Angst vor Entscheidungen

Kairophobie: Die große Angst davor, Entscheidungen zu treffen

Viele Menschen haben Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, aber für manche kann das Zögern und Zweifeln zu einer regelrechten Angst vor Entscheidungen werden – Kairophobie genannt. Diese Angststörung kann das tägliche Leben beeinträchtigen und zu Einschränkungen führen.

In diesem Artikel erfahren Sie, wie die Angst vor Entscheidungen entsteht, welche Symptome auftreten können und was Sie tun können, um diese Angst zu überwinden. Wir geben Ihnen hilfreiche Tipps und Techniken, um mit Kairophobie umzugehen und wieder mehr Selbstvertrauen in Entscheidungssituationen zu gewinnen.

Übersicht:
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    Kairos – der Gott der Gelegenheit

    In der Antike galt Kairos als die Gottheit der richtigen Gelegenheit, bzw. des rechten Zeitpunkts. Dieser Gott wurde mit einer Locke an der Stirn und einem kahlen Hinterkopf dargestellt. Daher kommt der Spruch „Die Gelegenheit am Schopfe packen“: Wenn Kairos – die günstige Gelegenheit – vorbei ist, lässt sie sich nicht mehr zurückholen. In diesem Sinne bezeichnet die Kairophobie ein zögerliches Verhalten, das Entscheidungen vermeidet.

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    Auslöser der Entscheidungsangst

    Ursachen und Merkmale der Kairophobie

    Oft reduzieren die Psychologen die Kairophobie auf eine soziale Angst, die in bestimmten Situationen eine Entscheidung vermeidet. So bildet sich bei den Angstpatienten eine starke Vermeidungshaltung.

    In vielen Fällen sind intra-psychische Konflikte die Auslöser für das kairophobische Verhalten. Doch ein innerer Widerstreit der Gefühle ist von anderen Personen nicht zu erkennen.

    Die Betroffenen haben Probleme mit der äußeren Entscheidungssituation, weil sie innerlich alles kritisieren und kommentieren. Die Gedanken drehen sich weiter und können schnell in die Irre führen. Um sich vor der inneren Unruhe zu schützen, weichen die Phobiker Entscheidungen aus und überlassen es anderen, zu bestimmen.

    Rückzug um Entscheidungen zu vermeiden:

    Das Vermeiden von beängstigenden Situationen kostet die Angstpatienten viel Kraft, zudem ziehen sie sich immer mehr zurück. Die Entscheidungshemmung verschlimmert sich, bis es zur Handlungsblockade kommt.

    So gelangen die Betroffenen in einen Teufelskreis, in dem der eigene Antrieb immer schwächer wird. Denn Entscheidungen brauchen ein gewisses Training, sonst lässt die Entscheidungsfähigkeit nach.

    Aus Bequemlichkeit Entscheidungen vermeiden

    Wer aus Bequemlichkeit vor Entscheidungen zurückweicht, schiebt oft andere Gründe vor. Erst einmal abwarten, die weiteren Dinge beobachten, das kann in einer unübersichtlichen Lage durchaus sinnvoll sein. Wenn die Vermeidung jedoch chronisch wird, verwandeln sich die Betroffenen in Mitläufer. Wer lieber andere bestimmen lässt, sollte sich bewusst machen, dass er mit der Zeit die Kontrolle über sein Leben verliert.

    Kairophobie und Decidophobie

    Der Unterschied zwischen Kairophobie und Decidophobie ist nicht immer eindeutig zu erkennen. Die Kairophobie bezieht sich grundsätzlich auf die Angst davor, Entscheidungen zu treffen – damit beinhaltet sie auch die Angst vor falschen Entscheidungen. Die Decidophobie führt zu Angstsymptomen, wenn eine Entscheidung ansteht, beispielsweise zu Bauchschmerzen, Herzrasen und Zittern. Beide Phobien werden oft als Angst vor Entscheidungen bezeichnet.

    entscheidungsangst-alltag

    Wie Kairophobiker denken

    Gefühlschaos bei Angst vor Entscheidungen

    Eine schwerwiegende Entscheidung hat oft weitreichende Folgen und eine entsprechend große Tragweite. Das kann im Privat- und Berufsleben zu Angstgefühlen führen.

    Die Kairophobiker leiden unter Ängsten und einer gewissen Erwartungshaltung. Sie versuchen, Hoffnungen und Zweifel im Zaum zu halten. Durch die ängstlichen Gedanken fällt ihnen die Entscheidung besonders schwer.

    Das Problem hat mehrere Aspekte:
    Ziele, Konsequenzen und Prioritäten

    Wie fällt die Entscheidung aus? Wer sich zu viele Gedanken über die möglichen Folgen macht, wird dadurch oft noch unsicherer. Auch die eigenen Prioritäten erschweren das Vorankommen. So verlieren die Angstpatienten ihr Ziel aus den Augen und wissen nicht mehr, was sie tun sollen.

    Kairophobie im täglichen Leben

    Die Angst löst eine starke Unentschlossenheit aus. Das wirkt sich negativ auf persönliche Entscheidungen und auch auf die berufliche Entwicklung aus.

    In vielen Berufen ist schnelles Handeln gefragt, während Verzögerungstaktiken zu Problemen führen.

    Das ständige Zögern lässt die Betroffenen schwach wirken, dadurch werden sie weniger respektiert. Dies verursacht womöglich Minderwertigkeitskomplexe.

    Vermeintliche Entscheidungshilfen

    Wer mit Entscheidungsangst kämpft, sucht oft nach mentalen Stützen. Einige Menschen vertrauen auf die Astrologie oder andere esoterische Hilfsmittel. Kartenlegen, der Blick in die Glaskugel – so etwas kann zielführend sein, wenn die Betroffenen daran glauben.

    Im Grunde geht es jedoch darum, dass sie sich selbst mehr vertrauen. Daran zeigt sich, dass es oft mehr auf das Handeln ankommt als auf die Entscheidung.

    Entscheidungsschwierigkeiten

    Anzeichen der Entscheidungsangst

    Wie macht sich die Angst vor Entscheidungen bemerkbar?

    Die Angst vor Entscheidungen kann sich auf verschiedene Weise bemerkbar machen. Auffällig ist natürlich die übermäßige Sorge, Nervosität und das ewige Herauszögern der Entscheidung

    Übermäßige Sorge darüber, ob man die richtige Entscheidung trifft:

    Menschen mit Kairophobie können sich sehr besorgt darüber machen, dass sie eine falsche Entscheidung treffen und sich in Zukunft Vorwürfe machen werden.

    Zweifel und Unsicherheit bei der Beurteilung von Möglichkeiten:

    Manche Menschen haben Schwierigkeiten, Optionen zu bewerten und entscheiden sich am Ende nicht für eine bestimmte Option, da sie sich unsicher darüber sind, welche die beste ist.

    Vermeidung von Entscheidungssituationen:

    Es werden Situationen vermeiden, in denen sie Entscheidungen treffen müssen, da sie Angst vor den Folgen ihrer Entscheidung haben.

    Zögern und Aufschieben von Entscheidungen:

    Entscheidungen werden vor sich hergeschoben und es wird deutlich mehr Zeit benötigt, um Entscheidungen zu treffen.

    Alltäglichen Dinge:

    Es können sogar Schwierigkeiten auftreten, Entscheidungen bei alltäglichen Dingen wie der Wahl des Abendessens oder der Kleidung zu treffen.

    Unfähigkeit, klare Prioritäten zu setzen:

    Es kann zu Schwierigkeiten kommen, zu entscheiden, was ihnen am wichtigsten ist, und setzen deshalb keine klaren Prioritäten.

    Zu viel Druck, um die "perfekte" Entscheidung zu treffen:

    Viele Betroffene wollen unbedingt die perfekte Entscheidung treffen und setzen sich selbst deshalb unter großen Druck.

    Informationsmangel:

    Es herrscht ständig das Gefühl noch nicht genug Informationen zu haben um eine klare Entscheidung zu treffen. Somit wird ständig mehr Zeit mit der Recherche aufgebracht.

    Angst vor Konsequenzen:

    Es besteht meist eine große Angst vor den Konsequenzen ihrer Entscheidungen und es wird befürchtet, dass sie Fehler große Auswirkungen haben können.

    Körperliche Symptome

    Wie sich die Entscheidungsphobie auf den Körper überträgt:

    Bei der Kairophobie und Decidophobie kommt es vor Entscheidungen nicht nur zu inneren Gedankenstürmen, sondern auch zu körperlichen Symptomen:

    Schon bei unwichtigen und alltäglichen, kleinen Entscheidungen können diese Symptome auftreten. Der Einkauf wird damit ebenso zum Problem wie die Urlaubsplanung.

    Größere Entscheidungen im Job verursachen noch mehr innere Aufregung, sodass es zu einer regelrechten Panikattacke kommen kann. 

    Folgen der Entscheidungsangst

    Wozu führt die Angst vor Entscheidungen?

    Wer in der Spirale hängen bleibt und sich weiterhin nicht entscheiden kann, der kann auch mit den Folgen der Entscheidungangst zu kämpfen haben. Diese Folgen müssen nicht eintreten, werden aber immer öfter beobachtet. Dazu gehört der Drang zum Perfektionismus, ein Kontrollzwang, ein Ordnungszwang oder auch die Angst vor Neuem und moderner Technik. 

    Geringes Selbstwertgefühl:

    Es kann sich ein geringes Selbstwertgefühl entwickeln, was dazu führen kann, dass sie sich unsicher über ihre Fähigkeit fühlen, die richtige Entscheidung zu treffen.

    Angst vor Ablehnung:

    Es kann eine Angst davor entstehen, von anderen abgelehnt zu werden, wenn sie eine falsche Entscheidung treffen.

    Perfektionismus:

    Menschen mit einer ausgeprägten Kairophobie können eine Tendenz zum Perfektionismus haben, was dazu führt, dass sie sich unter Druck setzen, eine perfekte Entscheidung zu treffen.

    Kontrollzwang:

    Auch ein Kontrollzwang kann durch die Entscheidungsangst entstehen, wodurch befürchtet wird, dass sie die Kontrolle über eine Situation verlieren werden, wenn sie eine Entscheidung treffen.

    Angst vor Veränderungen:

    Häufig entsteht eine Angst vor Veränderung, da dies erneut zu einer Entscheidung führen könnte.

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    Tipps für Entscheidungen

    Wie man die Angst vor Entscheidungen überwinden kann...

    Wenn eine Entscheidung für ein ernsthaftes Problem ansteht, hilft es nicht, diese aufzuschieben. Besser ist es, das Problem zu zerlegen. Dies dient der Stressreduktion und hilft, Schritt für Schritt vorzugehen.

    Im nachfolgenden geben wir hilfreiche Tipps um die Ängste zu überwinden.

    Prokrastination ist keine Entscheidung

    Das ständige Aufschieben von Entscheidungen bringt niemanden weiter. Im Gegenteil, oft wächst das Problem dadurch noch an. Zudem erhöht sich der Druck, darum ist es besser, die Dinge frühzeitig zu entscheiden und das Ergebnis zu akzeptieren. Die Akzeptanz der eigenen Entscheidung ist ohnehin ein wichtiger Aspekt. Sie gibt den Betroffenen eine gewisse Sicherheit und schützt sie vor der Angst, etwas falsch zu machen.

    Angst Alternativen zu verpassen:

    Auch die Angst vor Entscheidungen lässt sich in Einzelteile zerlegen. Bei dieser Sichtweise wird deutlich, dass es nicht die Entscheidung ist, die Angst auslöst, sondern die möglichen Folgen – oder die verpassten Alternativen.

    Eine andere Perspektive hilft dabei, die Entscheidungen leichter zu nehmen. Auch wenn die Sache an sich dringend und wichtig ist, lässt sie sich durch einen neuen Standpunkt oder einen gedanklichen Trick relativieren.

    10-10-10-Methode

    Die 10-10-10-Methode ist eine Möglichkeit: Welche Relevanz hat die Entscheidung in zehn Minuten, in zehn Monaten und in zehn Jahren?

    Angst hinterfragen

    Eine weitere Technik zielt darauf ab, die Angst zu hinterfragen. Was löst die Angstsymptome aus? Die nicht vorhersehbare Zukunft oder nur die Angst vor Verantwortung?

    Prioritäten setzen

    Wer die Wichtigkeit einer Entscheidung definieren möchte, sollte seine Ziele aufschreiben und einen Plan erstellen. So lassen sich die Prioritäten feststellen und vorantreiben. Nicht immer passt die erstbeste Entscheidung zu den eigenen Wünschen oder zu den aktuellen Plänen. Dann kann ein Aufschub der Entscheidung sinnvoll sein.

    Entspannungstechniken

    Um Entscheidungen möglichst entspannt anzugehen, bieten sich Mantras, Konzentrationstechniken und Achtsamkeitsübungen an. Dadurch wird der Kopf frei und die vielen Ideen und Angstgedanken verschwinden.

    Sich einen Moment Zeit nehmen, zur Ruhe kommen – das erleichtert kleine und größere Entscheidungen.

    In alltäglichen Entscheidungssituationen helfen Atemtechniken, bei wichtigen Entscheidungen empfiehlt es sich, darüber zu schlafen oder einen kleinen Urlaub zu machen.

    Therapie-Ansätze

    Viele Angstpatienten schaffen es nicht, das Vertrauen in sich selbst zu stärken und entspannter mit Entscheidungen umzugehen. In solchen Fällen helfen spezialisierte Therapeuten, die Angststörung zu bewältigen. Grundsätzlich lässt sich die Kairophobie recht gut behandeln.

    Die Psychotherapie bietet mehrere Möglichkeiten. Unter anderem hat sich die Gesprächs- und Verhaltenstherapie als sehr wirksam erwiesen. Eine Hypnosetherapie kann alte Glaubenssätze auflösen, bestehende Konflikte analysieren und damit neuen Freiraum schaffen, um positive Denkmuster aufzubauen.

    Im Rahmen einer Therapie lässt sich außerdem die Selbstorganisation verbessern. Auch Workshops für Persönlichkeitsentwicklung bieten solche Kursinhalte an.

    Hilfe finden

    Wenn Sie unter der Angst vor Entscheidungen leiden und sich deshalb vor einem Therapeutenbesuch fürchten, können wir Ihnen helfen, Ihre Angst zu überwinden.

    Unser Selbsthilfe Ratgeber Artikel bietet Ihnen hilfreiche Tipps zur Überwindung von Schamgefühlen und der Angst vor Therapeuten oder Psychologen. Wir verstehen, dass die Entscheidung, einen Therapeuten aufzusuchen, eine große Herausforderung sein kann.

    Unsere Tipps können Ihnen helfen, die Angst zu überwinden und den ersten Schritt zu machen, um die Unterstützung zu bekommen, die Sie benötigen.

    FAQ zur Kairophobie

    Häufige Fragen und Antworten zur Angst vor Entscheidungen

    In der Psychologie bezieht sich der Begriff Kairophobie auf die Angst, eine Entscheidung zu treffen. Die richtige Entscheidung im richtigen Moment scheint ein unerreichbares Ideal zu sein. Aus dieser Situationsangst heraus können die Betroffenen in Panik geraten.

    Wer unter Kairophobie leidet, kann in schwierigen Situationen in Schockstarre verfallen. Die Phobiker entscheiden sich womöglich gar nicht und lassen den Zufall oder andere Personen entscheiden. So entsteht aus den Entscheidungsschwierigkeiten eine Blockade, die zur Passivität führt.

    Gegen die Angst vor Entscheidungen helfen Gedankenübungen und Entspannungstechniken. Abhängig von Schweregrad empfiehlt sich eine Verhaltenstherapie oder auch eine Hypnose-Therapie.

    Übersicht:
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      Quellen:

      1. Wie kann ich meine Angst überwinden? – psychologie-einfach.de

      Inhalt wurde verfasst von: Julia Dernbach – Medizinisch überprüft von: Thomas Hofmann

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