Angst vor dem Altenheim
Nicht immer ist im fortgeschrittenen Alter das Leben in den eigenen vier Wänden möglich. Wenn der Gesundheitszustand dies nicht mehr zulässt und auch Familienangehörige aufgrund ihrer Verpflichtungen nicht helfen können, stellt sich die Frage nach dem Umzug ins Altenheim.
Viele Senioren haben jedoch Angst vorm Altenheim und möchten den Weg ins Altenheim vermeiden. Wir erklären welche Ursachen die Angst haben kann, geben Tipps für Betroffene und auch Tipps für Angehörigen.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 13. April 2023
Startseite » Psychologie » Angst vor Altenheim

Auslöser der Altersheimangst
Auch wenn ein Großteil der Bevölkerung das Altenheim als eine Entlastung für Angehörige betrachtet, möchten die wenigsten dort leben. Allein der Gedanke, dort betreut zu werden, bereitet Senioren oft Angst.
Pflegenotstand und Kosten
Viele Senioren fürchten vor allem den bekannten Personalmangel und überforderte Pflegekräfte. Beides führt dazu, dass die Pflegequalität leidet.
Ein weiterer beängstigender Punkt sind die Kosten, die für das Leben im Altenheim anfallen. Hinzu kommen Ängste in Bezug auf Vereinsamung und fehlende soziale Kontakte und die Angst vor unzureichender medizinischer Versorgung. Frauen machen sich dabei meist mehr Gedanken als Männer.
- Auch ein fehlender Schutz der Privatsphäre macht vielen Senioren Angst.
Erzählungen
Immer wieder ist auch von Beschimpfungen, Misshandlungen und Schlägen seitens des Pflegepersonals gegenüber den Heimbewohnern zu hören und zu lesen.
Oft werten Familienangehörige derartige Äußerungen als Versuch, wieder in die Obhut der Familie entlassen zu werden und schenken ihnen zum Teil keinen Glauben. Das Wohlbefinden der Heimbewohner sollte jedoch immer an oberster Stelle stehen. Deshalb gibt es auch Menschen, die auf eigene Faust recherchieren und sogar heimlich Kameras installieren, welche die traurige Wahrheit ans Licht brachten.
Natürlich darf hier nicht pauschalisiert werden. Nicht in jedem Altenheim herrschen derartige Missstände.
Verfolgt man nur negative Berichte, wird das Bild von fehlenden Personal verstärkt. Horrogeschichten das Senioren an Betten fixiert oder mit Medikamenten ruhig gestellt werden sind negative Beispiele. Dieses Wissen allein verstärkt die Ängste vor dem Altenheim noch mehr.
Doch nicht in jedem Seniorenheim herrschen solche Zustände und nicht überall ist das Personal unterbesetzt. Besondres auf ländlicheren Gebieten ist der Umgang mit den Senioren laut Erzählungen und Berichterstattungen persönlicher. Auch der Personalmangel ist auf dem Land weniger zu bemerken.
Anzeichen einer Altersheimangst
Jeder Mensch erlebt Angst unterschiedlich. Während dem einen nur etwas mulmig wird, zeigt sich bei anderen eine sichtbare Nervosität. Ist die Angst vor dem Altenheim extrem ausgeprägt, dann treten mitunter auch sehr heftige Symptome auf.
Zur emotionalen Belastung gesellen sich nicht selten körperliche Symptome wie Herzklopfen, beschleunigter Puls, Zittern, Atemprobleme, Schweißausbrüche und Schwindel. Auch Beklemmungen und Brustschmerzen sowie das Gefühl, neben sich zu stehen, können bei Angst auftreten.
Die Symptome bei Angst vor dem Altenheim treten nicht schnell ein, sondern eher schleichend. Die innere Anspannung wächst, auch Nervosität und Unruhe steigen.
Beobachten lässt sich diese Steigerung vor allem dann, wenn es tatsächlich zum Umzug ins Altenheim kommt. Betroffene fühlen sich manchmal wie gelähmt und können mitunter kaum klar denken.

Tipps für Betroffene
Mit dem Fortschritt der Wissenschaft und den Möglichkeiten in der Medizin steigt unweigerlich auch die Lebenserwartung. Doch das höhere Lebensalter geht nicht immer mit einer längeren Phase der Gesundheit und Selbständigkeit einher. Krankheiten und auch das allgemeine Älterwerden tragen oft dazu bei, dass die Eigenständigkeit zurückgeht. Senioren benötigen dann im Alltag etwa Hilfe beim Einkaufen oder dem Putzen der Wohnung.
Häufig wird ein Umzug ins Altenheim zunächst kategorisch ausgeschlossen. Senioren fühlen sich abgeschoben und haben Angst zu vereinsamen. Tatsächlich bietet ein Altenheim aber durchaus einige Vorteile. Und diese sollten sich Senioren immer bewusst machen, wenn es darum geht, sich für oder gegen den Umzug zu entscheiden. So müssen sich Heimbewohner nicht mehr selbst um die Haushaltsführung kümmern, sie sind immer in Gesellschaft Gleichaltriger und bei Bedarf ist auch eine medizinische Versorgung gegeben.
Keine Vereinsamung im Altenheim
Viele Alten- und Pflegeheime besitzen einen ausgezeichneten Ruf und können deutlich besser für Senioren sorgen als diese es selbst könnten. Vor Vereinsamung muss sich in der heutigen Zeit niemand mehr fürchten, denn den Bewohnern wird ermöglicht, die Zeit mit Gleichgesinnten zu verbringen. Neue Freundschaften können entstehen und es ist immer möglich, am sozialen Leben teilzunehmen.
Passendes Altersheim wählen
Oft geht die Angst vorm Altenheim mit einer allgemeinen, aber unbegründeten Sorge einher, dass es zu einer Verschlechterung der Lebensumstände kommt , dabei sind die Vorstellungen zum Alltag im Altenheim bei vielen eher diffus. Wichtig ist es, sich bereits im Vorfeld Gedanken über die passende Einrichtung zu machen. Denn: Nicht jedes Altenheim ist für jeden Menschen geeignet. Während sich der eine schnell einlebt und Anschluss findet, kann sich ein anderer eher missverstanden fühlen und sich isolieren. Eine optimale Versorgung hängt immer von vielen Faktoren ab. Neben der Infrastruktur und den Leistungen des Altenheims spielen auch psychologische Faktoren eine Rolle.
Zeit für die Altersheimsuche nehmen
Es braucht Zeit, die passende Pflegeeinrichtung für sich zu finden. Und genau diese sollten sich Senioren und auch Angehörige nehmen. Denn es gibt nichts Schlimmeres als sich unfreiwillig in ein neues Lebensumfeld zu begeben, in dem man sich unwohl fühlt. Gerade die Entscheidung für einen Umzug in ein Altenheim lässt sich – anders als bei einem Pflegeheim – mit viel Vorbereitung treffen. Deshalb ist es empfehlenswert, verschiedene Altenheime einfach zu besuchen und sich anzuschauen. Wer sich selbst ein Bild von den Gegebenheiten vor Ort macht, kann seine Angst vor dem Altenheim sicher reduzieren.
Tipps für Angehörige
Für keinen Menschen geht der Umzug in ein Altenheim mühelos vonstatten. Leidet ein Angehöriger unter Angst vor dem Altenheim, sind die Familienmitglieder gefragt, ihm diese Angst zu nehmen. Das ist nicht immer einfach.
Gut gemeinte Sprüche wie „Davor brauchst du keine Angst haben“ sollen zwar beruhigen, helfen aber nicht gegen Angst. Vielmehr führen sie dazu, dass sich Angehörige für ihre Angst vorm Altenheim schämen. Besser ist es, einfühlsam zuzuhören und sich erzählen zu lassen, wovor genau die Angst besteht. Manchmal wird durch ein Gespräch erkennbar, dass die Angst unbegründet ist.
Ermutigen Sie Ihren Angehörigen, sich aktiv mit dem Thema Altenheim auseinanderzusetzen. Wer sich genau informiert, verliert unter Umständen seine Ängste. Das ist allerdings nur möglich, wenn man sich tatsächlich mit dem Thema beschäftigt und beispielsweise einige Altenheime besucht.
Ehrlichkeit ist keine Schande. Ist der Umzug ins Altenheim notwendig, weil Sie als Familienangehöriger sich aufgrund ihrer familiären und beruflichen Verpflichtungen nicht mehr adäquat um das Familienmitglied kümmern können, dann kommunizieren Sie dies ehrlich. Sprechen Sie mit Ihrem Angehörigen auch über Ihre eigenen Sorgen und weichen Sie einem Konflikt nicht aus. So versteht Ihr Angehöriger, dass Sie ihn nicht aufs Abstellgleis schieben möchten.
Professionelle Therapie
Wenn Tipps nicht mehr genügen, kann auch ein Psychologe für eine professionelle Therapie konsultiert werden. Wenn Sie sich vor einem Therapeuten fürchten, kann unser Selbsthilfe Ratgeber Artikel Ihnen dabei helfen, die Angst zu überwinden und die Kontaktaufnahme zu erleichtern.
FAQ über Altersheimangst
Die Angst vor Altenheimen kann auf die Furcht vor Unabhängigkeitsverlust, sozialer Isolation, schlechter Pflegequalität oder dem Unbekannten zurückzuführen sein.
Angehörige haben dabei häufig Sorgen bezüglich der Pflegequalität, sozialen Isolation, Anpassungsfähigkeit ihrer Liebsten und der finanziellen Belastung durch die Heimkosten.
Offene Gespräche mit Familie, Freunden und Pflegepersonal, Besuche von verschiedenen Altenheimen und Teilnahme an Aktivitäten vor Ort können helfen, Ängste abzubauen und den Übergang zu erleichtern.
Familienmitglieder können durch regelmäßige Besuche, offene Kommunikation und Unterstützung bei der Anpassung an die neue Umgebung die Angst ihrer Angehörigen reduzieren.
Senioren fühlen sich meist abgeschoben und haben Angst, im Altenheim zu vereinsamen. Doch das muss nicht sein. Für Bewohner eines Altenheims fallen viele Belastungen weg und soziale Kontakte sind immer möglich.
Wer aus Angst vor dem Altenheim dort nicht hin möchte, braucht Verständnis. Beruhigende Worte und liebe Gesten können dabei helfen, mit dem Ängsten zurechtzukommen. Im Artikel geben wir noch weitere Tipps für den Umgang mit der Angst vorm Altenheim.
Gerade Menschen mit Angst vorm Altenheim tun sich schwer damit, sich an das Leben in der Einrichtung zu gewöhnen. In der Regel dauert die Eingewöhnung zwischen vier und sechs Wochen. Menschen mit Ängsten brauchen häufig etwas länger.
Bewohner haben das Recht auf Wahrung ihrer Würde, Selbstbestimmung, Privatsphäre, körperliche und emotionale Sicherheit sowie auf adäquate medizinische Versorgung und Pflege.
Altenheime können durch eine freundliche, einladende Atmosphäre, qualifiziertes Personal, individuelle Pflege und vielfältige Aktivitäten dazu beitragen, die Angst der Bewohner zu minimieren.
Alternativen zum Altenheim können ambulante Pflegedienste, betreutes Wohnen oder Wohngemeinschaften für Senioren sein, die mehr Unabhängigkeit und Flexibilität bieten.
Offene Gespräche mit Angehörigen, Freunden und Pflegepersonal, das Sammeln von Informationen über das Altenheim und die Teilnahme an Aktivitäten vor Ort können helfen, sich mental auf den Umzug vorzubereiten.
Quellen:
- How To Address Aging Parents’ Biggest Fear: Being Put ‘In A Home’ – forbes.com
- Facing the 5 Big Fears of Moving to a Retirement Community – hillandale.com
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier