Dissoziation

Symptome, Ursachen und Hilfe bei einer Dissoziation

Bei einer Dissoziation handelt es sich um psychologisches Phänomen, welches in unterschiedlichen Stärken und Ausprägungen auftritt. Meist ist eine Dissoziation eine Reaktion auf eine psychische Belastung oder die Begleiterscheinung einer psychischen Erkrankung. Abzugrenzen ist davon die Dissoziative Störung. Wir klären auf, was genau Dissoziation ist und wie Betroffene damit umgehen können.

Übersicht:
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    Häufige Fragen:

    Bei Dissoziation handelt es sich um einen Bewältigungsmechanismus, der dabei hilft, traumatische Erlebnisse sowie unerträgliche und unlösbare Konflikte erträglicher zu machen.

    Dissoziation hält in der Regel nur für kurze Zeit an und verschwindet dann von selbst. Unter Umständen kann sich daraus aber auch eine chronische Störung entwickeln, was eine therapeutische Hilfe erforderlich machen kann.

    Eine Dissoziation schützt den Organismus vor allem in Situationen mit extremem Stress vor einer Reizüberflutung. So können sehr unangenehme Erfahrungen dissoziiert werden. Es kommt dabei beispielsweise zu einer Abspaltung der Erinnerung oder der belastenden Gefühle.

    Dissoziation erklärt

    Dissoziation einfach und verständlich erklärt

    Die Bedeutung des Begriffs „Dissoziation“ lässt sich aus dem lateinischen „dissociare“ ableiten und wird mit „trennen“, „scheiden“ übersetzt. In der Psychologie wird der Begriff im weiteren Sinne mit dem Trennen bzw. Auseinanderfallen von psychischen Funktionen beschrieben.

    Konkret bedeutet das: Das Gegenteil von Dissoziation ist Assoziation. Der Mensch assoziiert, wenn er Gedanken oder Ideen miteinander verknüpft. Bei einer Dissoziation trennen sich Gedanken, Wahrnehmung und Bewusstsein voneinander. Das Auseinanderfallen psychischer Funktionen klingt dabei sehr unangenehm und vor allem bei schweren dissoziativen Störungen ist das auch der Fall.

    Dissoziative Störungen gehören zu den schlimmsten psychischen Erkrankungen, denn die Integration einzelner psychischer Funktionen ist nicht mehr gegeben. Und zwar oft für eine lange Dauer. Vor derartigen schweren dissoziativen Störungen liegt allerdings eine Bandbreite an verschiedenen dissoziativen Symptomen.

    Eine Unterscheidung lässt sich in leichte und schwere Dissoziation vornehmen:

    Grundsätzlich gerät jeder einmal im Leben in leichte Dissoziationen. Zum Teil sogar fast täglich. Das betrifft auch ansonsten psychisch gesunde Menschen und meist werden diese Zustände sogar als angenehm wahrgenommen. Dissoziation erfolgt bereits dann, wenn ein Mensch absolut „gedankenverloren“ weder Raum noch Zeit um sich herum bewusst wahrnimmt (z. B. bei Tagträumen, bei Vertiefung in eine Aufgabe). Von einer Dissoziation spricht man hier deshalb, weil eigene Wahrnehmung und Handlung sowie Denken und Fühlen nicht miteinander verbunden sind.

    Kommt es länger oder aufgrund von Belastungen zu einer Dissoziation, kann dieser Zustand unangenehm werden. Betroffene fühlen sich dabei für einige Minuten der Welt stark entrückt. Psychisch belastete Menschen sind davon sehr häufig betroffen. Noch unangenehmer ist eine Dissoziation aber, wenn sie den Großteil des Lebens andauert. Die Medizin spricht dann von einer dissoziativen Identitätsstörung. Psychische Funktionen, das Denken, die Wahrnehmung und das Bewusstsein Betroffener sind wie zerstückelt. Sämtliche psychischen Elemente werden als nicht zusammengehörend wahrgenommen.

    Dissoziation Symptome

    Wie zeigen sich dissoziative Symptome?

    Angesichts des breiten Spektrums möglicher dissoziativer Zustände muss Dissoziation selbst nicht sofort krankhaft sein. Daher wird der Begriff auch nicht mit einem eigenen Krankheitsbild verbunden, sondern ist vielmehr die Beschreibung eines Zustands.

    Demnach sind dissoziative Symptome verschiedene Verfassungen wie das „Neben sich stehen“ oder „Sich nicht im Kontakt mit sich selbst fühlen“. Und das kann mehrmals täglich passieren, ohne dass es für Betroffene belastend wird.

    Teil einer gesunden Psyche

    Dissoziative Zustände als Teil einer gesunden Psyche

    Bei einer Dissoziation werden die eigene Wahrnehmung und das Bewusstsein für sich selbst und die Umwelt nicht miteinander in Einklang gebracht. Das klingt zunächst krankhaft und nach einer starken Belastung. Da aber auch eine gesunde Psyche regelmäßig dissoziiert, muss hier eine Abgrenzung erfolgen.

    So ist das „Abdriften“ in eine andere Gedankenwelt der Anfang eines psychischen Kreativ- oder Verarbeitungsprozesses. Der Zustand wird meist als angenehm, manchmal auch als weniger angenehm empfunden.

    Typische Beispiele für angenehme dissoziative Zustände im Alltag sind:

    In all diesen Momenten werden die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein nicht auf die Tätigkeit gerichtet, die gerade vollzogen wird. Der Kopf ist an einer anderen Stelle als der Körper. Das bedeutet, dissoziative Symptome treten dann auf, wenn Betroffene mit ihrer Aufmerksamkeit abschweifen und sich wie „weggetreten“ fühlen.

    Auch wenn dissoziative Zustände auch bei gesunden Menschen vorkommen, können sie dennoch unangenehm sein. 

    Typische Beispiele für unangenehme dissoziative Zustände im Alltag sind:

    Psychischen Belastungen

    Dissoziative Symptome bei psychischen Belastungen

    In bestimmten belastenden Situationen ist die Psyche bei einer Dissoziation für einige Sekunden bis Minuten „nicht gesund“. Betroffene fühlen sich nicht wohl. Sind sie vorher schon psychisch belastet, nehmen die dissoziativen Symptome aber ein anderes Ausmaß an.

    Oft erleben Betroffene mit Depressionen, Angststörungen und anderen psychischen Störungen (z. B. Persönlichkeitsstörungen) schwere dissoziative Zustände, welche länger andauern und zudem ein unangenehmes Identitätsgefühl verursachen.

    Typische Beispiele für unangenehme dissoziative Zustände im Alltag sind:

    Besonders belastend ist das Gefühl, die Umwelt nicht mehr wahrzunehmen, im Zustand einer Derealisation. Betroffene nehmen ihre Umgebung als fremd, abnormal und unvertraut wahr. Sie fühlen sich für Sekunden oder Minuten der Welt völlig entrückt und nehmen die Derealisation mitunter als bedrohlich wahr.

    Die Umgebung sowie andere Menschen und Objekte wirken unwirklich, stumpf und verzerrt. Es handelt sich um eine Ich-Störung, bei der Betroffene die Grenze zwischen sich und ihrer Umwelt als gestört betrachten.

    Depersonalisation bezeichnet eine Störung der eigenen Selbst- und Körperwahrnehmung.

    Bei gesunden Menschen ist es das Gefühl „neben sich zu stehen“. Aber auch bei Angst- und Panikzuständen, Borderline-Persönlichkeitsstörungen, Posttraumatischen Belastungsstörungen und Depressionen kann eine Depersonalisation auftreten. Auch die Depersonalisation ist eine Ich-Störung.

    Der Begriff Amnesie steht für Gedächtnisverlust. Zunächst scheint das in keinem Zusammenhang mit Dissoziation zu stehen. In der Medizin ist allerdings die „dissoziative Amnesie“ bekannt.

    Ursache für den Erinnerungs- oder Gedächtnisverlust sind Traumata oder Stress. Generell ist es natürlich normal, sich nicht an jedes Detail im Leben zu erinnern. Besondere Eindrücke werden aber nur selten vergessen – unabhängig davon, ob sie positiv oder negativ sind.

    Werden bestimmte Situationen aber sehr traumatisierend und stressreich empfunden, neigen Betroffene dazu, sie nicht wahrnehmen zu wollen. Sie werden verdrängt und die Erinnerungen daran gehen verloren.

    Ursachen für Dissoziation

    Wodurch wird eine Dissoziation ausgelöst?

    Zumindest dissoziative Störungen werden gemäß ICD-10 den Belastungsstörungen zugeordnet. Daraus resultieren auch die möglichen Ursachen für Dissoziationen, unabhängig von deren Ausprägung.

    So zeigen sich bei gesunden Menschen aufgrund starker Emotionalität oder Belastung durchaus häufiger leichte Dissoziationen. Oft ist die Dissoziation aber auch eine posttraumatische Bewältigungsreaktion. Gerade schwere dissoziative Zustände sind eine Reaktion auf besonders starke Belastungen oder stressreiche oder traumatisierende Ereignisse.

    Bei einer Dissoziation werden als besonders überwältigend empfundene Erfahrungen aus dem Bewusstsein ferngehalten. Sie ist somit ein Selbstschutzmechanismus. Je stärker eine Belastung, um stärker auch der dissoziative Zustand.

    Spaltung der Persönlichkeit

    Extremform der Dissoziation

    Eine Extremform der Dissoziation ist die Spaltung der Persönlichkeit. Häufig sind dissoziative Identitätsstörungen Beispiele für besonders starke posttraumatische Belastungsreaktionen.

    Sie entwickeln sich bereits im Kindesalter (z. B. wenn junge Kinder extremen Stress- und Gewalterfahrungen ausgesetzt sind) und sorgen dafür, dass Kinder durch das Dissoziieren überhaupt überleben. Extremerfahrungen werden vom Gehirn sozusagen abgespalten.

    Wenn Kinder wiederholt früh und zudem langjährig extremen Stresserfahrungen ausgesetzt werden, nehmen sie die Dissoziationserfahrungen in ihre Persönlichkeit auf. Es wächst durch die Abspaltung keine integrierte Persönlichkeit mit eigenen Erfahrungen und Erinnerungen heran. Es entsteht eine dissoziative Identitätsstruktur mit mehreren Persönlichkeitsanteilen.

    Behandlung einer Dissoziation

    Was kann man gegen eine Dissoziation tun?

    Dissoziation ist nur behandlungsbedürftig, wenn sie bei Betroffenen einen Leidensdruck entstehen lässt und von langer Dauer ist. Entsprechende Störungen werden mittels Psychotherapie behandelt.

    Ziel der Behandlung ist eine Stabilisierung der Betroffenen und eine Verringerung der dissoziativen Symptome. Auch die Aufarbeitung traumatischer Erlebnisse spielt eine wichtige Rolle. Die Therapie erfolgt je nach Schweregrad, Ausprägung und Dauer der Symptome ambulant, teilstationär oder vollstationär.

    Hilfe finden bei Dissoziation:

    In der Regel verschwinden die Symptome einer Dissoziation wieder von selbst. In schweren Fällen leiden Betroffene aber mitunter ihr gesamtes Leben unter den Symptomen. Dann ist es ratsam, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

    Das gilt vor allem, wenn weitere psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen vorhanden sind. Bislang sind auf dem Gebiet nur wenige Therapeuten spezialisiert. Eine Therapie ist äußerst empfehlenswert, wenn die Lebensqualität durch die Dissoziation beeinträchtigt wird.

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      Quellen:

      1. What Are Dissociative Disorders? – Psychiatry.org
      2. What is dissociation? – Mind

      Autoren, Überprüfung und Gestaltung:

      Autorin: Julia Dernbach

      Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann

      Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier

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