Angst betrogen zu werden
In Beziehungen ist es eine der häufigsten Ängste, die der Mensch hat: Die Angst, betrogen zu werden. Schon der Gedanke daran sorgt oft dafür, dass Menschen mit dieser Angst Dinge tun, die sie ansonsten wohl nie tun würden. Zu starke Eifersucht kann schädlich sein, ständiges misstrauen sorgt häufig für Streit. Dabei ist eine übertriebene und dauerhafte Angst dass der Partner fremdgeht oft unbegründet.
Doch woher kommt die Angst, betrogen zu werden. Wie äußert sie sich und was können Betroffene dagegen tun? Wir geben Tipps wie Sie die Angst vor Betrug loswerden können.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 18. Januar 2023
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Wer ständig Angst hat, betrogen zu werden, ist in der Regel auch stark eifersüchtig. Damit gehen verschiedene Emotionen einher. Am häufigsten ist eine Verlustangst, die keinen realen Hintergrund hat.
Die Angst, betrogen zu werden, entsteht häufig aufgrund von schmerzhaften Erfahrungen in der Vergangenheit. Das eigene Bauchgefühl sagt dann, dass Betroffene auf alle möglichen Anzeichen von Untreue achten müssen, um sich vor den Folgen zu schützen.
Die Gründe für Fremdgehen sind sehr verschieden. Oft ist es ein Zusammenspiel aus vielen Faktoren wie Unzufriedenheit, Streit und fehlende Gemeinsamkeiten (z. B. Hobbys, Freunde, unterschiedliche Zukunftsvisionen). Auch in offene Beziehungen, wo ein fremder Sexpartner kein Betrug darstellt, kann fremdgegangen werden, denn Regeln und Absprachen können ebenfalls gebrochen und somit „betrogen“ werden.

Wodurch entsteht Eifersucht?
Die Angst, betrogen zu werden, entsteht meist aufgrund von schmerzhaften Erfahrungen in der Vergangenheit. Zwar kann nicht alles auf die Kindheit geschoben werden, allerdings zeigt sich auffällig oft, dass Menschen mit schlechten Erfahrungen im Kindesalter eine gewisse Angst entwickeln, wenn in ihrer Beziehung Unsicherheiten auftreten.
Doch auch Menschen, die sehr überbehütet aufgewachsen sind, können Angst davor haben, betrogen zu werden, da sie in ihrer Kindheit vor jeglichen „Gefahren“ geschützt wurden und dadurch ein Gefühl der Abhängigkeit zu anderen entwickelt haben. Raum für die Entwicklung von Selbstständigkeit fehlt, Betroffene kommen nur schwer mit Herausforderungen im Leben zurecht, besonders wenn sie diese alleine meistern müssen.
Haben Eltern ihren Kindern nicht die Möglichkeit gegeben, ein starkes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl aufzubauen, zeigt sich oft erst nach vielen Jahren und einigen gescheiterten Beziehungen, wie Verlustangst und Eifersucht sowie Selbstwert zusammenhängen.
Auch Erfahrungen im Erwachsenenleben können zur Angst, betrogen zu werden, beitragen. Wer bereits einmal betrogen wurde, wird dies als Erfahrung als Erweiterung seiner Menschenkenntnis abspeichern und kann in weiteren Beziehungen frühzeitig erkennen, wenn sich etwas in die falsche Richtung entwickelt.
Die Angst, betrogen zu werden, geht mit einem Gefühl der Eifersucht einher. Dabei handelt es sich um eine völlig normale Emotion, die entsteht, wenn jemand um den Verlust eines vertrauten Menschen fürchtet. Mit diesem Menschen ist ein Liebesanspruch verbunden, ohne den keine Eifersucht entsteht. Wird dieser Anspruch nun vermeintlich oder tatsächlich enttäuscht, zeigt sich eine seelische Verunsicherung oder Verletzung.
Auch eine emotionale und möglicherweise auch materielle Abhängigkeit vom Partner ist ein Risikofaktor für die Entstehung der Angst, betrogen zu werden. Wer ständig daran denkt wie schlimm es ihm ohne den Partner geht, klammert sich stark und hat bei einem Betrug der Regeln, sofort das Gefühl verlassen werden zu können.
Anzeichen von zu viel Eifersucht
Aus evolutionärer Sicht hat die sogenannte instinktive Eifersucht eine gewisse Daseinsberechtigung. Sie zeigt sich vor allem bei kleinen Kindern und auch bei einigen Tierarten und fungiert wie ein Warnsignal, wenn es um die Vertretung der eigenen Interessen (z. B. Nahrung) geht.
Bereits bei unseren steinzeitlichen Vorfahren gab es Eifersucht in Beziehungen. Das Ziel früher war es, die eigenen Gene zu verteilen. Dabei waren beide Geschlechter eifersüchtig. Männer wollten nicht riskieren, die Kinder anderer zu ernähren. Frauen war die Gefahr zu groß, mit ihren Kindern zu verhungern, wenn der Mann sie nicht mehr versorgt.
Mittlerweile haben sich die Gegebenheiten geändert, Eifersucht ist jedoch nach wie vor eine in sehr vielen Menschen tief verankerte Emotion.
Die Angst, betrogen zu werden, zeigt sich dabei durch verschiedene Faktoren. Zunächst kann diese Angst bis zu einem gewissen Grad gesunde, aber auch schnell krankhafter Natur sein.
- offenes Misstrauen gegenüber dem Partner
- ständige Anschuldigungen
- emotionale Überreaktion, bereits bei kleinsten Anlass
- permanente Kontrolle (z. B. Lesen von Nachrichten, Kontrollanrufe)
- Ausspionieren des Partners
- Einengung des Partners
- Verbot, dass der Partner soziale Kontakte pflegt
- ständige Forderung von Liebes- und Vertrauensbeweisen
- Verlustangst
- Albträume
- Misstrauen gegenüber dem Partner
- klammerndes Verhalten
- Schlafstörungen sowie andere psychosomatische Probleme
- emotionale Erpressung des Partners
- ständige Rückversicherungen beim Partner (Fragen wie „Liebst du mich noch?“)

Tipps gegen Eifersucht
- Aufbau des Selbtwertgefühls!
Als wichtigster Tipp gegen die Angst, betrogen zu werden, ist der Aufbau des eigenen Selbstwertgefühls zu nennen. Ziel soll es sein, innerlich so stark zu werden, dass weder ein kleiner Flirt noch ein Aufmerksamkeitsdefizit des Partners zu Sorgen um die Beziehung führt.
Danach ist es hilfreich, die Ursachen für die Eifersucht zu erkennen und zu verstehen und dann zu lernen, dass für ein glückliches Leben kein Partner oder eine andere Bezugsperson notwendig sind.
Zwei wichtige Schlüsselwörter in diesem Zusammenhang sind Selbstliebe und Selbstakzeptanz. Zunächst muss man sich selbst verzeihen und annehmen können, bevor man dies bei anderen Menschen anwendet.
- Erkennen Sie Ihre Stärken und arbeiten Sie an diesen.
- Halten Sie sich nicht an Dingen fest, die Sie nicht ändern können.
- Kommt das Angstgefühl hoch, versuchen Sie den Zustand schnellstmöglich zu erkennen und lenken Sie sich davon ab. Achtsamkeitstraining ist dabei ein wichtiger Schlüssel.
- Atmen Sie tief in den Bauch ein und treten Sie gedanklich zurück, sobald sich die Angst bemerkbar macht. Schließen Sie die Augen und entspannen Sie Nacken-, Schulter- und Gesichtsmuskeln.
- Die Angst, betrogen zu werden, sagt nicht aus, dass der Partner tatsächlich fremdgeht. Sie ist ein Resultat der eigenen Gedanken, deshalb sollten Sie diese für den Augenblick akzeptieren.
- Wenn Sie negative Selbstkritik üben, dann schalten Sie dies ab. Denken Sie positiv über sich selbst. Erstellen Sie auch eine Liste mit all Ihren guten Eigenschaften, um Ihr Selbstwertgefühl zu erhöhen. Kritik sollte akzeptiert werden können.
- Lernen Sie Ihre Grenzen zu verstehen und zu setzen. Sie müssen in einer Beziehung nicht alles ertragen. Kennt Ihr Partner Ihre Grenzen nicht, wird er nicht zwischen akzeptablem und inakzeptablem Verhalten unterscheiden können.
- Kommunizieren Sie mit Ihrem Partner. Haben Sie keine Angst, Ihren Partner zu beleidigen oder zu verärgern. In einer gesunden Beziehung ist es möglich, mit seinem Partner über alles zu sprechen – auch wenn es unangenehm ist.
- Spionieren Sie Ihrem Partner nicht nach. Unter Umständen verstehen Sie harmlose Informationen als vernichtende Beweise. Versetzen Sie sich dabei auch in die Lage Ihres Partners. Warum sollte er bei jemandem bleiben wollen, der seine Privatsphäre nicht respektiert?
- Bewahren Sie sich auch in der Partnerschaft Ihre Eigenständigkeit. Fokussieren Sie sich nicht ausschließlich auf Ihren Partner, sondern suchen Sie sich eigene Hobbys und Freundschaften. Je abhängiger Sie von Ihrem Partner sind, umso stärker wird die Angst, betrogen zu werden. Das liegt daran, dass der Verlust des Partners vermeintlich mit einem Verlust der eigenen Identität und Existenz einhergeht. Bleiben Sie also so eigenständig wie möglich.

Therapie und Hilfe
Steigt Ihre Angst, betrogen zu werden, immer weiter an und haben Sie das Gefühl, die Eifersucht macht sie beziehungsunfähig, ist therapeutische Hilfe ratsam. Vor allem wenn an dem Verhalten bereits Partnerschaften zerbrochen sind, sollten Sie sich jemandem anvertrauen.
Ein erfahrener Beziehungscoach oder sogar ein Therapeut hilft dabei, Bewältigungsmechanismen für den Umgang mit der Angst zu erlernen. Therapeuten und Coaches betrachten die Dinge von außen und völlig unvoreingenommen.
Gerade nach einem tatsächlichen Betrug durch den Partner sind Zweifel und Ängste gerechtfertigt. In diesem Fall kann auch eine gemeinsame Paarberatung sinnvoll sein. In dieser Beratung wird gemeinsam an der Beziehung und der Aufarbeitung des Betrugs gearbeitet.
Verspüren sie aufgrund Ihrer Angst, betrogen zu werden, einen großen Leidensdruck? Dann scheuen Sie sich nicht, die Hilfe eines Therapeuten oder Coaches anzunehmen. Über Ihre Gefühle zu sprechen, zeugt nicht von Schwäche, sondern von innerer Stärke.
Quellen:
- 10 No Nonsense Ways To Get Over Your Fear Of Being Cheated On – aconsciousrethink.com
- How to Not Worry or Overthink About Being Cheated On? – socialanxietycounseling.com
Inhalt wurde verfasst von: Julia Dernbach – Medizinisch überprüft von: Thomas Hofmann