Kleptomanie
Kleptomanie ist eine Zwangsstörung, bei welcher die Betroffenen unter dem unwillkürlichen und nicht widerstehbaren Drang zum Stehlen leiden. Für viele Kleptomanen führt dies zu enormen Stress und Schuldgefühlen.
Da Diebstahl eine Straftat darstellt, kann Kleptomanie zu strafrechtlichen Konsequenzen führen. In einigen Fällen können bereits hilfreiche Tipps gegen die Diebstahlsucht helfen, um das Verlangen zu reduzieren.
In schweren Fällen der Kleptomanie. kann Mithilfe von Verhaltens- und Gesprächstherapien ist es möglich, Bewältigungsstrategien zu erlernen, sodass die Krankheit nicht mehr zu Beeinträchtigungen führt.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 7. März 2023
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Verhalten bei Kleptomanie
Wie bei anderen Zwangsstörungen liegt bei der Kleptomanie ein unwiderstehlicher Drang vor, gewisse Dinge zu tun. Die Betroffenen sehen sich dazu gezwungen, Diebstähle durchzuführen.
Obwohl den Betroffenen oftmals bewusst ist, dass ihr Verhalten moralisch zweifelhaft und illegal ist, ist es ihnen in den meisten Fällen nicht möglich, sich aus eigener Kraft gegen den Zwang zu wehren.
Das Diebesgut selbst stellt dabei nicht immer den Antrieb dar. Oftmals ist es nur von geringem Wert und wird entweder ohne Verwendung gehortet oder in manchen Fällen später entsorgt – es dient demnach nur in seltenen Fällen der eigenen Bereicherung. Die Motivation für den Diebstahl liegt vielmehr in dem Akt des Stehlens selbst.
Viele Betroffene leiden unter starken Schuldgefühlen durch das wiederholte Entwenden von Gegenständen und verspüren dennoch den Drang, weiterhin Diebstähle durchzuführen. Dadurch kann es zu enormem Stress und psychischen Belastungen kommen. Wie bei anderen Zwangsstörungen wird diese nicht als Teil der eigenen Persönlichkeit wahrgenommen.
Diebstahl ohne Grund

Kleptomanie Anzeichen
Symptome, die für eine Kleptomanie sprechen, sind ein Spannungsgefühl, bevor es zu dem Diebstahl kommt, und ein anschließendes Gefühl der Erleichterung oder Befriedigung, welches je nach psychischer Verfassung und Charakter des Betroffenen oft durch Schuldgefühle abgelöst wird.
In vielen Fällen gehen Kleptomanen nicht sehr subtil vor, sondern stehlen unvorsichtig und offensichtlich. Bei manchen Betroffenen liegt sogar die masochistische Hoffnung vor, erwischt zu werden.
Ein weiteres Anzeichen für Kleptomanie besteht in der ungewöhnlichen Stimmung, in welcher sich die Betroffenen befinden. Oftmals liegt entweder eine Bewusstseinstrübung oder eine depressive Verstimmung vor, welche durch Anspannung infolge des inneren Zwangs ausgelöst wird.
- Diebstahl ohne Motiv
- Diebesgut ist meist wertlos
- Mangelnde Vorsicht beim Stehlen
- Schuldgefühle nach der Tat
Gründe für zwanghaftes Klauen
Für Kleptomanie liegt bisher keine exakte klinische Ursache vor. Vielmehr handelt es sich um ein Zusammenspiel mehrerer möglicher Ursachen.
- Affekt- oder Impulskontrollstörungen
- Zwangsspektrumsstörungen
- Psychosozialer Stress
- Depressionen
- Unverarbeitete Aggressionen
- Traumatische Ereignisse in der Kindheit (Missbrauch etc.)
Wie bei vielen anderen Aspekten liegt hier der Reiz in der verbotenen Handlung. In manchen Fällen dient die Befriedigung durch den Vorgang des Stehlens als Ersatzbefriedigung für andere unterdrückte Wünsche.
Des Weiteren können Probleme in Entwicklungsphasen im Kindesalter – in der sogenannten ödipalen Phase, welche zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr stattfindet – die Entwicklung einer Zwangsstörung wie der Kleptomanie begünstigen.
Auch masochistische Neigungen können als Ursache vorliegen. Dies beinhaltet, dass die Betroffenen hoffen, erwischt und für ihr Verhalten bestraft zu werden.
Schamgefühle fürs Klauen
- Viele Betroffene schämen sich für die Kleptomanie
Oftmals fürchten sie sich davor, sich anderen zu öffnen und von ihren Problemen zu berichten, da sie große Angst davor haben, verurteilt oder ausgegrenzt zu werden.
In manchen Fällen führt die Furcht deshalb dazu, dass sich Betroffene teilweise aus ihrem sozialen Leben zurückziehen. Eine steigende soziale Isolation führt allerdings oft zu einer Verschlimmerung der Probleme, da fehlender Beistand die psychische Belastung und den Stress oft verstärkt.
Unter einer Kleptomanie zu leiden, ist keineswegs ein Grund, sich schämen zu müssen. Kleptomanie ist eine ernst zu nehmende Krankheit, welche seit 2013 als solche klassifiziert und anerkannt ist.1Kleptomania – Symptoms and causes | Mayo Clinic
Linderung empfehlenswert
Da die Betroffenen ihr Verhalten nicht selbst steuern können und ihrem inneren Drang nicht entgegenwirken können, sind sie machtlos gegen den Drang zu stehlen.
Weil mit einer Kleptomanie allerdings Straftaten mit einhergehen können und die betroffene Person dadurch große Probleme bekommen kann, ist es ratsam, sich Tipps gegen die Sucht zu klauen einzuholen oder sogar in Extremfällen therapeutische Hilfe zu suchen.
Tatsächlich sind drei von vier Kleptomanen weiblich. Zumeist zeigt sich eine Kleptomanie schon vor dem zwanzigsten Lebensjahr, sie kann sich aber ebenfalls im späteren Leben entwickeln.

Tipps gegen Kleptomanie
Betroffene hilft es eventuell, sich zu überlegen, ob es etwas in ihrem Leben gibt, was sie stresst und unter Druck setzt oder ob andere ungelöste Konflikte vorliegen, welche zur Bildung der Zwangsstörung führten.
Es ist wichtig, sich die Konsequenzen der eigenen Taten vorzuführen. Diebstahl kann zu strafrechtlicher Verfolgung führen, welche das zukünftige Berufs- und Sozialleben beeinträchtigen könnte.
Da eine Zwangsstörung wie die Kleptomanie oftmals mit enormem Stress einhergeht, welcher durch den inneren Drang ausgelöst wird, können Entspannungsmaßnahmen wie Yoga oder autogenes Training Linderung versprechen.
Bereits bei leichten Anzeichen von sich entwickelnder Kleptomanie ist es ratsam, einen Experten aufzusuchen. Wenn die Zwangsstörung sich verstärkt, kann die Therapie unter Umständen langwierig werden.

Therapie von Kleptomanie
Sollten die Tipps nicht helfen kann eine Therapie sinnvoll sein. Da mit einer Kleptomanie illegale Handlungen einhergehen und die Betroffenen oftmals unter enormen Schuldgefühlen und psychischem Stress leiden, ist eine Therapie in den meisten Fällen die letzte aber auch effektivste Lösung.
Eine der effektivsten Behandlungsmethoden von Kleptomanie ist die kognitive Verhaltenstherapie. Diese beruht auf der Prämisse, dass eine Verhaltensstörung auf erlerntes Fehlverhalten zurückzuführen ist. Mithilfe einer Verhaltensanalyse werden eingefahrene Verhaltensmuster aufgedeckt und dem Betroffenen in ihren Auswirkungen bewusst gemacht. Anschließend erfolgt der Versuch, alternative und gesündere Denk- und Verhaltensmuster zu erarbeiten, sodass die Betroffenen bei dem zukünftigen Aufkommen von Zwangsgedanken besser damit umgehen können und dem inneren Drang nicht nachgeben müssen.
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit liegt in der Psychotherapie. Diese versucht durch Gespräche, tiefliegende Ängste und unterdrückte Konflikte zu entdecken, welche die Zwangsstörung begünstigen und diese gemeinsam mit einem Spezialisten zu bewältigen.
Auch Entspannungstherapien wie Yoga, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung helfen, ein erhöhtes Stresslevel zu senken und den Betroffenen die psychische Belastung im Alter zu ersparen.
Hilfe bei Kleptomanie
Bei Betroffenen, denen Selbsthilfemaßnahmen und Tipps nicht helfen können, ihre Probleme zu bewältigen, ist professionelle Hilfe ratsam.
Personen, die an Kleptomanie leiden, vermeiden oftmals den Arztbesuch. Verschiedene weitere Probleme können als Ursache vorliegen – manche trauen sich nicht, sich einem Fremden zu öffnen oder unbekannte Orte aufzusuchen, während bei anderen eine generelle Arztphobie vorliegt. Dadurch wird es Betroffenen aufgrund ihrer enormen Angst unmöglich, einen Arztbesuch vorzunehmen.
Beschwerden verschlimmern sich allerdings in den meisten Fällen, wenn sie nicht behandelt werden. Es existieren aber viele weitere Hilfoptionen, die in Anspruch genommen werden können.
- Selbsthilfegruppen
- Videohotlines für akute Notfälle
- Online-Sprechstunden
- Internetforen für den anonymen Austausch mit Gleichgesinnten
Der Gedanke an eine Behandlung und die Konfrontation mit den eigenen Ängsten und Problemen ist oftmals sehr beängstigend, aber mithilfe eines Therapeuten kann erlernt werden, wie Betroffene mit ihrer Zwangsstörung besser umgehen können, sodass eine Rückkehr in den normalen Alltag ermöglicht wird.
FAQ über Kleptomanie
Kleptomanie fällt unter Störungen der Impulskontrolle und wird als pathologisches Stehlen oder umgangssprachlich als Klausucht bezeichnet. Die Kleptomanie ist eine Zwangsstörung, bei welcher die Betroffenen nicht in der Lage sind, sich gegen den irrationalen Impuls des Stehlens wehren können.
Betroffene Personen stehlen wiederholt Dinge, ohne dass ein (sinnvolles) Motiv dafür vorliegt oder sie einen Nutzen daraus ziehen wollen. Oftmals wird das Diebesgut gehortet oder aufgrund von Wertlosigkeit entsorgt.
Doch auch wer geklaute Gegenstände verkauft, kann unter Kleptomanie leiden.
In leichten Fällen können bereits alltägliche Tipps helfen das Verlangen zu stehlen zu reduzieren. In starken Fällen kann eine Therapie helfen.
Mithilfe einer kognitiven Verhaltenstherapie können Bewältigungsstrategien für den inneren Drang erarbeitet und alternative Denk- und Handlungsmuster erlernt werden.
Durch eine Gesprächstherapie können mögliche Ursachen, beispielsweise unterdrückte Sehnsüchte, Gefühle oder Ängste aufgearbeitet werden.
Auch Entspannungstherapien können unterstützend dabei helfen, Stress und psychische Belastungen zu vermindern.
Quellen:
- Kleptomania – Symptoms and causes | Mayo Clinic
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier