Pediophobie
Kinder und Erwachsene, die unter Pediophobie leiden, haben eine übersteigerte Angst vor Puppen. So harmlos und niedlich diese Spielzeuge auch wirken, einige Menschen haben negative Assoziationen, die sich zu einer Angststörung entwickeln können.
Wir klären über die Angst vor Puppen auf und geben Tipps zur Überwindung.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 7. April 2023
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Angst vor Puppen
In der Filmwelt haben einige Horrorfiguren Kultstatus erlangt, beispielsweise Chucky die Mörderpuppe. Die scheinbar lustige Puppe verwandelt sich in ein bedrohliches Wesen, das zerstörerisch und mörderisch agiert. Für Angstpatienten sind solche Filme tatsächlich der reine Horror und sollten daher im Idealfall gemieden werden.
Kinder und auch Erwachsene haben bei der Begegnung mit Puppen und Clowns normalerweise positive Gefühle. Doch die Angst vor diesen Figuren macht es unmöglich, sich zu entspannen. Hier zeigt sich die Ähnlichkeit der Pediophobie mit der Coulrophobie, also der Angst vor Clowns.
Ursachen einer Pediophobie
Die Angst vor Puppen hat eine lange Geschichte. Schon Sigmund Freud beschäftigte sich damit. Seiner Meinung nach hängt diese Angststörung mit der Furcht zusammen, dass die Figur zum Leben erwacht. Viele Psychoanalytiker und Psychiater gehen jedoch davon aus, dass die Menschen durch traumatische Erlebnisse eine Pediophobie entwickeln.
Zumeist findet die ursächliche Erfahrung in der frühen Kindheit statt. Durch negative Assoziationen oder eine klassische Konditionierung können sich die Angstgefühle verschlimmern. Vor allem sensible Kinder fühlen sich schnell verängstigt und entwickeln womöglich eine psychische Störung.
- Eine genetische Veranlagung kann die Gesundung erschweren
- eine sehr strenge oder besonders nachlässige Erziehung schwächt das Selbstbewusstsein
- belastende, unverarbeitete Erlebnisse beeinträchtigen das seelische Gleichgewicht
- Mobbing zermürbt die Kinder
- die Erwartungshaltung der Eltern macht es schwierig, eine eigene Meinung durchzusetzen
Puppenspiele? Puppen dienen häufig als Ersatzfiguren. Sie sollen die Kinder zur Identifikation einladen. Ohne eine positive Einstellung zu den Figuren ist dies jedoch nicht möglich und sollte auch nicht erzwungen werden – weder im Puppentheater noch im Kinderzimmer.
Pediophobie im Alltag
Laut Meinung der Experten tritt die Angst vor Puppen recht häufig auf. Dies fällt jedoch nicht auf, denn die Pediophobie lässt sich gut verheimlichen. Wer sich vor den Puppen fürchtet, meidet einfach den Kontakt. Für Erwachsene ohne Kinder ist das kein Problem, doch Eltern von kleinen Kindern und auch die Kinder selbst können sich kaum vor Begegnungen mit Puppenfiguren wehren.
Selbstbewusste Kinder sagen klipp und klar, dass sie keine Puppen mögen oder ein komisches Gefühl haben, wenn sie glauben, von den übertrieben großen Augen beobachtet zu werden. Empfindsame Kinder verkriechen sich jedoch, laufen weg oder weinen.
Erwachsene vermeiden es, Modegeschäfte mit Schaufensterpuppen aufzusuchen, und machen einen großen Bogen um Pappfiguren oder Roboter. Dies scheint eine einfache Lösung zu sein. Solche Umwege können sich jedoch negativ auf das Alltagsleben auswirken.
Zudem sehen die Psychologen solche Ausweichmanöver als Zeichen für die Angst vor Kontrollverlust an.
Wenn ein Kind beim Anblick einer Puppe erschrocken reagiert, muss das nicht gleich ein Zeichen für Pediophobie sein. Doch wenn sich solche Reaktionen häufen, ist ein behutsames Vorgehen wichtig. Die Eltern sollten einfühlsam auf die Ängste des Kindes eingehen.
Puppenangst erkennen
Bei Kindern sowie bei Erwachsenen ist die Pediophobie oft mit anderen Ängsten verbunden. Darum sind erfahrene Fachleute für die Diagnose zuständig. Diese basiert auf einem Fragenkatalog, der aufzeigt, wovor sich die Betroffenen fürchten. Schon vor dem Besuch beim Psychiater ist es sinnvoll, eine Liste der angstauslösenden Reize zu erstellen.
- Welche Puppen oder Spielfiguren lösen Angstgefühle aus
- Seit wann existiert die Angst?
- Welche anderen Ängste beeinflussen das Leben?
Mit den ehrlichen Antworten und möglichst vielen Informationen kann der Psychiater oder Psychoanalytiker eine genaue Diagnose der Angststörung stellen.
Anzeichen einer Puppenphobie
Die irrationale, übersteigerte Angst vor Puppen führt je nach Schweregrad zu mäßig starken Symptomen oder zu heftigen Panikattacken. Kinder laufen schreiend aus dem Zimmer, wenn eine Puppe im Fernsehen auftaucht. Erwachsene haben sich oft besser im Griff und sehen schnell weg. Neben diesen Vermeidungsstrategien treten bei Pediophobie die üblichen Angstsymptome auf.
- Schweißausbrüche
- Atemnot und Hyperventilieren
- Mundtrockenheit
- Orientierungslosigkeit
- schneller Herzschlag
- Verspannungen
- Magenschmerzen
Tipps gegen Angst vor Puppen
Abhängig von der Ursache und dem Ausmaß der Angst vor Puppen können vor allem entspannende Maßnahmen die Probleme lindern.
Mit mehr Achtsamkeit lernen schon Kinder, mit ihren Ängsten umzugehen. Lange, ruhige Atemzüge helfen gegen die typischen Angstsymptome und haben eine besänftigende Wirkung.
Auch meditative Techniken wie Yoga und autogenes Training wirken sich positiv auf die innere Balance aus. Ein gezieltes Kompetenztraining kann ebenfalls helfen, die Angst in den Griff zu bekommen.
Behandlung
Unverarbeitete Traumata sind für Kinder eine große Belastung. Wenn sich die Angst vor Puppen schon im Kindesalter entwickelt, erhöht sich das Risiko einer chronischen Angststörung.
Umso wichtiger ist es, dieser Störung frühzeitig etwas entgegenzusetzen. Oft ist dafür die professionelle Unterstützung eines Psychologen nötig.
Die meisten Psychotherapeuten empfehlen in einem solchen Fall die kognitive Verhaltenstherapie. Diese beinhaltet einerseits eine Gesprächstherapie mit Ursachenforschung und andererseits die systematische Desensibilisierung, also die allmähliche Exposition mit dem angstauslösenden Reiz. Abhängig von der Situation kann eine Hypnotherapie infrage kommen.
Bei Kindern findet die behutsame Konfrontation auf spielerische Art statt. Sie beginnt mit Büchern, Bildern oder Filmen von Puppen. Wenn die ängstlichen Kinder ihre Angstgefühle kontrollieren können, ist ein erster Schritt getan und es ist Zeit für die direkte Exposition mit Puppenfiguren.
Bei schweren Fällen empfehlen die Psychotherapeuten Medikamente, die jedoch keine Alternative zur individuellen Therapie sind. Die verschriebenen Arzneimittel sollen nur die Angstzustände lindern und die Psychotherapie begleiten.
Hilfe finden
Unser Selbsthilfe Ratgeber Artikel kann Ihnen helfen, Ihre Angst vor Puppen zu überwinden und Ihnen wertvolle Ratschläge zur Bewältigung Ihrer Ängste geben. Wir möchten Ihnen Mut machen, um eine Therapie bei einem Therapeuten in Erwägung zu ziehen, um Ihre Angst vor Puppen zu behandeln.
Unsere Ratschläge können dazu beitragen, die Angst vor einem Besuch beim Psychologen oder einer Therapie zu überwinden und den ersten Schritt in Richtung Heilung zu machen.
FAQ zur Puppenphobie
Die Pediophobie bezeichnet eine extreme Angst vor Puppen. Die Betroffenen fürchten sich nicht nur vor Puppenfiguren mit einem unnatürlichen Gesicht, sondern auch vor Robotern und Schaufensterfiguren.
Häufig beginnt die Phobie schon in der Kindheit und setzt sich später fort. Bei einigen Menschen setzt die Angststörung erst später ein. Dann ist zumeist ein bestimmtes Erlebnis der Auslöser. Je nachdem, wie die Familie damit umgeht, verschlimmert sich die Pediophobie oder lässt später wieder nach.
Ja, die Angst vor Puppen kann sich verschlimmern, wenn sie nicht behandelt wird und das Individuum immer wieder mit Puppen konfrontiert wird.
Personen mit Pediophobie empfinden ein starkes Unbehagen in der Nähe der Figuren. Sie zittern oder schwitzen, wenn plötzlich eine Puppe im Zimmer oder auch im Fernsehen auftaucht. Typische Angstsymptome sind Herzrasen und Atemnot.
Ja, einige Menschen haben Angst vor Porzellanpuppen, während andere Angst vor lebensechten Puppen haben.
Ja, die Angst vor Puppen kann auf ein traumatisches Ereignis zurückgeführt werden, das mit Puppen oder etwas Puppenähnlichem zusammenhängt.
Ja, es ist möglich, dass die Angst vor Puppen auf andere Gegenstände übertragen wird, die menschenähnlich aussehen.
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Quellen:
- Science explains why dolls are the creepiest – New York Post
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier