Angst vor Zügen
Für manche Menschen kann das Reisen mit dem Zug eine überwältigende und beängstigende Erfahrung sein. Die Siderodromophobie beschreibt die übermäßige Angst vor Zügen und Zugreisen, einschließlich der Angst vor Bahngleisen. Diese Angst kann sich auf verschiedene Weise äußern, von mildem Unbehagen bis hin zu Panikattacken.
Wir klären über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Zugangst auf. Außerdem geben wir hilfreiche Tipps wie die Angst reduziert werden kann.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 6. März 2023
Startseite » Phobien » Siderodromophobie (Angst vor Zügen)
Es gibt verschiedene Strategien, um die Angst vor dem Zugfahren zu überwinden, wie beispielsweise Entspannungsübungen, kognitive Verhaltenstherapie oder auch eine schrittweise Expositionstherapie.
In manchen Fällen genügen bereits hilfreiche Tipps gegen die Zugangst. Es ist allerdings auch in manche Fällen nötig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und das Problem anzugehen, um die Lebensqualität zu verbessern.
Bei Siderodromophobie handelt es sich um eine spezifische Angststörung. Die krankhafte Angst bezieht sich entweder auf die Züge selbst oder auf Fahrten mit der Bahn.
Typische Angstsymptome für die Zugangst sind Herzrasen, Schweißausbrüche und Panikattacken. Wenn die Siderodromophobie mit der Angst vor Reisen verbunden ist, können oft auch Verdauungsstörungen auftreten. Kinder und auch empfindsame Erwachsene mit übersteigerter Angst erstarren, brechen in Tränen aus oder folgen ihrem Fluchtreflex.
In vielen Fällen ist die Furcht vor Zügen eine Folge von traumatischen Erlebnissen. Auch ohne selbst in einen Zugunfall verwickelt zu sein, kann sich diese Phobie entwickeln.

Zugangst erklärt
Die Angst vor Zügen besteht schon seit der Erfindung der Eisenbahn. Als die ersten Züge fuhren, hatte diese Angst auch eine gewisse Berechtigung. Die damals neue Technologie empfanden viele Menschen als extrem gefährlich. Zudem kam es in früheren Zeiten immer wieder zu Unfällen mit zahlreichen Verletzten und Toten.
Durch die technologischen Verbesserungen wird Zugfahren immer sicherer, sodass weniger Zugunglücke stattfinden. Im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln ist die Eisenbahn sehr sicher, wie die Unfallzahlen belegen. Leider ist die Gefahr jedoch nicht komplett gebannt.
Ein Zug, der gemütlich durch eine schöne Landschaft fährt, löst nur bei extrem sensiblen und ängstlichen Menschen Panikgefühle aus. Bei solchen romantischen Fahrten können sich die meisten Reisenden entspannt zurücklehnen. Die unangenehmen Gefühle entstehen oft im Gedränge der öffentlichen Verkehrsmittel. Angstpatienten leiden hier unter Klaustrophobie oder befürchten, dass etwas Unvorhersehbares passiert. Solche Ängste sind gut verständlich, dennoch sollten sie das Verhalten nicht zu stark beeinflussen.
Wer Angst vor Zugfahrten hat, kann dies meistens gut verbergen. Ebenso wie bei der Flugangst ist es relativ einfach, die anstehenden Reisen so zu planen, dass eine Konfrontation vermieden wird. Wer jedoch auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, hat es etwas schwerer, denn die Siderodromophobie bezieht sich oft nicht nur auf Eisenbahnen (Zügen), sondern auch auf Straßenbahnen und U-Bahnen. Oft betrifft die Angst auch Busse oder Flugzeuge.
Intensität der Zugangst
Die Angst vor Zügen zeigt sich mehr oder weniger auffällig. Wer eine mäßige Angst vorm Bahnfahren empfindet, kann sie mit Entspannungstechniken bewältigen. Diejenigen Menschen, die sich vor Zügen fürchten, aber die Fahrten nicht vermeiden können, entwickeln oft ihre eigenen Tricks.
- Auf und abgehen
- Selbstgespräche
- Bewusst und ruhig atmen
Wer sich in der Enge in den öffentlichen Verkehrsmitteln unwohl fühlt, kann einfach aussteigen und eine spätere S-Bahn nehmen.
Die Angst vor Eisenbahnen beinhaltet oft auch die Angst vor Unfällen und Entgleisungen. Zudem kann sich die Siderodromophobie zu einer Angst vor Bahngleisen entwickeln.
Je nach Schweregrad der Angststörung vermeiden die Angstpatienten, Schienen zu überqueren. Das kann zu Einschränkungen bei der Routenplanung oder zu Verspätungen führen.

Auslöser von Zugangst
Die spezifische Phobie vor Zügen basiert oft auf anderen Ängsten, beispielsweise der Klaustrophobie. Außerdem können traumatische Erlebnisse die Angststörung auslösen. Häufig sind es negative Erfahrungen.
Vor allem die Zeugen eines Zugunglücks sind von solchen Ängsten betroffen. Wer selbst einen Unfall in Verbindung mit einer Bahn hatte, für den erhöht sich das Risiko der Siderodromophobie noch.
Die allgegenwärtigen Berichte und Bilder von Entgleisungen und anderen schweren Zugunfällen verstärken die Eindrücke und verschlimmern die Phobie. Auch eine übervorsichtige Erziehung in Verbindung mit wiederholten Warnungen vor Eisenbahnschienen und Bahnübergängen beeinflusst die persönlichen Ängste.
Die Siderodromophobie ist keine eindeutige Diagnose, sondern sie bezieht sich auf verschiedene Arten der Eisenbahnangst. Einige Angstpatienten haben Angst vor Kontrollverlust oder Klaustrophobie (Raumangst). Bei anderen hängt die Zugangst mit einer sozialen Phobie oder mit einem übervorsichtigen Verhalten zusammen. In einigen Fällen ist die Bahnangst kaum wahrzunehmen, denn die Betroffenen weichen einfach der Begegnung mit Zügen aus. Die Psychologen und Psychotherapeuten finden im Laufe der Diagnose und Therapie heraus, welches die Auslöser sind und wie sich die spezielle Art der Phobie überwinden lässt.
Rationale Gründe
Für die Angst vor Zügen gibt es auch rationale Gründe. Auch wenn Bahnfahren im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln sehr sicher ist, gibt es bestimmte Situationen mit erhöhtem Risiko.
- Überfüllte Züge (Panikgefühle)
- Nachrichten über Zugunglücke
- An Bahnstationen kann es unübersichtlich und gefährlich werden
- Bahnübergänge mit oder ohne Schranke sind mit Vorsicht zu nutzen

Symptome der Zugangst
Die Angstsymptome hängen vom Alter der Betroffenen ab sowie von anderen Faktoren. Kinder beginnen zu weinen, während Erwachsene oft starke Anzeichen von Nervosität zeigen. Manche Angstpatienten erstarren zur Unbeweglichkeit, andere wehren sich schon frühzeitig bei der Planung.
So kann sich aus der Angst vor Zügen eine Reisephobie entwickeln, die sich in Verdauungsproblemen und anderen Symptomen äußert.
- Schweißausbrüche
- erhöhter Puls
- vermehrtes Schwitzen
- Zittern
- Schwindel & Übelkeit
- Stimmungsschwankungen
- Orientierungslosigkeit
Ohne eine Therapie kann die Siderodromophobie zu einem ernsthaften Problem werden. Die Betroffenen vermeiden es, einen Bahnhof zu betreten oder Bahnübergänge zu überqueren. Schon das Signal eines Zugs versetzt sie in Angst und Schrecken.

Tipps gegen Angst vor Zügen
Wer immer häufiger eine gewisse Angst vor Zügen verspürt, kann diese mit Selbsthilfe-Maßnahmen in den Griff bekommen. Vermeidung ist zwar möglich, verstärkt jedoch die Angstgefühle.
Darum ist es besser, sich vorsichtig dem Angstauslöser zu nähern. Zwei Stationen mit der S-Bahn fahren, gelegentlich einen Bahnhof besuchen, durch die allmähliche Annäherung lässt sich die Eisenbahnangst bewältigen.
Die Begleitung durch vertraute Personen kann bei der Reduzierung der Angst vor dem Zugfahren sehr hilfreich sein. Es kann beruhigend sein, jemanden dabei zu haben, der in der Nähe ist und Unterstützung bietet, wenn die Angst zu groß wird. Vertraute Personen können auch helfen, Ablenkung zu bieten und positive Selbstgespräche zu fördern.
Es ist allerdings auch hilfreich, dass die Betroffenen sich nicht auf ihre Begleitpersonen verlassen und lernen, unabhängig zu sein und ihre Ängste selbst zu bewältigen. Es ist daher empfehlenswert, dass die Betroffenen ihre Angst im eigenen Tempo überwinden und sich dabei von ihren Begleitpersonen unterstützt fühlen.
Versuchen Sie, langsam und tief zu atmen, um Ihre Atmung zu beruhigen und Ihre Angst zu reduzieren. Entspannungsübungen wie progressive Muskelentspannung oder Yoga können auch helfen, die körperliche Spannung zu lösen.
Versuchen Sie, sich während der Fahrt auf etwas anderes zu konzentrieren, z.B. auf ein Buch, Musik oder eine Zeitschrift. Ablenkung kann dazu beitragen, die Angst zu reduzieren.
Versuchen Sie, sich selbst zu ermutigen und positiv zu denken. Sagen Sie sich selbst, dass Sie in Sicherheit sind und dass Sie die Kontrolle haben.
Fangen Sie langsam an und erhöhen Sie die Zeit, die Sie im Zug verbringen, allmählich. Dies kann helfen, die Angst zu reduzieren und Vertrauen aufzubauen.
Hilfe gegen die Angst vor Zugfahrten
Ab einem bestimmten Grad der Angst reichen die Selbsthilfe-Techniken nicht mehr aus, um die Siderodromophobie zu überwinden. Dann ist professionelle Unterstützung nötig, um die Angststörung zu analysieren und zu bewältigen.
Hilfe annehmen
Die psychotherapeutischen Experten führen in der Regel eine kognitive Verhaltenstherapie durch. Das bedeutet, dass die negativen Erlebnisse und Assoziationen durch positive ersetzt werden. So lernen die Angstpatienten neue Verhaltensmuster und Glaubenssätze kennen, die bei der Angstbewältigung helfen.
Einige Psychotherapeuten empfehlen die Hypnose, die ebenfalls zu einer Besserung führt. Zusätzlich zur professionellen Hypnotherapie zeigen sie, wie Selbsthypnose funktioniert.
Die Erfolgsaussichten bei der Therapie der Siderodromophobie sind sehr gut. Abhängig von der Situation können zusätzlich Medikamente eingenommen werden.
Hier ist es wichtig, sich an die genaue Dosierung der Psychotherapeuten zu halten, denn im Vordergrund steht die bewusste Beschäftigung mit der Angst. Diese ermöglicht die gezielte Bewältigung der Phobie und ein freieres Leben.
Wenn die Angst vor dem Zugfahren so stark ist, dass sie das tägliche Leben beeinträchtigt, kann es hilfreich sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um geeignete Strategien zu entwickeln und sich Schritt für Schritt an das Zugfahren zu gewöhnen.
Wenn man Angst vor einem Arzt hat oder sich für die Zugangst schämt, kann es nützlich sein diese Gefühle in erster Linie zu überwinden.
Es ist keine Schande, Hilfe in Anspruch zu nehmen, um Ängste zu überwinden. Professionelle Unterstützung kann dabei helfen, die zugrunde liegenden Ursachen der Angst zu verstehen und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Unser Selbsthilfe-Ratgeber gegen eine Arztphobie kann ein nützliches Werkzeug sein, um diesen Prozess zu unterstützen und zu erleichtern.
Quellen:
- Coping With Siderodromophobia, or the Fear of Trains – www.verywellmind.com
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier