Süchtig nach Masturbation
Selbstbefriedigung ist nichts Verwerfliches und im Normalfall auch keine Sucht, auch wenn sie häufig stattfindet. Erst wenn das Verlangen zum beherrschenden Element wird, tauchen Begriffe wie Suchtverhalten oder Abhängigkeit auf.
Die Sucht nach Masturbation zeigt sich in dem unwiderstehlichen Wunsch, die Befriedigung immer wieder neu zu erleben. Auch das Gefühl des Orgasmus kann abhängig machen. Wir klären auf welche Tipps helfen um die Sucht nach Masturbation loswerden zu können und ab wann eine therapeutische Hilfe ratsam ist.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 15. Januar 2023
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Grundsätzlich gibt es keine Mindest-, oder Maximalanzahl. Wer sich täglich selbstbefriedigt ist in der Regel noch nicht in einer gefährlichen Abhängigkeit.
Bei einem ständigen, unbeherrschbaren Verlangen nach Selbstbefriedigung zeigen sich jedoch typische Symptome einer Sucht. Vor allem wenn der Alltag beeinträchtigt wird und zu viel unerwünschte Zeit für die Selbstbefriedigung verloren geht, ist von einem Suchtverhalten zu sprechen.
Wer sich mehrmals täglich selbst befriedigt, muss nicht unbedingt süchtig nach Masturbation sein. Vor allem in der Pubertät geht es eher um das besondere Glücksgefühl, das durch den Orgasmus entsteht.
Die Sucht nach Selbstbefriedigung kann auch aus Langweile und einem Gewöhnungseffekt zur Abhängigkeit führen. Die guten Gefühle möchten wiederholt werden, das Gehirn verlangt automatisch immer häufiger nach den Glücksgefühlen die durch die Masturbation und dem Orgasmus ausgeschüttet werden.
Jungen Leuten fällt es schwer, ihre sexuelle Lust abzustellen. In späteren Jahren gelingt es Männern und Frauen besser, ihren Körper zu kontrollieren und an andere Dinge zu denken. Vor allem da dann auch mehr Zeit für wichtige Dinge wie Arbeit, Familie, Haushalt oder anderen Hobbys eingeplant wird. Dennoch kann auch im hohen Alter noch eine Sucht entstehen.
Grundsätzlich kann niemand, ohne weiteres, seine sexuellen Gefühle verdrängen. Unabhängig vom Alter fühlen sich manche Leute besser, wenn sie häufig masturbieren. So befriedigen sie ihre Lust und können sich danach wieder auf anderes konzentrieren.
Prinzipiell lässt sich eine zu große Lust auf Selbstbefriedigung durch viel Ablenkung, viel Sport und einen straffen Terminplan besser unterdrücken. Zu viel Freizeit sorgt oft zu einer Selbstbefriedigung vor Langeweile.
Süchtig nach Selbstbefriedigung
Die Sucht nach sexueller Erregung hängt oft mehr mit dem besonderen Glücksgefühl zusammen als mit dem Orgasmus selbst.
In dem Erregungszustand scheinen sich die emotionalen und sexuellen Bedürfnisse zu bündeln. So kommt es zu einer verstärkten Sexualisierung, was typisch für die Sexsucht ist. Die Erregung endet meistens in der Masturbation.
Eine genaue Trennung der Süchte nach Masturbation, Orgasmus oder Sex fällt schwer. Das hängt damit zusammen, dass sich die Betroffenen schämen und ungern über ihre Gefühle sprechen.
Oft ist neben der Sucht nach dem Glücksgefühl auch ein Mangel an Intimität und sozialen Bindungen die Ursache für das Suchtverhalten.
- Süchtig nach Sex mit einem festen Partnerschaft
- Süchtig nach Sex mit fremden Menschen
- Süchtig nach Orgasmus, egal worüber
- Süchtig nach Masturbation, Selbstbefriedigung
- Süchtig nach Erregung, auch ohne Orgasmus
Manche Menschen möchten stets einen neuen Kick in dem sie ständig Sex mit völlig Fremden suchen. Andere wiederum möchten bei der Masturbation beobachtet werden. Andere Menschen suchen ständig den nächsten Orgasmus und sind generell süchtig nach Sexualität. Eins haben alle gemeinsam: Die Abgewöhnung ist schwierig und es wird stets nach einen neuen Kick gesucht.
- Die Sucht nach Masturbation ist Geschlechtsneutral. Beide Geschlechter können Abhängig nach Sexualität und süchtig nach Masturbation werden.
- Laut Umfragen sind Männer, zu einem kleinen Teil, häufiger von der Sucht betroffen.
Süchtig nach Orgasmus
Die Sucht nach Orgasmus ist mit der Sucht nach Masturbation verwandt, doch es gibt gewisse Unterschiede.
Schließlich folgt auf die Selbstbefriedigung nicht unbedingt der Orgasmus.
Im Gegensatz dazu löst der Orgasmus gleich mehrere Glückshormone aus. Beim Höhepunkt kommt es zur Ausschüttung von Dopamin, Oxytocin und Prolaktin. Vor allem Dopamin sorgt für einen euphorischen Rausch, denn dadurch setzt sich das Belohnungssystem in Gange.
Gleichzeitig schaltet sich der Bereich im Kortex aus, der für vernünftige Entscheidungen verantwortlich ist. Das bedeutet, dass die Kontrolle über das eigene Verhalten verloren geht. Der gleiche Vorgang wird übrigens durch den Konsum von Drogen wie Heroin verursacht. Oft ist genau dieses Rauschgefühl, das zur Sucht führt.
- Masturbation ohne Orgasmus kann ebenfalls süchtig machen
Der feine Unterschied zwischen der Sucht nach Orgasmus und der Sucht nach Masturbation zeigt sich darin, dass die Betroffenen in einigen Fällen den Orgasmus so lange wie möglich aufschieben oder komplett auslassen.
Einige Menschen erfreuen sich also bereits an dem lustvollen Gefühl beim masturbieren und zögern den Orgasmus möglichst lange, teilweise mehrere Tage oder Wochen, heraus. Sie kommen also nicht jedes bei der Masturbation auch zu einem Orgasmus, damit das Sehnsucht nach Sexualität noch stärker wird.
- Sexuelle Unlust nach einem Orgasmus
Auf den Höhepunkt folgt ein Tief, denn der Dopaminspiegel reduziert sich schlagartig. Weil das menschliche Gehirn solche extremen Zustände nicht mag, schaltet es sozusagen zurück. So kehrt der Normalzustand wieder zurück.
Die Erinnerung an das Glücksgefühl weckt den Wunsch, immer mehr davon zu haben. Dadurch steigert sich die Lust, und mit ihr wächst auch die Gefahr einer Sucht.
Süchtig nach Pornos
Die Sucht sexueller Befriedigung zeigt sich in verschiedenen Formen. Zwei Hauptarten lassen sich unterscheiden: die extrovertierte Lust/Sucht und das introvertierte Verhalten. Letzteres zeigt sich beispielsweise in der heimlichen Porno-Sucht.
Offen ausgelebter Sex oder schüchtern und gehemmt, für die Frage, wie viel Sex, Porno und Masturbation normal ist, gibt es keine eindeutige Antwort.
- Ab wie vielen Pornos in der Woche handelt es sich um eine Sucht?
- Wie viel Masturbation geht als normal durch?
Im Allgemeinen spielt die Zahl der Häufigkeit eine nebensächliche Rolle. Wichtiger sind die psychischen Auswirkungen des mehr oder weniger extremen Verhaltens.
Das Verlangen nach pornografischen Filmen und Bildern lässt sich recht einfach stillen, daher es oft unentdeckt. Wer sich wegen seiner sexuellen Bedürfnisse schämt und trotzdem nicht aufhören kann, zeigt ein typisches Suchtverhalten.
Das gilt auch für Menschen mit einer exhibitionistischen Veranlagung. Der Wunsch, beim Sex gesehen zu werden, kann jedoch zur Gefahr werden – für sich selbst und auch für diejenigen, die ungewollt zum Beobachter werden.
Sexueller Exhibitionismus, sexueller Voyeurismus, der Drang zur Masturbation und ein Verlangen nach Pornos tauchen häufig in der Pubertät auf. Auch in schwierigen Phasen mit verdrängten Konflikten oder anderen Krisen kann sich ein übertriebenes sexuelles Bedürfnis entwickeln. Im Allgemeinen sind diese Extremphasen jedoch vorübergehend.
Wenn die Phasen im Erwachsenenalter anhalten, ist es jedem selbst überlassen, ab wann der Alltag zu stark darunter leidet und sich mit Tipps geholfen wird. Auch eine therapeutische Hilfe kann jederzeit in Anspruch genommen werden, um die Sucht nach Masturbation & Co zu überwinden. Psychologen und Coaches können auch über das Internet konsultiert werden.

Anzeichen einer Sucht nach Masturbation
Manchmal tut es einfach gut, sich selbst sexuell zu befriedigen. Beim Masturbieren geraten die üblichen Probleme in Vergessenheit und die Stimmung bessert sich.
Wer jedoch immer häufiger masturbiert und glaubt, seinen Frust dadurch loszuwerden, sollte genau nachdenken, was dahintersteckt.
Masturbation nur zum Zweck der kurzen Glücksgefühle ist ein klassisches Beispiel für Instant Gratifaction (sofortige, meist weniger befriedigende Belohnung) anstelle eines möglichen viel besseren Gefühl bei einem Belohnungsaufschub (Delayed Gratification).
Die Selbstbefriedigung sollte nicht zur einfachen Flucht aus dem Alltag werden, denn die Probleme lassen sich damit nicht überwinden. Um aus dem Kreislauf herauszukommen, der sonst womöglich in die Sucht führt, hilft es, die Signale zu beachten.
- Wie oft wird masturbiert?
- Wo findet die Selbstbefriedigung statt?
- Kommen Hilfsmittel zum Einsatz, beispielsweise Pornos oder Sextoys?
- Wer weiß von dem sexuellen Verlangen?
- Halten sich die Betroffenen selbst für sex- bzw. masturbationssüchtig?
- Es wird überdurchschnittlich viel Zeit mit Masturbation verschwendet
- Masturbation kann alleine nur schwer beendet werden
- Die Sucht nach Masturbation beeinflusst den Alltag und Schule/Job
- Es wird außerhalb der eigenen vier Wände masturbiert
- Es bestehen Angststörungen, Depressionen oder zu wenig Aufmerksamkeit
- Es entstehen negative Gedanken beim Gedanken an Masturbation
- Die Gedanken drehen sich fasst ständig um die Masturbation
- Es geht nur noch selten um den Spaß an der Selbstbefriedigung
- Es wird trotz wenig Lust masturbiert um der Sucht nach zu kommen
- Die Genitalien sind durch Überbeanspruchung gereizt
Mit einem einfühlsamen Coach oder Psychotherapeuten lassen sich Fragen klären und diese oder ähnliche Anzeichen abklären. Wer Probleme hat, seine Sexualität zu kontrollieren, leidet womöglich unter mangelndem Selbstbewusstsein oder fühlt sich „böse“.
Die Angst vor schlimmen Folgen ist ebenso eine Belastung wie der Versuch, seine Sexualität zu verbergen. Im schlimmsten Fall wird sich unbemerkt immer weiter in eine starke Abhängigkeit bewegt, aus der es immer schwieriger wird auszubrechen.
Eine hohe Masturbationsfrequenz kann auch durch eine schwierige Beziehung hinweisen. Oft beginnt die Selbstbefriedigung, wenn ein Partner fehlt. Daraus kann sich eine Sexsucht entwickeln, die es wiederum erschwert, neue Kontakte zu knüpfen, ohne an Sex zu denken.

Tipps gegen die Sucht nach Selbstbefriedigung
Auch wenn es vielleicht noch keine richtige Sucht ist, kann eine zu häufige und belastende Lust auf Masturbation zum Problem werden.
Es gibt es aber auch einige Tipps um die Sucht nach Masturbation loszuwerden.
Sexuelle Trigger vermeiden
Es gilt zu reflektieren, was dazu führt das die Lust auf Masturbation erzeugt wird. Dazu zählen die Orte und Aktivitäten bei denen es am häufigsten zur Masturbation kommt und solche Gedanken entstehen. Der Computer, das Smartphone im Bett, die Zeit alleine im Badezimmer, der Abend auf dem Sofa? Wo auch immer die Trigger entstehen gilt es diese zu verkennen und entweder zu vermeiden oder die Zeit darin so kurz wie möglich zu halten. Kommt das Gefühl auf, können wir es erkennen und durch bewusste Handlungen dagegen steuern.
Gewohnheiten ersetzen
Wo auch immer die Masturbation am häufigsten erfolgt, kann die Gewohnheit ersetzt werden. Manche Orten und Situationen können nicht vermieden werden, aber wir können unsere Handlungen beeinflussen. Wir könnten uns angewöhnen durch ein paar Liegestützen oder Kniebeugen für ein gutes Gefühl zu sorgen. Unser Gehirn kann in Zukunft das gute Gefühl nach den Liegestützen erzeugen, anstatt nach der Masturbation. Das gleiche gilt für einen Spaziergang anstatt dem Abend auf dem Sofa oder ein frühes aufstehen ohne Smartphone im Bett. Die ursprüngliche Routine sollte geändert werden, damit es nicht mehr zu den sexuellen Trigger-Situationen kommt und neue Gewohnheiten entstehen können.
- Sportliche Aktivität. Denn der Sport kann dafür sorgen, dass sich der Körper verausgabt. In der Folge lässt der Druck zum Onanieren nach.
- Wer mit vertrauten Personen spricht, reduziert seine psychischen Belastungen. Das wirkt sich positiv auf den inneren Druck aus, sodass das Bedürfnis zur Masturbation nachlässt.
- Entspannungstechniken wie Yoga, Atemübungen und Autogenes Training sorgen dafür, dass die sexuellen Spannungen nachlassen.
Therapie gegen Sexsucht
Es gibt zwar keine spezielle Therapieform die rein für die Masturbations-Sucht erstellt worden ist, doch einige therapeutische Ansätze funktionieren bestens gegen die Sexsucht.
In einer Psychotherapie erfahren die Betroffenen, wie sie sich selbst in einem positiven Licht sehen. Wenn Selbsthass oder ein Gewöhnungseffekt die Ursache für das Suchtverhalten ist, ist ein Umdenken möglich: Anstelle der bisher schlechten Glaubenssätze treten gute Gedanken in den Vordergrund. So lässt sich das zwanghafte Verhalten regulieren.
Einige Psychologen empfehlen einen medikamentösen Ansatz, doch eine grundsätzliche Veränderung ist damit nicht möglich. Das bedeutet, dass die Sucht nach dem Absetzen der Medikamente zurückkommt. Eine intensive Gesprächstherapie ist deshalb die bessere Lösung.
Die Abhängigkeit lässt sich auch in einer Gruppe besprechen und überwinden. Junge Leute wenden sich beispielsweise an eine Jugendberatungsstelle, zudem gibt es Selbsthilfe-Vereine. In einer Gruppentherapie lernen die Betroffenen, entspannter mit ihrem Problem umzugehen – und sie erfahren, dass es keinen Grund für Scham gibt. Das ist gerade bei Jugendlichen ein sehr wichtiger Punkt
Aktuell können wir leider keine Online-Therapie empfehlen. Wir bemühen uns in Zukunft passende Angebote für eine therapeutische Online-Behandlung zur Verfügung zu stellen.
Quellen:
- What Is Masturbation Addiction? – Verywell Mind
- Masturbation Addiction: Signs, Symptoms & Treatments – choosingtherapy.com
Inhalt wurde verfasst von: Julia Dernbach – Medizinisch überprüft von: Thomas Hofmann