Angst vor Schmutz
Wenn Schmutz Angst auslöst, kommt es oft zu einem extremen Putzzwang. Rupophobiker vermeiden es, mit Schmutz in Kontakt zu kommen, und sind hinsichtlich der Hygiene sehr empfindlich.
Wir klären über die Merkmale, die Auslöser und Anzeichen der Schmutzphobie. Außerdem geben wir hilfreiche Tipps wie die Angst vor Schmutz gelindert werden kann und welche Therapiemöglichkeiten es gibt.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 6. September 2022
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Bei der Rupophobie handelt es sich um die übermäßige Angst vor Schmutz. Diese Angststörung gehört zu den spezifischen Phobien. In einer genauen Diagnose zeigt sich die irrationale Übersteigerung der Angst.
Die Angst vor Schmutz zeigt sich oft in einem Wasch- und Putzzwang. Auch ein Vermeidungsverhalten ist typisch. Um nicht in Panik zu geraten und typische Symptome wie Schwitzen und Kurzatmigkeit zu verhindern, weichen die Angstpatienten schmutzigen Bereichen aus.
Für eine wirksame Behandlung der Angststörung empfiehlt sich eine professionelle Verhaltens- und Gesprächstherapie. Häufig bieten die Therapeuten auch Hypnoseverfahren an. Ein Training zur Selbsthypnose und Entspannungsübungen sind ebenfalls sinnvoll.

Schmutzphobie
Schmutz ist überall: Er taucht in den Städten, in der Natur und im eigenen Haushalt auf.
Kinder haben keine Probleme damit, im Matsch zu spielen. Doch mit dem Erwachsenwerden entwickelt sich eine angemessene Vorsicht. Hygienische Maßnahmen verhindern dabei die Übertragung von Schmutz, Bakterien und Viren.
Wenn die Angst jedoch krankhaft übersteigert ist und sich der Reinigungszwang extrem verstärkt, sprechen die Psychologen von Angststörungen wie Rupophobie oder Mysophobie.
Schmutzige Räume verursachen vielleicht ein unangenehmes Gefühl, doch normalerweise lösen sie keine Angstreaktion aus. Hier spielt die persönliche Toleranz eine Rolle. Einige Menschen sehen die hygienischen Bedingungen eher entspannt. Andere fühlen sich von Staub und Schmutz bedroht.
- Rupophobiker leiden unter heftigen Angstsymptomen.
Ihre Angst vor Dreck bringt sie dazu, alle Räume und Gegenstände zu putzen. Diese Zwangshandlung kostet viel Zeit und Nerven.
Das führt wiederum zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität, vor allem, weil auch die gründlichste Reinigung nicht lange anhält. Denn immer wieder sammelt sich neuer Schmutz an, der in den Augen der Angstpatienten zur „Gefahr“ wird.
Schmutz, Keime und Bakterien können bei empfindlichen Menschen Panikgefühle verursachen. Eine Flucht ist kaum möglich, doch die Betroffenen gewöhnen sich kleine Tricks an, um der vermeintlichen Gefahr zu entkommen. Sie berühren keine Griffe oder Türklinken in öffentlichen Verkehrsmitteln und Gebäuden, halten Abstand zu Naturgebieten und zu Hunden. In schweren Fällen vermeiden sie sogar den Körperkontakt mit anderen Personen.
Übertriebene Angst vor Schmutz
Wer sich nicht schmutzig machen möchte, bleibt auf Distanz zu dreckigen Objekten. In bestimmten Bereichen ist eine gewisse Vorsicht besonders wichtig, doch diese basiert lediglich auf einer rationalen Angst vor Schmutz oder Keimen.
Empfindliche Menschen reagieren jedoch übertrieben ängstlich, wenn ihre Kleidung verschmutzt oder wenn sie einen möglicherweise schmutzigen Gegenstand berühren.
Die unangenehme Empfindung kann sich zu einer Angststörung entwickeln. Nervöse Reaktionen steigern sich in eine irrationale Furcht vor Schmutz. Wer diesen Angstgefühlen nichts entgegensetzt, verliert die Kontrolle über sich selbst und wird dadurch noch panischer.
Durch verschiedene Faktoren kann die zunächst mäßige Angst stärker werden und zu einer Zwangsneurose führen. Leistungsdruck, eine Überbehütung oder Vernachlässigung in der Kindheit und ritualisierte Abläufe steigern die Gefahr einer Zwangsstörung. Hier zeigt sich der große Einfluss der Erziehung auf den persönlichen Umgang mit Angstgefühlen.

Verhalten & Anzeichen
Im alltäglichen Leben taucht überall Schmutz auf: auf dem Gehweg, im Park, in der S-Bahn und in den eigenen vier Wänden. Der Kontakt mit Schmutz lässt sich also kaum vermeiden.
Dennoch versuchen die Rupophobiker, die beängstigenden Situationen zu umgehen. Sie folgen ihrem Fluchtreflex und nehmen dafür Umwege in Kauf.
Abhängig von der Umgebung greifen sie zu Putzmitteln, um den Schmutz mit Macht zu bewältigen. Mit Angstbewältigung hat dieses Verhalten jedoch nichts zu tun.
In bestimmten Situationen sind die Menschen besonders anfällig für Angststörungen wie Rupophobie. Aufgrund von Stressphasen, einem geringen Selbstwertgefühl oder traumatischen Erlebnissen steigt das Risiko für Rupophobie und andere Ängste drastisch an.
Verhaltensauffälligkeiten
Wer Angst vor Schmutz hat, versucht zunächst, den angstauslösenden Reiz zu bekämpfen. Die Phobiker greifen also zu Putzmitteln. Oft entwickeln sie einen Reinlichkeitszwang, denn Vermeidung und Flucht sind kaum möglich.
Durch dieses Zwangsverhalten ist ihr Leben stark beeinträchtigt. Dazu kommt der soziale Rückzug, mit dem die Betroffenen versuchen, dem Schmutz zu entgehen.
Oft geht die Angst vor Schmutz mit einem Wasch- und Putzzwang einher. Die Angstpatienten sind ständig mit Desinfektionsmitteln unterwegs. In den Zeiten der Pandemie fällt dieser Zwang kaum noch auf, sodass Rupophobie und Mysophobie schwer zu diagnostizieren sind.
Symptome einer Schmutzphobie
Durch die Angst entsteht eine zunehmende innere Spannung, die sich in körperlichen Symptomen zeigt. Die Anzeichen können dabei sehr unterschiedlich ausfallen.
- Herzrasen & erhöhter Puls
- vermehrtes Schwitzen
- Schüttelforst
- Muskelanspannung
- Pupillenerweiterung
- Magen- und Kopfschmerzen
- trockener Mund
- Schwindel & Übelkeit
Dazu kommen die kognitiven Symptome der Angststörung, die sich nur schwer bremsen lassen. Die phobische Wahrnehmung ist eng mit den negativen Gedanken zum Dreck verbunden. Darum ist es wichtig, die Gedankengänge zu durchbrechen, um die Angststörung zu überwinden.
Testfragen
Grundsätzlich stellen Psychologen, Psychiater oder Psychotherapeuten die Diagnose. Doch ein Blick auf die Hauptkriterien hilft dabei, die eigenen Ängste einzuschätzen. Sind die Vorsichtsmaßnahmen normal oder verwandeln sie sich bereits in eine Phobie?
- Ist die Angst vor Schmutz immer da – oder nur gelegentlich?
- Führt der Kontakt mit Schmutz zum mäßigen Abwehrverhalten oder zu panischen Angstreaktionen?
- Wie lange hält die Angst an – ein paar Wochen oder über sechs Monate?
- Wirkt sich die Angst vor Schmutz auf den Beruf/das Alltagsleben aus?
- Führt die Angst verstärkt zur Vermeidung?
- Hat sich ein Putzzwang oder eine andere Zwangsstörung daraus entwickelt?
- Existieren weitere Ängste oder fühlen sich die Patienten von Traumata beeinflusst?
Ursachen & Auslöser
Die Ursachen für Rupophobie ähneln den Gründen für andere spezifische Phobien.
- Bei der klassischen Konditionierung ist eine traumatische Interpretation einer Erfahrung mit Schmutz der Auslöser.
- Die verbale Konditionierung hat vor allem in der Kindheit einen starken Einfluss. Sie beinhaltet die Wiederholung der negativen Assoziationen von Schmutz.
- Kognitive Faktoren spielen sich im Kopf ab: Sie beziehen sich auf irrationale Annahmen über die möglichen Gefahren. Bei einem schwachen Selbstbewusstsein fühlen sich die Betroffenen noch schlechter und ängstlicher.

Tipps gegen Schmutzphobie
Solange die Angst vor Schmutz nicht zu groß ist, lässt sie sich mit kognitiven Techniken und Entspannungsübungen bewältigen. Dies ist auch in Eigenregie möglich.
Achtsamkeitstraining und Meditation helfen dabei, zu entspannen und den Angstkreislauf zu durchbrechen. Einige Übungen sind schnell abzurufen, sodass die Betroffenen auch beim unvermuteten Kontakt mit Schmutz relativ ruhig bleiben.
Therapie
Die psychologische Verhaltenstherapie bietet effektive Hilfe bei der Überwindung von Angststörungen.
In der Gesprächstherapie finden die Angstpatienten gemeinsam mit dem Psychiater heraus, auf welchen Ursachen die Erkrankung basiert.
Zusätzlich kann eine Hypnose helfen, die negativen Gedanken durch positive Glaubenssätze zu ersetzen. So kommt es zu einer Art Umprogrammierung des Gehirns, die auch gegen die typischen Zwangshandlungen bei Rupophobie hilft.
Quellen:
- Mysophobia (Germophobia) – Verywell Mind
Inhalt wurde verfasst von: Julia Dernbach – Medizinisch überprüft von: Thomas Hofmann