Angst sich zu verlieben
Dies Angst, sich zu verlieben, wird auch als Philophobie bezeichnet. Betroffene fürchten sich vor den Gefühlen des Verliebtseins. Oft haben Betroffene aber vor allem Angst vor einer möglichen Enttäuschung.
Wer Angst vor einer Beziehung hat, kann sich über die möglichen Ursachen und Hintergründe dieser Ängste informieren. Möglicherweise erkennen Sie Muster und können Tipps anwenden um die Angst vor der Liebe zu überwinden und diese Gefühle eines Tages wieder zulassen.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 12. April 2023
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Angst vor Liebe
Menschen, die an einer Philophobie leiden, haben Angst vor starken emotionalen Bindungen und machen sich Sorgen darüber, betrogen oder verletzt zu werden.
Die Angst, sich zu verlieben, ist allerdings keine Erfindung unserer modernen Gesellschaft, sondern sie scheint es immer schon gegeben zu haben. Das wird beispielsweise an Elisabeth I klar, die sich weigerte zu heiraten und die Liebe so gut es ging aus dem Leben fernhielt, da sie sich nicht vorstellen konnte, ihr ganzes Leben mit einem anderen Menschen zu verbringen.
Zusammenhänge
Neben Menschen, die Bindungen um jeden Preis vermeiden, gibt es aber auch jene, die diesen Schritt zwar wagen, sich dann aber sehr häufig in eine toxische Beziehung stürzen. Meistens sind diese Menschen sehr kontrollierend, besitzergreifend und eifersüchtig, was Zeichen für Unsicherheit und Angst sind.
Meistens haben die Betroffenen ein sehr geringes Selbstwertgefühl und ihre Angst vor Verletzlichkeit bzw. Verpflichtungen führt zu Bindungen, die eine emotionale Achterbahnfahrt darstellen.
Normalerweise beginnt eine Philophobie damit, potenziellen Partnern aus dem Weg zu gehen, in einer schwereren Form meiden die Betroffenen aber auch Familie, Freunde oder andere Menschen, was schlussendlich zu sozialer Isolation führen kann.
Auslöser der Bindungsangst
Warum Menschen unter der Angst davor sich zu verlieben leiden, ist sehr unterschiedlich und vielseitig. Selten ist es nur ein Auslöser, sondern viel häufiger spielen mehrere Faktoren eine Rolle.
Eine der häufigsten Ursache für die Angst, sich zu verlieben, ist eine negative Erfahrung. Nach einer Trennung verbinden viele Menschen eine Beziehung nicht mehr mit Liebe, sondern mit Schmerz und Leiden. Sie fürchten sich davor, diese Erfahrung erneut machen zu müssen und die Angst verändert sich dann im Laufe der Zeit zu einer Philophobie.
Wer die Erfahrung immer wieder macht enttäuscht zu werden, versucht umso mehr eine Beziehung zu verhindern. Die Bindungsangst und die Angst vor Glücksgefühlen gehen daher oft mit mehrfach schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit einher.
Studien haben gezeigt, dass Ablehnung ähnliche Resultate in unserem Körper hervorruft wie körperliche Schmerzen. Die meisten Menschen können mit Ablehnung umgehen, wenn man diese Erfahrung allerdings öfter gemacht hat, wird man vorsichtig bzw. kann auch Angst vor einer erneuten Ablehnung entwickeln.
Darüber hinaus spielt in diesem Zusammenhang auch die Kindheit eine nicht unwesentliche Rolle. So kann es sein, dass auch die Eltern keine gute Beziehung zueinander hatten, was sich auf das Kind in weiterer Folge negativ auswirken kann. Zudem kann ein Kind, das keine Liebe bzw. Aufmerksamkeit von seinen Eltern bekommen hat, ebenfalls Angst vor zu starken Gefühlen entwickeln bzw. nur sehr schwer Vertrauen anderen Menschen gegenüber aufbauen.
In manchen Kulturen herrscht nach wie vor der Druck, früh heiraten zu müssen bzw. werden Hochzeiten auch arrangiert. Die Liebe spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle, sodass die Betroffenen Angst davor entwickeln, mit einem Menschen ihr Leben verbringen zu müssen, für den sie keinerlei Gefühle haben.

Anzeichen von Bindungsangst
Versucht jemand einer Person, die an Philophie leidet, näherzukommen bzw. mit ihr eine Bindung aufzubauen, so kann schnell zu Unwohlsein kommen. In extremen Fällen kann sich auch der Puls erhöhen und eine erhöhte Schweißproduktion macht sich bemerkbar. In kritischen Situationen können Betroffene sogar in Panikattacken bis hin zur Ohnmacht geraten.
Nicht alle Betroffenen leiden unter den Anzeichen und Symptomen. Manche Personen fühlen sich alleine einfach wohler. Wer bei Bindungsversuchen allerdings diese und weitere Symptome zeigt, scheint eindeutig ein Problem mit dieser Situation zu haben und leidet offensichtlich unter einer Philophobie.
- Schlafprobleme
- Depressionen
- Schwierigkeiten, Emotionen zu zeigen
- Gefühl der Überforderung
- Räumliche Distanzierung
- Viele Affären, aber keine engen Beziehungen
Meistens verspüren die Betroffenen auch den Drang, Situationen umgehend zu verlassen, in denen ihnen jemand zu nahe kommt. Manche vermeiden zudem Treffen mit einer Person des anderen Geschlechts, was in weiterer Folge aber auch zu sozialer Isolation führen kann.
Die Betroffenen sind sich meistens durchaus bewusst, dass ihre Ängste irrational sind. Trotzdem bleiben sie der Liebe gegenüber sehr skeptisch und sind dadurch nicht in der Lage, sich anderen Personen gegenüber zu öffnen.
Liebesphobie oder Bindungsangst
Grundlegend ist eine Philophobie der Bindungsangst sehr ähnlich.
Bei einer Phobie wird allerdings von einer richtigen Angststörung mit Symptomen wie Herzrasen, Panikattacken oder Schweißausbrüchen gesprochen. Betroffenen können diese Symptome nicht unterdrücken und können teilweise sogar Symptome bis hin zur Ohnmacht erzeugen. Diese Symptome sind somit teilweise auch gefährlich für den Alltag und sollten nicht unterschätzt werden.
Bei einer normalen Bindungsangst hingegen, werden keine dieser körperlichen Symptome bemerkt. Betroffene leiden lediglich unter Ängsten im Sinne von Abneigung und Ablehnung. Eine Beziehung wird abgelehnt, es kommt allerdings nicht zu körperlichen Symptomen wenn diese Situation bedrohlich wird.

Tipps gegen die Angst vor Liebe
Die meisten Menschen haben irgendwann in ihrem Leben einmal Angst davor, sich auf eine Beziehung einzulassen bzw. sich zu verlieben. Wenn diese Angstgefühle aber zu einem Problem werden, so könnten die nachfolgenden Tipps hilfreich sein.
- Versuchen Sie, Ihre bisherigen Beziehungen zu bewerten und herauszufinden, was Sie in der Vergangenheit so verletzt hat, dass Sie emotionalen Bindungen lieber aus dem Weg gehen. Wer die Auslöser kennt, kann besser an den Angstgefühlen arbeiten.
- Identifizieren Sie die negativen Stimmen in Ihrem Kopf, die Sie davon abhalten, sich in einer Beziehung glücklich zu fühlen.
- Nichts erzwingen und nicht unter Druck setzen lassen. Nimm dir die Zeit die du brauchst um die Angst vor einer Beziehung und die Angst vor Verliebtsein zu überwinden.
- Kommunikation mit Freunden kann helfen. Vielleicht ergeht oder erging es Personen im Umkreis ähnlich. Gespräche mit vertrauten Personen können sehr hilfreich sein.
- Versuchen Sie, auch schwierige Gefühle anzunehmen, denn nur so können Sie auch bewältigt werden. Sehen Sie es als Herausforderungen an.
- Liebe dich selbst. Dein individueller Wert ist nicht von anderen Menschen abhängig. Lerne es dich selbst zu lieben und zu akzeptieren.
- Bewerten deine Einstellung, die du zu Beziehungen im Allgemeinen hast. Eventuell ist auch ein anderes Beziehungsmodel für dich das richtige.
Du darfst dich auch verletzlich zeigen. Denn verletzlich zu sein und dies auch zu kommunizieren ist kein Zeichen von Schwäche, sondern besonderer Stärke.
Es bedeutet auch, die Stimmen im Kopf zu ignorieren und so zu handeln, wie man sich gerade fühlt. Wenn man auf diese Art und Weise agiert, lernt man, dass man überlebt, auch wenn man hin und wieder verletzt wird. Sprichwörtlich „Was einem nicht umbringt, mach einen stärker“. Im Gegensatz zu körperlichen Verletzungen ist dieses Sprichwort bei mentalen Verletzungen tatsächlich hilfreich, denn aus negativen Erfahrungen kann man lernen und in Zukunft daraus profitieren.
Bei sich selbst zu bleiben heißt nicht, dass man sich vor neuen Erfahrungen verschließt – im Gegenteil. Es bedeutet, dass man bereit ist, sich für andere Menschen zu öffnen und alte Muster zu durchbrechen.
Die Betroffenen sind sich meistens durchaus bewusst, dass ihre Ängste irrational sind. Trotzdem bleiben sie der Liebe gegenüber sehr skeptisch und sind dadurch nicht in der Lage, sich anderen Personen gegenüber zu öffnen.

Hilfe gegen Bindungssangst
Wenn Tipps gegen die Angst vor der Liebe nicht helfen, können Therapeuten möglicherweise tiefere Ansätze finden und an den Angstgefühlen genauer arbeiten.
Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine Therapieform, mit der Ängste erkannt und Gedanken und Überzeugungen, die in Zusammenhang mit der Phobie stehen, geändert werden können.
Sehr hilfreich kann auch die sogenannte systemische Desensibilsierungstherapie sein, bei der der Therapeut verschiedenste Formen der Interaktion simuliert, bis der Betroffene dann auch auf reale Situationen vorbereitet ist.
Die Hypnotherapie stellt eine Art geführte Mediation dar, bei der sich die Betroffenen vorstellen, wie sie in bestimmten Situationen gerne handeln würden.
In schweren Fällen können auch Medikamente verschrieben werden. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn es zu starken Angstzuständen, Depressionen oder sozialer Isolation kommt.
Hilfe finden
Coachings für emotionale Probleme, Liebe und Beziehung lassen sich auch über das Internet finden. Vor allem wenn bei privaten Themen ist der Wunsch nach Diskretion gegeben ist, kann das Internet hier mit einer gewissen Anonymität und einer schnellen, flexiblen Terminvergabe profitieren.
Auch Therapeuten für eine professionelle Behandlung lassen sich sowohl vor Ort, aber auch in manchen Fällen über das Internet konsultieren.
Für alle, die sich vor der Therapiesitzung fürchten, haben wir in unserem Selbsthilfe Ratgeber Artikel nützliche Tipps zur Überwindung von Ängsten und Schamgefühlen zusammengestellt.
FAQ zur Bindungsangst
Als Philophobie bezeichnet man die Angst, sich zu verlieben bzw. sich auf eine Beziehung einzulassen. In extremen Fällen kann eine Philophobie auch dazu führen, dass sich die Betroffenen ungeliebt und isoliert fühlen. Betroffene Personen können Schwierigkeiten haben, stabile und dauerhafte Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten.
Bindungsangst kann aus verschiedenen Gründen entstehen, einschließlich früherer traumatischer Beziehungserfahrungen, instabilen Familienverhältnissen, Verlustängsten oder unbewussten Ängsten vor Abhängigkeit und Kontrollverlust.
Bei den Betroffenen zeigen sich meist psychologische Symptome wie Abweisung und Kälte. In Extremfällen können sich auch körperliche Symptome zeigen. Darunter fällt ein erhöhter Puls, Atemnot oder Übelkeit. Betroffene entwickeln oft eine starke Angst vor einem potentiellen Partner und sind daher meist nicht in der Lage, eine intime Beziehung zu führen.
In leichten Fällen kann bereits ein Beziehungscoach helfen. In schwieriger Fällen können Psychologen helfen. Eine der professionellen Möglichkeiten stellt die Kognitive Verhaltenstherapie dar, bei der mithilfe eines Therapeuten negative Gedanken und Glaubenssätze verändert werden können.
Um mit Bindungsangst umzugehen, können verschiedene Strategien hilfreich sein, wie z. B. das Erlernen von Entspannungstechniken, das Verbessern der Kommunikation mit geliebten Personen, das Aufbauen von Selbstvertrauen und das Stärken des eigenen sozialen Netzwerks. Eine professionelle Unterstützung durch einen Therapeuten kann ebenfalls helfen, die zugrunde liegenden Ursachen der Bindungsangst zu erkennen und zu bewältigen.
Ja, es gibt verschiedene Arten von Bindungsangst, die sich in unterschiedlichen Verhaltensmustern und emotionalen Reaktionen zeigen können. Einige Menschen neigen dazu, sich in Beziehungen zurückzuziehen und Nähe zu vermeiden (vermeidende Bindung), während andere in Beziehungen sehr anhänglich und unsicher werden können (ängstliche Bindung).
Um jemandem mit Bindungsangst zu helfen, ist es wichtig, Verständnis und Empathie zu zeigen, offen und ehrlich zu kommunizieren und geduldig zu sein. Bieten Sie emotionale Unterstützung an und ermutigen Sie die Person, sich über ihre Ängste auszutauschen. In manchen Fällen kann es auch sinnvoll sein, die betroffene Person zu ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Ja, die Angst vor der Liebe kann mit anderen psychischen Störungen in Verbindung stehen, wie zum Beispiel Angststörungen, Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder Persönlichkeitsstörungen. Eine umfassende Bewertung durch einen Fachmann kann helfen, mögliche Zusammenhänge aufzudecken und die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten.
Wenn Sie regelmäßig intensive Ängste oder Sorgen in Bezug auf Bindung, Nähe oder langfristige Beziehungen haben und dies Ihr tägliches Leben oder Ihre Beziehungen beeinträchtigt, könnte dies ein Anzeichen für Bindungsangst sein. Eine professionelle Einschätzung durch einen Therapeuten oder Psychiater kann helfen, eine genaue Diagnose zu stellen und entsprechende Behandlungsmaßnahmen zu empfehlen.
Quellen:
- Philophobia (Fear of Falling in Love): Causes & Treatment – my.clevelandclinic.org
Inhalt wurde verfasst von: Julia Dernbach – Medizinisch überprüft von: Thomas Hofmann