Angst vor Mobbing
Mobbing kann sowohl in der Schulzeit als auch im späteren Berufsleben stattfinden. Wer bereits schlechte Erfahrungen als Mobbing-Opfer gemacht hat, fühlt sich dadurch verängstigt. Unweigerlich verstärkt sich die Angst vor Mobbing, was die Gefahr erhöht, wieder in die Opferrolle zu fallen. Darum ist es wichtig, die Angst und das Mobbing selbst zu bekämpfen.
Im Artikel erklären wir woher die große Angst vor Mobbing kommt und was man gegen diese Angstgefühle tun kann.
- Autor: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 18. Januar 2023
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Meistens sind negative Erlebnisse in der Schule und im Job für die Mobbing-Angst verantwortlich. Dazu kommt oft ein mangelndes Selbstwertgefühl. Menschen, die sich unsicher fühlen, leiden eher unter sozialen Ängsten als selbstbewusste Personen.
Mobbing führt zu innerem Stress und löst das Gefühl aus, ein Versager zu sein. Daraus kann sich eine regelrechte Angst vor der Arbeit oder vor der Schule entwickeln. Die psychosomatischen Beschwerden führen in vielen Fällen zu lang andauernden Krankschreibungen.
Wer gemobbt wird, kann sich dagegen auflehnen, um der Opferrolle zu entkommen. Ein offenes Gespräch mit den aggressiven Mitschülern oder Kollegen und ggf. einer Vertrauensperson hilft, die Lage zu klären. Dafür brauchen die Betroffenen aber ein gewisses Selbstbewusstsein. Auch Außenstehende können eingreifen, wenn sie das Mobbing direkt mitbekommen.

Angst gemobbt zu werden
Eine soziale Phobie wie die Angst vor Mobbing beginnt oft schon in der Kindheit. Mobbing kann sowohl im Unterricht, in der Schulpause, als auch in der Freizeit erfolgen. Einige Kinder müssen dabei mehr einstecken als andere und entwickeln somit eine ständige Angst davor gemobbt zu werden.
Eine Gruppenbildung ist dabei relativ normal, es wird immer ein paar „Außenseiter“ geben. Doch manche Schüler scheinen sehr oft die Zielscheibe von Häme und Spott zu sein.
Die Angst vor Mobbing lässt sich als eine Art der Gelotophobie definieren, denn oft steckt darin die Angst vor der eigenen Lächerlichkeit.
Durch schwierige Familienverhältnisse verstärken sich diese Angstgefühle noch. Wenn die Eltern das Kind vernachlässigen oder zu streng sind, fühlt es sich unverstanden. Umso mehr wünscht es sich, Freunde zu finden, doch andere Kinder nutzen solche Schwachstellen gerne aus.
Später, bei der Arbeit, setzt sich oft auch die psychische Gewalt fort. Manche Menschen kommen erst dann mit Mobbing in Kontakt.
Vermeintliche Misserfolge schwächen ihre Selbstsicherheit. Dadurch werden sie empfindlicher gegenüber dem Spott ihrer Kollegen.
- Durch ein geringes Selbstbewusstsein gehen meist noch stärkere Ängste einher.
Habe ich Angst vor Mobbing?
Eine zunehmende Zurückhaltung ist oft das erste Signal, dass etwas nicht stimmt. Die Betroffenen möchten nicht darüber sprechen, weil sie sich selbst verantwortlich fühlen und schämen.
- Vermeidungsverhalten (nicht zur Schule/Arbeit gehen)
- Psychosomatische Beschwerden (Übelkeit, Kopfschmerzen, Herz-Kreislauf-Probleme),
- Schlafmangel und Konzentrationsstörungen
- Nachlassende Kommunikationsfähigkeit
- Schlechte Stimmung
- Schwächelndes Selbstvertrauen
- Geringere Konfliktfähigkeit
- Leistungsabfall
Das typische Mobbing-Opfer
Im Allgemeinen sind es Menschen im starken Abhängigkeitsverhältnis, die zum Opfer werden. Alleinerziehende, Berufseinsteiger aber auch ältere Arbeitnehmer lassen sich schnell verunsichern. Die Täter scheinen zu spüren, mit wem sie es machen können. Ein ängstliches Wegzucken, schnell den Kopf einziehen – diese körperlichen Signale weisen auf ein Fluchtverhalten hin, über das sich die Aggressoren gerne lustig machen. Darum brauchen die Mobbing-Opfer Unterstützung, um ihre Minderwertigkeitsgefühle zu überwinden und selbstbewusst zu reagieren.

Tipps gegen die Angst vor Mobbing
Ist die Angst vor Mobbing berechtigt oder übertrieben? Ein Mobbing-Tagebuch hilft dabei, die Situation zu erkennen. Die Dokumentation der Schikanen ist deshalb ein wichtiger erster Schritt zur Besserung.
- Wer ist der Mobber/Täter?
- Welche Personen sind mitbeteiligt?
- Wer ist passiver Zuschauer?
- Um welche Art von Mobbing handelt es sich?
- Wann findet das Mobbing statt?
- Welche Folgen hat das Mobbing?
Bei einer berechtigten Angst ist es wichtig, die Mobbing-Situation direkt zu lösen. Mit dem Mobbing-Tagebuch lässt sich feststellen, ob es sich um eine typische Mobbinghandlung handelt oder ob die eigene Angst größer ist als das Problem selbst. In manchen Fällen fühlen sich die vermeintlichen Opfer zwar ausgelacht, doch die Kollegen amüsieren sich über ganz andere Dinge.
Indem die Betroffenen aufschreiben, wovor sie sich fürchten und was die Kollegen tun, können sie die Situation besser beurteilen. Für eine realistische Einschätzung ist eventuell ein Gespräch mit einem vertrauten Kollegen sinnvoll.
Mit Verbündeten lassen sich die vermeintlichen und realen Angriffe der anderen genauer betrachten. In vielen Firmen gibt es eine Beratungsstelle, beispielsweise beim Betriebsrat. Wenn das Mobbing eindeutig ist, können die Betroffenen auch juristische Hilfe suchen.
Soziale Unterstützung ist für das seelische Gleichgewicht unverzichtbar. Wenn die Familie über den Stress bei der Arbeit Bescheid weiß, fühlen sich die Betroffenen getröstet. Im gemeinsamen Gespräch finden sie eine Möglichkeit, sich zu wehren und die Angst zu überwinden. Dabei kommt es vor allem darauf an, das eigene Ohnmachtsgefühl zu bewältigen und aktiv zu werden.
Aktiv gegen Mobbing-Angreifer
Bei einer begründeten Angst ist aktives Handeln nötig, damit der Mobber aufhört, die anderen zu schikanieren. Die folgenden Ratschläge lassen sich auf verschiedene Situationen anwenden.
Oft lässt sich das Problem durch eine offene, zielführende Aussprache mit dem Aggressor klären. Dabei sollte eine dritte Person anwesend sein, um die Stimmung zu entschärfen.
Ein deutliches „Nein“ lässt sich trainieren, ebenso wie eine eindeutige Ansage. Verbale Reaktionen auf Mobbing sorgen für Klarheit. „Sachlich und direkt sagen, wo das Problem liegt“. Ist eine gewisse Grenze erreicht, ist es wichtig für ein klares "Stop" zu sorgen.
Manche Aggressoren fühlen sich durch Gegenworte nur noch angestachelt. Hier hilft eine ruhige, aber bestimmte Sprache. Wenn die Angreifer nicht zuhören, ist es auch möglich, die eigene Meinung in einer Mail oder einem Brief darzulegen, um Fairness einzufordern. Darin kann auch eine ruhige Warnung enthalten sein, den Mobbing-Vorfall an die Geschäftsführung zu melden. Oft hilft hierbei allerdings kein drohender Wortlaut sondern eine entschärfende Wortwahl. Mobbing kann nur funktionieren, wenn sich die Angreifer stark fühlen. Durch eine Isolierung des Mobbers lässt seine Macht jedoch nach.
Wenn auf einen verbalen Angriff keine Reaktion erfolgt, fühlen sich die Mobber oft enttäuscht und hören damit auf. Manchmal können aber auch schlagfertige Antworten helfen – das hängt vom Charakter der Aggressoren sowie von der Art des Mobbings ab. Eine Prise Humor und die Fähigkeit über sich selbst zu lachen, können dabei ebenfalls hilfreich sein.
Wer Verbündete hat, wird seltener zum Opfer. Mit sozialer Unterstützung sind die Betroffenen weniger angreifbar. Es kann hilfreich sein sich in einer kleiner Gruppe zusammen zu tun, denn gemeinsam ist man immer stärker und weniger verwundbar.
Sich selbst stärken
In einigen Schulen und Firmen gibt es Psychotherapeuten und Anti-Mobbing-Beauftragte. Diese Vertrauenspersonen unterstützen Mobbingopfer, ihre Ängste zu bewältigen. Ohne eine solche Hilfe können die Betroffenen ebenfalls aktiv werden.
- Stressbewältigung durch Entspannungsübungen, Meditation, Sport oder ein anderes Hobby.
- Gezieltes Selbstmanagement für einen sicheren Auftritt.
- Mehr Selbsterkenntnis durch einen genauen Blick auf die eigenen Schwächen.
- Neue Glaubenssätze, um aus der Opferrolle herauszukommen.
Mobbing kann nur funktionieren, wenn sich die Angreifer stark fühlen. Durch eine Isolierung des Mobbers lässt seine Macht jedoch nach.
Therapie der Mobbingangst
Eine psychologische Beratung hilft, das Mobbing-Problem genau zu erkennen. Um den Mobber einzuschüchtern, kann es auch sinnvoll sein, einen Rechtsanwalt zu konsultieren.
Die persönlichen Schwächen sollten keine Quelle für Spott und Mobbing sein. Falls die Selbsthilfe nicht zur Besserung führt, ist eventuell eine Verhaltenstherapie nötig.
Bei einer Verhaltenstherapie erlernen die Betroffenen neue Verhaltensmuster, die dazu führen, dass die angstauslösenden Situationen ihre bedrohliche Wirkung verlieren.
Wer hierfür Kontakt mit einem Therapeuten aufnehmen möchte, kann auch die Jameda Ärztesuche nutzen. Wer eine Online Beratung wünscht, kann den Therapeuten nach der Möglichkeit fragen.
Aktuell können wir leider keine Online-Therapie empfehlen. Wir bemühen uns in Zukunft passende Angebote für eine therapeutische Online-Behandlung zur Verfügung zu stellen.
Quellen:
- How a Mindset of Fear Contributes to Bullying – www.psychologytoday.com
Inhalt wurde verfasst von: Julia Dernbach – Medizinisch überprüft von: Thomas Hofmann