Sadismus
Wer sadistisch veranlagt ist, fühlt sich davon erregt, anderen Menschen Schmerzen zuzufügen. Dabei kann es sich um körperliches oder psychisches Leid handeln.
In der heutigen Zeit wird Sadismus oft einvernehmlich ausgelebt. Dafür tun sich Sadisten und Masochisten zusammen: Der Sadist fühlt sich von den realen sexuellen Handlungen ebenso erregt wie der Masochist.
Wir klären im Artikel über die unterschiedlichen Formen, den Auslösern und Anzeichen von Sadismus auf.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 14. Februar 2023
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Bei sadistischen Handlungen kommen oft Peitschen, Knebel und Fesseln zum Einsatz, um körperliche Schmerzen oder auch Demütigungen zuzufügen. Je nach Ausprägung und Intensität sind Verletzungen möglich. Die Grenze wird dann überschritten, wenn die leidende Person signalisiert, dass es ihr zu viel wird, und der Sadist weitermacht.
Beim sexuellen Sadismus handelt es sich zumeist um einvernehmliche Sexualpraktiken. Diese sexuellen Präferenzen im BDSM-Bereich gelten nicht als krankhaft. Im Gegensatz dazu gibt es auch therapiebedürftige sadistische Störungen, die deutlich extremer sind. Das zeigt sich in der fehlenden Einvernehmlichkeit. Wer den Sadismus auf diese Weise auslebt, begeht eine Straftat.

Sadomasochismus
- Der Sadomasochismus wird oft auch nur als Sado Maso (noch kürzer: SM) bezeichnet.
Beim Sadomasochismus werden Sadisten und Masochisten vereint, wodurch beide Seiten Ihre sexuellen Vorlieben ausleben können.
- Sadisten mögen es anderen Schmerzen zuzufügen.
- Masochisten genießen es Schmerzen zu empfangen.
In der Sexualität steht somit die Zufügung und das Erleben von Schmerz, sowie Macht und Demütigung im Vordergrund. Wie weit das zuführen von Schmerzen geht, ist dabei sehr unterschiedlich.
BDSM ist eine Sammelbezeichnung für Sexualpräferenzen welche meist mit Dominanz und Unterwerfung, Bestrafung sowie Lustschmerz oder Fesselspielen (Bondage) in Verbindung gebracht werden. Der abgekürzte Begriff kommt ursprünglich aus dem englischen und steht für „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“.
Gemäß der ursprünglichen Definition gilt der Sadomasochismus als Störung der Sexualpräferenz. Inzwischen sind allerdings immer mehr Psychiater der Meinung, dass BDSM -Praktiken aufgrund der weiterreichenden Diagnosekriterien auf keine Störung hinweisen, vor allem dann nicht, wenn das Prinzip der Einvernehmlichkeit gewährleistet ist.
Von 1740 bis 1814 lebte der berüchtigte Marquis de Sade, der in seinen Erzählungen grausame Sexualpraktiken beschrieb. Sein Name steht bis heute für sexuelle Misshandlungen.
Sadismus ausleben
Damit ein Sadist seine Phantasie ausleben kann, ist auf der anderen Seite ein Masochist notwendig, damit sowohl Lust beim zuführen wie auch beim bekommen von Schmerzen verspürt wird.
Für Sadisten und Masochisten gibt es verschiedene Möglichkeiten, zueinanderzufinden. So können beide ihre Neigungen ausleben. Dabei gibt es meistens eine Art Drehbuch, das die Rollenverteilung festlegt.
Der Sadist ist der dominante Partner, der Schmerz zufügt und den Masochisten erniedrigt. So entsteht eine Art Spiel aus Dominanz und Unterordnung.
Der körperliche Schmerz gehört zu diesem Thema dazu und soll die sexuelle Erregung auf beiden Seiten steigern. Auf das Vorspiel, das in Form eines Rituals stattfindet, folgt meistens der Geschlechtsverkehr.
In einer solchen Inszenierung können sowohl die Sadisten als auch die Masochisten ihre Fantasien durchspielen.
Wichtig ist, dass die Partner ein Codewort vereinbaren. Damit ist sichergestellt, dass das Spiel nicht aus dem Ruder läuft. Denn auch für den Sadismus gibt es das Gesetz der Übereinstimmung. Schließlich soll der Sexualpartner nicht zu sehr leiden oder sogar verletzt werden.
Sado Maso lässt sich im legalen Bereich praktizieren. So lange der Partner oder die Partnerin in die BDSM-Praktiken einwilligt, treten keine Probleme auf. Diese Einwilligung oder auch Vereinbarung ist Grundvoraussetzung für einen fairen Umgang miteinander. Genau darum ist auch die Festlegung eines Codeworts so wichtig, um auf den Notfall vorbereitet zu sein und die Kontrolle wiederzugewinnen.
Wer keinen Partner findet, der zu BDSM bereit ist, findet in der Prostituierten-Szene meist seine Erfüllung. Hierbei sollten die Handlungen und Regeln allerdings genau abgesprochen werden Nur weil jemand sexuelle Dienstleistungen gegen Geld anbietet, bedeutet dies nicht das Regeln gebrochen werden dürfen.
Außerdem gibt es inzwischen auch Online-Portale, die sich auf die entsprechenden Sexualpraktiken fokussieren. Bekannt hierfür ist z.B. Joyclub.
Gründe für Sadismus
Woher die sadistischen Neigungen kommen, lässt sich nicht immer erforschen. In der Psychoanalyse zeigt sich, dass der Sadismus bei Männern oft mit einer narzisstischen Prägung einhergeht. So eine Persönlichkeitsstörung entsteht beispielsweise durch fehlende Zuneigung der Mutter und löst Aggressionen aus.
In der Pubertät kommt es oft zu einer verstärkten Sexualisierung. Die betroffenen Sadisten möchten sich gewissermaßen an ihrer Mutter rächen und übertragen ihre negativen Gefühle auf ihre Partnerin.
Abhängig von der individuellen Entwicklung tritt der Sadismus meistens in zwei Formen auf. Bei der nicht vorwiegend sexuell motivierten Ausprägung haben die Betroffenen das Verlangen, die Mitmenschen und manchmal auch sich selbst besser kennenzulernen. Das geschieht durch Zerstörung.
Im Gegensatz dazu soll der Sexualsadismus die sexuelle Lust befriedigen. Sexualsadisten möchten ihre Macht ausspielen. Ebenso wie beim kompensatorischen (ausgleichenden) Sadismus besteht das Risiko, dass sie ihre Partner verletzen oder in schweren Fällen sogar töten, wenn sie der Trieb überkommt.

Besonders starke SM Neigung
In sehr seltenen Fällen handelt es sich um eine schwere progrediente Paraphilie mit sadistischen Fantasien, die das Verhalten beeinflussen und die Selbstkontrolle überwinden.
Manchmal entwickelt sich eine solche Paraphilie über die Jahrzehnte zu einer extremen Verhaltensstörung. So werden die Sadisten zu psychisch gestörten Menschen, Sexualstraftätern oder sogar Serienmördern.
Gerade unter dem Druck der Gesellschaft und der Medien haben sich deshalb die Auflagen für frühere Sexualstraftäter deutlich verschärft. Wer sadistisch veranlagt ist, muss keineswegs zum Triebtäter werden. Inzwischen lässt sich diese spezielle Sexualpräferenz vollkommen legal praktizieren.
Anzeichen von Sadismus
In der Psychotherapie ist von einer Präferenzstörung die Rede, wenn die typischen Anzeichen über mindestens ein halbes Jahr lang wiederholt auftreten. Die Betroffenen erschrecken sich teilweise selbst über ihre Gefühle und Fantasien.
Ist es schon Sadismus, wenn jemand einen anderen leiden sehen möchte? Oder wenn das Verlangen nach Macht nicht mehr kontrollierbar ist? Die folgenden Fragen sollen dabei helfen, die typische Verhaltensweise eines Sadisten zu erkennen.
- Freue ich mich darüber, wenn ein anderer Mensch Schmerzen hat?
- Fühle ich mich davon sexuell erregt?
- Kann ich mein Verhalten kontrollieren, auch wenn es mich erregt, andere zu schlagen?
- Wie jähzornig bin ich?
- Verspüre ich Mitgefühl, wenn jemand leidet, oder finde ich es einfach nur gut?
- Habe ich Angst davor, gewalttätig zu werden – oder gebe ich mich ganz dem Trieb hin?
- Bremst mich mein Partner gelegentlich, weil ich beim Sex zu grob bin?
- Bin ich schnell eifersüchtig und werde ich dann aggressiv?
- Übernehme ich gerne die Kontrolle und schlage mich notfalls auch darum?
- Wie lange halten die sadistischen Neigungen schon an?
Die Freude am Schmerz von anderen und auch der Wunsch nach Macht weisen nicht nur auf möglichen Sadismus hin, sondern auch auf Narzissmus. Solche Warnsignale sind eine ernste Sache. Doch der sexuelle Sadismus muss nicht bedeuten, dass jemand skrupellos ist. Oft geht es dabei lediglich um das Ausleben einer besonderen Sexualpräferenz, und das lässt sich mit dem Partner abstimmen.
Therapie von Sadismus
Die individuelle sexuelle Neigung lässt sich nur schwer von außen beeinflussen. Auch in einer langfristigen Therapie bleiben die ursprünglichen Triebe erhalten.
Doch eine gezielte Psychotherapie kann dabei helfen, die Paraphilie besser zu kontrollieren. Darum kann es auch für Sexualstraftäter mit antisozialer Persönlichkeitsstörung eine positive Prognose geben, vorausgesetzt, die Betroffenen bringen die nötige Motivation mit.
Abhängig von dem Grad und dem Risiko der Präferenzstörung ist zusätzlich eine medikamentöse Therapie sinnvoll.
Wer sich mit Sexualtherapeuten unterhalten möchte um die Neigung zum Sadismus abzuschwächen kann sowohl örtliche Therapeuten kontaktieren, wie auch über das Internet Hilfe suchen.
Aktuell können wir leider keine Online-Therapie empfehlen. Wir bemühen uns in Zukunft passende Angebote für eine therapeutische Online-Behandlung zur Verfügung zu stellen.
Quellen:
- Sadistic Definition & Meaning – Merriam-Webster
- Sadism – Wikipedia
- Sadism | psychosexual disorder – Encyclopedia Britannica
Inhalt wurde verfasst von: Julia Dernbach – Medizinisch überprüft von: Thomas Hofmann