Menschen selbst kitzeln. Anscheinend reduziert ein kortikaler Mechanismus den Kitzelreiz.
Je länger das Kitzeln andauert, desto unerträglicher erscheint es manchen Menschen. Darum wurde Kitzeln schon in früheren Jahrhunderten als Foltermethode verwendet. Durch das lang anhaltende Lachen und die ständigen Bewegungsreflexe sind außerdem Lungen- und Muskelschmerzen möglich.

Lust durch Kitzeln
- Im erotischen Spiel kann ein Partner den anderen kitzeln, um das Sexualleben zu stimulieren.
Durch den Kitzelreiz kann der passive Partner seine Hemmungen abbauen: Er begibt sich in die Hände des aktiven Partners, der wiederum die Wünsche und Grenzen des anderen erspürt. Häufig sind es Frauen, die sich kitzeln lassen, aber auch bei Männern ist Kitzeln als Sexualpraktik beliebt.
Einige Menschen empfinden es als besonders stimulierend, wenn sie erst gefesselt und dann gekitzelt werden (bondage and tickling). Eine Flucht ist damit nicht mehr möglich. Der Kitzelreiz löst die Ausschüttung von Endorphin aus, was die Erregung steigert.
Manchmal wird aus dem aktiven Kitzeln eines wehrlosen und gefesselten Partners zusätzlich eine sanfte Spielart des Sadismus: So verspürt auch der aktive Partner eine verstärkte Erregung. Oft sind auch Personen mit leicht masochistischen Neigungen vom Tickling angetan.
Tickling: Kitzelfetisch
Der Kitzelfetisch entwickelt sich oft schon im Teenager-Alter. Für die sexuelle Stimulation durch Kitzeln ist dabei oft das Kopfkino verantwortlich. Dazu kommt die körperliche Sinneswahrnehmung. Dafür muss der aktive Partner nicht einmal die sexuell erregbaren Stellen berühren. Der nahe Körperkontakt reicht aus, um sich gegenseitig zu erregen.
Beim Tickling geht es also darum, die sexuelle Lust durch die Endorphinausschüttung zu verstärken. Während der Kitzel-Attacke steigert sich der Erregungszustand, bis die Gekitzelten zum Orgasmus kommen. Dafür kann eine Feder ausreichen, mit der ein Partner über den Fuß des anderen streicht. Körperliche Stimulation, ein unterschwelliger Schmerz und Lust liegen hier nah beieinander.
Testfragen – bin ich knisophil?
Kitzeln löst immer einen gewissen Reiz aus – wobei einige Menschen kitzliger sind als andere. Vor allem Frauen reagieren oft empfindlich, wenn sie in an den Füßen, Handgelenken oder Kniekehlen gekitzelt werden. Dass das bis zum sexuellen Höhepunkt führen kann, scheint nur natürlich zu sein.
Doch es wirft auch Fragen auf: Wo beginnt die Knisophilie? Lässt sich dieser Fetisch unterdrücken oder intensivieren? Die Antworten auf die folgenden Fragen sollen dabei helfen, die eigene sexuelle Erregbarkeit zu prüfen.
Wer über seine Knisophilie Bescheid weiß, kann seine Hemmschwellen kennenlernen – und seine sexuellen Vorlieben individuell ausleben.
- Wie empfindlich/kitzelig bin ich?
- Wie reagiere ich auf Kitzeln, empfinde ich Schmerz oder Lust?
- Genieße ich es, gekitzelt zu werden?
- Habe ich eine „Lieblingsstelle“ beim Kitzeln?
- Spüre ich sexuelle Erregung beim Kitzeln?
- Kitzele ich gerne andere Leute?
- Teste ich manchmal absichtlich meine Empfindlichkeit?
- Was empfinde ich bei der Vorstellung, gefesselt und gekitzelt zu werden?
- Mache ich manchmal Fesselspiele?
- Stelle ich mir vor, von Prominenten gekitzelt zu werden?
Knisophilie ausleben
Auch wenn sie als Paraphilie gilt: Knisophilie – oder auch der Kitzel-Fetisch – ist für experimentierfreudige Menschen eine interessante Spielart. Wer offen für neue Stimulationen beim Sex ist, findet im Internet die entsprechenden Kontakte.
Auf der Suche nach Gleichgesinnten für Tickling gibt es verschiedene Online-Portale. Hier tauschen sich die Kitzel-Fetischisten über ihre Vorlieben aus. Ganz sanft oder etwas härter, eher dezent oder bis hin zur grausamen Kitzelfolter, mit oder ohne Fesseln: Die Möglichkeiten sind vielfältig. Wer glaubt, mit diesem Fetisch allein zu sein, kann sich also leicht vom Gegenteil überzeugen.
Die Beschreibung, wie der Kitzelreiz funktioniert, zeigt bereits, dass es keine psychischen Ursachen dafür geben muss. Das heißt, es gibt keinen Anlass, den Kitzelfetisch zu „therapieren“. Schließlich geht es nur um eine besondere Art der sexuellen Stimulation
Inhalt wurde verfasst von: Julia Dernbach – Medizinisch überprüft von: Thomas Hofmann