Angst vor Friedhöfen
Friedhöfe haben auf einige Menschen eine beängstigende Wirkung. Für dieses Angstgefühl gibt es einen speziellen Namen: Coimetrophobie. Die generelle Angst vor Friedhöfen ist mit der Taphephobie verwandt, die sich auf die Angst bezieht, lebendig begraben zu werden.
Wir erklären woher die übersteigerte Angst vor Friedhöfen kommt und mit welchen Tipps sie sich lindern lässt.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 14. April 2023
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Taphephobie
Bei der Taphephobie handelt es sich um eine Art Urangst des Menschen, denn niemand möchte lebendig begraben werden. Diese Angst gibt es schon seit mehreren Jahrhunderten und kann noch heute psychopathologische Züge annehmen.
In früheren Jahrhunderten kam es gelegentlich zu Bestattungen von Personen, die nur scheintot waren. Die Medizin war noch nicht weit genug, um zu prüfen, ob jemand tatsächlich tot war. Darum wurden vermeintlich tote Menschen begraben, die jedoch noch lebten. Aus solchen Ereignissen entwickelten sich angsteinflößende Geschichten von Untoten.
Daraus entwickelte sich die Phobie, lebendig begraben zu werden. Viele bekannte Persönlichkeiten litten unter dieser Angst, unter anderem Edgar Allan Poe, Arthur Schnitzler, Arthur Schopenhauer und Hans Christian Andersen.
Einige kamen auf die Idee, das Herz vor der Bestattung zu durchstechen oder die Pulsadern zu durchtrennen, um sicherzustellen, dass die begrabene Person tatsächlich tot ist.
Schopenhauer hinterließ ein Testament, in dem er festlegte, dass sein Leichnam erst bei Anzeichen der Verwesung bestattet werden sollte.
Besonders verbreitet ist die Angst vor Toten, also die Nekrophobie. Sie kann dazu führen, dass die Betroffenen auf Friedhöfen eine Panikattacke bekommen. Bei Trauerfeiern und Beerdigungen leiden die Nekrophobiker unter heftigen psychosomatischen Beschwerden und haben Probleme, die Situation durchzustehen.
Auslöser der Angst vorm Friedhof
Die Angst vor Friedhöfen entsteht oft aufgrund von traumatischen Erlebnissen. Wer einen geliebten Menschen bestattet und um ihn trauert, fühlt sich auf dem Friedhof unwohl.
Vor allem Kinder fürchten sich schnell in der fremden und stillen Umgebung. Doch auch Erwachsene empfinden eine Urangst vor dem Tod und empfinden den Friedhof als bedrohlich.
Der Respekt vor den Toten bringt die meisten Menschen dazu, leise zu flüstern und langsam zu gehen. Als ob die Toten nicht gestört werden dürfen – dieser Gedanke verstärkt die Angstgefühle in akuten Situationen noch. In der Dämmerung wirken die Schatten der Bäume und Grabsteine noch unheimlicher. Dazu kommen Bilder aus Gruselfilmen und Horrorgeschichten, die die Ängste verschlimmern.
Symptome einer Friedhofangst
Die übermäßige Angst vor Friedhöfen bringt die Betroffenen dazu, diese stillen Orte zu meiden. Eine Abkürzung über den Hauptweg des Friedhofs ist für sie keine Option. Beerdigungen sind für sie ein wahrer Horror, denn die Angst ist übermächtig. Oft fürchten sich die Angstpatienten nicht nur auf dem Friedhof, sondern vor dem Tod selbst.
Darum versuchen sie, Abstand zu Friedhöfen halten, und gehen nur äußerst ungern zu einer Bestattung. Auch die Grabpflege ist für die ängstlichen Menschen ein Problem.
Manchmal zeigt sich die Angststörung schon in der Kindheit. Das Skelett im Biologieunterricht löst Angst und Schrecken aus, ein totes Tier am Wegrand verursacht Übelkeit. Diese Symptome können sich bis ins Erwachsenenalter manifestieren.
- Zittern
- Schweißausbrüche
- Erhöhter Puls
- Herzrasen
- Übelkeit
- Kreislaufprobleme
- Atembeschwerden
- Verfolgungswahn
- Halluzinationen
- Panikattacken
Nicht nur Kinder leiden unter Albträumen und Schlafstörungen, wenn die Nähe zum Friedhof unvermeidbar ist. Bei der Beerdigung eines lieben Menschen wird die Situation noch schwieriger, wenn sich Angst und Trauer verbinden und die Qual verschlimmern.
Tipps gegen Friedhofangst
Der Tod ist kein angenehmes Gesprächsthema, darum vermeiden es viele Menschen, darüber zu reden. Dabei zeigt ein Blick in andere Länder, dass der offene Umgang mit dem Thema Sterben es leichter macht, Abschied zu nehmen und zu trauern – und zwar ohne unnötige Angst.
Ein Friedhof kann ein ruhiger Ort der Besinnung sein. Wer sich dies bewusst macht, verliert seine Scheu. Ein ruhiger Kirchhof, eine stille Oase – die Umgebung selbst hat oft nichts Bedrohliches. Horrorfilme sind reine Fantasie und sollten nicht das eigene Verhalten bestimmen.
Für Menschen, die sich vor Friedhöfen fürchten, ist es wichtig, über ihre Angstgefühle zu sprechen. Im Austausch mit anderen Personen fühlen sie sich sicherer und vielleicht auch getröstet.
In der Psychotherapie ist die Konfrontation eine wirkungsvolle Maßnahme. Die Beschäftigung mit dem angstauslösenden Thema soll helfen, die Ängste zu überwinden. Das funktioniert auch im Alleingang oder mit der Begleitung einer vertrauten Person.
Mit entspannenden Atemübungen, Yoga und anderen Achtsamkeitstechniken löst sich die Verspannung und die Angst lässt nach. Diese Übungen sind sehr nützlich bei der Angstbewältigung, vor allem in Verbindung mit dem Aufbau von neuen Glaubenssätzen.
Wenn die Angst vor Friedhöfen oder davor, lebendig begraben zu werden, besonders stark ausgeprägt ist, empfiehlt sich eine professionelle Behandlung. Eine Verhaltenstherapie oder analytische Psychotherapie hilft den Betroffenen, die Ursachen genau zu ergründen. Das ist ein wichtiger Schritt, um die Angst zu überwinden und sich freier bewegen zu können
Wer sich gegen die Angst vor Friedhöfen professionelle Hilfe suchen möchte, kann über Google einen passenden Therapeuten in unmittelbarer Umgebung finden.
Unsere Zusammenstellung von Selbsthilfe-Tipps enthält zahlreiche hilfreiche Ratschläge, die dazu beitragen können, die Angst vor Therapiesitzungen zu bewältigen und den ersten Schritt zu wagen.
FAQ über Friedhöfe
Die Angst vor Friedhöfen kann auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, wie zum Beispiel den Tod, die Vorstellung von Geistern oder die Einsamkeit, die Friedhöfe oft umgibt. Diese Ängste können sich im Laufe der Zeit entwickeln oder durch negative Erfahrungen verstärkt werden.
Der Tod löst bei vielen Menschen Ängste aus. Die Nekrophobie ist die Angst vor Leichen. Wer sich vor Friedhöfen fürchtet, leidet unter Coimetrophobie. Die Taphephobie bezeichnet wörtlich übersetzt die Angst vor dem Grab. Im Vordergrund steht dabei die Angst, im Grab noch am Leben zu sein.
Angstgefühle auf einem Friedhof bringen Menschen dazu, Beerdigungen und andere Friedhofsbesuche zu vermeiden. Bei großer Angst treten typische Angstattacken auf, beispielsweise Herzrasen und Zittern, Schweißausbrüche und der Drang, wegzulaufen.
Gegen die Angst vor Toten und Friedhöfen hilft es, sich möglichst nüchtern mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen. Außerdem lindern Übungen zur Entspannung die Angstsymptome, sodass sich schwierige Situationen am Grab besser meistern lassen.
Kulturelle Faktoren können die Angst vor Friedhöfen beeinflussen, da verschiedene Kulturen unterschiedliche Überzeugungen und Praktiken im Umgang mit Tod und Begräbnissen haben. In einigen Kulturen werden Friedhöfe als heilige oder geisterhafte Orte betrachtet, was die Angst verstärken kann.
a, die Angst vor Friedhöfen kann auf traumatische Erlebnisse wie den Verlust eines geliebten Menschen oder negative Erfahrungen auf Friedhöfen zurückzuführen sein. In solchen Fällen kann eine Traumatherapie hilfreich sein, um die zugrunde liegenden Ängste zu bewältigen.
Quellen:
- Coimetrophobia: The Fear Of Cemeteries – Everplans
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier