Cannabis bei ADHS
Kann Cannabis bei ADHS helfen oder hat es mehr Nachteile als Vorteile? Wir bieten dir einen Überblick über die aktuellen Studien und Erfahrungsberichten rund um den Einsatz von Cannabis zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS).
Wir beleuchten sowohl die potenziellen Vorteile als auch die Nachteile und erklären die Wirkungsweise von Cannabis in Bezug auf ADHS-Symptome.Â
Unser Artikel ist in verständlicher Sprache verfasst und das ganz ohne nerviger Werbung. Du kannst im Inhaltsverzeichnis nach dieser Einleitung direkt zu den Themen springen, die dich am meisten interessieren.
- Autor: Matthias Wiesmeier
- Aktualisiert: 29. April 2024
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ADHS: Definition und Symptome
ADHS, oder Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, ist eine neurologische Erkrankung, die sich meist schon im Kindesalter zeigt. Die Symptome von ADHS können sehr vielfältig sein, jedoch gehören dazu meist Probleme mit der Aufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität.
Personen mit ADHS fällt es oft schwer, sich längere Zeit zu konzentrieren, sie sind schnell abgelenkt und neigen dazu, unüberlegt zu handeln. Diese Probleme können im täglichen Leben, in der Schule oder im Beruf zu Schwierigkeiten führen.
Cannabis könnte eventuell eine Rolle in der Behandlung dieser Symptome spielen, doch dazu benötigen wir ein tieferes Verständnis der Wirkweise von Cannabis.
Wirkung von Cannabis
Cannabis enthält verschiedene Wirkstoffe, die wichtigsten sind Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD).
THC ist fĂĽr die psychoaktiven Effekte von Cannabis verantwortlich, die das „High“ GefĂĽhl erzeugen. CBD dagegen hat keine berauschenden Effekte und wird oft wegen seiner potenziellen medizinischen Vorteile, wie der Reduzierung von Angst und EntzĂĽndungen, geschätzt.
Diese Substanzen interagieren mit dem sogenannten Endocannabinoid-System des Körpers, welches eine Schlüsselrolle in der Regulierung unserer Stimmung, unseres Schmerzempfindens und unserer kognitiven Funktionen spielt.
Im Kontext von ADHS könnte Cannabis potenziell dazu beitragen, Symptome wie Hyperaktivität und Impulsivität zu mildern. Es wird angenommen, dass Cannabis dabei helfen könnte, die Überaktivität im Gehirn zu regulieren und so eine beruhigende Wirkung zu erzielen. Doch die Forschung in diesem Bereich ist noch nicht abschließend, und die Effekte können von Person zu Person variieren.
Wirkung von Cannabis auf das ADHS-Gehirn
Forschungen zeigen, dass Cannabis möglicherweise die Aufmerksamkeitsspanne bei einigen Menschen mit ADHS verbessern kann.
Dies könnte durch die Modulation der neurologischen Pfade geschehen, die durch das Endocannabinoid-System beeinflusst werden. Die Hauptfrage dabei ist, wie genau diese Substanzen die Aktivität im Gehirn beeinflussen und ob sie eine konstante, positive Wirkung auf die kognitive Funktion haben können.
Einige Erfahrungsberichte und Studien deuten darauf hin, dass Cannabis Hyperaktivität bei einigen Nutzern reduzieren kann, indem es zu einer allgemeinen Beruhigung führt.
Obwohl Cannabis oft mit Gedächtnisverlust in Verbindung gebracht wird, berichten einige Personen mit ADHS von einer verbesserten Fähigkeit, sich zu konzentrieren, wenn sie Cannabis in kontrollierter Dosierung verwenden.
Cannabis könnte auch helfen, die oft mit ADHS verbundenen Angstzustände zu lindern, was indirekt die Konzentration und das allgemeine Wohlbefinden verbessert.
Vorteile und Nachteile
- Beruhigende Wirkung
- Verbesserte Konzentration
- Weniger Stress
- Abhängigkeitsrisiko
- Kognitive Beeinträchtigung
- Leichte Toleranzentwicklung
Vorteile von Cannabis bei ADHS
Wenn du Cannabis in Betracht ziehst, um Symptome von ADHS zu managen, könnten einige positive Effekte besonders interessant sein. Beruhigung ist einer der hervorstechendsten Vorteile, den Cannabis bieten kann, insbesondere für Personen, die unter der Hyperaktivitätskomponente von ADHS leiden. Dies kann dazu führen, dass du dich weniger getrieben und unruhig fühlst. Weiterhin berichten einige Nutzer von einer Konzentrationssteigerung; sie fühlen sich fokussierter und weniger abgelenkt, wenn sie Cannabis in einer kontrollierten Umgebung verwenden. Stressminderung ist ein weiterer signifikanter Vorteil, da ADHS oft mit einem erhöhten Stresslevel einhergeht und Cannabis helfen kann, diesen zu reduzieren, was indirekt auch andere ADHS-Symptome verbessert.
Nachteile von Cannabis bei ADHS
Trotz der potenziellen Vorteile gibt es auch bedeutende Nachteile, die du sorgfältig abwägen solltest.
Eines der Bedenken ist ein gewisses Abhängigkeitsrisiko, welches allerdings auch bei vielen effektiven Medikamenten besteht. Zu häufiger Cannabisgebrauch kann zur Abhängigkeit führen, besonders wenn du anfällig für Suchtverhalten bist.
Eine weiterer möglicher Nachteil ist die eventuelle kognitive Beeinträchtigung. Langfristiger Cannabisgebrauch könnte das Gedächtnis und andere mentale Funktionen beeinflussen, was besonders problematisch ist, da ADHS bereits kognitive Herausforderungen mit sich bringt.
Zudem kann eine leichte Toleranzentwicklung dazu fĂĽhren, dass im Laufe der Zeit eventuell höhere Dosen benötigt werden, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Dies kann, muss jedoch nicht der Fall sein.Â
Studienergebnisse
Die Forschung zu Cannabis bei ADHS zeigt gemischte Ergebnisse. Einige Studien legen nahe, dass Cannabis helfen könnte, bestimmte Symptome wie Unruhe und Impulsivität zu mildern.
Einige Menschen berichten, dass sie Cannabis zur Selbstbehandlung nutzen und dabei Verbesserungen bei Konzentration, Angstzuständen und Nebenwirkungen von ADHS-Medikamenten erleben. Diese subjektiven Berichte betonen, dass Cannabis die Ablenkungen reduziert und den Fokus fördert.
Jedoch ist die wissenschaftliche Basis noch dünn und uneinheitlich. Die meisten vorhandenen Studien sind Querschnittsstudien, die den Zusammenhang zwischen der Schwere der ADHS und dem Cannabiskonsum betrachten. Eine systematische Übersichtsarbeit umfasste 39 Studien, aber nur eine dieser Studien war randomisiert und placebo-kontrolliert; sie fand keinen signifikanten Effekt von Cannabis auf die primären ADHS-Symptome.
Verbesserte Symptome und reduzierte Nebenwirkungen von ADHS-Medikamenten:
Eine Studie von Tsaur et al. (2022) untersuchte die Auswirkungen von Cannabis auf die ADHS-Symptome und die Nebenwirkungen von ADHS-Medikamenten bei 130 Erwachsenen. Die Teilnehmer berichteten ĂĽber eine signifikante Verbesserung der ADHS-Symptome und eine Reduzierung der Nebenwirkungen von ADHS-Medikamenten nach dem Konsum von Cannabis. (www.pharmacy.arizona.edu)
Verbesserte kognitive Funktion:
Freeman et al. (2020) untersuchten die Auswirkungen von Cannabis auf die kognitive Funktion bei Erwachsenen mit ADHS und fanden Verbesserungen in Aufmerksamkeit, Impulsivität und Arbeitsgedächtnisleistung. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32105137/)
Reduzierte Angst und Depression:
Straley et al. (2018) untersuchten die Auswirkungen von Cannabis auf Angst und Depression bei Erwachsenen mit ADHS und fanden eine signifikante Reduzierung der Symptome. (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6925309/)
Erfahrungsberichte
Im Folgenden präsentieren wir eine Zusammenfassung von Erfahrungsberichten über den Einsatz von Cannabis bei ADHS.
Diese AuszĂĽge stammen größtenteils aus englischsprachigen Berichten, die wir fĂĽr dich ins Deutsche ĂĽbersetzt haben. Auch deutschsprachige Berichte flieĂźen mit ein.Â
Auch anonyme Erfahrungsberichte, die uns zugesendet wurden, können in überarbeiteter Form veröffentlicht werden. Wenn du uns von deinen Erfahrungen mit Cannabis bei ADHS berichten möchtest, kannst du das im nächsten Abschnitt tun. Damit unterstützt du andere dabei, ein klares Bild von der Wirkung auf ADHS zu erhalten.
Bessere Nächte und fokussiertere Tage
"Ich habe ADHS seit meiner Kindheit und habe viele Jahre Ritalin genommen. Vor zwei Jahren hat mir mein Arzt medizinisches Cannabis verschrieben. Ich muss sagen, es hat mir geholfen, mich abends zu entspannen und meine Gedanken zu sortieren. Es ist kein Wundermittel, aber es hilft mir, besser zu schlafen und am nächsten Tag fokussierter zu sein. Es hat weniger Nebenwirkungen als Ritalin für mich."
Subtile Wirkung, spĂĽrbare Verbesserung
"Nach einer langen Zeit mit verschiedenen Stimulanzien, die nur mäßigen Erfolg hatten, entschied ich mich für medizinisches Cannabis. Die Wirkung war subtil, aber spürbar. Meine Angstzustände haben sich verringert und ich finde, dass ich während der Arbeit konzentrierter bin. Es ist nicht perfekt, aber es verbessert meine Lebensqualität definitiv."
Auf der Suche nach der richtigen Dosierung
"Ich habe erst kürzlich mit Gras probiert, nachdem viele Medikamente wie Ritalin nicht gut für mich funktionierten. Bisher habe ich gemischte Erfahrungen gemacht. Manchmal hilft es mir, mich zu konzentrieren, aber es gibt Tage, an denen ich mich zu down fühle, um produktiv zu sein. Es dauert wohl noch, die richtige Dosierung zu finden. Ich werde es demnächst mit medizinischen Cananbis probieren, glaube das ist dann besser auf mich angepasst!"
Eine sanftere Alternative
"Cannabis wurde mir als Alternative zu stärkeren Medikamenten vorgeschlagen, da ich die Nebenwirkungen nicht gut vertragen habe. Ich war skeptisch, aber es hat tatsächlich geholfen, einige meiner ADHS-Symptome zu mildern, besonders meine Impulsivität und Unruhe. Ich fühle mich allgemein ausgeglichener, auch wenn es nicht alle meine Symptome behandelt. Ich bevorzuge es gegenüber den Medikamenten, die ich früher genommen habe."
Weniger Unruhe, weniger Ritalin
"Meine Erfahrung mit Marihuana im Vergleich zu anderen ADHS-Medikamenten ist ziemlich positiv. Es hilft mir, meine ständige innere Unruhe zu kontrollieren, und ich finde, dass ich weniger reizbar bin. Es hat mir auch geholfen, meine Abhängigkeit von Ritalin zu reduzieren. Ich bin nicht sicher, ob es für jeden funktioniert, aber für mich ist es eine große Hilfe. Deutlich harmloser würde ich sagen"
Erfahrung berichten
Wenn du selbst schon Erfahrungen mit der Nutzung von Cannabis bei ADHS gemacht hast, freuen wir uns über deinen Erfahrungsbericht. Dieser trägt dazu bei, unsere Statistiken zu verbessern und wichtige Daten zu aktualisieren. Dein Bericht wird natürlich komplett anonym behandelt.
Cannabis vom Arzt
Wenn du medizinisches Cannabis zur Behandlung von ADHS in Betracht ziehst, kannst du dich zunächst an deinen Hausarzt wenden. Er oder sie kann die Erstberatung übernehmen und, falls notwendig, eine Überweisung zu einem Facharzt ausstellen, falls eine spezialisierte Meinung erforderlich ist.
In komplexeren Fällen oder wenn du bereits andere Medikationen nimmst, kann es sinnvoll sein, einen Facharzt aufzusuchen. Fachärzte wie Neurologen oder Psychiater haben tiefere Einblicke in neurologische oder psychische Erkrankungen und können eine detaillierte Einschätzung geben, ob Cannabis eine sinnvolle Option für deine Behandlung sein könnte.
Der Arzt wird eine individuelle Dosierung festlegen und dir genaue Anweisungen geben, wie du Cannabis verwenden sollst, um die besten Ergebnisse zu erzielen und Nebenwirkungen zu minimieren. Dies kann in Form von Ă–len, Kapseln oder anderen Formulierungen sein, je nachdem, was fĂĽr deine Situation am besten geeignet ist.
Nachdem dir Cannabis verschrieben wurde, kannst du es in einer Apotheke abholen. In Deutschland ist der Erwerb und Besitz von medizinischem Cannabis nur mit einem gĂĽltigen Rezept legal.
Qualität über Quantität
Beim Umgang mit medizinischem Cannabis ist Qualität wichtiger als Quantität. Wir raten dir davon ab Cannabis ohne Rezept über unseriöse Shops zu bestellen. Solches Produkte könnte von zweifelhafter Qualität sein und unvorhersehbare Wirkungen haben.
Wenn du Cannabis vom Arzt verschrieben bekommst, kannst du sicher sein, dass es sich um ein geprĂĽftes Produkt handelt, das fĂĽr deine spezifischen BedĂĽrfnisse geeignet ist.
Dies kann dir nicht nur mehr helfen, deine Symptome effektiv zu managen, sondern schützt dich auch vor den potenziellen Risiken und Nebenwirkungen, die mit Produkten von schlechter Qualität oder aus illegalen Quellen verbunden sind.
Cannabis auf Online Rezept
Du hast auch die Möglichkeit, ein Rezept fĂĽr Cannabis ĂĽber das Internet zu erhalten. Dies ist durch seriöse Online-Arztpraxen möglich, die mit lizenzierten Ă„rzten zusammenarbeiten.Â
Du musst zuerst beim Bestellvorgang ĂĽber die Website einen detaillierten medizinischen Fragebogen ausfĂĽllen. Dieser Fragebogen erfasst deine Symptome, bisherige Behandlungen und jegliche gesundheitliche Bedenken.
Ein lizenzierter Arzt wird deine Angaben auswerten. Dies geschieht oft per Videokonferenz, wo der Arzt zusätzliche Fragen stellen kann, um ein vollständiges Bild deiner Gesundheit zu erhalten.
Wenn der Arzt entscheidet, dass Cannabis eine geeignete Behandlung fĂĽr dich ist, wird ein Rezept ausgestellt.
Das Cannabis wird dann direkt zu dir nach Hause geliefert, wodurch der Prozess bequem und diskret abläuft. Alternativ kannst du es auf Wunsch auch in der nächsten Apotheke abholen.
Zusammenfassung:
Medizinisches Cannabis kann bei ADHS durch die gezielte Linderung von Symptomen wie Hyperaktivität, mangelnder Konzentration und erhöhtem Stressniveau helfen. Es wird speziell dosiert und angepasst, um sowohl Sicherheit als auch Wirksamkeit zu garantieren.
Die Nutzung sollte immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, wobei ein Rezept sicherstellt, dass die Behandlung legal und auf deine spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Vermeide den Kauf von Cannabis auf dem Schwarzmarkt, da dort weder Qualität noch Reinheit gewährleistet sind. Eine genaue Einhaltung der ärztlichen Dosierung ist entscheidend, um Nebenwirkungen zu vermeiden und den größten Nutzen zu erzielen.
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Quellen:
- Does Weed Help With ADHD? There’s little conclusive research on cannabis and ADHD – verywellhealth.com
Calapai F, Cardia L, Sorbara EE, et al. Cannabinoids, blood–brain barrier, and brain disposition. Pharmaceutics. 2020;12(3):265. doi: 10.3390/pharmaceutics12030265
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Ayyash HF, Ogundele M, Cartas BC, Dahabra M. G632 Effectiveness of cannabidiol oil in the management of ADHD and its co-morbidities: Review of the evidence. Arch Dis Child. 2020;105(Suppl 1):A228-. doi:10.1136/archdischild-2020-rcpch.546
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Dieser Artikel wurde von Matthias Wiesmeier verfasst. Selbstständiger Schriftsteller und Webdesigner seit 2005. Fachbereiche: Gesundheit, Psychologie, Sport.
Autor und ĂśberprĂĽfung:
Autor: Matthias Wiesmeier – Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann