Kontrollzwang
Wenn du unter einem Kontrollzwang leidest, musst du immer wieder bestimmte Dinge kontrollieren. Du prüfst mehrfach, ob der Herd ausgeschaltet, die Tür abgeschlossen oder eine Mail wirklich verschickt worden ist.
Dabei entwickelst du häufig bestimmte Rituale und Vorgehensweisen, die dein ganzes Leben beeinflussen. Wir klären auf, was es mit dem Kontrollzwang auf sich hat und geben dir Tipps, um die Kontrollsucht loswerden zu können.
Außerdem empfehlen wir passend zu diesem Thema unser Selbsthilfe-Buch zur Überwindung von Suchtverhalten und Zwangsstörungen. Damit kannst du auch einen Kontrollzwang alleine verstehen und reduzieren.
- Autor: Matthias Wiesmeier
- Aktualisiert: 11. November 2023
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Ein Kontrollzwang kann sich auf verschiedene Dinge beziehen. Es muss nicht immer die Herdplatte oder das Türschloss sein, auch zwanghaftes kontrollieren von eMails, versendeten Nachrichten können betroffen sein.
Betroffene können somit auch den Drang verspüren, wichtige Dokumente zu prüfen oder das Vorhandensein bestimmter Gegenstände kontrollieren.
Charakteristisch dabei ist, dass immer wieder dasselbe Muster abgespielt wird und sich der Betroffene in einer Art von Dauerschleife befindet.
Der Zwang zu kontrollieren wird häufig auch als Kontrollsucht bezeichnet, da man ohne ausleben dieser Sucht einen großen Drang verspürt.
Ein Kontrollzwang wird häufig durch traumatische Erfahrungen ausgelöst. Werden diese nicht verarbeitet, ist die Psyche überfordert und kann mit einer Zwangsstörung reagieren. Zudem erhöht eine familiäre Vorerkrankung das Risiko.
Leiden andere Familienmitglieder unter Kontrollzwang, kann dies auch auf andere Verwandte übergehen. Ein Serotoninmangel begünstigt die Entwicklung von Zwangsstörungen ebenfalls.
Ja, es gibt die Möglichkeit, einen Kontrollzwang zu lindern. Eine Psychotherapie hat sich dabei als die effektivste Methode erwiesen. Wenn dir dieser Weg zu aufwendig ist oder du Angst vor Ärzten hast, kannst du es auch mit unserem Selbsthilfe Buch zur Überwindung von Suchtverhalten und Zwangsstörungen probieren.
In unserem Buch kannst du die Auslöser für die Zwangsstörung besser verstehen und somit besser darauf reagieren. Das lindert in Folge auch den Kontrollzwang und ermöglicht dir die Rückkehr in ein weniger Kontrollfixiertes Leben.
Anzeichen von Kontrollzwang
Der Kontrollzwang ist eine Form der Zwangsstörung. Du merkst vielleicht, dass du immer wieder bestimmte Dinge kontrollieren musst und entwickelst eine Routine, diese Kontrollhandlungen immer wieder im selben Ablauf durchzuführen.
Dir ist häufig bewusst, dass dein Verhalten zwanghaft ist. Dieses eigene Verhalten ist dir selbst unangenehm, und du möchtest die Kontrollhandlungen rational eigentlich nicht durchführen.
- Du bemerkst, wie der innere Druck so stark zunimmt, dass er unerträglich wird und du dem Druck früher oder später nachgeben musst.
In vielen Fällen ist diese Angst darin begründet, eine Katastrophe auszulösen. Das kann beispielsweise die Furcht davor sein, einen Brand zu verursachen, einen anderen Menschen zu verletzen oder eine Überschwemmung auszulösen. Das Krankheitsbild des Kontrollzwangs ist sehr breit – die Störung kann sich durch unterschiedliche Symptome äußern. Deshalb finden deine Kontrollen auch nicht immer bei denselben Gegenständen statt.
- Ist der Herd wirklich ausgeschaltet?
- Sind alle Fenster geschlossen?
- Habe ich den Gashahn oder Wasserhahn wirklich komplett zugedreht?
- Ist das Auto wirklich abgeschlossen?
- Habe ich die Alarmanlage eingeschaltet?
- Wurden die Nachrichten tatsächlich gesendet?
- Habe ich alle Arbeiten erledigt?
- Stimmt der Kontostand?
Häufig kontrollierst du diese Sachen dann mehrfach, teilweise sogar unmittelbar danach erneut. Du hast das Auto abgeschlossen, es hat ein Signal von sich gegeben oder du hörst, wie die Türen sich verriegeln. Trotzdem gehst du zum Auto und prüfst es... Beim Weggehen drehst du dich nach 5 Metern wieder um und schließt es erneut ab, um erneut zu sehen, dass die Blinker leuchten und es abgesperrt ist... Diese doppelte oder dreifache Selbstversicherung ist das erste Anzeichen von einem Kontrollzwang!
Es werden dabei also nicht nur Maßnahmen getroffen, die Katastrophen oder einen Einbruch verhindern sollen, sondern auch Kleinigkeiten. Dabei fallen Dinge wie erledigte Arbeiten am Computer, die Kontrolle, ob Nachrichten verschickt worden sind, oder eine doppelte und dreifache Kontrolle des Kontostands um wirklich sicher zu sein.
Wenn du unter einem Kontrollzwang leidest, stehst du ständig unter Druck. Deine Gedanken kreisen permanent darum. Erst, wenn alles überprüft wurde, lässt der Druck nach. Er baut sich aber schnell wieder auf, und die Kontrolle findet erneut statt.
Das ist nicht nur zeitintensiv, sondern auch eine sehr große körperliche und seelische Belastung für dich. Nicht nur du selbst leidest darunter, sondern auch deine Partnerschaft, die Familie und Freundschaften.
Ordentlich oder Kontrollsüchtig?
Es ist völlig normal, wenn du vor dem Verlassen des Hauses prüfst, ob der Herd aus ist und die Fenster zu sind. Vorsicht ist wichtig und in vielen Fällen schützt sie tatsächlich davor, dass Katastrophen passieren.
Wenn du jedoch unter einem Kontrollzwang leidest, handelst du nicht aus Vorsicht, sondern aus Angst. Du erkennst eine solche Erkrankung an dem Schaffen und peniblen Einhalten von Routinen, die immer wieder durchgeführt werden.
Du prüfst Dinge nicht nur ein- oder zweimal, sondern weitaus häufiger. Du wirst durch einen nicht auszuhaltenden inneren Druck angetrieben.
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Auslöser von Kontrollgedanken
Zwangsstörungen können durch verschiedene Auslöser entstehen. Die Medizin geht davon aus, dass es genetische Veranlagungen für diese gibt. Nur wer diese Veranlagung hat, kann auch an einer Zwangsstörung erkranken. Dafür braucht es aber noch einen konkreten Auslöser.
Häufig sind es traumatische Erlebnisse, die zu einem Kontrollzwang führen. Das kann beispielsweise der Verlust eines geliebten Menschen sein. Wenn die Psyche dieses Erlebnis nicht verarbeiten kann und überlastet ist, kann sie einen Zwang entwickeln.
Der Kontrollzwang soll sicherstellen, dass keine Katastrophe passiert oder die Bestätigung eingeholt wird, eine bestimmte Sache auch wirklich richtig gemacht zu haben.
Eine solche Zwangsstörung kann sich aber auch entwickeln, wenn es in der Vergangenheit bereits ein Unglück aufgrund zu weniger Kontrollen oder eine nicht erledigte Tätigkeit aufgrund nicht eingeholter Bestätigung gegeben hat. Um zu verhindern, dass sich dies wiederholt, werden ständig alle Maßnahmen und Vorkehrungen kontrolliert.
Wenn du ständig prüfst, ob eine Nachricht abgeschickt worden ist, willst du sicher gehen, dass dies auch wirklich der Fall ist und wiederholst die Kontrolle zur Selbstbestätigung.
Ängstliche Menschen sind anfälliger
Menschen, die generell sehr ängstlich sind und sich schnell bedroht fühlen, sind ebenfalls anfälliger für einen Kontrollzwang. Sie befinden sich häufig in einem Gedankenkarussell aus Horrorvorstellungen, die Wirklichkeit werden könnten.
Um dies zu verhindern, überprüfen sie immer wieder dieselben Dinge. Das soll Sicherheit geben und den Druck abbauen – allerdings hält das häufig nur kurz an.
Kontrollzwänge durch die Kindheit
Zwangsstörungen können auch ihren Ursprung in der Kindheit haben. Eltern, die sehr hohe Erwartungen an ihre Kinder haben und ihre Kinder für Fehler verurteilen, können bei ihnen die Angst auslösen, etwas falsch zu machen. Beispielsweise könnte die Befürchtung entstehen, eine Überschwemmung zu verursachen, weil der Wasserhahn nicht richtig abgedreht war.
Auch die Frage, ob eine bestimmte Arbeit zu vollster Zufriedenheit erledigt worden ist, muss demnach immer wieder kontrolliert werden, um keinen Ärger zu bekommen.
Folgen von Kontrollgedanken
Ein Kontrollzwang stellt eine enorme Belastung für deine Psyche dar. Du weißt, dass dein Verhalten irrational und zwanghaft ist, was zu einem noch schlechteren Gefühl führt. Du hältst dich selbst für eigenartig, kannst dem Zwang aber nicht entkommen.
- Selbst wenn du es versuchst, stehst du konstant unter Druck. Schließlich musst du dem Druck nachgeben, weil die Angst sonst in Panik umschlägt.
Folgen für das soziale Umfeld
Das beeinträchtigt dein gesamtes Leben. Ein Kontrollzwang ist eine große Belastung für dein soziales Umfeld, insbesondere für die Menschen, die mit dir zusammenleben. Sie verstehen das Verhalten möglicherweise nicht und fühlen sich hilflos. Im schlimmsten Fall verurteilen sie dich und versuchen, den Zwang zu unterdrücken.
Wenn du unter einem Kontrollzwang leidest, verlierst du deshalb häufig deine sozialen Kontakte. Du schämst dich und weißt, dass dein Verhalten von dem der anderen abweicht. Um dies zu verheimlichen und einer Verurteilung aus dem Weg zu gehen, wendest du dich von anderen Menschen ab.
Folgen für das Berufsleben
Diese Nachteile können im schlimmsten Fall auch Konsequenzen für dein berufliches Leben haben. Es ist dann nicht mehr möglich, sich auf die eigentliche Arbeit zu konzentrieren.
Der Kontrollzwang kann auch bei der Arbeit übernommen werden. Wenn du beispielsweise im Einzelhandel arbeitest, kontrollierst du vielleicht häufiger als nötig die Bestände. Im Büro versicherst du dich, ob du die E-Mail wirklich abgeschickt hast und der Anhang nicht vergessen worden ist. Diese Kontrolle mag einmal nützlich sein, aber bei zwanghaftem zwei- oder dreifachen Kontrollieren kann von einem Kontrollzwang ausgegangen werden.
Wie viele Zwangsstörungen verschlimmert sich auch der Kontrollzwang mit der Zeit. Im schlimmsten Fall kann dies zu einer Entlassung führen und bei Selbständigen zu schlechtem Arbeitserfolg. Es gibt nur wenige Fälle, in denen sich der Zwang von ganz alleine löst.
Tipps gegen Kontrollgedanken
Damit dein innerer Kontrollzwang nachlässt, ist es wichtig, im Idealfall die Ursache zu erkennen. Es ist nicht hilfreich, nur gegen den inneren Druck anzukämpfen. Trotzdem können hilfreiche Tipps gegen zwanghafte Kontrollgedanken in einigen Fällen schon für eine Besserung sorgen.
Du kannst zu jeder Zeit und an jedem Ort einen Kontrollgedanken haben. Sei also nicht überrascht, wenn alte oder sogar neue Gedanken auftreten.
Risiken sind ein integraler Bestandteil des Lebens und können als solche nicht vollständig beseitigt werden. Denk daran, dass es das größte Risiko von allen ist, sich nicht vom Kontrollzwang zu lösen. Du wirst erstaunt sein, wie lange es gut geht, wenn du die Dinge nur ein einziges Mal kontrollierst.
Wenn der Gedanke kommt, etwas kontrollieren zu müssen, argumentiere dagegen. Die Sache wurde bereits einmal kontrolliert. Aus, Ende. Analysiere, hinterfrage oder argumentiere nicht länger mit den Gedanken. Die Fragen, die durch zu langes Diskutieren im Kopf aufkommen, sind keine echten Fragen, und es gibt keine echten Antworten darauf.
Wenn ein Kontrollgedanke aufkommt, kannst du durch Atemtechniken für innere Ruhe sorgen. Atme tief ein und langsam wieder aus. Wiederhole diesen Atemzug ganz bewusst fünfmal. Konzentriere dich dann wieder auf die eigentliche Tätigkeit und mach dir bewusst, dass diese nun Vorrang hat.
Wenn du einen Kontrollzwang abgelegt hast, kann dies als Erfolg gefeiert werden und somit wiederholt werden. Ging es einmal gut, wird es beim nächsten Mal auch gut gehen. Verfalle nicht in alte Muster, indem du den Gedanken gewinnen lässt.
Mit Rückschlägen umgehen
Wenn du bemerkst, dass sich dein Kontrollverhalten wieder einschleicht, ist es wichtig, dich daran zu erinnern, dass du stärker als deine Gedanken bist.
Rückschläge sind ein normaler Teil des Heilungsprozesses. Erinnere dich an die Zeiten, in denen es dir gelungen ist, ohne ständiges Kontrollieren auszukommen. Diese Erfahrungen zeigen, dass es möglich ist, die Kontrollzwänge zu überwinden. Wenn du einen Rückschlag erlebst, sei nachsichtig mit dir selbst.
Es ist nicht das Ende deines Fortschritts, sondern ein Teil deiner Reise. Nutze Rückschläge als Gelegenheit, zu reflektieren, was gut funktioniert hat und was du in Zukunft anders machen kannst. Du bist stärker als die Gedanken, die dich zum Kontrollieren drängen.
Therapie gegen Kontrollzwang
Sollte es dir nicht möglich sein, deinen Kontrollzwang alleine zu behandeln, brauchst du die professionelle Hilfe eines Psychotherapeuten. Gemeinsam findet ihr die Ursache für deinen Zwang heraus. Ob du diese bereits kennst oder nicht, ist dabei nicht entscheidend. Wichtig ist, dass du die Bereitschaft hast, an der Kontrollstörung zu arbeiten.
Du kannst dich dafür einem Therapeuten anvertrauen. Er ist speziell für die Arbeit mit psychischen Krankheiten ausgebildet und weiß, wie er mit dir umgehen muss. Du hast möglicherweise Angst davor, dich zu öffnen und von deinen Ängsten zu berichten. Das ist ganz natürlich und ein Gefühl, das viele Menschen haben.
Der Kontrollzwang beeinträchtigt aber häufig das gesamte Leben der Betroffenen. Eine Psychotherapie hilft dir dabei, wieder die Kontrolle über dein Leben zu erhalten. Behandelt ihr mit einem Therapeuten zusammen langsam die Ursache für deine Zwangsstörung, kann dadurch auch der Kontrollzwang zurückgehen.
Was du dabei brauchst, ist Geduld. Zwänge bauen sich über einen gewissen Zeitraum auf – je länger du bereits unter dieser Störung leidest, umso schwieriger wird die Behandlung. Psychotherapien haben bei Zwangsstörungen aber gute Erfolgschancen.
Hilfe suchen
Möchtest du deinen Kontrollzwang behandeln lassen, hat eine Psychotherapie dabei die besten Erfolgsaussichten. Psychologen können mittels unterschiedlicher Behandlungsmethoden gegen die zwanghaften Kontrollgedanken vorgehen und dir neue Verhaltensmuster beibringen.
Bei einer allgemeinen Angst vor Ärzten kann dir unser Selbsthilfe-Ratgeber-Artikel entsprechende Tipps zur Überwindung der Arztphobie geben.
Selbsthilfe Buch gegen Zwangsstörungen
Wenn du keine ernsthafte Therapie in Betracht ziehst und Selbsthilfe anwenden willst, kann unser Buch ein guter Wegbegleiter sein. Es ist der erste richtige Schritt für eine Besserung. Du kannst damit die Auslöser von Zwangsstörungen und Suchtverhalten besser verstehen und an den Reaktionen arbeiten. Wir geben dir dabei auch nützliche Tipps und Alltagsstrategien, damit du deine Gedanken und nicht die Gedanken dich kontrollieren kannst.
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Quellen:
- ADHD Impulse Control: 5 Tips To Help You Manage | psychcentral.com
- Impulse-control disorder – en.wikipedia.org
Impulse Control Disorders: Updated Review of Clinical Characteristics and Pharmacological Management – ncbi.nlm.nih.gov
Autor und Überprüfung:
Autor: Matthias Wiesmeier – Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann