Muskelfetisch
Wer sich von Muskeln sexuell erregt wird, hat einen sogenannten Muskelfetisch. Diese spezielle Vorliebe ist auch unter dem Fachbegriff Sthenolagnie bekannt. Das Muskelspiel sorgt bei den Betroffenen für eine deutliche Luststeigerung. Oft machen die Menschen mit Muskelfetisch selbst Kraftsport oder Bodybuilding. So sind sie ihren Idolen nahe und können außerdem ihre eigenen Muskeln stärken.
Wir beschrieben den Umgang mit einer krankhaft sexuellen Vorliebe für Muskeln, erklären woher der Muskelfetisch kommt und erklären wie man diese Neigung eventuell wieder ablegen, oder zumindest reduzieren kann.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 3. Februar 2023
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Wer auf harte Muskeln steht, sucht den Kontakt von muskulösen Männern und/oder Frauen. Menschen mit Sthenolagnie fühlen sich schon beim Blick auf das Muskelspiel erregt. Sie möchten die angespannte Haut über dem gut ausgebildeten Bizeps streicheln oder andere trainierte Körperstellen spüren. Gelegentlich kann auch der Wunsch nach Sado-Maso-Praktiken aufkommen: Dann übernimmt der muskulöse Partner die starke Rolle.
Wer auf harte Muskeln steht, sucht den Kontakt von muskulösen Männern und/oder Frauen. Menschen mit Sthenolagnie fühlen sich schon beim Blick auf das Muskelspiel erregt. Sie möchten die angespannte Haut über dem gut ausgebildeten Bizeps streicheln oder andere trainierte Körperstellen spüren. Gelegentlich kann auch der Wunsch nach Sado-Maso-Praktiken aufkommen: Dann übernimmt der muskulöse Partner die starke Rolle.
Die Ursachen für einen Muskelfetisch sind nicht immer eindeutig zu erkennen. Einige Betroffene fühlen sich selbst unterlegen. Sie lassen sich davon erregen, dass der Partner kräftig und muskulös ist.
Bei anderen ist es einfach der stark ausgebildeter Body-Kult. Laut Umfragen bevorzugen Frauen einen kräftigen und trainierten Mann gegenüber einen schlanken, normalen oder molligen Mann. Es ist also kein Geheimnis das Muskeln aus natürlichen und evolutionären Gründen als attraktiv empfunden werden.
Gainer sind häufig homosexuelle Männer, die sich von dem allmählichen Muskelaufbau erregt fühlen. Dabei kann es sich um das eigene Training handeln oder um das Muskeltraining einer anderen Person. Beim Gaining geht es allerdings nicht nur um das Anwachsen der Muskelmasse, sondern um den sich vergrößernden Körper. Es kann sich also auch um zusätzliche Fettpolster handeln, die zur Erregung führen.

Anziehung von Muskeln
Auch wenn wir es nicht immer zugeben: Muskeln werden als Attraktiv empfunden und das ist kein Geheimnis. Für Männer wie auch Frauen gibt es kaum etwas Attraktiveres als ein trainierter Körper. Frauen bevorzugen ein Sixpack oder einen starker Arm. Männer bevorzugen einen trainierten Hintern.
In einem Artikel mit dem Titel „ Why Is Muscularity Sexy? Tests der Fitnessindikator-Hypothese “, baten die Forscher Martie Haselton und David Frederick 141 Frauen, verschiedene männliche Körpertypen zu bewerten. Die Ergebnisse sind keine große Überraschung…
Nachfolgend sind die durchschnittlichen Bewertungen von Frauen für jeden männlichen Körpertyp in Bezug auf die sexuelle Attraktivität (Skala 1-9):
In einer separaten Studie berichteten Frauen, dass ihre kurzfristigen Sexualpartner muskulöser waren als ihre anderen Partner. Die Forscher schlagen vor, dass Frauen weniger Anforderungen an muskulöse Männer haben. Interessanterweise fragten die Forscher auch Männer nach ihrem Selbstwertgefühl. Wahrscheinlich fühlen sich muskulöse Männer auch einfach besser und sind somit Selstbewusster. Dieses höhere Selbstwertgefühl könnte ihren höheren sexuellen Erfolg erklären. Auf Dating Apps wie Tinder kann das Selbstwertgefühl allerdings schlecht übermittelt werden, dort zählt meist der optische Ersteindruck.
- Frauen mögen Muskeln; Männer werden von ihnen eingeschüchtert.
Lust auf muskulöse Körper
Menschen mit einem Muskelfetisch empfinden Wrestling-Profis und Bodybuilder als äußerst attraktiv. Jeglicher andere Form von Körperbau, mit geringerer Muskulatur wird dabei weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Das Interesse fixiert sich ganz klar auf die Masse der Muskeln.
- Laut Enzyklopädie der unüblichen Sexpraktiken gehört die bloße sexuelle Erregung durch Muskeln zu den Paraphilien.
Dabei können Betroffene teilweise auch selbst in einen Muskelwahn verfallen. Wer selbst viel Kraftsport betreibt, befindet sich schließlich auch in unmittelbarer Umgebung, anderer Sportler.
In den meisten Fällen sind die Menschen mit Muskelfetisch allerdings schlanker und schwächer als ihre Traumpartner.
- Sthenolagnie ist unabhängig von Geschlecht und Körpergröße. Allerdings scheint dieser Fetisch bei homosexuellen Männern häufiger vorzukommen.
Manchmal wird diese Art der Muskelanbetung als Verherrlichung kritisiert, die nichts mit den tatsächlichen körperlichen Qualitäten zu tun hat. Auch im Sport gibt es eine Tradition der Muskelverehrung, die einen negativen Beigeschmack hat. Bei einem genauen Blick auf die Darstellungen aus der Antike wird deutlich, dass die sexuelle Kraft der Athletik schon seit Langem existiert. Sie lässt sich kaum verleugnen – auch wenn viele Menschen andere Vorlieben haben.
Muskelfetisch ausleben
Wie die Studien und Umfragen gezeigt haben, ist es nichts außergewöhnliches sich von Muskeln angezogen zu fühlen. Ein attraktiver und muskulöser Körper strahlt Disziplin, Stärke und Selbstbewusstsein aus. Alles Merkmale die auch evolutionär begründet sind.
Im Bodybuilding und auch auf bestimmten Online-Portalen tauschen sich die Betroffenen über ihre Vorliebe für Muskeln aus. Dank dem modernen Zeitalter des Internets, gibt es zahlreiche Apps und Plattformen bei denen sich über die Optik definiert werden kann. Wer sich auf Dating Apps wie Tinder & Co von seiner besten muskulösen Seite zeigt, wird automatisch Interessenten für diese Anziehung finden.
Dabei gibt es nichts verwerfliches. Bedenklich wird allerdings für die eigene Psyche, wenn das Verhalten überhand nimmt. Langfristig wird man durch schnellen Spaß, keine wahre Liebe verspüren. Sexualität und Liebe lassen sich zwar trennen, doch desto häufiger man Sex ohne Liebe hat, desto schwieriger wird es auch wieder Sex mit Liebe zu verspüren.
Drang Muskeln zu berühren
Die Muskelmasse hat eine große Anziehungskraft. Küssen, Streicheln, Massieren und Lecken – viele sinnliche Erfahrungen mit dem Muskelkörper sind möglich und für Betroffene einer Sthenolagnie das absolute Highlight. Der innerliche Drang muskeln berühren zu wollen, ist fasst dauerhaft gegeben.
Berührungen der Muskeln sind für Betroffene von einem Muskelfetisch das höchste: Dies reicht einigen Muskel-Anbetern schon aus um den Drang danach zu stillen. Andere wünschen sich etwas mehr Dominanz: Sie möchten die Kraft am eigenen Körper spüren, indem sie festgehalten werden oder die Kraft der Muskeln über andere Methoden spüren können.
Ob es sich lediglich um Fantasien handelt oder um das erotische Liebesspiel: Es gibt mehrere Möglichkeiten, den Muskelfetisch auszuleben.

Habe ich einen Muskelfetisch?
Eine außergewöhnliche sexuelle Vorliebe gilt als Fetischismus und damit als unnormal. Bei dem Muskelfetisch handelt es sich um eine Bevorzugung bestimmter körperlicher Merkmale.
Gemäßigt oder krankhaft, das empfindet jeder Mensch anders. Die folgenden Testfragen sollen dabei helfen, die eigenen Gefühle und Erregungszustände zu analysieren.
- Bevorzuge ich schon seit der Pubertät trainierte und muskulöse Partner?
- Verspüre ich sexuelle Lust, wenn ich Athleten mit durchtrainierten Körpern sehe?
- Möchte ich die muskulösen Arme, Schultern und anderen Muskelbereiche berühren?
- Habe ich Angst vor starken Menschen oder bin ich von ihnen fasziniert?
- Träume ich von Sexspielen mit einem muskelbepackten Partner?
- Welche Fantasien löst der Blick auf einen halbnackten, muskulösen Körper bei mir aus?
- Kann ich meine Erregung verbergen?
- Bleibe ich bevorzugt in der Rolle des Bewunderers oder möchte ich selbst Muskeln aufbauen?
Viele dieser Fragen wird man mit „Ja“ beantworten können.
Grundsätzlich ist es unproblematisch, den Muskelfetisch auszuleben. Gleichgesinnte treffen sich im Trainings- oder Fitnesscenter oder auch in den entsprechenden Online-Portalen.
Muskularität und besondres ein kräftige Arme können intensive Lustgefühle auslösen, auch wenn es zu keiner oder nur zu einer leichten Berührung kommt.
Lust auf Muskeln loswerden
Beim Muskelfetisch handelt es sich um keine sexuelle Störung oder Krankheit, vorausgesetzt, das eigene Leben und das der anderen leidet nicht darunter. Erst wenn der Fetisch einen negativen Einfluss auf den Lebensstil hat oder die Lebensqualität einschränkt, ist eine psychologische Beratung sinnvoll. Psychotherapeuten achten vor allem auf den Suchtcharakter des Fetischs.
Wer beispielsweise nur dann noch Geschlechtsverkehr haben kann, wenn die Sehnsucht nach einem Muskelkörper erfüllt wird, bei dem liegt ein zwanghaftes Verhalten vor.
Die persönlichen Vorlieben beim Sex lassen sich nicht einfach abstellen. Es ist jedoch möglich, sein eigenes Verhalten zu überdenken und etwas entspannter an das Thema heranzugehen. Damit lässt der innere Druck nach und die Betroffenen werden wieder offener für andere Reize. Das lustvolle Erlebnis mit einem starken, durchtrainierten Partner ist weiterhin möglich – es sollte aber nicht das ganze Leben bestimmen.
Nur wer offen mit sich selbst, mit Freunden oder einem Sexual-Coach über die Thematik spricht, kann auch etwas daran ändern. Wer Hilfe erhalten möchte, kann sich über das Internet einen Sexualcoach suchen und den Muskelfetisch genauer analysieren.
Quellen:
- Why Is Muscularity Sexy? Tests of the Fitness Indicator Hypothesis David A. Frederick Martie G. Haselton University of California, Los Angeles – sscnet.ucla.edu
- 5 Reasons Both Women and Men Care About Big Muscles – psychologytoday.com
Inhalt wurde verfasst von: Julia Dernbach – Medizinisch überprüft von: Thomas Hofmann