Berührzwang

Drang etwas berühren, anfassen zu müssen

Der Berührzwang ist eine Form der psychischen Störung, welche dazu führt, dass die Betroffenen immer wieder dazu gezwungen sind, bestimmte Dinge anzufassen oder die Berührung mit gewissen Gegenständen zu vermeiden.

Während in vielen Fällen nur eine milde Form vorliegt, leiden manche Betroffenen sehr unter dem Krankheitsbild. Der Berührungszwang wird auch unter Berührungsdrang oder einer Berührungssucht betitelt. 

Wir erklären, welche Ursachen dafür vorliegen, wie sich diese Zwangsstörung äußert und wie Betroffene lernen können, mit dem Berührzwang besser umzugehen, sodass es zu keiner Beeinträchtigung des Alltags kommt. 

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    Berührungsdrang

    Wie macht sich der Drang etwas berühren zu müssen bemerkbar?

    Betroffene Personen unterliegen entweder dem Zwang, bestimmte Dinge anfassen zu müssen oder die Berührung mit gewissen Dingen auf jeden Fall vermeiden zu müssen.

    Oft werden beispielsweise Gegenstände in einer bestimmten Reihenfolge oder auf eine bestimmte Art und Weise angefasst.

    In leichten Fällen verspüren Betroffene womöglich nur den Drang, mit einem Finger etwas kurz zu berühren. 

    In extremen Fällen fühlen sich Erkrankte dazu gezwungen, etwas über einen gewissen Zeitraum zu berühren, was im Alltag zu Beeinträchtigungen führen kann.

    Doch nicht nur Dinge, sondern ebenfalls Menschen und Körperteile können im Fokus eines Berührzwangs sein. Manche Betroffenen verspüren beispielsweise den Zwang, Haare zu berühren.

    Gut zu wissen

    Im Gegensatz zu Psychosen, welche mit Halluzinationen und ähnlichen realitätsfernen Symptomen einhergehen, sind sich Personen mit einer Zwangsstörung wie dem Berührzwang stets der Tatsache bewusst, dass ihr Verhalten irrational ist. Obwohl sie ihren Bezug zur Realität nicht verlieren, können sie dem inneren Zwang in ausgeprägter Form meist nicht widerstehen.

    Wie bei allen Arten der Zwangsstörungen wissen die Erkrankten, dass ihr innerer Drang nicht rational und logisch ist. Des Öfteren wird versucht, dem Zwang nicht nachzugeben, damit das Umfeld die Betroffenen nicht als andersartig wahrnimmt.

    Wenn die Personen versuchen, dem Zwang zu widerstehen, stellt sich oft das Gefühl eines anbahnenden Unglücks ein. Die Betroffenen sind der Überzeugung, etwas Schlimmes würde passieren, oder sie würden etwas verpassen, wenn sie dem Drang nicht nachgeben. 

    Insofern ist das Durchführen bestimmter Zwangshandlungen eine Art Ritual, um beängstigende Folgen zu verhindern. Die meisten Betroffenen unterliegen nur milden Formen des Berührzwangs, sodass keine Verhaltensauffälligkeiten entstehen.

    Auslöser vom Berührungszwang

    Wodurch entsteht der Drang danach etwas berühren zu müssen?

    In vielen Fällen liegen einer Zwangsstörung negative Erlebnisse zugrunde. Den Personen ist etwas Schlimmes passiert und ihre Angst und das Bedrohungsgefühl übertragen sich auf andere Situationen oder Dinge. Insofern wird der Zwang zu einer Art Ritual, das weitere schlimme Ereignisse verhindern soll.

    Oftmals liegen Unsicherheiten einer Zwangsstörung zugrunde. In Zeiten, in denen sich die Betroffenen Sorgen machen und nach einem Ausweg suchen, scheinen derartige Handlungen Sicherheit zu versprechen.

    In leichten Fällen ist es allerdings tatsächlich nur pure Neugier, welche durch den Berührzwang ausgelebt werden möchte. Wurde das Objekt berührt, ist die Neugier gestillt und das Problem gelöst. 

    Meistens beginnt der Prozess schleichend, bis die Schutzrituale irgendwann von etwas, was von dem Umfeld oft als kleine Marotte gesehen wird, zu einem unwiderstehlichen inneren Drang wird. 

    Schamgefühl

    Leider schämen sich viele erkrankte Personen sehr für ihren Zwang und ziehen sich deshalb aus ihrem Alltagsleben zurück. In Fällen mit derartiger Ausprägung ist es ratsam, eine Therapie in Betracht zu ziehen, mit deren Hilfe die eigenen Ängste und Unsicherheiten reduziert oder sogar ganz abgestellt werden können. 


    Wir wird Berührzwang diagnostiziert?

    Damit der Berührzwang behandelt werden kann, ist zunächst eine Diagnose notwendig. Diese wird mithilfe eines Fragebogens oder einer Verhaltensbeobachtung durch einen Spezialisten gestellt.

    Schamgefühl bei Zwangsstörungen

    Es gibt keinen Grund sich für die Berührungssucht schämen zu müssen

    Unter Berührzwang zu leiden, bedeutet definitiv nicht, dass man sich schämen muss. Kleine Glücksrituale sind sicherlich etwas, was viele Leute kennen und gelegentlich durchführen.

    Bei einem großen Teil der Betroffenen liegt nur eine milder Berührzwang vor, der nicht zu Schwierigkeiten oder Unannehmlichkeiten bei den Personen selbst oder dem Umfeld führt. 

    Angst vor Verurteilung

    Leider fürchten sich viele Personen sehr, aufgrund ihres Zwangs ausgegrenzt zu werden. Sie trauen sich deshalb nicht, sich jemandem anzuvertrauen, und ziehen sich in schweren Fällen manchmal sogar vollständig aus ihrem sozialen Umfeld zurück.

    Allerdings verschlimmern sich Beschwerden fast immer, wenn sie nicht behandelt werden. Oftmals ist eine Therapie dann der einzige Weg, um wieder ein normales und stressfreies Leben führen zu können.

    Auch wenn der Gedanke daran, von seinen Ängsten und Sorgen zu erzählen und sich einer Therapie zu unterziehen, beängstigend sein kann, lohnt sich doch die Aussicht, dadurch mit den eigenen Unsicherheiten besser umgehen zu können. 

    beruehrzwang-therapie

    Tipps gegen Berührungszwang

    Was hilft gegen die Sucht oder den Drang etwas berühren zu müssen?

    In vielen Fällen ist es nicht unbedingt nötig, einen Berührzwang zu behandeln. Wenn nur milde Formen vorliegen, die im Alltag nicht zu Schwierigkeiten führen oder die betroffene Person ihre Zwangsstörung nicht als quälend oder einschränkend empfindet, muss keine Therapie durchgeführt werden.

    In extremeren Fällen, in denen die Erkrankten unter ihrem Berührzwang leiden, ist dies aber ratsam. Psychologische Störungen wie der Berührzwang werden von den Betroffenen meist nicht als Teil der eigenen Persönlichkeit angesehen.

    Mit den nachfolgenden Therapien oder einer Kombination der Therapien ist es möglich, einen Berührzwang erfolgreich zu behandeln. 

    Entspannungstherapien

    Bei Personen, bei denen der Berührzwang zu Stress und einem dauerhaften Bedrohungsgefühl führt, sind Entspannungstherapien hilfreich. Yoga und progressive Muskelentspannung können beispielsweise dabei helfen, den Stress abzustellen und besser mit der Angst vor schlimmen Erlebnissen umzugehen. 

    Gesprächstherapie

    Da traumatische oder bedrohliche Erlebnisse in der Kindheit oder im Erwachsenenleben ebenso wie individuelle Unsicherheiten einen Berührzwang begünstigen, können diese mithilfe einer Gesprächstherapie erforscht und aufgearbeitet werden.

    Kognitive Verhaltenstherapie

    Des Weiteren ist es möglich, mithilfe einer kognitiven Verhaltenstherapie problematische Denk- und Handlungsmuster zu identifizieren und in ihrer Sinnhaftigkeit zu hinterfragen, um anschließend gesündere Alternativen einzustudieren. Dies funktioniert mit einer Umprogrammierung der Hirnareale durch Reizverhinderung. Dabei werden die Erkrankten dazu gebracht, das zu tun, was ihnen Angst macht – Dinge entweder nicht zu berühren, obwohl sie den Drang dazu verspüren oder in dem umgekehrten Fall etwas zu berühren, was ihnen widerstrebt. Danach zeigt sich, dass das Bedrohungs- und Anspannungsgefühl nach einer Zeit wieder verschwindet, ohne dass etwas Schlimmes passiert ist.

    Professionelle Hilfe

    Therapieformen gegen den Berührungszwang

    Es gibt für Betroffene viele Optionen, um Hilfe zu bekommen. Sie können einen Spezialisten aufsuchen, der eine Diagnose stellt und einen Behandlungsplan festlegt.

    Leider fürchten sich viele Menschen davor, zu einem Arzt zu gehen. Mögliche Gründe dafür ist die Furcht davor, sich fremden Menschen zu öffnen oder eine generelle Arztphobie. Glücklicherweise gibt es viele weitere Maßnahmen, die Erkrankten helfen können.

    Über Internetforen ermöglichen den anonymen Austausch mit anderen Betroffenen. Des Weiteren stehen Hotlines oder Video-Sprechstunden zur Verfügung, sodass die Erkrankten ihr Haus nicht verlassen müssen.

    Schon das Gespräch mit empathischen Freunden oder Familienmitgliedern kann für Besserung sorgen. Das soziale Umfeld kann viel Rückhalt und Verständnis bieten und dadurch schon den Betroffenen die nötige Kraft geben, die es braucht, um eine Therapie zu beginnen.

    Schamgefühle überwinden

    Kein Grund für Scham: Hilfe annehmen

    Wichtig ist, sich daran zu erinnern, dass die Experten im Umgang mit persönlichen Problemen geschult sind und daran interessiert sind, ihren Patienten zu helfen.

    Es gibt also keinen Grund sich zu schämen. Der Berührungszwang kann mit professioneller Hilfe meist sehr erfolgreich überwunden werden. Wer eine generelle Angst vor Ärzten hat, kann sich auf unseren Selbsthilfe Ratgeber Artikel über Tipps und Strategien zur Überwindung informieren. 

    Fragen und Antworten

    Häufige Fragen und Antworten zum Berührungszwang

    Der Berührzwang ist eine Form der Zwangsstörung, bei der Betroffene entweder den starken inneren Drang verspüren, bestimmte Dinge anzufassen, oder aber verhindern wollen, etwas Bestimmtes zu berühren.

    Dies können teilweise auch Menschen, Tiere oder Nahrungsmittel sein. Der Drang ist dabei so stark, dass es Betroffenen sehr schwer fällt zu widerstehen. Teilweise werden bestimmte Personen auch süchtig danach, immer wieder den Gegenstand oder das Objekt berühren zu wollen. 

    Betroffenen ist zumeist bewusst, dass ihr Wille bzw. Unwille, etwas zu berühren, irrational ist. Es liegt aber in die Natur einer Zwangsstörung, dass die Personen den inneren Drang nicht kontrollieren können.

    Wenn sie diesem nicht nachgeben, stellt sich ein Bedrohungsgefühl ein, dass etwas Schlimmes passieren könnte, oder aber starke Unruhe.

    Oft kommen Personen in Unruhe, erleiden einen erhöhten Puls oder geraten in schlimmsten Fall sogar in Panikattacken wenn Sie etwas nicht berühren können oder ungewollt etwas berühren müssen. 

    In vielen Fällen liegt nur eine milde Form des Berührzwangs vor, welche die Betroffenen in ihrem alltäglichen Leben nicht einschränkt und deshalb nicht behandelt werden muss.

    In extremeren Fällen können Entspannungstherapien gegen das Bedrohungsgefühl und die Anspannung helfen. Mithilfe von Gesprächstherapien ist es möglich, die Ursachen der Störung zu finden und zu therapieren. Auch eine kognitive Verhaltenstherapie kann dabei helfen, hyperaktive Hirnareale, welche für die Informations- und Reizvermittlung zuständig sind und eine Zwangsstörung begünstigen können, umzuprogrammieren. 

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      Quellen:

      1. Compulsion To Touch Things In OCD Cases – beyondocd.org

      Autoren, Überprüfung und Gestaltung:

      Autorin: Julia Dernbach

      Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann

      Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier

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