Choleriker
Im Duden wird der Begriff „Choleriker“ als „leidenschaftlich, reizbarer, jähzorniger Mensch“ beschreiben. Die Charakterbeschreibung „cholerisch“ geht auf den griechischen Arzt Hippokrates zurück, der Choleriker als willensstark, ehrgeizig, bestimmend, dickköpfig, hitzköpfig, ungeduldig und theatralisch beschrieb.
Doch was genau ist ein Choleriker eigentlich? Wie erkennt man einen Choleriker und was hilft, um sich vor diesen zu schützen? Wir klären auf und geben Tipps für den Umgang mit Choleriker.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 27. April 2023
Startseite » Psychologie » Choleriker
Choleriker erkennen
Als Choleriker werden Menschen bezeichnet, die sich aufbrausend, unausgeglichen und jähzornig verhalten. Sie neigen meist zu plötzlichen heftigen und zum Teil grundlosen Wutausbrüchen.
Choleriker nehmen dabei auch keine Rücksicht, ob der Wutausbruch verletzend oder gar aggressiv sein könnte. Beim Gegenüber kann das für Hilflosigkeit, Ärger und auch Angst sorgen.
Der Begriff „Choleriker“ stammt zum Teil von dem altgriechischen Wort „chole“, was übersetzt „Galle“ oder „Gallensaft“ bedeutet. Schon früh wurde die Galle mit negativen Charaktereigenschaften sowie Gefühlen wie Wut und Aggression in Verbindung gebracht. Wer sich besonders ärgert, dem kommt sprichwörtlich „die Galle hoch“.
Zwar gibt es tatsächlich allgemeine cholerische Eigenschaften und Verhaltensweisen, der typische Choleriker existiert allerdings nicht.
Häufig wird davon ausgegangen, dass vor allem Männer Choleriker sind. Jedoch sind auch viele Frauen cholerisch. Das Verhalten kann sich allerdings etwas unerscheiden:
- Cholerische Männer brüllen häufiger oder werden gewalttätig.
- Cholerische Frauen werden laut und werfen oft mit Gegenständen.
Choleriker sind aber nicht generell schlechte Menschen. Es gibt aber durchaus auch positive cholerische Eigenschaften. Choleriker sind meist begeisterungsfähig und mitreißend und verfügen über viel Energie. Sie sind willensstark und haben eine hohe Motivation, Leistung zu bringen und Dinge anzupacken.
Auch die Auslöser für die Wutausbrüche sind bei jedem Choleriker unterschiedlich. Während manch ein Choleriker besonders auf vermeintliche Kritik reagieren, bringt bei anderen ein runtergefallener Stift bereits das Fass zum Überlaufen.
- Gemeinsam ist den Auslösern lediglich, dass es sich dabei oft nur um Kleinigkeiten handelt.
Anzeichen für einen Choleriker
Es ist meist gar nicht so einfach, einen Choleriker zu erkennen. Einige Anzeichen die sich immer wieder bei einem cholerischen Verhalten bemerkbar machen, gibt es aber.
- Verringerte Selbstkontrolle (vor allem mit Blick auf die eigenen Gefühle)
- Starke Emotionen, die bereits aufgrund von Kleinigkeiten auftreten
- Leichte Reizbarkeit
- Übersteigerte Impulsivität
- Dominantes Verhalten gegenüber Mitmenschen
- Wutausbrüche, die nicht nur laut sind, sondern mitunter auch von Gewalt begleitet werden
In welchen Situationen es zu Wutanfällen kommt, ist bei jedem Choleriker unterschiedlich. So nutzen einige Betroffene ihre Partnerschaft, die Familie oder Freunde als Ventil, andere zeigen Wut und Gereiztheit im Arbeitsumfeld.
Choleriker können plötzliche, intensive und unkontrollierte Wutausbrüche haben, auch bei geringfügigen Ereignissen.
Choleriker haben eine geringe Frustrationstoleranz und können schnell gereizt werden, wenn Dinge nicht nach ihren Wünschen verlaufen.
Cholerische Personen tendieren dazu, die Verantwortung für ihre eigenen Fehler und Misserfolge auf andere Menschen oder Umstände zu übertragen.
Choleriker können das Bedürfnis haben, Dinge zu kontrollieren und es schwer finden, Kompromisse einzugehen oder Veränderungen zu akzeptieren.
Cholerische Menschen neigen dazu, eifersüchtig zu sein und das Gefühl zu haben, dass ihnen von anderen etwas genommen wird.
Choleriker können stur sein und darauf bestehen, dass ihre Meinung die einzig richtige ist, ohne Kompromisse einzugehen.
Choleriker können tief verwurzelte Unsicherheiten und ein geringes Selbstwertgefühl haben, das dazu führen kann, dass sie aggressives Verhalten zeigen, um ihre Macht oder Dominanz zu demonstrieren.
Ursprung von Choleiker
Für die Entwicklung cholerischer Verhaltensweisen und Eigenschaften gibt es verschiedene Erklärungen.
In vielen Fällen haben Betroffene nicht gelernt, ihre negativen Gefühle (z. B. Ärger) angemessen auszudrücken und unter Kontrolle zu bringen. Sie haben nicht erlernt, rücksichtsvoll zu sein und bei Notwendigkeit „Luft abzulassen“.
Weiterhin kommen ungelöste und aufgestaute Probleme als Ursache infrage. Manchmal haben cholerische Menschen auch ein geringes Selbstwertgefühl. Auf Kritik reagieren sie empfindlich, sie nehmen Dinge schnell persönlich und versuchen oft, sich zu wehren.
Erkrankungen
Einige Erkrankungen werden oft mit häufigen Wutausbrüchen in Verbindung gebracht.
- ADHS
- Autismus
- Psychische Erkrankungen (infolge von Vernachlässigung)
- Psychische Erkrankungen (infolge von Vernachlässigung)
Kindheit
Nicht selten liegen die Ursachen für cholerisches Verhalten in der Kindheit. Verletzungen (z. B. aufgrund des Verhaltens der Eltern oder anderer wichtiger Bezugspersonen) nehmen Einfluss auf das Verhalten im Erwachsenenalter.
Hilfe für Choleriker
Für Betroffene kann eine Therapie hilfreich sein, um den Umgang mit dem eigenen cholerischen Verhalten zu lernen. Vor allem Methoden aus der Verhaltenstherapie sowie Anti-Aggressions-Training erzielen oft eine positive Wirkung.
Ergänzend erweist sich die sogenannte Achtsamkeits-Commitment-Therapie als sinnvoll. Sie trägt dazu bei, besser mit Wutanfällen umzugehen. Dabei lernen Betroffene zunächst, Gefühle wie Jähzorn als kontraproduktiv zu erkennen und wahrzunehmen. Im weiteren Therapieverlauf erlernen sie dann Strategien zur Selbstbeherrschung.
Wirksam ist eine Therapie für Choleriker jedoch nur, wenn sie auch selbst den Wunsch haben, ihr Verhalten zu ändern. Einen Betroffenen zu einer Therapie zu zwingen, ist nicht nur anstrengend, sondern oft auch nicht zielführend.
Geht mit dem cholerischen Verhalten vermehrt Aggressivität einher, können Medikamente durchaus eine Ergänzung zur Therapie darstellen. Sie werden aber nur im Einzelfall verordnet.
Selbsthilfe für Choleriker
Auch Betroffene leiden mitunter stark unter ihrem cholerischen Verhalten und möchten selbst etwas tun. Die folgenden Tipps zur Selbsthilfe können dazu beitragen, Wutausbrüche zu reduzieren:
Mit vertrauten Personen sprechen
Der erste Weg zu einer Veränderung ist die Selbsterkenntnis. Wer verstanden hat, dass er zu cholerischen Anfällen neigt, kann im nächsten Schritt über seine Probleme sprechen. Eine enge Bezugsperson, mit der das Gefühlsleben geteilt werden kann, ist eine wichtige Hilfe.
Analyse auslösender Situationen
Um Wutanfällen entgegenwirken zu können, ist es wichtig, genau zu beobachten, wann sie auftreten. Außerdem ist es sinnvoll zu schauen, wie sie sich unterscheiden und wie sie sich konkret bemerkbar machen. Am besten werden hierzu Notizen gemacht.
Stress aktiv abbauen
Nicht selten führt Stress zu cholerischem Verhalten. Sport kann dabei helfen die Wut herauslassen zu können, dabei kann Ausdauersport, Kraftsport wie auch Kampfsport hilfreich sein. Aber auch bestimmte Entspannungsmethoden wie Bewegung an der frischen Luft, Yoga, Atemübungen oder Meditation können dazu beitragen, Stress und negative Gefühle aktiv abzubauen und einen Wutanfall direkt zu vermeiden.
Umgang mit Cholerikern
Ständige Wutausbrüche sind nicht nur für Choleriker selbst, sondern auch für das private und berufliche Umfeld eine große Belastung. Es gibt allerdings einige Möglichkeiten, die den Umgang mit cholerischen Menschen erleichtern.
Vermeiden
Bestimmte Dinge sollten im Umgang mit einem cholerischen Menschen besser unterlassen werden, da sie das Problem oft nur verstärken.
- Weitere Provokation (macht die Situation meist schlimmer)
- Gut gemeinte Ratschläge (sind oft nett gemeint, machen Wutausbrüche aber nicht besser)
- Dem Choleriker alles recht machen (kurzfristig hilft das vielleicht, einem Konflikt aus dem Weg zu gehen, langfristig wird es aber zur Belastung)
- Vorwürfe machen (Luft abzulassen, fühlt sich zwar manchmal gut, allerdings ist niemand freiwillig cholerisch und Schuldzuweisungen sind wenig sinnvoll)
Hilfreich
Während der Situation kann es hilfreich sein, den Betroffenen in seinem Verhalten wahrzunehmen und ihm mit bestimmten Tipps Hilfe anzubieten:
„Bleib ruhig“ – Es kann sehr sinnvoll sein, dem Betroffenen in der Situation zu raten, tief durchzuatmen und sich bewusst zu machen, dass der Wutanfall schon nach kurzer Zeit von selbst vergeht. Die Akzeptanz zu wissen, dass Betroffene oft „nicht anders“ können“, hilft dabei, selbst auch ruhig zu bleiben.
Die eigene Lautstärke reduzieren – Ist der Choleriker sehr laut, kann es hilfreich sein, selbst leiser zu werden. Dies sollte man allerdings nicht provokativ und "schlagartig" tun, sondern Stück für Stück um dem Choleriker so langsam zu beruhigen.
Es ist oft sinnvoll, ein „Signalwort“ zu finden, welches ausgesprochen wird, wenn es „zu viel“ wird. Dieses sollte in einem ruhigen Moment vereinbart werden, damit es im Notfall bereit ist.
Während eines Wutanfalls lassen sich Probleme nicht lösen. Zwar fällt es vielleicht schwer, aber es kann helfen, den Raum zu verlassen und Luft für sich selbst zu schaffen.
Ähnlich wie beim Codewort, kann es hilfreich sein den Choleriker mit der Aufnahme des Wutanfalls zu beruhigen. Dafür kann beispielsweise das Handy mit der Diktier/Rekorder Funktion genutzt werden. Dies kann auch in einem gewalttätigen Wutanfall für spätere rechtliche Konsequenzen hilfreich sein.
Vor oder nach einem Wutanfall
Doch nicht nur während der Situation gibt es Dinge, die im Umgang mit einem cholerischen Menschen hilfreich sein. Auch vor- und nachher gibt es einige Tipps, die helfen können…
- Erste Anzeichen erkennen (bestenfalls gemeinsam – Was füllt das Fass? Was bringt es zum Überlaufen? Lassen sich bestimmte Schlüsselreize und Warnsignale frühzeitig erkennen, ist es möglich, sich rechtzeitig Freiraum zu geben.
- Eigene Grenzen und Bedürfnisse erkennen – Wer ausgeglichen ist, kann schwierige Situationen besser meistern. Regelmäßige Ruhephasen sind deshalb wichtig.
Wenn gar nichts hilft
Wer sich durch das cholerische Verhalten seines Mitmenschen permanent unwohl fühlt oder gar Angst hat, darf loslassen und gehen. Im Umkehrschluss kann das bedeuten, den Arbeitsplatz zu wechseln, eine Freundschaft aufzulösen oder sich vom Partner zu trennen.
Das fällt mitunter sehr schwer und erscheint oft unmöglich. Deshalb ist es ratsam, sich Unterstützung (z. B. von einem guten Freund oder einer Beratungsstelle) zu holen.
Schamgefühle überwinden
Cholerisches Verhalten kann oft zu Schuld- und Schamgefühlen führen, insbesondere wenn es zu Beziehungsproblemen oder anderen negativen Konsequenzen führt.
Für cholerisches Verhalten muss sich niemand schämen. Wer selbst festgestellt hat, dass sein Verhalten für ihn nicht mehr „normal“ ist und den Wunsch nach einer Therapie hegt, ist bereits den ersten Schritt zur Bewältigung der Probleme gegangen.
Eine Möglichkeit, diese Schuld- und Schamgefühle zu überwinden, besteht darin, professionelle Hilfe zu suchen. Eine Therapie kann dabei helfen, das Verhalten zu verstehen und alternative Wege zu finden, um mit Frustration und Wut umzugehen. Es braucht Mut, um Hilfe zu suchen, aber nur durch Offenheit und Verständnis können wir uns von diesem Verhalten befreien und ein gesünderes Leben führen.
Scheuen Sie sich als Betroffener oder auch Angehöriger, einen Therapeuten aufzusuchen, kann unser Ratgeber hoffentlich dazu beitragen einen Termin zu realisieren. Oft sind es Schamgefühle oder eine allgemeine Angst vor Therapeuten und Ärzten, die Betroffene davon abhalten eine Therapie zu beginnen.
FAQ über Choleriker:
Als Choleriker werden Menschen beschrieben, die ein aufbrausendes, unausgeglichenes und jähzorniges Wesen haben. Sie neigen zu plötzlichen heftigen und scheinbar grundlosen Wutausbrüchen.
Choleriker haben häufig eine verminderte Selbstkontrolle, wenn es um die eigenen Gefühle geht. Sie sind leicht reizbar, zeigen bereits bei Kleinigkeiten starke Emotionen, haben eine übersteigerte Impulsivität und ein dominantes Verhalten. Wutausbrüche sind nicht nur laut, sondern können auch von Gewalt begleitet sein.
Cholerisch zu sein ist nicht grundsätzlich krankhaft. Allerdings kann das Verhalten Begleiterscheinung einer psychischen oder neurologischen Störung sein. Oft zeigen beispielsweise Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung Wut und Aggressionen.
Choleriker können durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, darunter Stress, Ärger, Frustration oder das Gefühl der Machtlosigkeit.
Es gibt keine garantierte Möglichkeit, einen cholerischen Anfall für immer zu vermeiden, aber das Erlernen von Stressbewältigungstechniken und der Vermeidung von Auslösern können helfen, das Risiko zu verringern.
Langfristige Auswirkungen von cholerischem Verhalten können Beziehungsprobleme, Arbeitsplatzprobleme und gesundheitliche Probleme wie erhöhter Blutdruck, Stress und Herzkrankheiten umfassen.
Jeder Beruf kann potenziell anfällig für cholerische Anfälle sein, aber Berufe mit hohem Stressniveau oder hohem Konfliktpotenzial können das Risiko erhöhen.
Ja, Kinder können cholerisch sein, aber es wird oft als normales Verhalten in der Entwicklung betrachtet und kann durch pädagogische Intervention verbessert werden.
Choleriker können sich aufgrund von Scham und Schuldgefühlen, die mit ihrem Verhalten einhergehen, sowie aufgrund der negativen Auswirkungen auf ihre Beziehungen und ihr berufliches Leben selbst isolieren.
Beitrag gefallen? Jetzt teilen:
Quellen:
- What Is The Choleric Temperament? – BetterHelp
- The Choleric Temperament – Life Training Counseling
- The choleric temperament – “Let’s do things my way.” – hmy.homeofthemother.org
- Difficult Temperament Moments Cheat Sheet – The G&J Show
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier