Angst vor Pferden überwinden
Das Pferd ist ein großes und kraftvolles Tier, wodurch es bei Kindern und auch Erwachsenen Angst auslösen kann. Wer wenig mit Pferden zu tun hat, kann sich von der Größe bedroht fühlen. Doch auch wer bereits Erfahrungen mit Pferden gemacht hat, kann noch immer Angst vorm Reiten empfinden.
Die sogenannte Equinophobie (Angst vor Pferden) kann durch ein Gefühl von Unterlegenheit und Unsicherheit entstehen. Oft ist auch ein Sturz vom Pferd oder ein aggressives Pferd, der Auslöser für die Angst. Unbewusst kann es uns die Freude nehmen, die unsere Pferde uns sonst bereiten.
Wir berichten woher die Angst kommt, wann sie sich zeigt und welche Tipps dabei helfen, die Angst zu überwinden. In besonders starken Fällen erklären wir auch wie eine professionelle Therapie die Angst reduzieren kann.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 4. Juli 2023
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Pferdeangst in Kürze erklärt
Die Equinophobie, die Angst vor Pferden, kann aus verschiedenen Gründen entstehen, darunter negative Erfahrungen wie Stürze oder aggressives Verhalten von Pferden.
Sie kann sowohl körperliche Symptome wie Herzrasen und Schweißausbrüche auslösen, als auch Vermeidungsverhalten, etwa das Fernhalten von Pferden.
Es gibt jedoch verschiedene Strategien zur Bewältigung dieser Angst, einschließlich spezieller Reitkurse, offener Kommunikation und dem Verständnis des Pferdeverhaltens. In schweren Fällen kann auch eine professionelle Therapie nützlich sein.
Bedenken und Lösungen
Bedenken | Lösungen |
---|---|
Angst vor einem Sturz vom Pferd | Spezielle Reitkurse zur Verbesserung des Selbstvertrauens und der Fähigkeiten |
Angst vor einem unkontrollierten Pferd | Erlernen des Verhaltens und der Natur des Pferdes |
Fürchtet den Kontakt mit Pferden | Allmähliche Annäherung und Kontakt mit Pferden durch geführte Aktivitäten |
Nervosität und körperliche Symptome in der Nähe von Pferden | Entspannungsübungen und Techniken zur Stressbewältigung |
Scheut die Interaktion mit Pferden in der Öffentlichkeit | Offene Kommunikation über die Ängste mit vertrauenswürdigen Personen |
Auslöser der Angst vor Pferden
Oft sind es negative Erlebnisse, die die Angst vor Pferden auslösen. Ein Sturz, bei dem sich der Reiter verletzt, kann zum Trauma werden. Auch ein Biss oder Tritt vom Pferd verursacht Angstgefühle.
- Kinder sowie Erwachsene scheuen oft aus Angst vor einem Sturz davor zurück, auf einem Pony oder Pferd zu reiten.
In einigen Familien scheint sich die Angst vor bestimmten Tieren von einer Person zur nächsten zu übertragen. Das geschieht oft unbewusst. Es reicht aus, wenn die Eltern vor den Pferden leicht zurückzucken: Empfindsame Kinder spüren das und halten automatisch mehr Abstand.
Da Pferde Fluchttiere sind, kann es selbst bei sehr gut erzogenen Pferden passieren, dass sie schreckhaft reagieren und ihren Reiter abwerfen. Somit kann auch ein gezähmtes Reitpferd schreckhaft reagieren und seinen Reiter abwerfen.
Unfälle mit dramatischen Verletzungen werden von den Medien veröffentlicht – dass viele Stürze keine schlimmen Folgen haben, bleibt hingegen unerwähnt. Wer ohnehin schon ängstlich und vorsichtig ist, bei dem verstärkt sich die Zurückhaltung noch.
Angst vorm Reiten
Einige Menschen sehen Reiten als entspannendes Hobby an, das ihnen die Natur näher bringt. Sie absolvieren oft oberflächliche Reitstunden und lernen das Pferd nicht richtig kennen. Dadurch fällt es ihnen schwer, das Tier richtig einzuschätzen.
Das wiederum erhöht die Gefahr von Schrecksituationen: Das Pferd spürt die Unsicherheit und geht daher schneller durch, da es dadurch selbst unsicherer wird. In einem solchen Fall wächst die Angst vor einem Sturz oder davor, dass das Pferd unkontrolliert davon rennt / oder davon galoppiert.
Manchmal liegt die Unstimmigkeit auch an dem fehlenden Vertrauen: Auf einem anderen Pferd fühlen sich die Reiter wohler.
Angst dass das Pferd durchgeht?
Ein durchgehendes Pferd ist ein Zeichen für totalen Kontrollverlust. Um damit umzugehen, brauchen die Reiter die nötige Erfahrung. Unsichere und ängstliche Reiter verkrampfen jedoch schnell und beginnen womöglich zu schreien, wodurch sich die Lage noch verschlimmert. Mit einem intensiven Reittraining und viel Kontakt zum Pferd gelingt es, auch in schwierigen Situationen ruhig zu bleiben. Die Angst dass das Pferd durchgehen könnte, kann also reduziert werden.
Angst vor Pferden und verwandte Angststörungen
Bei Kindern geht die Angst vor Pferden oft mit weiteren Phobien einher, beispielsweise mit der Angst vor Mobbing, wenn andere Kinder im Reitkurs über sie lästern. Zudem ist da die Angst vor dem Unbekannten oder vor Kontrollverlust, unter der auch Erwachsene leiden.
Anzeichen für die Angst vor Pferden
Kontakt zum Pferd wird reduziert
Wenn eine Person eine starke Angst vor Pferden hat, kann sie das Hobby des Reitens oder der Pferdepflege komplett vermeiden und sich von Pferden fernhalten. Ziel der Betroffenen Personen ist es, das Risiko zu minimieren, um Angstsituationen zu vermeiden. Dadurch kann es auch zur Vernachlässigung des Tieres kommen.
Nur in Gruppen:
Es wird häufig beobachtet, dass Personen, die Angst vor Pferden haben, nur noch in Gruppen oder in Begleitung einer Vertrauensperson zum Pferd gehen und nur noch gemeinsam ausreiten. Dies ist zwar anfangs nützlich und kann auch dabei helfen, die Angst zu reduzieren, aber langfristig sollten sie auch in der Lage sein, solche Situationen alleine zu bewältigen.
Körperliche Symptome:
- Nervosität
- Erhöhter Puls (Herzrasen)
- Stockender oder beschleunigter Atem
- Schweißausbruch
- Zittern
- Ohnmachtsgefühl
- Hysterische Reaktion (Weinen, Schreien)
Bei ängstlichen Kindern, die von ihren Eltern zum Reiten gezwungen werden, können psychosomatische Symptome wie Übelkeit und Bauchschmerzen hinzukommen. Hier ist es wichtig, frühzeitig zu handeln. Entweder braucht das Kind ein anderes Pferd oder ein individuelles Training, oder es hat einfach nicht die richtige Einstellung zum Reiten und ein anderes Hobby ist besser geeignet.
Tipps gegen Angst vor Pferden
Ob die Angst vor Pferden durch eine traumatische Erfahrung ausgelöst wird oder durch eine übervorsichtige Erziehung: Sie lässt sich überwinden.
Reitschule gegen Angst vor Pferden
Einige Reitschulen bieten spezielle Kurse an, um mehr Vertrauen aufzubauen. Diese Kurse beinhalten beispielsweise ein gezieltes Muskeltraining und die allmähliche Heranführung an das Pferd. Mit der richtigen Haltung und der nötigen Geduld wird das Vertrauen stärker. Die Betroffenen werden nicht zum Reiten überredet, sondern vorsichtig an die Nähe zum Tier gewöhnt. Teilweise kann ein solcher Kurs ein halbes Jahr oder länger dauern. Auch einzelne Reittrainer und Pferde-Coaches bieten solch einen Service an.
Sturz vom Pferd überwinden
Wichtig ist, dass gestürzte Reiter keine negativen Gefühle entwickeln, denn Angst und Wut können zu übertriebenen Aggressionen führen. Darum sollten sich die Betroffenen im Detail mit dem Wesen der Pferde auseinandersetzen, wenn sie Reiten zu ihrem Hobby machen. Nach einem Sturz wieder aufsteigen – das ist ein gutes Beispiel für die Konfrontationstherapie. Wenn das nicht funktioniert, gibt es andere Möglichkeiten, die Angst vor Pferden zu überwinden. Vor allem junge Reiter halten sich nach einer schlechten Erfahrung lieber zurück. Doch die Mitarbeit im Stall hilft gegen die ängstliche Haltung und sorgt dafür, dass die Nähe zum Pferd erhalten bleibt.
Offene Kommunikation
Wer die aufkommende Angst unterdrückt und nicht darüber redet, blockiert seine Gefühle. Ein Pferd spürt jedoch, dass etwas nicht stimmt, und reagiert darauf mit Unsicherheit bzw. erhöhte Schreckhaftigkeit. Besser ist es, mit dem Reitlehrer oder einer anderen Vertrauensperson zu sprechen. Denn Angst lässt sich nicht komplett verdrängen. Im Gespräch lässt sich vielleicht eine Lösung finden: ein anderes Reitpferd, eine Trainingspause oder neue Übungen.
Verhalten vom Pferd verstehen
Für mehr Vertrauen in sich selbst und zum Pferd ist es wichtig, die Situation zu verstehen und die Reaktionen des Pferdes nachzuvollziehen. Im Allgemeinen gibt es einen guten Grund dafür, dass ein Pferd unruhig wird oder scheut. Zu einem intensiven Pferdetraining gehört deshalb nicht nur der sichere Sitz im Sattel, sondern auch das Verständnis für die Natur. Außerdem sollte der Reiter wissen, wie er sich in bestimmten Situationen am besten verhält.
Mit dem Pferd sprechen
Unerfahrenen Reitern kommt es manchmal so vor, als ob Pferde trotzig oder aggressiv sind. Doch meistens gibt es andere Gründe dafür, dass die Tiere ihren Kopf schütteln oder mit den Hufen aufstampfen. Sanftes Zureden hilft oft, die Pferde zu beruhigen. Mit der nötigen Geduld erfahren auch ängstliche Reiter, wie sie sich richtig verhalten. So lässt die ursprüngliche Angst während des Trainings nach.
Pferd nicht als Gefahr ansehen
Vor allem sollten sich die Angstpatienten klarmachen, dass Pferde keinesfalls eine Bedrohung für Menschen sind. Im Gegenteil: Pferde gelten als zuverlässige Tiere und mit Entstehung des Vertrauens auch als dankbare Freunde.
Professionelle Hilfe
Neben speziellen Kursen zur Angstüberwindung, die von den Reitschulen angeboten werden, kann auch eine kognitive Verhaltenstherapie beim Therapeuten ratsam sein.
Je nach Schweregrad der Angststörung brauchen die Betroffenen möglicherweise eine Trauma-Therapie. In einer solchen Therapie ersetzen positive Glaubenssätze den Selbstzweifel und die oft unbewusste Schuldzuweisung an das Pferd oder den Reitlehrer.
Wer mittels einer Verhaltenstherapie die Ängste überwinden möchte, kann sich über die Suche auf Google einen passenden Therapeuten in der Nähe suchen.
Wer Angst vor dem persönlichen Kontakt aufgrund einer Arztphobie oder Schamgefühlen hat, kann den Therapeut auch nach einer Online Beratung fragen. Manche Therapeuten bieten auch Online Sitzungen an, hierfür ist ein Blick auf die Website des Psychologen nützlich.
FAQ zur Angst vor Pferden
Die Angst vor Pferden kann unterschiedliche Gründe und Auslöser haben. Teilweise ist es die kraftvolle Erscheinung und Überlegenheit eines muskulären Tieres. Anderseits kann auch eine schlechte Erfahrung der Auslöser sein, dies ist beispielsweise der Fall wenn ein Pferd in der Vergangenheit durchgegangen ist oder allgemein eine aggressives Verhalten aufweist. Auch die Angst vor einem Kontrollverlust kann ein Grund für die Equinophobie sein.
Im normalen Leben ist es nicht schwierig, den Kontakt zu Pferden zu vermeiden. Wer sich jedoch fürs Reiten interessiert und aufgrund eines Unfalls Angst hat, möchte diese negativen Gefühle bekämpfen. Das funktioniert mit psychologischen Tricks, Entspannungstechniken und speziellen Reitübungen. Auch ein Reittrainer kann die Angst vor Pferden reduzieren.
In der Therapie helfen andere Ansätze: Es heißt, wenn ein Reiter vom Pferd fällt, soll er sofort wieder in den Sattel steigen, um aus dem Sturz kein Drama zu machen – und um den Schreck zu überwinden. Dieser Tipp entspricht der Konfrontationstherapie, die gegen Ängste helfen soll.
Ja, Pferdeangst kann durch Erfahrung überwunden werden, indem man Zeit mit Pferden verbringt und sich an ihre Gegenwart gewöhnt. Dies erfordert jedoch Geduld.
Das Pferd spürt die Angst des Reiters: Ein Pferd nimmt jede Bewegung seines Reiters wahr und erkennt, ob dieser Angst hat. Ein Zittern in den Beinen, eine weinerliche Stimme, solche Zeichen weisen auf fehlendes Vertrauen zwischen Mensch und Tier hin. Einige Pferde reagieren sanftmütig darauf, andere nutzen die Schwäche des Reiters aus und übernehmen selbst das Kommando.
In einigen Fällen kann Pferdeangst von alleine verschwinden, wenn man lange genug Zeit in der Nähe von Pferden verbringt und sich an sie gewöhnt. Allerdings ist es in den meisten Fällen ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
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Quellen:
- Ease Your Anxious Horse: Tips to Handle Horse Anxiety – equisearch.com
- Equinophobia – Wikipedia
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier