Schmerzen beim Sex
Durch Schmerzen beim Sex (Dyspareunie) leiden sowohl Männer als Frauen unter körperlichen und psychischen Folgen. Anstatt zum Vergnügen wird der Sex zur Qual.
Um die Schmerzen beim Sex zu reduzieren ist es wichtig die Ursache ausfindig zu machen. Wir befassen uns im Artikel ausführlich mit den möglichen Auslösern von schmerzhaften Geschlechtsverkehr und geben wertvolle Tipps zur Linderung der Schmerzen beim Sex.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 29. November 2023
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Gründe für schmerzhaften Sex
Schmerzen beim Sex können abhängig vom Geschlecht recht unterschiedliche Ursachen haben. Neben organischen Problemen sind auch psychische Ursachen möglich.
Geschlechterspezifische Unterschiede existieren tatsächlich, eine feinere Differenzierung ist deshalb an dieser Stelle hilfreich.
Ursachen bei Frauen
Häufig gehen Scheidenentzündungen (Kolpitis) oder Schamlippenentzündungen (Vulvitis) mit Schmerzen beim Sex einher. Mitunter ist Sex dadurch sogar unmöglich. Zudem können chronische Entzündungen der Eileiter und Eierstöcke (chronische Adnexitis) zu Schmerzen beim Sex führen.
Kommt es zu einer Infektion der Scheide mit Candida-Pilzen, treten häufig Juckreiz, Brennen sowie Schmerzen beim Sex auf. Ist zusätzlich die Harnröhre beteiligt, zeigen sich auch beim Wasserlassen Beschwerden.
Sofern die Schmerzen lediglich während oder kurz nach dem Geschlechtsverkehr auftreten, kann eine ungenügende Scheidenbefeuchtung die Ursache sein. Die Gleitfähigkeit ist dann nicht ausreichend. Scheidentrockenheit ist unter Umständen die Folge fehlender Erregung, eines Östrogenmangels (z. B. während der Wechseljahre) oder tritt bei psychischen Problemen in der Beziehung auf.
Vor allem bei Mädchen und jungen Frauen kann der Scheideneingang noch recht eng sein, wodurch Schmerzen verursacht werden.
Kurz nach der Pubertät sowie vor den Wechseljahren bilden sich an den Eierstöcken flüssigkeitsgefüllte Blasen. In der Regel bereiten kleine Zysten keine Beschwerden. Sind sie größer, können Regelschmerzen, Rückenschmerzen, dumpfe Schmerzen im Unterbauch sowie Schmerzen beim Sex entstehen.
Bei Myomen handelt es sich um Wucherungen, die in der Muskelschicht der Gebärmutter auftreten. Sie sind die häufigste Form gutartiger Tumore im weiblichen Genitaltrakt. Ausgehend von der Lage können sie Menstruationsstörungen, einen verstärkten Harndrang sowie Verstopfung, Bauch- und/oder Rückenschmerzen oder auch Schmerzen beim Sex hervorrufen. Andere Tumore im Genitaltrakt kommen als Ursache ebenfalls infrage.
Bei einer Endometriose kommt es aus bislang unerklärlichen Gründen zu Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut, die zwar gutartig, aber meist auch schmerzhaft sind. Diese Wucherungen treten außerhalb der Gebärmutter auf (z. B. am Eileiter) und können Menstruationsbeschwerden, Unterleibsschmerzen, Schmerzen beim Sex und schlimmstenfalls Unfruchtbarkeit verursachen.
Patientinnen mit einer chronischen, nicht durch Bakterien verursachten Blasenentzündung können unter einem Druckgefühl beim Sex leiden. Mitunter zeigt sich während des Geschlechtsverkehrs auch Harndrang.
Hat sich die Gebärmutter aufgrund einer Schwäche im Halteapparat des Beckenbodens gesenkt, können Schmerzen beim Sex auftreten. Dies gilt auch bei einem Gebärmuttervorfall, bei dem die Scheide nach außen gestülpt ist.
Lichen sclerosus gehört zu den chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen. Die Ursache ist bislang unklar. Betroffen sind vorrangig Frauen. Charakteristisch für die Erkrankung ist eine dünne, pergamentartige und porzellanweiß verfärbte Haut im Bereich der Schamlippen. Da die Elastizität des Gewebes abnimmt, kann es zu Schmerzen beim Sex kommen.
Verwachsungen, Gewebeschäden oder auch Narben (z. B. nach einer Entbindung, nach Operation oder nach einer Geschlechtskrankheit) können ebenfalls Schmerzen verursachen.
Die Gebärmutter neigt sich im Normalfall leicht nach vorn zur Harnblase hin. Bei einigen Frauen hingegen neigt sie sich in Richtung Kreuzbein. Dies kann eine bereits von Geburt an so sein, aber auch nach einer Geburt passieren. Sofern die Rückwärtsbeugung fixiert ist (z. B. durch Verklebungen mit dem Enddarm, bei Endometriose), ist eine Aufrichtung nicht mehr möglich. Dadurch entwickeln sich Kreuzschmerzen oder schmerzhafte Menstruationsblutungen. Auch Schmerzen beim Sex sind eine mögliche Folge.
Leidet eine Frau unter einem Scheidenkrampf, zeigt sich eine unwillkürliche und häufig schmerzhafte Anspannung der Vaginamuskulatur. Dies passiert unter anderem beim Versuch, einen Tampon oder eben den Penis einzuführen. Durch die völlige Verkrampfung kneifen betroffene Patientinnen nicht selten schützend die Beine zusammen. Geschlechtsverkehr ist dann nicht möglich.
Ursachen bei Männern
Nicht nur Frauen leiden beim Sex unter Schmerzen, auch bei Männern ist dies nicht selten. Jedoch suchen nur wenige von ihnen deshalb einen Arzt auf.
Eine angeborene oder erworbene Vorhautverengung (Phimose) führt unter Umständen zu Schmerzen beim Sex. Die Vorhaut kann in diesem Fall nicht oder nur unter Schmerzen zurückgezogen werden. Ein gewaltsames Zurückziehen führt möglicherweise dazu, dass die Vorhaut in der Eichelfurche eingeklemmt wird. Daraus resultiert eine Paraphimose – also ein Notfall, der sofort behandelt werden muss. Andernfalls kann es zum Absterben der Eichel kommen.
Eine chronische Prostataentzündung kann sehr unterschiedliche Beschwerden auslösen. Dazu gehören auch Schmerzen beim Sex, die fallweise durchaus stark sind.
Eine Harnröhrenentzündung kann Schmerzen beim Geschlechtsverkehr begünstigen. Verursacht wird sie beispielsweise durch Geschlechtskrankheiten wie Chlamydieninfektion, Gonorrhoe oder andere sexuell übertragbare Erkrankungen.
Eine krankhafte Penisverkrümmung geht mit lokalen fibrösen Verhärtungen der Schwellkörperwand einher. Bei einer Erektion kommt es dann zu einer meist schmerzhaften Verkrümmung, woraus auch beim Sex Schmerzen resultieren.
Die Erkrankung betrifft zwar vorwiegend Frauen, aber auch Männer können darunter leiden und Schmerzen beim Sex haben. Die Krankheit äußert sich in Form einer Vorhautverengung und –verhärtung. Im weiteren Verlauf sind meist auch Eichelhaut und Harnröhrenausgang betroffen. Juckreiz und Brennen, eine weiß-rote geschwollene oder vernarbte Haut sowie weiße Stellen an der Eichel deuten ebenfalls auf die chronisch-entzündliche Erkrankung hin.
Treten während heftigem Geschlechtsverkehr ein knackendes Geräusch und starker Schmerz auf, ist dies ein Hinweis auf einen Penisbruch. In diesem Fall reißt die Bindegewebshülle ein, von welcher der mit Blut gefüllte Schwellkörper umschlossen ist. Die Erektion geht sofort zurück, der Penis verfärbt sich und schwillt an. Ein Penisbruch ist immer ein Notfall und muss sofort behandelt werden.
Eine Dauererektion besteht nach medizinischem Verständnis über einen Zeitraum von mindestens zwei Stunden und gilt als sehr schmerzhaft. Die Ursachen dafür sind häufig unklar. Da es zu einer Gewebsschädigung kommen kann, muss schnell eine Behandlung erfolgen.
Psychische Ursachen
In manchen Fällen können negative Erfahrungen (z. B. nach sexuellem Missbrauch) Schmerzen auslösen. Dies ist besonders häufig bei Frauen der Fall.
Liegt den Schmerzen beim Sex eine organische Ursache zugrunde, entwickelt sich unter Umständen eine Angst vor schmerzhaftem Sex. Diese besteht mitunter auch nach der Behandlung der körperlichen Ursache weiter.
Wer unter Schmerzen beim Sex leidet, hat häufig auch mit psychischen Folgen zu kämpfen. Oft ist mit Funktionsstörungen der Geschlechtsorgane ein gewisser Druck verbunden, der dann Stress auslöst. Schnell geraten Betroffene dann in einen Teufelskreis, denn Stress verursacht wiederum körperliche Probleme.
Naheliegende Auslöser
Sowohl bei Frauen als auch bei Männern ist der Intimbereich eine empfindliche und auch störanfällige Zone.
Chemische Verhütungsmittel wie Cremes, Gels, Sprays und Zäpfchen können zu Reizungen und allergischen Reaktionen führen. Gleiches gilt auch für Kondome, die mit Substanzen zur Abtötung von Spermien beschichtet sind.
Auch der Vaginalring begünstigt mitunter das Entstehen von Reizungen und infektionsbedingten Entzündungen.
Intimpflege ist zwar wichtig, aber: Übertriebene Hygienemaßnahmen können die natürlichen Schutzbarrieren zerstören. Die Infektionsgefahr für schädliche Keime steigt. Das gilt für Frauen und Männer gleichermaßen.
Zu viel Sex und zu häufige Masturbation kann ebenfalls zu Reizungen und somit zu schmerzhaften Geschlechtsverkehr führen. Weniger kann manchmal mehr sein.
Besonders Analverkehr kann zu starken schmerzen führen. Wenn dieser Bereich ohne Vorbereitung mit in das Sexleben eingebaut wird, kommt es oft zu entsprechend starken schmerzen beim Analsex. Hierbei gilt besonders viel Vorsicht.
Tipps gegen schmerzhaften Sex
Wer immer wieder unter starken Schmerzen beim Sex leidet, wird nach Hilfsmittel zur Linderung der schmerzen suchen. Wir haben Tipps gegen schmerzhaften Sex zusammengefasst.
Besteht eine organische Erkrankung, treten Schmerzen manchmal nur in einer bestimmten Sexposition auf. Ein Stellungswechsel kann dann häufig die Schmerzen verhindern oder sie zumindest verringern. Finden Sie also eine Sexstellung die für Sie am wenigsten Schmerzen beim Geschlechtsakt verursacht.
Ist eine unzureichende Befeuchtung für die Schmerzen verantwortlich können Gleitcremes hilfreich sein. Wer auf die Chemie verzichten will, kann den Intimbereich auch viel Speichel befeuchten oder alternativ Kokosöl verwenden.
Nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen: Etwas Vorbereitung hat noch nie geschadet und kann ein zu rapides eindringen verhindern. Hierfür können sowohl die Finger als auch Sexspielzeug verwendet werden. Besonders wer Analverkehr praktizieren will, sollte den Bereich sowohl mit ausreichend Flüssigkeit als auch mit entsprechender Vordehnung für den Verkehr vorbereiten.
Frauen, die unter einer Infektion mit einem Pilz leiden, können zusätzlich zur medikamentösen Behandlung auch Sitzbäder (z. B. mit Kamille) durchführen. Da Pilze feuchtes Milieu lieben, ist es zudem eventuell sinnvoll sein luftdurchlässige Unterwäsche zu tragen und nach jedem Toilettengang den Bereich gut abzutrocknen.
Bei Endometriose können betroffene Frauen mithilfe von Entspannungstechniken (z. B. Yoga, Qi Gong, Tai Ji Quan) Beschwerden wie Verkrampfungen und damit auch Schmerzen lindern. Gleiches ist unter Umständen auch bei Vaginismus hilfreich.
Behandlung von schmerzhaften Sex
Die Behandlung richtet sich bei Dyspareunie nach der individuellen Situation des Patienten. Entscheidend sind dabei zunächst die Ursache und der Gesundheitszustand.
Für eine erfolgreiche Behandlung der Dyspareunie kann eine partnerbezogene Therapie entscheidend sein. Dabei geht es nicht nur um die Behandlung möglicher Infektionen, auch psychologische Aspekte werden betrachtet.
Liegt eine organische Ursache vor, wird zunächst diese Erkrankung behandelt. In der Regel kommen Medikamente wie Antibiotika oder Hormone zum Einsatz, in seltenen Fällen muss ein operativer Eingriff vorgenommen werden.
Sofern eine körperliche Ursache ausgeschlossen werden kann, ist eine psychotherapeutische Behandlung ratsam. Hierfür sind Psychologen, Psychotherapeuten, Sexualmediziner sowie Sexualtherapeuten die richtigen Ansprechpartner.
Hilfe finden und annehmen
Treten anhaltende und starke Schmerzen beim Sex auf, sind Allgemeinmediziner, Psychologen, Gynäkologen oder auch Urologen häufig die wichtigsten Ansprechpartner.
Leider ist das Schamgefühl der Betroffenen oft recht groß, weshalb ein Arztbesuch nicht selten hinausgezögert wird. Dabei ist durch die Verzögerung keine Besserung in Sicht.
Nehmen Sie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr nie auf die leichte Schulter. Es ist wichtig, sich zu überwinden um Hilfe erhalten zu können. Angst vor dem Arzt ist in diesem Fall nicht nötig, Ärzte kennen diese Probleme und werden nicht urteilen.
FAQ zu schmerzhaften Sex
Schmerzen beim Sex können sehr unterschiedliche Ursachen haben. So kommen organische Gründe (z. B. Infektionen oder Entzündungen, Geschlechtskrankheiten, Fehlbildungen u. a.) oder psychosoziale Faktoren (z. B. Ängste) in Frage. Auch eine trockene Vagina der Frau oder eine Verengung der Vorhaut des Mannes können zu Schmerzen beim Sex führen.
Beschwerden können oberflächlich oder auch tiefer gelegen auftreten. Patienten berichten häufig von Reizungen, brennendem oder stechendem Gefühl oder einem starken Druck im Genitalbereich.
Treten Schmerzen beim Sex auf, zielt die Behandlung zunächst auf die zugrunde liegende Ursache ab. Zur Linderung der Symptome durch Reizungen und eines zu trockenen Genitalbereichs wird meist Gleitgel gegen Schmerzen verwendet. Je nach Ursache können auch vom Arzt Medikamente verschrieben werden.
Ja, einige Schmerzen beim Sex können durch vorbeugende Maßnahmen verhindert werden, wie z.B. ausreichende Erregung und Vorspiel, Verwendung von Gleitmitteln, Vermeidung von Dingen, die Schmerzen verursachen, und regelmäßige Untersuchungen beim Arzt.
Theoretisch Ja, jedoch ist es nicht zu empfohlen, Sex zu haben, wenn Sie Schmerzen haben. Wir raten dazu, die Ursache der Schmerzen zu ermitteln und entsprechend zu behandeln, bevor Sie unnötige Schmerzen beim Sex haben.
Ja, Angst oder Stress können zu körperlicher Anspannung und Schmerzen beim Sex führen. In diesen Fällen kann es hilfreich sein, Entspannungsübungen oder therapeutische Interventionen wie Psychotherapie in Betracht zu ziehen.
Ja, Verletzungen im Genitalbereich können Schmerzen beim Sex verursachen. Dies kann durch unfreiwillige Dehnung, unvorsichtigen Geschlechtsverkehr oder durch chirurgische Eingriffe verursacht werden.
Ja, Geschlechtskrankheiten, Infektionen wie Hefe- oder bakterielle Infektionen können Schmerzen beim Sex verursachen. Eine frühzeitige Behandlung ist wichtig, um weitere Komplikationen zu vermeiden.
Ja, vaginale Trockenheit kann Schmerzen beim Sex verursachen. Dies kann durch Hormonmangel, Stress oder bestimmte Medikamente verursacht werden. Die Verwendung von Gleitmitteln kann helfen, vaginale Trockenheit zu lindern.
Ja, wir empfehlen, mit Ihrem Partner über Schmerzen beim Sex zu sprechen, um eine offene und ehrliche Kommunikation aufrechtzuerhalten und eine gemeinsame Lösung zu finden.
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Quellen:
- Painful intercourse (dyspareunia) – Symptoms and causes – mayoclinic.org
- Why does sex hurt? – NHS
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier